Medien im Vor-Krieg

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Von Clemens Knobloch. Erschienen in DISS-Journal 11 (2003) (= Gemeinsames Sonderheft des DISS-Journals und der kultuRRevolution zum Irak-Krieg). 1. Vorab Der Krieg ist nicht nur eine Art Turbolader, ein Beschleuniger für historische Prozesse, er macht auch sichtbar, was in Friedenszeiten latent und unter der Oberfläche unmerklich herangereift ist. Das gilt nicht nur für die neue weltweite Machtkonstellation, die in Umrissen sichtbar wird (und deren Merkmal nicht der Aufstieg der USA zur einzigen Restgroßmacht, sondern der Auftakt zu deren Niedergang ist), das gilt auch für die Massenmedien, die im Vorfeld dieses Krieges reichlich Gelegenheit hatten, über die Deutung eines Ereignisses zu »debattieren«, von dem jeder wusste, dass es eintreten würde. Dass fast alle Politiker die »Vermeidbarkeit« des Irak-Krieges bis zum letzten Tag beschworen, gibt diesem Spiel eine frivole Note. Gezeigt hat es am Ende…

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»Schluss mit lustig«

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Das diffuse Bild der Berichterstattung der BILD-Zeitung zum Irak-Krieg. Von Iris Bünger-Tonks. Erschienen in DISS-Journal 11 (2003) (= Gemeinsames Sonderheft des DISS-Journals und der kultuRRevolution zum Irak-Krieg). Nach den Terroranschlägen vom 11.09.01 auf das World-Trade-Center und das Pentagon in den USA wurde in der BILD kein Zweifel daran gelassen, wo die Deutschen stehen: »Wir sind alle Amerikaner«. ((Vgl. hierzu: Iris Bünger: Apocalyse Now? In: Prokla 125, Münster, 2001, S. 603-624.)) Und auch Bundeskanzler Schröder verkündete in Einheit mit Frankreich, Großbritannien und Russland: »Wir sind uns in der Bewertung einig, dass diese Terrorakte eine Kriegserklärung an die freie Welt bedeuten«. Er betonte, »dass diese außergewöhnliche Situation das Zusammenstehen aller Demokraten erfordert. « ((Zitiert nach Plenarprotokoll 14/186, im Internet unter: http://dip.bundestag.de/btp/ 14/14186.pdf.)) Dieses Zusammenstehen manifestierte sich in einer gemeinsamen Kriegsführung gegen Afghanistan, wo die vermeintlichen…

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Kriegskritik in den Medien

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 Von Margarete Jäger. Erschienen in DISS-Journal 11 (2003) (= Gemeinsames Sonderheft des DISS-Journals und der kultuRRevolution zum Irak-Krieg). Die Bedeutung, die in den neuen Kriegen den Medien zukommt, lässt sich nicht erst im Irak-Krieg im Frühjahr 2003 studieren. Bereits im Golf-Krieg von 1991 waren die Medien ein wichtiges Propagandamittel, mit dem damals vor allem die amerikanische Bevölkerung auf den Krieg eingestimmt wurde. Spätestens im Verlaufe des NATO-Kriegs in Jugoslawien gilt diese Funktion auch für deutsche Medien. Schließlich markiert dieser Krieg einen Wendepunkt in der deutschen Außenpolitik, in dem Deutschland sich erstmalig an Kampfeinsätzen beteiligte. Dieser Krieg war auch insofern für eine genauere Betrachtung der Wirkungsweisen medialer Kriegsberichterstattung von Bedeutung, als wir es im Frühjahr 1999 mit einer eigentümlichen Konstellation zu tun hatten. Innerhalb der Zivilgesellschaft wurde der Krieg eher skeptisch, vom größten Teil…

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»… aber wir wissen, es gibt sie…«

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Bush und die Geister der Heilsgeschichte. Von Jobst Paul. Erschienen in DISS-Journal 11 (2003) (= Gemeinsames Sonderheft des DISS-Journals und der kultuRRevolution zum Irak-Krieg). Die Magazine DER SPIEGEL und NEWSWEEK ((Krieg aus Nächstenliebe, in: DER SPIEGEL 8/2003 vom 17. Februar 2003. Bush and God. In: NEWSWEEK vom 10. März 2003.)) beleuchteten vor Beginn des Irak-Kriegs in Titelgeschichten die möglichen religiösen Antriebe hinter den Worten und Taten von George W. Bush. Beide Berichte geben investigativen Journalismus vor, tragen aber eher die Spuren der Verlegenheit, ein unangenehmes, seit Jahren gemiedenes Thema in Worte zu fassen. Die Personalisierung in Bush – und dies am Vorabend eines Kriegs – diente wohl als Hebel, die abenteuerlich anmutende, christliche Mythologie des weißen Amerika endlich vor einem Weltpublikum zur Sprache zu bringen. Doch die Fülle unterschiedlichster Aspekte des Themas geht…

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Spanien im Irak-Krieg

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Die Regierung mit dem Rücken zur öffentlichen Meinung. Von Xavier Giró. Erschienen in DISS-Journal 11 (2003) (= Gemeinsames Sonderheft des DISS-Journals und der kultuRRevolution zum Irak-Krieg). Auch in Spanien fragt sich fast jeder, warum José María Aznar, der Ministerpräsident, im Irakkonflikt bedingungslos an der Seite von George W. Bush steht, während mehr als 90% der Bevölkerung dagegen sind. Was hofft er dadurch zu gewinnen? Was riskiert seine Partei Partido Popular (PP)? Und schließlich – wie ist es möglich, dass eine Partei, die eine absolute parlamentarische Mehrheit besitzt, sich so weit von der öffentlichen Meinung entfernt hat? Die Positionierung der spanischen Regierung anlässlich des Krieges im Irak ist die letzte Entwicklung in einer Reihe von Entscheidungen, die die Bevölkerung allmählich von ihrer Regierung entfernt hat. Die Politik im Baskenland, der neue Nationale Hydrologische Plan,…

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Berlusconi schlingert auf klarem Kurs

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Die italienische Regierung und der Irak-Krieg. Von Michael Braun. Erschienen in DISS-Journal 11 (2003) (= Gemeinsames Sonderheft des DISS-Journals und der kultuRRevolution zum Irak-Krieg). Berlusconi eilt der Ruf voraus, nicht zuletzt deshalb der erfolgreichste Populist Westeuropas zu sein, weil er mit feinem Gespür für die Stimmungen im Volk agiert, weil deshalb Meinungsumfragen zu seinen Lieblingslektüren zählen – und nicht zuletzt weil er mit dem geschickten Einsatz der von ihm kontrollierten Medien im Zweifelsfall das Meinungsklima in Italien nicht bloß passiv zur Kenntnis nehmen, sondern vielmehr aktiv gestalten kann. In der Irak-Krise aber schien dieses Berlusconi-Bild plötzlich nicht mehr zu stimmen. Die übergroße Mehrheit der italienischen Bevölkerung nahm von Beginn des Konfliktes an klar gegen den drohenden Krieg Stellung, egal ob mit oder ohne UNO-Mandat. In Umfragen äußerten sich stabil 70-80% gegen den Krieg,…

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Geschichte ohne Ende

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oder La marge et la manoeuvre (([A.d.Ü.: Der Untertitel bleibt hier unübersetzt, da er auf die Wendung marge de manoeuvre in einem späteren Zitat Jacques Chiracs verweist. Dieser Bezug ginge in einer Übersetzung verloren; zudem könnte sie, als Untertitel an herausgehobener Position, der Polysemie beider Substantive nicht Rechnung tragen: der Rand / das Zeit- oder Raum-Intervall / Marge im Sinne der Gewinnspanne und das Manöver (militärisch, beim Segeln oder als listige – auch manipulative – Operation, um ein Ziel zu erreichen). Leider musste der Text massiv gekürzt werden.] )) Von Pierre Lantz. Erschienen in DISS-Journal 11 (2003) (= Gemeinsames Sonderheft des DISS-Journals und der kultuRRevolution zum Irak-Krieg) Fall der Berliner Mauer 1989 und zwei Jahre später Zusammenbruch der Sowjetunion: mit dem Triumph der USA schien die Geschichte an ihr Ende gekommen zu sein.…

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Zukunftsfähiges Vorgreifen oder nachhaltiger Schutz?

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Von Iris Bünger-Tonks und Robert Tonks. Erschienen in DISS-Journal 11 (2003) (= Gemeinsames Sonderheft des DISS-Journals und der kultuRRevolution zum Irak-Krieg, Sommer 2003). Sind es die Übersetzer, die uns in die Irre führen? Gibt es nur eine, gibt es eine richtige Übersetzung? Ab wann setzt sich die Verwendung eines Begriffes in einem Land als die einzige, die richtige durch? Hierzu ein Beispiel. Nehmen wir den Begriff »Nachhaltigkeit «. Als der englische Begriff »sustainability« im Nachgang zum UNO-Umweltgipfel in Rio 1992 und der resultierenden Umweltagenda der Weltgemeinschaft immer häufiger in den Medien auftrat, neigte man dazu, ihn u.a. mit »Zukunftsfähigkeit« ins Deutsche zu übersetzen, bis man das gute alte Wort der »Nachhaltigkeit« ((Vgl. Duden Die deutsche Rechtschreibung, Mannheim, 2000: »nachhaltig«; einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen; nachhaltige Holzwirtschaft (Holzwirtschaft, bei der höchstens so viel Holz geschlagen…

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Business as usual – Hauptsache sicher

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Professionalität im Wirtschafts- und Finanzteil der FAZ. Von Björn Carius. Erschienen in DISS-Journal 11 (2003) (= Gemeinsames Sonderheft des DISS-Journals und der kultuRRevolution zum Irak-Krieg). Wie wirk(t)en sich die Haltungen der kriegsführenden Koalition einerseits und der Regierungen des »Old Europe« (Donald Rumsfeld) andererseits kurzfristig auf das Leben von ZivilistInnen im Irak aus? Der Krieg kostete zahlreichen ZivilistInnen und SoldatInnen das Leben. Legitimiert wurde er u. a. mit dem Vorhaben, eine Demokratisierung der irakischen Gesellschaft einzuleiten. Dass solche Erwägungen im Wirtschafts- und Finanzteil etwa der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, des amtlichen Publikationsorgans der deutschen Börsen, von allenfalls nachrangiger Bedeutung sind, lässt sich keineswegs allein für die Berichterstattung im Zusammenhang mit militärischen Einsätzen feststellen, wird darin jedoch besonders augenfällig. Laien spüren emotionale Widerstände Zur Zeit des Zweiten Golfkrieges, am 16.03.1991, zitierte die FAZ den Ökonomen Herbert…

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Krieg gegen Flüchtlinge

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Das Asylrecht ist weltweit bedroht. Von Heiko Kauffmann. Erschienen in DISS-Journal 11 (2003) (= Gemeinsames Sonderheft des DISS-Journals und der kultuRRevolution zum Irak-Krieg) Der Zerstörung der geltenden Weltordnung folgt die Zerstörung geltenden Rechts Niemals wurden Menschenrechte und das Völkerrecht so selektiv und heuchlerisch als Legitimation für den Einsatz von militärischer Gewalt missbraucht wie von den Regierungen der USA und Großbritanniens zur Begründung ihres Angriffskrieges gegen Irak. Der 20. März 2003 stellt – viel weitreichender als der 11. September 2001 – eine Zäsur für die gesamte Völkerrechtsordnung und für das seit Ende des Zweiten Weltkrieges gültige Friedenssystem der Vereinten Nationen dar. Der »asymmetrische« Krieg der Hegemonialmacht und ihrer »willigen Mitläufer« markiert nicht nur einen Putsch gegen die geltende Weltordnung, der alle mühsam und beharrlich nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelten zivilisatorischen Errungenschaften des UN-Reglements über…

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