Faschistoide Phantasmen

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Botho Strauß, Deutschlands meistgespielter Theaterautor der Gegenwart. Von Brigitta Huhnke, erschienen in DISS-Journal 1 (1998) In der Kultur kündigen restaurative Tendenzen schon lange vorher an, was viel später erst im politischen Diskurs mündet. Diese These des amerikanischen Politologen Murray Edelman belegt kein anderer so umfassend wie Botho Strauß, Deutschlands meistgespielter Theaterautor. Dieser begann das patriarchale Raunen nicht erst mit seinem Traktat "Anschwellender Bocksgesang". Schon seine frühen ästhetischen Stücke durchziehen misogyne und nationalistische Deutungsmuster. In Paare, Passanten (1981), seiner wohl erfolgreichsten Veröffentlichung, schaut der Strauß'sche Erzähler vom Podest des vereinzelten 'Genies', angewidert von der "plappernden" Masse. Die Feuilletonisten jubelten, die (deutsche) wissenschaftliche Literaturkritik schläft bis heute. In Paare, Passanten, dieser Ansammlung von Alltagsbeobachtungen, stiften immer wieder Frauen Männer zur Sinnlosigkeit an. Gleich am Anfang empört sich das alter ego des Autors über eine (namenlose)…

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‚Politische Kontrolle von Forschung?‘

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Von Jobst Paul, erschienen in DISS-Journal 1 (1998) ((Gekürzte Fassung eines Referats vom 21.2.97 beim Syposium 'Für wen forscht die Psychiatrie?', Berlin)) Stellen wir uns vor: Bei einer Institutseinweihung verkündet der Chef eines deutschen Forschungsverbands, dem jährlich fast 2 Milliarden DM Steuergelder zufließen, die Forschung werde künftig Artikel 1 des Grundgesetzes mißachten. Kein Fall für den Verfassungsschutz? - Dem DFG-Präsidenten Prof. Frühwald zumindest ist nichts passiert, als er zur Einweihung des Instituts für Wissenschaft und Ethik Anfang 1994 in Bonn den Artikel 1 des Grundgesetzes als 'Begründungsbrei' apostrophierte, den Konsens 'der Forschung' damit aufkündigte und so auch ein Vorzeichen für die Arbeit des eröffneten Instituts setzte. ((Manuskript eines Referats bei einem Symposium der Forschungsarbeitsgemeinschaft Bioethik in Nordrhein-Westfalen, Einweihung des Instituts für Wissenschaft und Ethik am 28. Januar 1994 in der Aula der Universität…

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Wir sind das Original

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Wie die Rechten die Hamburger Senatswahl beurteilen. Von Helmut Kellershohn, erschienen in DISS-Journal 1 (1998) Nach der Wahl in Hamburg hat angesichts der Ergebnisse auch im rechtsextremen Lager das Nachdenken über die weiteren Perspektiven begonnen. Die Republikaner hatten die Focussierung des Hamburger Wahlkampfs auf das Thema Innere Sicherheit mit zwiespältigen Gefühlen aufgenommen. Die Ansprache des Vorsitzenden Schlierer in der Septemberausgabe der Parteizeitung zeigt das Dilemma: "Jetzt übernehmen dieselben Politiker, die uns bislang als Extremisten diffamiert haben, kurz vor der Wahl die Forderungen der Republikaner. Um anschließend im alten Trott weiterzumachen." Schlierer pochte vergeblich gegenüber dem gewöhnlichen Extremismus der Mitte darauf, daß man doch alles schon früher gewußt habe und daher das Original sei, dem der Wähler bitte schön sein Vertrauen zu schenken habe. Nach dem Desaster (1,9%) wird die Parole "Wir sind das…

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„Ausländer und Deutsche gefährlich fremd“

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... meint der Spiegel. Von Siegfried Jäger, erschienen in DISS-Journal 1 (1998) Mit diesem Titel (vom 14.4.97) wollte DER SPIEGEL "Das Scheitern der multikulturellen Gesellschaft" verkünden. Doch er verkündet keine Wahrheiten, sondern trägt zum - offenbar gewünschten - Scheitern einer solchen durch eben diesen Titel bei. Folgt man der hier inszenierten bildlichen Logik, so besagt diese, daß die so harmlos einherkommende Beschäftigung mit dem Koran (unten links) zu Gewaltbereitschaft führe (s. die bewaffneten türkischen Jugendlichen unten rechts) und diese zur uns bedrohenden islamischen Revolution. Die islamische Marianne schwingt die türkische Fahne mit typisch weiblich-adernschwellendem Fanatismus und lauter Stimme. Was die Islamisten alles drauf haben, erzählt uns das (grüne) Band unten links: Die Mykonos-Affäre(!), die "den Terror aus Teheran" - wie es innen heißt - nach Deutschland getragen habe. Dieser Titel schürt Angst und…

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Tödliche Mahlzeit

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Warum die Dinosaurier ausgestorben sind. Von Ursula Kreft, erschienen in DISS-Journal 1 (1998) Hach, war das ein gemütliches Leben in der frühen Kreide: Colesterin war unbekannt, man aß, was einem schmeckte, stapfte lustig durch lauwarme Sümpfe und ahnte nicht, wozu gewisse Säuger mit Laptops fähig sind. 100 Millionen Jahre später ist das Image ruiniert. Nur Zehnjährige lieben Dinos, Erwachsene benutzen sie als abschreckendes Beispiel: Wer sich nicht anpaßt, stirbt aus. Von jeher hat die jeweilige Info-Elite die Dinosaurier ausgegrenzt und ihren Tod für Propaganda-Zwecke ausgeschlachtet, angefangen bei Noah, diesem nervtötenden Besserwisser, der alle, die ihm nicht paßten, elendig ersaufen ließ und sich nachher mit "Befehl von oben" herausredete. Als die Sintflut keinen Sünder mehr zur Beichte trieb, behauptete man, eine kleine Elite von intelligenten Säugern hätte alle Dino-Eier ausgeschlürft. Der Fortschritt triumphierte, und…

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Kriminaltango

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Von Hans Uske, erschienen in DISS-Journal 1 (1998). "Nachts auf Deutschlands Straßen. Es vergeht keine Minute ohne Einbruch, Diebstahl, Vergewaltigung. Nachts auf Deutschlands Straßen. Die Täter haben nichts zu befürchten. Sie betrinken sich in ihren Kneipen, laufen offen durch die Nacht, urinieren gegen Hauswände. Nachts auf Deutschlands Straßen. Alle schweigen, doch die Wahrheit ist lange bekannt. Die Statistiken beweisen es: 85% aller Verbrechen werden von Männern begangen. Die Gefängnisse sind voll von Männern. Deutschland hat ein Männerproblem, aber niemand wagt das Tabu der Männerkriminalität anzusprechen!" Die meisten Menschen werden solche Sätze als absurd empfinden, und kaum jemand wird aus den Zahlen einen "Handlungsbedarf" herauslesen. Wenn wir aber "Männer" durch "Ausländer" oder "Jugendliche" ersetzen, verwandelt sich die Absurdität in Evidenz, und es entstehen Artikel zu "Jugendkriminalität", "Ausländerkriminalität" und, als Gipfel der Bedrohung, "Kriminalität ausländischer…

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