Populisten sind immer die andern
Von Clemens Knobloch. Erschienen in DISS-Journal 10 (2002) Wie zahlreiche politische Leitvokabeln führt auch der „Populismus“ ein Doppelleben. Man begegnet dem Ausdruck einmal als Bezeichnung für einen Kreis politischer Gruppierungen, die sich in fast allen europäischen Ländern im Kreis der „etablierten“ Parteien als „böse Buben“ festgesetzt haben, in Italien und Österreich sogar in der Regierung. Zu diesen Gruppierungen gehören: Haiders FPÖ (Österreich), die Lega Nord (Italien), die Liste Pim Fortuyn (Niederlande), der Vlaamse Block (Belgien), Blochers Gruppierung in der Volkspartei (Schweiz) und einige mehr. Gemeinsam ist den so bezeichneten Gruppierungen, dass sie mit der boulevardesken Inszenierung traditionell „rechter“ Themen an die Öffentlichkeit gehen: Nationalismus, Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus, law and order, Todesstrafe, Sozialneid; von der „Mitte“ nur mehr oder weniger halbherzig ausgegrenzt werden; sich als „Tabubrecher“ und Sprecher des „einfachen Volkes“ gegen die „Mitte-Parteien“ in…