DISS-Journal 26: Wahrheit, welche Wahrheit?

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Die Ausgabe 26 des DISS-Journals ist am 19.11.2013 erschienen und hier als PDF-Datei abrufbar. Die Bundestagswahl ist seit einiger Zeit vorbei, eine neue Regierung gibt es noch nicht. Dafür aber eine neue Partei, die nur knapp den Einzug ins Parlament verfehlt hat. Dieses DISS-Journal wirft einen Blick auf europafeindliche und rechtspopulistische Organisierungsversuche, auf rassistische Stimmungen in Duisburg sowie auf kommunale Handlungsansätze gegen Rechts. Wir weisen außerdem darauf hin, dass die zeithistorische Forschung einen größeren Beitrag zur Erforschung der extremen Rechten leisten könnte. Der DISS-Journal-Schwerpunkt „Demokratie und/oder Kapitalismus?“ beschäftigt sich mit der Vertrauenskrise der repräsentativen Demokratie im Hinblick auf die aktuellen demokratietheoretischen Debatten im Spannungsfeld zwischen autoritären und scheinbar liberalen Politikansätzen. Der Frage nach den Gestaltungsspielräumen einer Demokratisierung stellen sich die Beiträge zum neoliberalen Charakter, zum Paradox der Zeitoptimierung und zum Neoliberalismus. Dass es…

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Demokratie und/oder Kapitalismus?

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Zur Diskussion gestellt von der AG Demokratie des DISS, veröffentlicht im DISS-Journal 26 (2013) Mit den folgenden Thesen hat sich auf dem 2. DISS-Tag die neue AG Demokratie vor- und zur Diskussion gestellt. Dabei gingen die Referenten von den folgenden Fragestellungen aus: Repräsentative Demokratie in der Vertrauenskrise als grundsätzliches Problem  der repräsentativen Demokratie, oder besteht hier nur ein Reformbedarf? Gibt es eine Demokratie ohne Kapitalismus? Oder ist eine Perspektive „Demokratie“ ohne Kapitalismus realistisch, und welche Wirtschaftsform wäre dem angemessen? Oder muss das Verhältnis beider neu verhandelt werden? Lässt sich die Nation, die bisher an die Demokratie gebunden war, durch erweiterte Identitäten als Träger wirkungsvoller Demokratien in Zeiten der Globalisierung  ersetzen, und was wären diese? Oder bleibt die Nation der unumgängliche Träger demokratischer Strukturen? Zum Verhältnis von Wissenschaft und Soziale Bewegungen und Politische Arbeit…

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Projekt „Spurensuche“

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Zur Verfolgungsgeschichte von Sinti und Roma in der Region NRW Von Martin Dietzsch, veröffentlicht im DISS-Journal 26 (2013) Die Tatsache, dass in der NS-Zeit ein Völkermord an Sinti und Roma stattgefunden hat, dringt erst seit wenigen Jahren allmählich in das Bewußtsein der Öffentlichkeit. Symbolisch steht für diesen Bewusstseinswandel das zentrale Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas, das in Berlin Ende 2012 eingeweiht wurde. Im Bereich der politischen Bildung gibt es erste Versuche, auch diese Opfergruppe in die Erinnerungsarbeit einzubeziehen. Tagesaktuelle Brisanz hat das Thema angesichts des massiven und bedrohlichen Wiederaufkommens antiziganistischer Klischees, Vorurteile und Praxen in Bezug auf die Einwanderung von Bürgerinnen und Bürgern aus Südosteuropa, deren Armut mit ihrer vermeintlichen ethnischen Zugehörigkeit zu den Roma gerechtfertigt wird. Im Rahmen des Projekts „Spurensuche“ möchten wir Pädagoginnen und Pädagogen unterstützen,…

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Schlechte Parrhesia

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Der rechte Philosoph und die Wahrheit Ein kurze Betrachtung von Siegfried Jäger, veröffentlicht im DISS-Journal 26 (2013) Wagt es dagegen einer von den ‚Bürgern‘, also einer von denen, die ‚drin‘ sind, sich gegen die ‚Versammlung‘ zu stellen, indem er sie mit anderen Wahrheiten konfrontiert, endet er wie Eva Hermann oder Thilo Sarrazin.“ (Sezession 35, S. 16) So der rechte ‚Philosoph‘, der vorgibt, Foucault gelesen und verstanden zu haben. Foucault aber war da etwas vorsichtiger und meinte, dass „ein philosophischer Diskurs […] niemals die Frage nach der Wahrheit stellt, ohne zugleich  nach den Bedingungen dieses Wahrsprechens zu fragen und zwar entweder (im Hinblick auf) die ethische Differenzierung, die dem Individuum den Zugang zu dieser Wahrheit eröffnet, (oder im Hinblick auf) die politischen Strukturen, innerhalb deren dieses Wahrsprechen das Recht, die Freiheit und die Pflicht…

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Mogelpackung „Deutsche Sprachwelt…

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... Die Plattform für alle, die Sprache lieben“ Von Siegfried Jäger, veröffentlicht im DISS-Journal 26 (2013) Diese Zeitung für Sprachpflege hat 80.000 Leser und offenbar keine Leser­innen. Sie kämpft gegen Anglismen (denglisch) und Politische Korrektheit (political correctness). Sie möchte, dass „Zigeuner“ wieder Zigeuner heißen und „Neger“ wieder Neger. Sie beklagt den Niedergang der deutschen Sprache in den Wissenschaften. Und spätestens dann wird man stutzig und recherchiert ein bisschen. Sie hat einen Schriftleiter. Der heißt Thomas Paulwitz. Und der schreibt ständig auch Sprachkolumnen in der neurechten Wochenschrift „Junge Freiheit“ und der Zeitschrift „Sezession“, die vom Institut für Staatspolitik herausgegeben wird. Dort ein wenig völkischer. Und das erinnert an solche deutschen Sprachpfleger wie Leo Weisgerber, der jahrzehntelang nach 1945 auch die bundesdeutsche Sprachwissenschaft beherrschte. Und der war als Sonderführer der Propagandaabteilung Mitarbeiter des Nazipropagandaministers Goebbels…

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Wer schreibt die Geschichte des Rechtsextremismus?

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Von Robin Heun, veröffentlicht im DISS-Journal 26 (2013) Wenn man sich mit der Forschungsliteratur zur Geschichte und Analyse des deutschen Rechtsextremismus beschäftigt, wird deutlich, dass sich WissenschaftlerInnen verschiedenster Disziplinen mit diesem Themenkomplex beschäftigen. PolitologInnen analysieren in der Regel den parteiförmig organisierten Rechtsextremismus, SoziologInnen beschäftigen sich häufig mit Theorien zur Entstehung von Rechtsextremismus, PädagogInnen beschäftigen sich zumeist mit Präventions- und Interventionsmöglichkeiten und JuristInnen beschäftigen sich z.B. mit Partei- und Vereinsverboten, Fragen der Versammlungsfreiheit sowie mit strafrechtlich relevanten Handlungen von RechtsextremistInnen. Fragt man explizit nach der Geschichte des deutschen Nachkriegsrechtsextremismus, so wird man feststellen, dass sich HistorikerInnen bisher nur in wenigen Ausnahmefällen mit dieser Frage  beschäftigt haben. Durchsucht man zum Beispiel die Inhaltsverzeichnisse der Vierteljahrhefte für Zeitgeschichte (Jahrgänge 1 [1953] – 60 [2012]) mit Suchbegriffen wie Rechtsextrem/ismus, Rechtsradikal/ismus oder Neofaschismus, so findet man lediglich vier…

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Im Dienst der neoliberalistischen Gouvernementalität

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Eine Rezension von Siegfried Jäger, veröffentlicht im DISS-Journal 26 (2013) Dieses Buch, eine Dissertation an der Universität Basel, will viel und erreicht auch viel. Es ist – auf den ersten Blick - eine Wissenschaftskritik, die sich die gesamte Soziologie zum Gegenstand macht und zudem die aktuelle neoliberale Sozialpolitik und ihre politische Rhetorik. Aktuelle Soziologie ist demnach in Wirklichkeit nur para, das heißt: sie liegt völlig daneben, verfehlt ihren Gegenstand: die moderne Gesellschaft. Sie stützt sich dabei auf einige Erzväter, die nichts anderes sind als Gesundbeter des Denksystems des Neoliberalismus und sich vor jeglicher Kritik des Kapitalismus drücken. ((Mayerhauser orientiert sich mit dem Begriff des Liberalistischen an Adorno, Minima Moralia, um das missverständliche „liberal“ zu dekonstruieren.)) Sie sind daher auch Neoliberalisten, die - grob gesagt – nichts anderes im Sinn haben, als den Kapitalismus…

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Die ‚lokale’ Macht des Neoliberalismus

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Versuch einer dispositivanalytischen Betrachtung Von Anton Meier, veröffentlicht im DISS-Journal 26 (2013) Die Frage nach Gestaltungsräumen einer Demokratisierung geht immer mit der Frage einher, welche Widerstände einem solchen Projekt begegnen. Es geht also nicht nur um den Raum von Möglichkeiten, sondern zugleich um Grenzen, die überschritten oder zumindest verschoben werden müssen. Diese Grenzen betreffen vielfältige Bereiche des Lebens. Sie tauchen in unterschiedlichen – sprachlich diskursiven und nicht-sprachlich diskursiven –Praktiken auf. Immer sind sie dabei Teil eines Gesamtdiskurses, der wiederum in einen Zusammenhang von heterogenen Elementen eingebettet ist, die in bestimmten Verhältnissen zueinander stehen und in denen sich Wissen in unterschiedlichen Formen zur Geltung bringt. Die Verbindung zwischen diesen Elementen lässt sich als Dispositiv auffassen. Mit Blick auf Macht- und Herrschaftsbedingungen, die sich in den aktuellen kapitalistischen Verhältnissen entfalten, lässt sich von einem neoliberalen…

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„Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“

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Das Paradox der Zeitoptimierung Von Niels Brockmeyer, veröffentlicht im DISS-Journal 26 (2013) Burnout ist eine in der heutigen Zeit weitverbreitete Diagnose, die auf die Erschöpfung des Menschen durch Zeit- und Leistungsdruck verweist. Ursächlich für diese Diagnose ist offenbar eine „Verdichtung und damit Steigerung der Handlungsepisoden pro Zeiteinheit“ (Rosa 2012, 194). Für Michel Foucault ist die Verdichtung von Zeiteinheiten eine Konsequenz der Handlungsweise, die „aus der Zeit immer noch mehr verfügbare Augenblicke und aus jedem Augenblick immer noch mehr nutzbare Kräfte herauszuholen“ (1994, 198) versucht. Diese Vorgehensweise sei typisch für ein von einer ökonomischen Logik geprägtes Zeitverständnis, bei dem es sich nach Foucault „um die Herstellung einer vollständig nutzbaren Zeit“ handelt (ebd., 193). Aufgrund der gesellschaftlichen Dominanz der Zeitökonomie ist das Subjekt gegenwärtig dieser Zeitlogik in äußerst extremer Weise ausgesetzt. Interessant ist, dass sich…

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Der neoliberale Charakter

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Ein Kommentar von Urich Brieler, veröffentlicht im DISS-Journal 26 (2013) Die herrschaftliche Anforderung an das zeitgenössische Subjekt ist unüberhörbar: „Was tun“ ist das Gebot der Epoche. Dieser Aktivitätsappell erzeugt eine ameisenhafte Betriebsamkeit – und eine elefantöse Müdigkeit. Denn unter dem Imperativ der fortwährenden Hyperaktivität hat sich längst ein Mit-dem-Strom-schwimmen eingestellt. Der Akteur wird zum braven Mitspieler, der untertänigst die Pflichtlektionen erledigt, die man ihm abverlangt. Doch der neoliberalen Anrufung kann niemand entgehen: Immer ist das Subjekt unterwegs, ohne jemals anzukommen, ein lebenslanger Arbeitseinsatz. Das 20. Jahrhundert kannte zwei beherrschende Charakterformationen. Der autoritäre Charakter der Frankfurter Schule war ein Früchtchen der Disziplinar- und Fabrikgesellschaft. Konventionell bis in die Knochen, unterwürfig gegenüber jeder Herrschaft, rigide gegen sich selbst, aggressiv gegen die anderen, destruktiv und zynisch dem Schwachen gegenüber, bildete dieser Charakter das passende Seelenkostüm einer…

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