Regierung des Fußballs?

  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Ein Interview mit Ulrich Brieler. Erschienen in DISS-Journal 28 (2014) DISS-Journal: Gibt es eine Regierung des Fußballs? Ulrich Brieler: Ohne Frage und dies im traditionell souveränen wie postdemokratischen Sinn. Die globale Souveränität repräsentiert die FIFA, eine Art Weltpolitbüro des Fußballs, deren Entscheidungen, etwa die WM-Vergabe 2022 an Katar, jeder sportlichen Vernunft Hohn sprechen, aber sakrosankt sind. Diese außerstaatliche Souveränität setzt sich in den kontinentalen und nationalen Verbänden fort, zumeist männerbündische und sich selbstrekrutierende Hinterzimmerdespotien. Dieser fußball-politische Komplex reicht bis an die Basis, also die in der Regel als Kapitalgesellschaften organisierten Fußballabteilungen der Großvereine. Demokratie ist hier ausdrücklich nicht erwünscht, da es die Sponsoren vergrätzt und nur Chaos schafft. Wer mit den dicksten Schecks wedelt, wie jüngst beim Hamburger SV, wird prompt durchgewunken. Handfeste Interessensverbünde mit der Wirtschaft, den Medien und der Politik sind…

WeiterlesenRegierung des Fußballs?

Spiel mir das Lied vom Tod

  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Biopolitik in der Bild-Zeitung. Von Siegfried Jäger. Erschienen in: Margret Jäger / Siegfried Jäger / Ina Ruth / Ernst Schulte-Holtey / Frank Wichert (Hg.) Biomacht und Medien. Wege in die Bio-Gesellschaft, Duisburg, 62-99   »Wer das Volk erreichen will, muß in Bild schreiben.« (Helmut Schmidt 1993) ((In Bild vom 2.4.1993, in Großlettern und als Kopfleiste der ersten Seite. Hans Magnus Enzensberger ›antwortet‹: »Das Volk hat seine Stimme abgegeben - an Bild.«)) »Die Bildzeitung stülpt [...] der gesamten Gesellschaft ihre Normalisierungsgeschichten über den Kopf, sie schafft mit ihren Narrationen ihre ›normale‹ Welt, die – als reine Fiktion betrachtet – die wirksamste aller ›Unendlichen Geschichten‹ zu nennen nicht unpassend wäre, schafft sie [...] als Realität.« (Jürgen Link 1986) ((Link 1986a, S. 229. Vgl. auch Jäger 1993b (Einleitung).)) »Die Botschaft von Bild lautet [...], daß es keine…

WeiterlesenSpiel mir das Lied vom Tod

„Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“

  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Das Paradox der Zeitoptimierung Von Niels Brockmeyer, veröffentlicht im DISS-Journal 26 (2013) Burnout ist eine in der heutigen Zeit weitverbreitete Diagnose, die auf die Erschöpfung des Menschen durch Zeit- und Leistungsdruck verweist. Ursächlich für diese Diagnose ist offenbar eine „Verdichtung und damit Steigerung der Handlungsepisoden pro Zeiteinheit“ (Rosa 2012, 194). Für Michel Foucault ist die Verdichtung von Zeiteinheiten eine Konsequenz der Handlungsweise, die „aus der Zeit immer noch mehr verfügbare Augenblicke und aus jedem Augenblick immer noch mehr nutzbare Kräfte herauszuholen“ (1994, 198) versucht. Diese Vorgehensweise sei typisch für ein von einer ökonomischen Logik geprägtes Zeitverständnis, bei dem es sich nach Foucault „um die Herstellung einer vollständig nutzbaren Zeit“ handelt (ebd., 193). Aufgrund der gesellschaftlichen Dominanz der Zeitökonomie ist das Subjekt gegenwärtig dieser Zeitlogik in äußerst extremer Weise ausgesetzt. Interessant ist, dass sich…

Weiterlesen„Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“

Zur Arbeitsperspektive der Demokratiedebatte

  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Aus diskurstheoretischer Sicht Von Anton Meier, veröffentlicht im DISS-Journal 26 (2013) Angesichts der Macht und Dynamik globaler Prozesse und global agierender Marktakteure reichen nationalstaatliche Strukturen zur demokratischen Kontrolle eben dieser Prozesse und Akteure nicht aus. Es stellt sich die Frage, wie diese Kontrolle auf supranationaler Ebene etabliert und zugleich demokratisch legitimiert werden soll. Deutlich zeigt sich die Notwendigkeit, Demokratie auf überstaatlicher Ebene nicht nur als ökonomische, wie im Falle der EU, sondern auch als soziale politische Union zu denken und zu gestalten. An konkreten Ansätzen zum Aufbau demokratischer Strukturen auf supranationaler Ebene mangelt es nicht. Vorgeschlagen werden unter anderem die Stärkung von Verfassungs­strukturen auf überstaatlicher Ebene, die Dezentralisierung der Macht oder auch der Aufbau föderaler Organisationsstrukturen. Die Widerstände gegenüber der Demokratisierung sind angesichts der hegemonialen Machtstrukturen aber gewaltig. Soziale Bewegungen, die auf die…

WeiterlesenZur Arbeitsperspektive der Demokratiedebatte

Die „unternehmerische Stadt“ und das „Recht auf Stadt“

  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Von Anne Vogelpohl ((Dr. Anne Vogelpohl ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Kontext des Forschungsverbundes „Neuordnungen des Städtischen im neoliberalen Zeitalter“ am Institut für Humangeographie, Goethe-Universität Frankfurt am Main. Aktuell forscht Anne Vogelpohl über die Rolle von externer Beratung, insbesondere durch Unternehmensberatungen, in der Stadtpolitik.)). Erschienen in DISS-Journal 24 (2012) Eine der wohl am wenigsten umstrittenen Überzeugungen in der sozialwissenschaftlichen Geographie ist die, dass jede gesellschaftliche Veränderung auch eine räumliche Veränderung ist. Der Zusammenhang von Raum und Gesellschaft kann dabei weder hierarchisch noch kausal verstanden werden: Gesellschaft ‚beinhaltet‘ nicht Raum und Gesellschaft ist auch kein Teil des Raumes. Stattdessen vollziehen sich gesellschaftliche Prozesse über Raum. Gesellschaft kann deswegen auch nicht den Raum beeinflussen, genauso wenig wie dieser Gesellschaft beeinflusst. Die beiden Konzepte sind zwar nicht synonym, aber auf engste miteinander verwoben. Somit ist für jeden…

WeiterlesenDie „unternehmerische Stadt“ und das „Recht auf Stadt“

Diskurse in Bewegung(en)

  • Beitrags-Kommentare:2 Kommentare

Jens Zimmermann über ein Discussion Paper von Britta Baumgarten und Peter Ullrich. Erschienen in DISS-Journal 23 (2012) 57-58 Vor allem an Michel Foucault orientierte diskurstheoretische Ansätze finden in den letzten Jahren langsam ihren Weg in die Protest- und Bewegungsforschung (vgl. u.a. Haunss 2004, Ullrich 2008). Fast alle soziologischen Theorien der letzten sechzig Jahre haben sich zu Protest und Revolution als sozialen Phänomenen geäußert oder wurden theoretisch integriert in spezifische Fragestellungen und Arbeitsfelder der Bewegungsforschung. Umso erstaunlicher ist es daher, dass der Bezug auf das Foucaultsche Werk bei der Analyse sozialer Bewegungen und Proteste im Vergleich zu anderen Bereichen der Soziologie (u.a. Migrationsforschung etc.) eher lose stattfindet. Mit ihrem paper stellen Britta Baumgarten und Peter Ullrich nun Foucaults Diskurstheorie und gouvernementalitätstheoretische Überlegungen hinsichtlich der Bewegungsforschung auf den Prüfstand. Als äußerst ambitioniert erweist sich dabei…

WeiterlesenDiskurse in Bewegung(en)

Facebook: Was das Netzwerk mit uns macht

  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Eine Rezension von Rolf van Raden, erschienen in DISS-Journal 22 (2011). Facebook ist in aller Munde. Man könnte meinen, über das größte aller Sozialen Netzwerke sei längst alles gesagt. Weit gefehlt. Der neue Sammelband „Generation Facebook“ aus dem Bielefelder Transcript Verlag unterzieht Facebook einer Kritik, die anders ist als verkürzte Datenschutz-Debatten und konservative Internet-Ablehnung. So verschieden die Aufsätze sind, welche die Medien- und Kulturwissenschaftler Oliver Leistert und Theo Röhle in ihrem Buch versammelt haben: Sie enthalten  eine Reihe gemeinsamer Grundbeobachtungen. In den Worten der Herausgeber: „Man kann Facebook als eine Maschine betrachten, die ihre Aufmerksamkeit immer weiter in die verschiedensten Bereiche des Lebens ausdehnt, dabei Subjektivitäten zurichtet und ökonomische Prozesse auf algorithmischer Basis ausdifferenziert. Eine Maschine, der sich Menschen aus unterschiedlichsten Gründen freiwillig unterwerfen.“ Was sich zunächst etwas kulturpessimistisch anhört, wird bei der…

WeiterlesenFacebook: Was das Netzwerk mit uns macht

Gouvernementale Regierung (in) der Hochschule

  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Eine Rezension von Niels Spilker. Erschienen in DISS-Journal 19 (2010) Anknüpfend an das Spätwerk Foucaults beschreibt Felix Silomon-Pflug die neoliberale Reorganisation des Bildungssystems als Transformation einer Regierungsweise. Am Beispiel der aktuellen hessischen Hochschulpolitik, mit speziellem Blick auf die Universität Frankfurt a.M., beschreibt er bildungspolitische Diskurse und Praxisfelder, die auf die Lenkung, Kontrolle und Normalisierung von Subjekten zielen. Der hierbei sichtbar werdende Umbau von machtvermittelten Interventionsformen verlegt Führungskapazitaten von staatlichen Apparaten und Instanzen gezielt auf marktbasierte Steuerungsinstrumente und umsichtige Subjekte, die lebenslang lernen (und vergessen). Die Untersuchung hat nach einer gut lesbaren Einführung in Foucaults Vorlesungen zur Gouvernementalität die Form einer Bestandsaufnahme. Die Darstellung ist durch die Beschränkung auf Reformprojekte hessischer Hochschulpolitik recht kompakt und enthält dabei eine Fülle an Details. Universitäten werden demnach nicht mehr verwaltet, sondern gemanagt. Sie werden dadurch, so der…

WeiterlesenGouvernementale Regierung (in) der Hochschule

Das Wahrheitsregime prekärer Verhältnisse

  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Von Niels Spilker. Erschienen in DISS-Journal 19 (2010) Ein viel diskutierter und aus meiner Sicht sinnvoller theoretischer Anknüpfungspunkt für die Analyse und die Kritik der gegenwärtigen Gesellschaft ist der Begriff der Gouvernementalität, wie ihn Foucault in seinen Arbeiten Ende der 1970er Jahre skizziert. (Vgl. Foucault 2004a+b) Foucault untersucht hier Machtbeziehungen unter dem Blickwinkel der Führung, als eine Art und Weise, das Handlungsfeld von Subjekten zu strukturieren und zu beeinflussen. Der Begriff der Regierung ist ein umfassender, er bezieht sich auf Institutionen und Praktiken, mittels derer Menschen ‚gelenkt‘ werden. Eine Regierungsweise umfasst als diskursives Feld, auf dem die Ausübung von Macht „rationalisiert wird“ (Thomas Lemke), Wissensformen, Machttechnologien und Subjektivierungsmodi gleichermaßen. Die Machtanalyse von Foucault in Überwachen und Strafen befasste sich mit Institutionen des Zwangs, mit Diskursen und Apparaten, die auf die Unterwerfung des Subjekts…

WeiterlesenDas Wahrheitsregime prekärer Verhältnisse

Wellnessdiskurse

  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Alltagsbewältigung im Zeitalter neoliberaler Rationalität ((Dieser Artikel wurde von Daniel Alings, Jonas Barth, Mathis Eckelmann, Imogen Feld, Philipp Höfener, Martin Hünemann, David Kowalski, Marina Mohr verfasst. Seine Grundlage ist eine an der Phillips-Universität Marburg entstandene (unveröffentlichte) Forschungsarbeit. Hierfür wurde eine an den Duisburger Ansatz angelehnte Diskursanalyse von Wellnesszeitschriften durchgeführt. Darüber hinaus wurden Wellnessbetreibende bzw. -anbietende interviewt.)) Erschienen in DISS-Journal 19 (2010) 'Schlückchen Wasser zwischendurch – gerne auch mit einem Spritzer Zitrone, warum nicht mal richtig über die Stränge schlagen? – , anschließend ein entspannender Marathon entlang alter Gemäuer mit dem Charme vergangener Monarchien. An lauen Sommertagen können hier im abendlichen Schlossgelb der untergehenden Sonne noch traditionelle Streckbänke und spanische Stiefel bewundert werden. Bereits seit dem Mittelalter sorgen die Herren dieser Welt für wunderbare Wohlfühlwelten, in denen die Bewohnerinnen einfach mal die Füße baumeln…

WeiterlesenWellnessdiskurse

Inhalts-Ende

Es existieren keine weiteren Seiten