Lesetipp von Helmut Kellershohn Nancy Fraser: Der Allesfresser. Wie der Kapitalismus seine eigenen Grundlagen verschlingt, Berlin: Suhrkamp 2023, 282 Seiten, 20,60 Euro, ISBN 978-3-518-02983-1 Nancy Fraser veröffentlichte 2022 zunächst auf Englisch, dann 2023 in Übersetzung auf Deutsch eine kapitalismuskritische Studie mit dem originellen Titel „Cannibal Capitalism“ („kannibalischer Kapitalismus.“). In der deutschen Übersetzung taucht diese Wortschöpfung erstmals in der Einleitung auf, als Titel verwendet sie das Bild des „Allesfressers“, der rundweg alles, aber auch alles für sich vereinnahmt. Nichts in der Welt ist sicher vor dem Appetit des Fressers „Kapitalismus“, es gibt kein Außen, das vor dem Zugriff des Fressers und „Kannibalen“ per se geschützt wäre. Das bezieht sich speziell und insbesondere auf die nichtökonomischen Bereiche des Kapitalismus und damit auf den Kapitalismus als Gesellschaftsform und nicht nur als Wirtschaftsform, als ökonomisches System im…
Von Helmut Kellershohn „Die Ansiedlung anderer Völkerschaften in Deutschland ist daher grundsätzlich immer ein Mittel zum selben Zweck, den Einheimischen in der ein [sic!] oder anderen Form zu schaden und ihren politischen Einfluss im eigenen Land zu beschneiden. Genau durch eine solche Zielsetzung wird der Begriff der Umvolkung definiert. Was wir in Deutschland seit Jahrzehnten erleben, ist somit tatsächlich nichts anderes als eine klassische, aggressiv gegen die einheimische Bevölkerung gerichtete Umvolkungspolitik, auch wenn der staatliche Akteur in diesem Fall kein fremder Staat ist, sondern der eigene.“ (PI-News 2018) „Gelingt uns die metapolitische Operation […], ist ein Stopp des Großen Austauschs und der Islamisierung möglich. Ein Zuwanderungsstopp für Menschen aus nichteuropäischen Ländern, eine rigorose Abschiebung aller Illegalen und Kriminellen, eine Deislamisierungspolitik, das Ende der sozialen Versorgungspolitik für Ausländer und finanzielle Anreize für eine Heimkehr…
Von Helmut Kellershohn Seit ihren Anfängen verfolgt die AfD eine gegenüber der EU und dem Euro skeptische bis ablehnende Politik, die sich im Laufe der Zeit mit ihren programmatischen Forderungen verschärft hat. Im Kern geht es ihr zum einen um eine Renationalisierung der Wirtschafts-, Finanz- und Währungspolitik sowie weiterer Politikfelder wie der Außen-, Sicherheits-, Migrations- und Klimapolitik. Zum anderen ringt sie um die Frage, ob die Renationalisierung vermittels einer Reform der EU (im Sinne eines Rückbaus), eines einseitigen Austritts oder einer einvernehmlichen Auflösung der EU in Verbindung mit der „Neugründung einer Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft“ (so im Grundsatzprogramm von 2016) herbeigeführt werden soll. Im Folgenden gehe ich auf die beiden Europawahlprogramme der AfD von 2019 und 2023 (hier: Leitantrag der Bundesprogrammkommission) näher ein, um die Entwicklung der AfD-Programmatik bzgl. ihrer Haltung zur EU nachzuzeichnen. Dass…
Rückbau, Austritt, Auflösung, Neugründung – oder was? Das Europakonzept der AfD 2023 Von Helmut Kellershohn Seit ihren Anfängen verfolgt die AfD eine gegenüber der EU und dem Euro skeptische bis ablehnende Politik, die sich im Laufe der Zeit mit ihren programmatischen Forderungen verschärft hat. Im Kern geht es ihr zum einen um eine Renationalisierung der Wirtschafts-, Finanz- und Währungspolitik sowie weiterer Politikfelder wie der Außen-, Sicherheits-, Migrations- und Klimapolitik. Zum anderen ringt sie um die Frage, ob die Renationalisierung vermittels einer Reform der EU (im Sinne eines Rückbaus), eines einseitigen Austritts oder einer einvernehmlichen Auflösung der EU in Verbindung mit der „Neugründung einer Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft“ (so im Grundsatzprogramm von 2016) herbeigeführt werden soll. Die AfD steht vor dem Problem, inwieweit eine weitgehende Rekonstruktion nationalstaatlicher Souveränität vereinbar ist mit einem wie auch immer gearteten…
Von „Umvolkung“ zu „Remigration“ Von Helmut Kellershohn1 „Die Ansiedlung anderer Völkerschaften in Deutschland ist daher grundsätzlich immer ein Mittel zum selben Zweck, den Einheimischen in der ein [sic!] oder anderen Form zu schaden und ihren politischen Einfluss im eigenen Land zu beschneiden. Genau durch eine solche Zielsetzung wird der Begriff der Umvolkung definiert. Was wir in Deutschland seit Jahrzehnten erleben, ist somit tatsächlich nichts anderes als eine klassische, aggressiv gegen die einheimische Bevölkerung gerichtete Umvolkungspolitik, auch wenn der staatliche Akteur in diesem Fall kein fremder Staat ist, sondern der eigene.“ (PI-News 2018) „Gelingt uns die metapolitische Operation […], ist ein Stopp des Großen Austauschs und der Islamisierung möglich. Ein Zuwanderungsstopp für Menschen aus nichteuropäischen Ländern, eine rigorose Abschiebung aller Illegalen und Kriminellen, eine Deislamisierungspolitik, das Ende der sozialen Versorgungspolitik für Ausländer und finanzielle…
Bibliografie Edition DISS 2004 – 2022 Erstellt im Nov./Dez. 2022 von Florentina Berisha, Christian Hoeps, Selin Kaya und Helmut Kellershohn Die Edition DISS erscheint seit 2004 im Unrast-Verlag, Münster. Zuvor wurden Arbeiten des DISS und dem DISS verbundener Autor:innen weitgehend im Eigenverlag publiziert. Die Kooperation mit dem Unrast-Verlag erwies sich für beide Seiten als ertragreich, denn mittlerweile sind 47 Bände erschienen! Die folgende Bibliographie schließt allerdings mit Band 50, und dies aus zwei Gründen: Der Band 14 war zwar mit Titel angekündigt, kam aber über das Stadium der Ankündigung nicht hinaus; zudem wurden die Bandnummern 32 und 42 versehentlich nicht vergeben. Folglich wurden besagte Bände nie veröffentlicht. Bei den im ersten Teil der Bibliographie gelisteten Editionsbänden handelt es sich zum einen um Monographien (z.T. Dissertationen), zum anderen um Sammelbände, die zumeist im…
DISS-Veröffentlichungen im Rahmen des Projekts „Metapolitik und Weltanschauung. Konzepte und Debatten der Neuen Rechten der Neuen Rechten zu Fragen der Wirtschafts- und Sozialpolitik“ (Das Projekt wurde im Rahmen eines vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW geförderten und in Wissenschafts- und Praxiscommunity des Netzwerks CoRE-NRW – Connecting Research on Extremism – eingebundenen Projekts durchgeführt) Becker, Andrea (2021): Der Reset der Großen Transformation. In: DISS Journal 42, S. 10-15. Online verfügbar unter http://www.diss-duisburg.de/download/dissjournal-dl/DISS-Journal-42-2021.pdf Becker, Andrea (2021): Methodik/Vorgehensweise. In: DISS-Journal Sonderausgabe 4, S. 8-9. Online verfügbar unter http://www.diss-duisburg.de/download/dissjournal-dl/DISS-Journal-Sonderausgabe-4.pdf Becker, Andrea (2021): Diskurse gegen den Klimaschutz in AfD-Programmen. In: DISS Journal Sonderausgabe 4, S. 22-28. Online verfügbar unter http://www.diss-duisburg.de/download/dissjournal-dl/DISS-Journal-Sonderausgabe-4.pdf Becker, Andrea (2021): Porträt „eigentümlich frei“. In: DISS-Journal Sonderausgabe 4, S. 44–45. Online verfügbar unter http://www.diss-duisburg.de/download/dissjournal-dl/DISS-Journal-Sonderausgabe-4.pdf Becker, Andrea; Knappe, Lana (2022): Zeitschriftenporträt "CATO". Ein "Magazin für neue…
Lektionen aus dem Ukraine-Krieg aus der Sicht der Jungen Freiheit Von Helmut Kellershohn Die jungkonservative Wochenzeitung Junge Freiheit (JF) gehört bekanntlich zu der publizistischen Fraktion der Neuen Rechten, die sich dem Mainstream am nächsten platziert. Dieter Stein, JF-Chefredakteur und Geschäftsführer des Herausgebervereins, unterstrich jüngst anlässlich des zehnjährigen Bestehens der AfD, dass die deutsche Rechte nach dem Vorbild der Schwedendemokraten und Giorgia Melonis endlich die vorhandene Mitte-Rechts-Mehrheit, bestehend aus Union, AfD und FDP, für eine „Politikwende“ nutzbar machen müsse. Stein fragt: „Wann kommt diese Mehrheit erstmals zum Tragen? Das Tabu könnte kommendes Jahr fallen. Dann werden in Sachsen, Brandenburg und Thüringen neu gewählt.“ (JF 6/23, 1) Nun wird Stein wissen, dass gerade in diesen Ländern die AfD von den „Flügel“-Leuten rund um Björn Höcke dominiert wird, metapolitisch unterstützt von der Konkurrenzfraktion der Neuen Rechten…
Von Helmut Kellershohn Zum Tag der Deutschen Einheit, von Höcke umbenannt in den „Tag der Deutschen Freiheit“, hält er in Gera eine außenpolitische Rede, in der er es schafft, den laut AfD „völkerrechtswidrigen“ russischen Angriff auf die Ukraine und dessen bisherigen Folgen für die Ukraine mit keinem Wort zu erwähnen. Im Gegenteil: Höcke hält den russischen Angriff für legitim und stellt sich damit ganz offen gegen das Positionspapier der AfD-Bundestagsfraktion vom März 2022.1 Die Rede2 ist durch und durch demagogisch und nationalistisch – manche Beobachter sprechen gar von einer „faschistische[n] Programmrede“. Das mag überzogen sein. Jan Werner Müller hat unlängst mit Blick auf den italienischen Regierungswechsel davor gewarnt, „die extreme Rechte von heute und den Faschismus [von damals] in einen Topf zu werfen“ (NZZ v. 18.11.2022). Gleichwohl ruft Höcke mit dem auf die…
Der folgende Beitrag ist im Rahmen eines vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW geförderten und in die Wissenschafts- und Praxiscommunity des Netzwerks CoRE-NRW (Connecting Research on Extremism) eingebundenen Projekts entstanden, das im Juni 2022 auslief („Metapolitik und Weltanschauung. Konzepte und Debatten der Neuen Rechten zu Fragen der Wirtschafts- und Sozialpolitik“).1 Helmut Kellershohn Völkisch-autoritärer Liberalismus plus Bonapartismus Anmerkungen zu Karlheinz Weißmanns „Wer ist rechts?“ In einer jüngst erschienenen kleinen Broschüre versucht sich Karlheinz Weißmann (KHW) an einer Typologie der rechten „Denkfamilien“.2 Ein solcher Versuch ist nicht neu. In der von ihm in Eigenverantwortung bearbeiteten 6. Auflage des Mohlerschen Klassikers „Die Konservative Revolution Deutschland 1918-1932“3 hielt er sich an Mohlers Unterscheidung in fünf Gruppen (Völkische, Jungkonservative, Nationalrevolutionäre, Bündische, Landvolk) und klammerte die Nationalsozialisten aus diesem Panorama aus. Während der Zeit, in der er…