Die „freiwillige“ Corona-App Von capulcu, 5.4.2020 Die (berechtigte) Angst vor dem Virus wird benutzt, um einem Großteil der Bevölkerung „freiwillig“ ein autoritär hochwirksames Werkzeug zu verabreichen... -> Weiterlesen
Anmerkungen zur Bildungskritik von Josef Kraus Von Kim Kemner. Erschienen in DISS-Journal 38 (2019) Josef Kraus ist als Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL) und über die Veröffentlichung einiger populärwissenschaftlicher Bücher zu Bildungsthemen bekannt geworden. Vor diesem Hintergrund ist er immer wieder Gast in Talkshows. Zum Ende seiner Amtszeit beim DL hin publizierte Kraus auch in Diskursorganen der Neuen Rechten wie der Zeitschrift Junge Freiheit und dem Cato-Magazin. In dem vom Alt68er Frank Böckelmann herausgegebenen Magazin TUMULT – Vierteljahresschrift für Konsensstörung veröffentlicht Kraus regelmäßig unter dem Schlagwort „Vergeigte Bildung“ Beiträge. Die Gegenwartsdiagnosen von Kraus passen grundsätzlich zur doppelten Stoßrichtung des Tumult-Magazins, zum einen der Kritik an Prozessen der Ökonomisierung und zum anderen an ‚von links‘ artikulierten egalitären, universalistischen, auf ‚Vielfalt’ gerichteten Werten. In Kraus’ Kritik am gegenwärtigen Bildungssystem und hiermit verknüpften Bildungsreformen zeigen sich…
Programmatische Vorstöße in Björn Höckes Kyffhäuserrede 2019 Von Stefan Rath. Erschienen in DISS-Journal 38 (2019) Höckes Rede auf dem diesjährigen Kyffhäusertreffen des völkisch-nationalistischen Flügel der AfD, welches unter dem Motto „Der Osten steht auf “ am 6. Juli 2019 in Leinefeld stattfand, eröffnete den AfD-Wahlkampf für die Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Die Veranstaltung erregte insbesondere aufgrund der Inszenierung und des Personenkults um Höcke Beachtung. In Folge wurde der Richtungsstreit innerhalb der Partei teilweise öffentlich ausgetragen. Mediale Aufmerksamkeit kam insbesondere den Teilen der Rede zu, in denen Höcke versprach, es werde keine Wiederwahl des jetzigen Bundesvorstandes in seiner bisherigen Zusammensetzung geben, und Teile der Partei, die er auf dem „Weg einer FDP zwei Komma null“ wähnt, angriff. In einem Appell schrieben daraufhin bekannte AfD-Funktionäre: „Die AfD ist und wird keine Björn-Höcke-Partei!“ Ihre…
Aus Anlass von Hanau, im Gedenken an die Opfer von antisemitischen und allen anderen Anschlägen und Kampagnen erinnern wir an die Entstehung des organisierten Antisemitismus in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Landesrabbiner Rieger-Braunschweig (1918) Ein Vierteljahrhundert im Kampf um das Recht und die Zukunft der deutschen Juden. Verlag des Centralvereins Deutscher Staatsbürger Jüdischen Glaubens, Berlin 1918. [Übertrag mit angepasster Rechtschreibung Jobst Paul, DISS Duisburg] (3) Vorwort. „Wer mir den Anspruch auf mein deutsches Vaterland bestreitet, der bestreitet mir das Recht auf meine Gedanken, meine Gefühle, auf die Sprache, die ich rede, auf die Luft, die ich atme. Darum muss ich mich gegen ihn wehren - wie gegen einen Mörder.“ Wenn dieses mannhafte Wort Gabriel Riessers die Losung der deutschen Juden geworden wäre, dann hätte der Antisemitismus in Deutschland nie die Macht gewinnen…
Normalismustheoretische Thesen zur „Corona-Krise“ Von Jürgen Link, 19.3.2020 1. In der jetzigen Situation der Notstände braucht es belastbare Theorien mit Analyseinstrumenten eben über Notstands- bzw. Ausnahmeregime. Dazu gehört die seit den 1980er Jahren entwickelte Normalismustheorie. Denn: Ohne ein belastbares, aktuell operatives Konzept von Antagonismus kein belastbares Konzept von Notstand – und ohne ein Konzept von Normalismus kein aktuell operatives Konzept von Antagonismus. ... -> Weiterlesen auf der Seite der kultuRRevolution
Das DISS auf der Bundesgartenschau 2019. Erschienen in DISS-Journal 37 (2019) Heilbronn in Baden-Württemberg ist seit Anfang April 2019 nicht nur Schauplatz der diesjährigen Bundesgartenschau und somit Reflexionsort zum aktuellen Thema ‚Pflanze und Umwelt‘. Aufgrund einer langen Wirtschaftsgeschichte und an der Schnittstelle un-terschiedlicher Verkehrswege ist Heilbronn auch – mit einem Anteil von über 50 Prozent - die Stadt mit ‚Migrationshintergrund‘ an sich: „In der Stadt leben 140 verschiedene Nationen zusammen“, heißt es ist einer Broschüre zur Bundesgartenschau.Doch welchen Beitrag kann dabei die Kunst liefern? Die Frankfurter Projekt-Künstlerin Silke Wagner, die diese Frage im Auftrag des Heilbronner Kunstvereins beantworten sollte, hatte eine naheliegende wie überraschende Lösung. Bekannt wurde sie schon 2001 durch ihre demonstrative Verfertigung eines „Deportation“-VW-Busses und durch ihre Aktionen zu deutschen Abschiebepraktiken. In Heilbronn hat sie nun die beiden Themen ‚Migration‘ und…
Erschienen in DISS-Journal 37 (2019) Das diesjährige Kolloquium des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung (Akademie Frankenwarte, Würzburg, 22.-24. November 2019) ist der Trias von Entfremdung, Identität und Utopie gewidmet. Damit werden gesellschaftstheoretische und gesellschaftskritische Fragestellungen aufgegriffen, die in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen haben. Das Kolloquium thematisiert die gesellschaftlichen und diskursiven Kontexte, in denen diese Fragestellungen aufgeworfen werden, und will die theoretische und politisch-praktische Relevanz dieser kategorialen Trias überprüfen. 1. Der Entfremdungsbegriff (bzw. ein verwandter Begriff wie Verdinglichung) hat Konjunktur. Die Debatte reflektiert zum einen das neue Interesse an der Marx-Lektüre, das seit der Jahrtausendwende Ausdruck der Krisenprozesse ist, die die kapitalistische „Welt“ durchziehen und nach Erklärungsmustern suchen lassen. In diesem Zusammenhang wird auch das Verhältnis zwischen dem „frühen“ Marx und dem Marx der „Kritik der Politischen Ökonomie“, zwischen Entfremdungskritik und…
Oder: Ist Rhetorik für Demagogie verantwortlich? Eine Rezension von Jobst Paul. Erschienen in DISS-Journal 37 (2019) Auch wenn sich Patricia Roberts Miller’s kurzes Essay Demagoguery and Democracy als Analyse des Phänomens Trump anbietet, so geht ihre Absicht doch eher dahin, die kulturellen Bedingungen in den Fokus zu rücken, die Demagogie erst möglich machen, und Gegenmittel zu formulieren. Roberts Miller lehrt Rhetorik an der Universität Austin in Texas. Sie bestreitet die Annahme, dass Demagogen aufgrund der bloßen Kraft ihrer Persönlichkeit und ihres Charismas hervortreten. Vielmehr bieten Zeiten, in denen die Öffentlichkeit selbst in ihrer Breite polarisierend argumentiert, Demagogen die Chance zum Aufstieg. Ihnen geht daher ein gesellschaftlicher Verlust an eigentlicher Dialogfähigkeit voraus. Damit aber sieht sich Roberts-Miller umgekehrt genötigt, einige Merkmale von eigentlicher ‚Dialogfähigkeit‘ und der gewünschten demokratischen Erwägungskultur zu formulieren, die nicht –…
Eine Rezension von Jobst Paul. Erschienen in DISS-Journal 37 (2019) In Messengers of the Right. Conservative Media and the Transformation of American Politics skizziert die Politologin Nicole Hemmer die Geschichte einer US-spezifischen, rechtsgerichteten medialen Konstellation, die von den 1950ern bis in die aktuelle Trump-Ära reicht. Im Zentrum der von Hemmer als ‚elite populism‘ bezeichneten Konstellation stehen zum einen jeweils konservative, eigenwillige Einzelfiguren mit Elite-Hintergrund, d.h. ausgestattet mit erheblichem finanziellen, sozialen und kulturellen Gewicht. Das zweite Merkmal ist die Wahrnehmung jener Einzelfiguren, von einer liberalen, progressiven, egalitären Mehrheitsbewegung in die Bedeutungslosigkeit abgedrängt worden zu sein. Das dritte Merkmal ist, dass jene Figuren in der Lage sind, sich eine mediale Basis zu schaffen, um gegen ihren Ausschluss vorzugehen. Damit aber werden sie auch – viertens – zu Ankerpunkten jeweils neuer rechtskonservativer Sammlungsbewegungen. Hemmer kann diese…