Projekt „Spurensuche“

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Zur Verfolgungsgeschichte von Sinti und Roma in der Region NRW

Von Martin Dietzsch, veröffentlicht im DISS-Journal 26 (2013)

Die Tatsache, dass in der NS-Zeit ein Völkermord an Sinti und Roma stattgefunden hat, dringt erst seit wenigen Jahren allmählich in das Bewußtsein der Öffentlichkeit. Symbolisch steht für diesen Bewusstseinswandel das zentrale Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas, das in Berlin Ende 2012 eingeweiht wurde. Im Bereich der politischen Bildung gibt es erste Versuche, auch diese Opfergruppe in die Erinnerungsarbeit einzubeziehen.

Tagesaktuelle Brisanz hat das Thema angesichts des massiven und bedrohlichen Wiederaufkommens antiziganistischer Klischees, Vorurteile und Praxen in Bezug auf die Einwanderung von Bürgerinnen und Bürgern aus Südosteuropa, deren Armut mit ihrer vermeintlichen ethnischen Zugehörigkeit zu den Roma gerechtfertigt wird.
Im Rahmen des Projekts „Spurensuche“ möchten wir Pädagoginnen und Pädagogen unterstützen, die das Thema Diskriminierung und Verfolgung von Sinti und Roma im Rahmen ihrer Bildungsarbeit thematisieren wollen. Zu diesem Zweck erarbeiten wir eine Broschüre, die kostenlos online zur Verfügung gestellt werden wird, und Lehrenden und Jugendlichen den Zugang zur Thematik und zur Auffindung von Material und Arbeitswegen erleichtert. Dabei werden Themen angerissen wie: Antiziganismus, die Kontinuität der Diskriminierung und Verfolgung, die Politik der Nazis gegenüber sogenannten „Zigeunern“, die mangelnde Rehabilitierung der Überlebenden nach 1945.

Anhand des Beispiels der Region Duisburg wird exemplarisch aufgezeigt, wo eine Spurensuche zum Thema ansetzen könnte. Welche Bücher, Dokumentarfilme, Websites und andere Quellen sind empfehlenswert?  Was ist über die Geschichte der Verfolgung in Duisburg bisher erforscht? Welche Zeitzeugenberichte gibt es? Wo sind die Orte, die in der Stadt relevant waren? Welche Archive, Bibliotheken und Institutionen kann man für eigene Recherchen nutzen? Mit welchen AnsprechpartnerInnen in Museen, bei Selbstorganisationen und in der Wissenschaft kann man sprechen? Welche Ideen für die didaktische Vermittlung sind empfehlenswert?

Die bisherigen Ergebnisse des Projekts werden auf einem Workshop am 23.11.2013 vorgestellt und mit Erfahrungen von Akteurinnen und Akteuren aus der Praxis rückgekoppelt.

Martin Dietzsch ist Mitarbeiter im DISS und leitet dort das Archiv „Extrem rechte Publikationen“.