Gerrymanders in Virginia

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Rezension von Jobst Paul. Erschienen in DISS-Journal (39) 2020 Im Vorfeld von US-Wahlen, seien sie lokal oder national, wie in wenigen Monaten bei den Präsidentschaftswahlen, gibt es für Nicht-US-Beobachter immer wieder Anlass zum Staunen: Nachrichtenredakteure und Kommentatoren überbieten sich in ihren exakten Kenntnissen der soziologischer Daten und Entwicklungen in den unzähligen Distrikten des US-Kontinents, in dem immerhin fast 320 Millionen Menschen wohnen: Die Daten auch noch der kleinsten Gemeinde werden umgewälzt und gewogen, um Wahlausgänge hochzurechnen, bzw. um jenen Distrikt zu ermitteln, der ‚wahlentscheidend‘ sein wird. Dass dieser journalistische Breitensport nicht allein mit der Leistungsfähigkeit der US-Verwaltungen und mit demokratischem Ethos zu tun hat, zeigt Brent Tarter in seiner Untersuchung Gerrymanders: How Redistricting Has Protected Slavery, White Supremacy, and Partisan Minorities am Beispiel von Virginia. ((Ich stütze mich auf die Rezension von Tonnia…

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Der römische Coup der Verfassungsväter

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Rezension von Jobst Paul. Erschienen in DISS-Journal (39) 2020 Am erstaunlichsten an Michael J. Klarmans fast 900 Seiten umfassenden Werk The Framers‘ Coup: The Making of the United States Constitution ((Ich stütze mich auf die Rezension von Gregory Richard (Winona State University) unter http://www.h-net.org/reviews/show-rev.php?id=49124.)) ist wohl die Tatsache, dass niemand vor ihm die Entstehung der US-Verfassung wirklich genau untersucht hat. Nicht weniger erstaunlich aber ist die Erkenntnis, die Klarman schon im Titel andeutet, dass nämlich jene, die an der Entstehung beteiligt waren, teilweise chaotisch improvisierten und waghalsige Entscheidungen trafen, meist gegen den Rat der etablierten politischen Ratgeber – Klarman nennt das Ergebnis daher einen Coup. Und eine dritte Besonderheit: Obwohl die Verfassung teilweise deutlich die Spuren ihrer Entstehung trägt und auch sichtbare Irrtümer und Fehler hat, führte ihr massives Erscheinungsbild die Betrachter schnell…

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„Atomwaffendivision“

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Rechtsextreme Terrororganisation will einen „Rassenkrieg“ initiieren und die „natürliche Ordnung“ herstellen Von Raimond Lüppken. Erschienen in DISS-Journal (39) 2020 Die Atomwaffendivision (AWD) entstand 2015 in den USA. Da es seit 2018 auch in Deutschland Aktivitäten gibt, soll dieser Text dazu dienen, die Organisation und ihre gewalttätigen Methoden und ihre Ziele darzustellen. Zuerst sollen die Organisation und ihre ideologische Grundlage vorgestellt werden, danach die Strategie, also das Ziel der AWD sowie die Mittel, die zum Erreichen des Ziels angewendet werden sollen. Ein knapper Überblick über Aktivitäten der AWD in den USA und Deutschland runden das Bild ab. Die Ideologie der AWD basiert auf dem 1992 veröffentlichten Buch „The Siege“ (Die Belagerung) von James Nolan Mason. Der 1952 geborene Mason trat schon im Alter von 14 Jahren in die American Nazi Party ein, später engagierte…

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Ein gewählter Diktator

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Eine Rezension von Jobst Paul. Erschienen in DISS-Journal 37 (2019) Angesichts der Zugehörigkeit Trumps zu den Boulevard-Medien und angesichts seiner skurrilen ‘Verhaltensabweichungen’ vergisst man leicht, dass Trump, obwohl unerfahren, sein Amt mit einer ungeheuren Macht antrat und dass er dadurch den Status des Präsidenten innerhalb des US-Verfassungssystems noch einmal real und konkret verändert. Dies kommt hinzu zur Machtausweitung, die amerikanischen Präsidenten etwa durch den Kalten Krieg, durch neue technologische Mittel, durch den ‚war on terror‘ und durch die faktische Abdan-kung des Kongresses als Autorität über Krieg und Frieden seit dem 2. Weltkrieg zuwuchs. Hierher gehört auch die Praxis der präsidialen Verordnungen und Verlautbarungen. Diese Entwicklung kam durch die Nixon-Krise nur zeitweise zum Halten, während Ronald Reagan für einen massiven neuen Schub präsidialer Macht sorgte, und zwar durch einen ganzen Fächer expansiver Maßnahmen. Den…

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Der Mueller-Report: Zwischen Ernüchterung, Entsetzen und Realpolitik

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Von Jobst Paul. Erschienen in DISS-Journal 37 (2019) Ursprünglicher Gegenstand der Untersuchung des US-Sonderermittlers Robert Mueller war zwar die Einflussnahme der russischen Regierung auf die Wahl Trumps, aber auch jede andere Straftat, die Mueller im Verlauf der Untersuchung bekannt werden würde. Noch bevor der Report erschien, waren (mit Stand: März 2019) bereits sechs frühere Berater Trumps, 26 Personen russischer Nationalität, drei russische Firmen, ein Kalifornier und ein Londoner Rechtsanwalt angeklagt oder schon verurteilt, während weitere Prozesse noch nicht abgeschlossen waren. Anklagen gegen enge Familienangehörige Trumps und gegen Trump selbst erschienen möglich oder sogar wahrscheinlich. Das wurde allgemein so verstanden, dass Mueller die Schlinge um Trump selbst immer mehr zuziehen wolle, um dem Kongress das Impeachment Trumps zu ermöglichen. Die Auslagerung einer Vielzahl von Verfahren wurde so verstanden, dass Mueller der Gefahr vorbeugte, dass…

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Terrorismus und Gehorsam

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Eine Rezension von Jobst Paul. ((Ich stütze mich auf die H-Net-Rezension von Mohammed M. Hafez (Naval Postgra­duate School) unter https://www.h-net. org/reviews/showrev.php?id=50115.)) Erschienen in DISS-Journal 36 (2018) Bereits im Jahr 2004 legte der Psychiater und frühere CIA-Beamte Marc Sageman – damals zu Al-Qaeda ((Marc Sageman: Understanding Terror Net­works. Philadelphia: University of Pennsylva­nia Press 2004.)) – eine Studie zum Phänomen des Terrorismus vor, wobei er spekulative Erklärungsansätze durch ver­gleichende empirische Analysen größe­rer Fallzahlen ersetzte. In seinem neuen Werk Turning to Political Violence: The Emergence of Terrorism weitet Sageman diese quantitativ-vergleichende Methodik aus, um zwei Fragen im Zusammenhang zu beantworten: Wie entsteht Terroris­mus? Und: Wie entstehen Terroristen? Dazu zieht Sageman einerseits die weit zurückreichende Geschichte und vie­le unterschiedliche geografische Schau­plätze heran, andererseits aber auch Tagebücher, Memoiren und Berichte, um die Perspektive der Täter zu rekonstru­ieren. Damit…

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Die USA als carcereal state –

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oder: Rassismus als flexible diskursive Ressource Rezension von Jobst Paul, erschienen in DISS-Journal 35 (2018) ((Ich stütze mich auf die Rezension von Brandon T. Jett (Rollins College), http://www.hnet.org/reviews/showrev.php?id=50327 [accessed 29.05.2018]. )) Gibt es einen nachweisbaren Zusammenhang zwischen Rassismus und dem Status der USA als Gefängnisstaat (carcereal state)? Wollte das weiße Amerika mit der Null-Toleranz-Strategie die Errungenschaften der Civil-Rights-Bewegung aushebeln? James Forman Jr., ein früherer Pflichtverteidiger und nun Yale-Rechtsprofessor, nähert sich in Locking Up Our Own: Crime and Punishment in Black America dem Thema der heutigen Masseneinkerkerung vor allem von schwarzen US-Bürgern mit Erfahrungen aus erster Hand und mit Zugang zu authentischen Quellen. Mit Blick auf die Entwicklung vor allem in Washington DC von 1970 bis heute verweist er auf einen komplexen diskursiven Prozess, in dessen Zentrum die umstrittene Tatsache steht, dass viele schwarze…

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Restriktion, Abwehr, Umschreiben: Kohls Angst vor der Geschichte

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Von Jobst Paul, erschienen in DISS-Journal 35 (2018) Jacob S. Eder, Holocaust Angst: The Federal Republic of Germany and American Holocaust Memory since the 1970s. Oxford: Oxford University Press, 2016. 320 pp. $ 35.00. ((Ich stütze mich auf die Rezension von Deborah Barton (Université de Montréal) [https://www.h-net.org/reviews/showrev. php?id=50061]. Vgl. auch Jacob S. Eder, What West Germany Got Wrong About the U.S. Holocaust Memorial Museum. In: TIME. )) Der Jenaer Historiker Jacob S. Eder arbeitet ein in Deutschland eher undeutlich wahrgenommenes Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte auf, nämlich die Reaktion der politischen Eliten Westdeutschlands, und insbesondere der Regierung Kohl, auf die Aufarbeitung des Holocaust und des NS in den USA. Zweifellos wurde Westdeutschland vom wissenschaftlichen, medialen und publizistischen Aufbruch überrascht, der sich zu Beginn der 1970er Jahre in der USA abzeichnete. Überlebende des Holocaust meldeten…

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Sklavenhandel: Eine Fallstudie

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Eine Rezension von Jobst Paul ((Ich referiere hier die wichtigsten Aspekte der Rezension von D. Andrew Johnson (Rice University, Houston, History Department), einsehbar unter http://www.h-net.org/reviews/showrev.php?id=46966.)). Erschienen in DISS-Journal 34 (2017) Sean M. Kelley, The Voyage of the Slave Ship Hare: A Journey into Captivity from Sierra Leone to South Carolina. Chapel Hill: University of North Carolina Press, 2016. 304 pp. $30.00 (cloth), ISBN 978-1-4696-2768-7 Sean M. Kelley (Universität Essex) hat mit The Voyage of the Slave Ship Hare: A Journey into Captivity from Sierra Leone to South Carolina eine Fallstudie versucht, die stofflich zwar mikro-historisch vorgeht. Mit Blick auf die Akteure, die Institutionen und die versklavten Bevölkerungen handelt es sich jedoch zugleich um eine Makro-Geschichte des Sklavenhandels zwischen dem amerikanischen und dem afrikanischen Kontinent zwischen dem 16ten und 19ten Jahrhundert geliefert. Kelley zeigt…

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Englischsprachige Forschungsliteratur

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Ein Überblick von Jobst Paul. Erschienen in DISS-Journal 32 (2016) Sklaverei und Kapitalismus Edward E. Baptist The Half Has Never Been Told Slavery and the Making of American Capitalism New York Basic Books, 2014. 498 pp. ((Ich referiere hier die wichtigsten Aspekte der Rezension von Fatjon Kaja (City College New York), online unter https://www.hnet.org/reviews/showrev.php?id=46708.)) Seit langem stellen HistorikerInnen der amerikanischen Sklaverei diese als wirtschaftlich ineffiziente Institution dar, bei der Gewinn nur ein sekundärer Anreiz war, nicht aber eine treibende, kapitalistische Kraft. Baptists Darstellung zeigt nun, wie sich der amerikanische Kapitalismus schrittweise entwickelte, wie er in alle Aspekte des amerikanischen öffentlichen Lebens eindrang und wie er insbesondere mit dem System der Sklaverei zusammenhängt. Das Buch deckt die Spanne von 1783 bis 1861 ab, wobei in der Einführung und im Nachwort zusätzlich die Phase bis 1937…

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