Sozialstaat – Ja bitte, nein danke!

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Rechte Gedanken zum Abbau des Sozialstaats. Von Helmut Kellershohn. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004) Die so genannte Neue Rechte (NR) hat ein Problem: die wichtigsten Prozesse in diesem Lande laufen weitgehend ohne sie ab. Sie muss sich mit der undankbaren Rolle desjenigen begnügen, der die Vorgänge interpretiert und je nach Sichtweise kritisiert oder absegnet. Das gilt speziell in Hinblick auf die derzeitige „Reform“ des Sozialstaates - nicht gerade ein Lieblingsthema der NR. In der Ausgabe vom 26. September 2003 der „Jungen Freiheit“ (JF) erhalten Gastautor Eberhard Straub (den man im eigentlichen Sinne nicht als der NR zugehörig betrachten kann) und die JF-Redakteurin Angelika Willig Gelegenheit, ihre Positionen zum Sozialstaatsproblem zu umreißen. Die Debatte hat exemplarischen Charakter. „Sozialstaat retten“ Der Historiker Straub (Jg. 1940) war bis 1986 Feuilletonredakteur der FAZ und bis 1997 Pressereferent…

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„Braune Horden unter den Symbolen des Guten“

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Von Alfred Schobert. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004) Martin Hohmann, Bundestagsabgeordneter der CDU, hat sich in den vergangenen Jahren als rechter Ultra bereits einen Namen gemacht. Nun verbreitet Horst Mahler eine Hohmann-Rede in einer Mailingliste. Seit seinem antisemitischen Coming out im Dezember 1997 erreicht Mahler als Antisemit und Holocaust-Leugner immer neue Spitzenwerte auf der nach oben offenen Verrücktheits-Skala. Wenn er nun Hohmann attestiert, dieser habe „Mut“ doch „noch nicht den vollen Durchblck [sic]“, dann muss sich in besagter Rede schon eine gehörige Portion Antisemitismus finden. Da die Rede hält, was Mahler verspricht, kamen bei Beobachtern der Cyber-Nazi-Szene zunächst Zweifel an ihrer Echtheit auf. Vielleicht war es auch die Hoffnung, es könne doch nicht wahr sein, dass ein CDU-Parlamentarier derart auf Nazi-Diktion zurückgreift, so, wenn er den „einzelne(n), den man früher Schmarotzer genannt hätte“,…

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„Dickbrettbohren“

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Tagung des Verfassungsschutzes zur Neuen Rechten. Von Helmut Kellershohn. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004) Innenministerium und Verfassungsschutz (VS) des Landes Nordrhein-Westfalen veranstalteten am 8. Oktober 2003 in Düsseldorf eine politisch nicht unumstrittene Tagung zur sogenannten „Neuen Rechten“ (NR). Die Überlegungen, die der Tagung zugrunde lagen und aus der Sicht des VS für sie sprachen, werden in einer Pressemitteilung offen angesprochen: Der VS möchte mit einer intellektuell „aufgerüsteten“ Mitarbeiterschaft und verstärkter Öffentlichkeitsarbeit sein Verständnis vom „Schutz unserer Verfassung“ unter die Leute bringen und sich als „Ansprechpartner für Wissenschaft, Medien und politische Bildung“ profilieren. Im Hintergrund dieser Offensive steht der seit Jahren anhaltende Konflikt mit der rechtsintellektuellen Wochenzeitung „Junge Freiheit“ (JF), die sich zu Unrecht vom VS-NRW beobachtet fühlt. Derzeit strebt sie eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts an, um die Beobachtung unterbinden zu lassen. Im Vorfeld…

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Totaler Sieg im Krieg

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Von Franz Januschek. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004) Alle einigermaßen wachen Deutschen wissen, wer das deutsche Volk auf den „totalen Krieg“ eingeschworen hat und wie das endete. Deshalb war es auch völlig klar, was Deutschen einfallen würde, wenn ihnen die Medien berichten, der amerikanische Präsident habe in einer Rede den „totalen Sieg“ (im „Krieg gegen den Terrorismus“) gefordert. (FAZ und FR vom 28.8.03) Dies war eine Anspielung, die überhaupt keiner weiteren journalistischen Erläuterungen bedurfte. Solche Erläuterungen konnten sich die Journalistinnen somit ersparen; und der Gefahr, ein ähnliches Schicksal zu erleiden wie die Ministerin Däubler-Gmelin nach ihrem Bush-Hitler-Vergleich, mussten sie sich nicht aussetzen. Und doch haben sie zu verstehen gegeben, wie sie (und sicherlich sehr viele Deutsche) die US-Politik sehen. Das sprachtheoretisch Interessante dabei ist, dass nicht der Urheber der Äußerung die Anspielung gemacht…

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Anerkennung und Ausgrenzung

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Deutschland als multikulturelle Gesellschaft. Rezension von Thomas Quehl. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004) Wer erinnert sich nicht: Kaum sprachen die einen von vermeintlicher ‘Leitkultur‘, schienen andere sich schon nicht mehr sicher, was sie mit ‘multikultureller Gesellschaft‘ eigentlich gemeint hatten. Birgit Rommelspacher zeichnet die Mechanismen nach, durch die in unserer Gesellschaft Definitionsmacht ausgeübt wird und fest umrissene Bilder des Anderen fortwährend durchgesetzt werden. Von Beginn an geht es ihr dabei um den Zusammenhang zwischen der Konstruktion von „Fremdheit“ und sozialen Hierarchien, und es ist einer der Verdienste des Buches, mit einer Fülle von Material aus unterschiedlichen Disziplinen diese Verknüpfungen symbolischer und materieller Grenzziehungen zu beschreiben und immer im Blick zu behalten. In den drei Teilen ‘Selbst- und Fremdbilder‘, ‘Kulturen im Konflikt‘ und ‘Modelle des Zusammenlebens‘ spannt Rommelspacher einen weiten Bogen, der sowohl die psychischen…

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Kulturwelt, Diskurs und Lebensstil

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Eine diskurstheoretische Erweiterung der bourdieuschen Distinktionstheorie. Rezension von Gudrun Quenzel. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004) Die Arbeit von Rainer Diaz-Bone kann als ein weiterer Versuch angesehen werden, den Ansatz der Diskursanalyse für soziologische Fragestellungen nutzbar zu machen. Ziel der Arbeit ist die Entwicklung einer diskurstheoretisch radikalisierten Distinktionstheorie, um das Feld der Kulturproduktion diskurstheoretisch erschließen zu können. Entsprechend ist die Arbeit in einen ersten theorieentwickelnden Teil und einen zweiten Teil, in dem die Ergebnisse am empirischen Material getestet werden, gegliedert. Gegenstand des empirischen Teils sind die Diskurse über Heavy Metal und Techno. Für die Theorieentwicklung bezieht sich Diaz- Bone auf die Diskurstheorie Michel Foucaults und den feldtheoretischen Ansatz Pierre Bourdieus, wobei letzterer in der Arbeit vorrangig als Distinktionstheoretiker ausgewiesen wird. Da der Autor davon ausgeht, dass kulturelle Wertigkeit (symbolisches Kapital) vorrangig diskursiv hergestellt wird,…

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Weltmacht USA – Ein Nachruf

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Rezension von Edzard Obendiek. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004) Was steht in dem viel zitierten Buch des Franzosen? Etwa dies: Nach 1945 waren die USA eine Art von römischem Imperium, d. h. eine Weltmacht mit universalem Ethos, auf Absprachen bedacht und deshalb als Schutzmacht akzeptiert. Denn es drohte die Sowjetunion. Nach der Wende hat sich auch Amerika gewendet. Es meint, nun Weltherrscher zu sein, der das universale Ethos nicht mehr nötig hat, der seine Macht brachial ausspielen, die Verbündeten vor den Kopf stoßen und militärisch überall präsent sein kann. Eine Täuschung. Ein „overstretching“. Auch deshalb, weil die US-Wirtschaft auf tönernen Füßen steht. Amerika produziert nicht, sondern konsumiert immens und bezahlt das mit den Kapitalströmen vom Ausland, die vom immer noch mächtigen Dollar angelockt werden. Amerikaner bezahlen nicht mit Produkten, sondern der Differenz anderer…

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Schwierige Freiheit

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Versuch über das Judentum. Eine Rezension von Siegfried Jäger. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004) Lévinas gilt als der bedeutendste jüdische Religionsphilosoph der Gegenwart. Sein Werk fordert einen extremen Humanismus ein und damit eine sich selbst verpflichtende Hinwendung zum anderen Menschen. Auf diesem Hintergrund erfolgen seine Besinnungen auf die Ursprünge des Judentums und seine Reflexionen über den Nationalsozialismus. Mit seinen Aufsätzen und Essays zum Thema „Schwierige Freiheit. Versuch über das Judentum“ liegt eine Vielzahl von Versuchen über jüdisches leben und Denken im 20. Jahrhundert vor, deren Lektüre Leserinnen, die sich bisher nicht oder nur am Rande mit jüdischem Denken befasst haben, nicht ohne weiteres einleuchten wird. Gibt es bei Lévinas nun einen Gott, oder gibt es ihn nicht? Heiliges und Göttliches und Menschliches zusammenzudenken, als Einheit zu betrachten, ist uns zumeist christlich sozialisierten Menschen…

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Jean Paul Sartre – Der Philosoph des 20. Jahrhunderts

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Eine Rezension von Jens Zimmermann. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004) „Was für den Stalinismus gilt, gilt mutatis mutandis auch für seine asymmetrische Dublette, den Nationalsozialismus.“ In einer über 600 Seiten starken Biographie versucht Bernard-Henri Lévy das vielfältige und ereignisreiche Leben von Jean Paul Sartre nachzuzeichnen. Die außergewöhnliche Beziehung zwischen Sartre und Simone de Beauvoir, Sartre – der Autor von Theaterstücken und Drehbüchern, von Romanen, Dramen, Essays und Vorworten, der politische Journalist und Herausgeber von Les temps modernes. Das spannende Leben des „totalen Intellektuellen“, der „Regisseur auf allen Bühnen“ ist und „auf allen Registern“ spielt, wird von Lévy interessant und anregend erzählt. Sartre – der Philosoph, dessen Werk in eine frühe und eine späte Phase unterschieden wird – den Sartre um Das Sein und das Nichts und den Sartre um die Kritik der dialektischen…

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Geschichte schreiben mit Foucault

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Buchempfehlungen von Siegfried Jäger. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004) Wie die germanistische Sprachwissenschaft (im Unterschied zur Literaturwissenschaft) tut sich auch die Geschichtswissenschaft schwer, Foucaults Diskurstheorie und seine Analysetechniken zur Kenntnis zu nehmen und für eigene Analysen fruchtbar zu machen. Der Unterschied besteht vor allem darin, dass die Geschichtswissenschaft dies schon viel länger tut. Aber wie die hier angezeigten Bände beweisen: Sie tut es. Achim Landwehrs Einführung in die historische Diskursanalyse gibt einen Überblick über den Forschungsstand, sie beleuchtet wissenschaftsgeschichtliche und theoretische Grundlagen, stellt ein methodisches Verfahren vor und illustriert dieses Verfahren anhand von Studien, die es dazu bereits gibt. Michael Masets Dissertation setzt sich vor allem mit den Kritikern an Foucault auseinander (besonders Jörn Rüsen), arbeitet die Unterschiede des sich auf Foucault berufenden Ansatzes historischer Analyse zu traditionellen Verfahren der Geschichtswissenschaft heraus, begründet…

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