Rechte Wörter – Von Abendland bis Zigeunerschnitzel

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Rezension von Lenard Suermann. Erschienen in DISS-Journal (39) 2020 Mit dem Ziel, das sich rasant nach rechts erweiternde Sagbarkeitsfeld auszuleuchten und zugänglich zu machen, sind in den letzten fünf Jahren mehrere Wörterbücher zu rechten (Kampf-)Begriffen erschienen. Den Ausgangspunkt bildete das 2016 erschienene „Handwörterbuch rechtsextremer Kampfbegriffe“ (HRK), ein Kooperationsprojekt des DISS mit dem Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus und Neonazismus der Hochschule Düsseldorf (FORENA). ((Selbstverständlich ist die Auseinandersetzung mit rechter Sprache Bestandteil kritischer Rechtsextremismus-Forschung. Eine lexikalische Zusammenführung in dieser Form gab es bis dato jedoch nur bezüglich nationalsozialistischer Begriffe, beginnend mit Victor Klemperers „Lingua Tertii Imperii“ von 1947. Erwähnenswert, wenn auch mit anderem Fokus, ist das von Susan Arndt und Nadja Ofuatey-Alazard herausgegebene Werk „Wie Rassismus aus Wörtern spricht“ von 2011.)) Fünfundzwanzig strukturanalytische ‚Tiefenbohrungen‘ sollten die teils heterogenen Verwendungen und ideologischen Verbindungen innerhalb unterschiedlicher rechter Strömungen bergen.…

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Die Wirkmächtigkeit von Diskursen

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Wie der Aushandelungsprozess um die (Il)Legitimität eines Kunstwerks einen Stadtteil verändert Von Junus el-Naggar, Araththy Logeswaran und Deniz Greschner. Erschienen in DISS-Journal (39) 2020 Im Auftrag der Dortmunder Einrichtung „Das Soziale Zentrum“ sprayte ein Team aus sieben Künstler*innen im November 2019 im Dortmunder Norden an der Häuserfassade eines alten Kinos ein Graffito, das einen Gorilla und den Schriftzug „Welcome to the Jungle“ zeigt. Das Graffito sollte den Stadtteil attraktiver gestalten und seinen „laut[en], schrill[en], bunt[en]“ (Soziales Zentrum Dortmund 2019) Charakter zum Vorschein bringen. Das aggressive Gorilla-Motiv wurde in der Stadtgesellschaft kontrovers diskutiert, viele Bewohner*innen empfanden das Bild des schreienden Affen als rassistisch. Die Kritik traf die Künstler*innen gemäß einer weiteren Stellungnahme überraschend (vgl. ebd.). Dieser Beitrag widmet sich dem Zusammenhang zwischen der Diskussion um vermeintlichen Rassismus und diskursiven Kontinuitäten sowie der Wirkmächtigkeit diskursiver…

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Mediale (Ent-)Politisierung?

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Ergebnisse einer Kritischen Diskursanalyse zur Darstellung der Motivation zweier Gewalttaten Anfang 2019 in Printmedien Von Laura Schäfers*. Erschienen in DISS-Journal (39) 2020 In der Silvesternacht 2018/19 fährt ein Mann mit seinem Auto in Bottrop, Essen und Oberhausen in Gruppen von Menschen, die er für „Ausländer“ hält, und verletzt dabei 14 von ihnen. Wenige Tage später, am Abend des 07.01.2019, wird der AfD-Abgeordnete Frank Magnitz ((Mitglied der Bremischen Bürgerschaft und des Bundestags, damals außerdem Vorsitzender der AfD Bremen und im Bremer Wahlkampf befindlich.)) in Bremen auf der Straße von Unbekannten ((Im August 2019 stellte die Staatsanwaltschaft Bremen das Verfahren ein, da keine möglichen Täter ermittelt werden konnten.)) angegriffen und verletzt. Die Berichterstattung über die beiden Fälle könnte kaum unterschiedlicher sein. ((Die Strukturanalyse zu der Frage, wie mit der (Möglichkeit einer politischen) Motivation des Täters…

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„An allem sind die Ausländer schuld…“

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Rechtspopulistische Kontinuitäten und Brüche aktueller Fremdheitsbilder Von Thomas Kunz. Erschienen in DISS-Journal 37 (2019) ((Bei dem Beitrag handelt es sich um die gekürzte Fassung des Aufsatzes „Bilder von Fremden revisited – Migration in den Medien im Kontext des Erstarkens (neo-)rassistischer und (neu-)rechter Positionen“, erschienen in Migration und Soziale Arbeit, Heft 4/2018.)) Der Analysegegenstand „(Re-)Präsentation von MigrantInnen in den Medien“ erscheint angesichts der zunehmend von völkisch-rassistischen Untertönen durchzogenen gesellschaftspolitischen Debatten hochaktuell. Andererseits ließe sich bezüglich dieses Gegenstandes kritisch einwenden, dass es ein altbekanntes Thema ist und die Bilder hinreichend bekannt. Umso mehr erfordert die Analyse des gegenwärtigen Diskurses eine Rekonstruktion seines historischen Vorlaufes. Nur dann kann angesichts signifikanter Kontinuitäten hinsichtlich der Darstellung sog. MigrantInnen und der gegenwärtigen Behandlung des Phänomens Migration in den (Massen-)Medien geklärt werden, worum es in der Analyse aktueller Fremdheitsbilder geht…

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Die USA als carcereal state –

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oder: Rassismus als flexible diskursive Ressource Rezension von Jobst Paul, erschienen in DISS-Journal 35 (2018) ((Ich stütze mich auf die Rezension von Brandon T. Jett (Rollins College), http://www.hnet.org/reviews/showrev.php?id=50327 [accessed 29.05.2018]. )) Gibt es einen nachweisbaren Zusammenhang zwischen Rassismus und dem Status der USA als Gefängnisstaat (carcereal state)? Wollte das weiße Amerika mit der Null-Toleranz-Strategie die Errungenschaften der Civil-Rights-Bewegung aushebeln? James Forman Jr., ein früherer Pflichtverteidiger und nun Yale-Rechtsprofessor, nähert sich in Locking Up Our Own: Crime and Punishment in Black America dem Thema der heutigen Masseneinkerkerung vor allem von schwarzen US-Bürgern mit Erfahrungen aus erster Hand und mit Zugang zu authentischen Quellen. Mit Blick auf die Entwicklung vor allem in Washington DC von 1970 bis heute verweist er auf einen komplexen diskursiven Prozess, in dessen Zentrum die umstrittene Tatsache steht, dass viele schwarze…

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Unsichere Lebenslagen, Unsicherheitsbewältigung

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...und Einstellung zu den Zuwanderungen nach Deutschland von Peter Höhmann, erschienen in DISS-Journal 35 (2018) Einstellungen der Wohnbevölkerung zu den Zuwanderungen in die Bundesrepublik werden in der öffentlichen Diskussion sehr unterschiedlich bewertet und zuweilen dramatisiert. Im Blick steht dabei in der Regel weniger die Auseinandersetzung mit den strukturellen Wandlungsvorgängen, die die sehr verschiedenen Entwicklungen ausgelöst haben, sondern eine kontroverse Debatte über einzelne aktuelle Erscheinungsformen. Dies gilt in besonderem Maße für die Flüchtlingsbewegungen aus den Kriegs- und ökonomisch erzeugten Krisengebieten. Die Rahmenbedingungen dieser Entwicklungen konnten kaum nachhaltig die Einstellungen in öffentlichen Debatten prägen. Vielmehr lösten die auch politisch geschürten Ängste eher ein unbestimmtes Gefühl der kollektiven Überforderung  aus und konnten so als wesentlicher Verstärker wirken. In diesem Beitrag will ich besonders darauf eingehen, in welchen Formen Unsicherheit – verstanden als subjektive Vorstellung, die sich…

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Ein Déjà-vu der Schande

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Evian 1938 – Brüssel 2018 von Heiko Kauffmann, erschienen in DISS-Journal 35 (2018)   Im Juli 1938 trafen sich in Evian am Genfer See Delegierte von 32 Staaten, um über die Aufnahme der existenziell bedrohten jüdischen Flüchtlinge und Verfolgten des Nazi-Regimes zu beraten. Die Konferenz endete in einem Desaster: Kein europäisches Land erklärte sich bereit, die Flüchtlinge aufzunehmen oder wenigstens die Einreisebedingungen zu lockern. Ende Juni 2018 trafen sich in Brüssel die Staats- und Regierungschefs der 28 EU-Länder, um über die europäische Migrations- und Asylpolitik zu beraten: Die Ergebnisse sind so niederschmetternd wie schockierend: Mit einer Erbarmungslosigkeit ohne Gleichen, abgrundtiefen Härte und Kaltschnäuzigkeit einigten sich die Teilnehmer*innen auf Beschlüsse zur Ausgrenzung, Abschreckung, Schutzverweigerung, Abwehr und Auslagerung des Flüchtlingsschutzes. Dieser Gipfel wird 80 Jahre nach Evian als Gipfel der Inhumanität, der Ignoranz und des…

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Sind die Menschenrechte eurozentrisch?

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Eine Rezension von Jobst Paul. Erschienen in DISS-Journal 34 (2017) Steven Jensen. The Making of International Human Rights: The 1960s, Decolonization, and the Reconstruction of Global Values. Cambridge: Cambridge University Press, 2016. 334 S. $99.99 (cloth), ISBN 978-1-107-11216-2. Zweifellos beginnt die moderne Geschichte der Menschenrechte – als Reaktion auf die Erfahrung der deutschen Nazi-Diktatur und des 2. Weltkriegs – mit der Universal Declaration of Human Rights vom 10. Dezember 1948. Als weitere Station gilt die Gründung ziviler Menschenrechtsorganisationen in den 1970er Jahren (Amnesty International erhielt 1977 den Friedensnobelpreis), aber auch der Helsinki-Vertrag (OSZE) von 1975. Die Entwicklung wird allerdings oft als westliche, oder sogar eurozentrische Erfolgsgeschichte gesehen – oder als doppelbödige Erzählung der Kolonisatoren kritisiert. Dieses Bild ist zumindest unvollständig, so das Argument von Steven Jensen in seinem The Making of International Human…

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Sklavenhandel: Eine Fallstudie

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Eine Rezension von Jobst Paul ((Ich referiere hier die wichtigsten Aspekte der Rezension von D. Andrew Johnson (Rice University, Houston, History Department), einsehbar unter http://www.h-net.org/reviews/showrev.php?id=46966.)). Erschienen in DISS-Journal 34 (2017) Sean M. Kelley, The Voyage of the Slave Ship Hare: A Journey into Captivity from Sierra Leone to South Carolina. Chapel Hill: University of North Carolina Press, 2016. 304 pp. $30.00 (cloth), ISBN 978-1-4696-2768-7 Sean M. Kelley (Universität Essex) hat mit The Voyage of the Slave Ship Hare: A Journey into Captivity from Sierra Leone to South Carolina eine Fallstudie versucht, die stofflich zwar mikro-historisch vorgeht. Mit Blick auf die Akteure, die Institutionen und die versklavten Bevölkerungen handelt es sich jedoch zugleich um eine Makro-Geschichte des Sklavenhandels zwischen dem amerikanischen und dem afrikanischen Kontinent zwischen dem 16ten und 19ten Jahrhundert geliefert. Kelley zeigt…

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Autoritarismus im Namen der Frauenrechte

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Die gesellschaftspolitischen Folgen der Silvester-Ereignisse Von Isolde Aigner. Erschienen in DISS-Journal 33 (2017) Die sexuellen Übergriffe an Frauen in Köln und anderen Großstädten an Silvester 2015 haben innerhalb weniger Tage eine öffentlich-mediale Debatte um sexualisierte Gewalt ausgelöst, die wochenlang die Titelseiten dominierte. Dabei trat insbesondere eine Ethnisierung von Sexismus ((Eine Ethnisierung von Sexismus zeichnet sich nach Margarete Jäger dadurch aus, dass bestimmte sexistische (oder frauenfeindliche Haltungen und Verhaltensweise zum Charakteristikum einer bestimmten ‚Ethnie’ gemacht werden, indem beispielsweise behauptet wird, dass türkische oder muslimische Männer sexistisch seien und Frauen in besonderer Weise unterdrückten.)) in Erscheinung, indem sexualisierte Gewalt vor allem Einwanderern und Geflüchteten, also den ‚Anderen’ zugeschrieben wurde. Zwar gab es damals auch Gegendiskurse, die eine rassistische Instrumentalisierung der Silvester-Ereignisse ((Silvester-Ereignisse bezeichnen das diskursive Ereignis um Silvester.)) kritisierten und zurückwiesen, wie zum Beispiel die…

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