Geschlechterverhältnis und Kapitalismus

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Alex Demirović‘ Plädoyer für ein klassenpolitisches Verständnis des multiplen Herrschaftszusammenhangs Eine Rezension von Wolfgang Kastrup. Erschienen in DISS_Journal 37 (2019) Alex Demirović, apl. Prof. an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt/M. und Senior Fellow der Rosa-Luxemburg-Stiftung, vertritt in seinem Plädoyer die These, dass „die kapitalistische Produktionsweise und die von ihr formierte Gesellschaft sich als konstitutive Einheit verschiedenartiger Widersprüche bildet, sie also nicht auf eine Herrschaftslogik reduziert werden kann.“ (258) Dabei müsse dem Begriff der Klasse eine besondere Rolle im Emanzipationsprozess zukommen, da Ausbeutung und Klassenherrschaft „angemessen“ beachtet werden müssten. Seiner Ansicht nach werde der Ansatz der Intersektionaltät [die Gender- bzw. Intersektionalitätstheorie basiert auf den Kategorien race, class und gender, W.K.] der „Komplexität der Widersprüche“ nicht gerecht – gerade vor dem Hintergrund des selbst gesteckten Ziels „einer herrschaftskritisch-gesellschaftstheoretischen Zusammenführung der unterschiedlichen Formen von Herrschaft und ihrer…

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Feministischer Anarchismus

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Eine Rezension von Jobst Paul ((Ich stütze mich hier auf die Rezension von Einav Rabinovitch-Fox (Case Western Reserve University), einsehbar unter https://www.h-net.)). Erschienen in DISS-Journal 34 (2017) Donna M. Kowal, Tongue of Fire: Emma Goldman, Public Womanhood, and the Sex Question. Albany: State University of New York Press, 2016. 222 pp. $75.00 (cloth), ISBN 978-1-4384-5973-8 Emma Goldmans (1869-1940) Leben und Werk ist seit langem ein Anlass für lebhafte Debatten. Sie wuchs als Kind jüdischer Eltern im litauischen Kowno auf, ging in Königsberg zur Schule und zog mit 13 Jahren mit ihrer Familie nach Sankt Petersburg. Als Fabrikarbeiterin rezipierte sie dort anarchistische Literatur und emigrierte mit 17 nach New York, wo sie sich der anarchistischen und der Arbeiterbewegung anschloss. Dennoch ist Donna M. Kowal’s Tongueof Fire: Emma Goldman, Public Womanhood, and the Sex Question nicht…

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Sachsen mal wieder

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Oder doch globale politische Verwerfungen? Bemerkungen zum Diskurs über ‚sächsische Verhältnisse‘ im Kontext einer generellen Rechtsverschiebung Von Tino Heim. Erschienen in DISS-Journal 32 (2016) Pegida hat angesichts der seit Monaten bei ca. 2.000 stagnierenden Teilnahmezahlen den Zenit überschritten, und der Erfolg der AfD bei den Landtagswahlen 2016 – 15,2% in Baden-Württemberg, 24,3% in Sachsen-Anhalt, 20,8% in Mecklenburg-Vorpommern – stellt die 9,7% in Sachsen 2014 weit in den Schatten. Gleichwohl steht der Freistaat als Spitzenreiter bei rechter Gewalt weiter im Fokus der Thematisierung eines bundesweiten Rechtsrucks und den zwischen verbalen Abgrenzungen und taktischer Übernahme rechtspopulistischer Forderungen schwankenden politischen Reaktionen. Im Winter 2016 kumulierten entsprechende Debatten um das markante Diskursereignis der Vorfälle in Clausnitz und Bautzen am 18. bzw. 20. Februar. ((In Clausnitz war ein Bus mit Geflüchteten unter „Ausländer raus“-Rufen blockiert worden. Die Polizei…

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Die Kölner Silvesternacht

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(Re)Konstruktion eines diskursiven Ereignisses. Von Felix Schneider. Erschienen in DISS-Journal 31 (2016) Die Vorkommnisse am Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht 2015/16 stellten Polizei, Politik und Presse vor ein erhebliches Verarbeitungsproblem. Sexualisierte Gewalt gegen Frauen in Verbindung mit Diebstählen – verübt von weder eindeutig identifizier- noch quantifizierbaren Personengruppen im öffentlichen Raum heraus – erzeugten einen Aufklärungsdruck, welchem aufgrund der Beschaffenheit dieses diskursiven Ereignisses die Institutionen der Wissensdistribution und Verdatung, insbesondere die Pressestellen der Polizei, nicht gerecht wurden. Die notwendig aufgetretenen Schwierigkeiten in Ermittlung und Berichterstattung befeuerten somit den medienkritischen Diskurs um eine vermeintlich die Herkunft der Täter verschweigende Presse und Polizei. Ethnie und Geflüchtetenstatus der Täter rückten ins Zentrum der medialen Aufmerksamkeit und es verschränkte sich die Debatte um eine bundesdeutsche ‚Willkommenskultur‘ mit der um ‚Ausländerkriminalität‘. Im Kontext einer sich seit Sommer 2015 zuspitzenden…

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Wenn das feministische Potenzial wegzubrechen droht

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Die Debatten um die Silvester-Ereignisse im Kontext von Postfeminismus Von Isolde Aigner. Erschienen im DISS-Journal 31 (2016) Die Debatten um die Silvester-Ereignisse haben nur wenig emanzipatorisches Potential freigesetzt. Eine sich daran anschließende mögliche und notwendige Auseinandersetzung mit dem Recht auf sexuelle Selbstbestimmung für Frauen gab es kaum. Stattdessen wurde der sich artikulierende Sexismus und die sexualisierte Gewalt rassistisch instrumentalisiert und ins „Außen“ verlagert, in dem sie vor allem Einwanderern und Geflüchteten, also den „Anderen“ zugeschrieben wurde. Die These dieses Artikels ist, dass die Debatten und ihre Auslassungen im Kontext einer von Postfeminismus geprägten Gesellschaft stattfinden. Im Folgenden soll dieser These nachgegangen werden. Dazu soll in einem ersten Schritt kurz skizziert werden, was unter Postfeminismus zu verstehen ist. Postfeminismus und die Abwicklung des Feminismus Die Soziologin Angela McRobbie legte 2010 eine Studie über die…

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Die „Sexismusdebatte“*– ein zahnloser Tiger?

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Ein Artikel von Isolde Aigner, erschienen im DISS-Journal 25 (2013). Isolde Aigner promoviert zu Antifeminismus. Sie ist Redakteurin der feministischen Zeitschrift Wir Frauen und Mitglied der Diskurswerkstatt im DISS. Ende Januar 2013 setzte in Deutschland mit der „Sexismusdebatte“ eine massenmediale und längst überfällige Auseinandersetzung mit Alltagssexismus ein. ((Sexismus ist die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Zugehörigkeit [vgl. FAU-Mat (Hg.) (2006): Gender und Arbeit. Hamburg]. Er steht in Zusammenhang mit sich gegenseitig bedingenden Geschlechternormen und Strukturen, die Machtverhältnisse hervorbringen. Sexuelle Belästigung verstehe ich deshalb als eine Form von Sexismus.)) Sie wurde ausgelöst durch ein Brüderle-Portrait der Journalistin Laura Himmelreich im STERN und einen etwa zur gleichen Zeit initiierten #Aufschrei (als Online-Austausch über Sexismus), der zum Twitter-Rekord wurde. Die „Debatte“ ermöglichte einen offeneren Umgang mit eigenen Diskriminierungserfahrungen wie der signifikante Anstieg…

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Beate Zschäpe in der Bild-Zeitung

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Zwischen Nazi-Braut und Nazi-Killer. Der Diskurs um Frauen im Rechtsextremismus am Beispiel des NSU. Von Anna Oelhaf. Erschienen in DISS-Journal 23 (2012), 6-10 Am 4.11.2011 begingen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt nach einem Banküberfall Suizid und zündeten den Wohnwagen, in dem sie sich befanden, an. Am gleichen Tag löste Beate Zschäpe eine Explosion in der gemeinsamen Wohnung aus und verschwand dann, um sich am 8.11.2011 der Polizei zu stellen. In den Überresten des Wohnwagens und der Wohnung fanden sich die Tatwaffen von neun Morden an Einwanderern bzw. Deutschen mit Migrationshintergrund und dem an einer deutschen Polizistin sowie weitere Indizien für die Täterschaft der Gruppe, die wenig später unter ihrer Selbstbezeichnung als ‚Nationalsozialistischer Untergrund‘ (NSU) bekannt wurde. Mit diesen Vorkommnissen offenbarte sich der rechtsextremistische Hintergrund der Taten, die zuvor als ‚Döner-Morde‘ verhandelt und deren…

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Ethnisierung von Sexismus im Einwanderungsdiskurs. Analyse einer Diskursverschränkung

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Von Dr. Margarete Jäger. Vortrag, gehalten am 16.9.99 an der Universität Georg-August-Universität Göttingen beim Kolloquium „Wissenstransfer zwischen Experten und Laien. Umrisse einer Transferwissenschaft“. Untersuchungen zum Einwanderungsdiskurs in Deutschland haben sich immer wieder mit einer Argumentationsfigur auseinanderzusetzen, die ich im folgenden als Ethnisierung von Sexismus[1] bezeichne. Sie zeigt eine Diskursverschränkung an, die ganz besondere Wirkungen entfaltet. Kaum jemanden ist wohl die Auffassung noch nicht begegnet, daß türkische oder moslemische Männer besonders sexistisch seien, daß sie Frauen in besonderer Weise unterdrückten. Dieses Argument dient dann häufig als Begründung dafür, daß ein Zusammenleben mit Türken oder Moslems für ‚uns’ nur schwer oder gar nicht möglich ist. Sehr häufig wird dieser ethnisierte Sexismus auch mit dem Islam in Verbindung gebracht, wenn etwa angenommen wird, der Koran schreibe Männern die Herrschaft über Frauen geradezu vor. Ein Vergleich mit anderen Vorurteilen, die ansonsten gegenüber…

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Faschistoide Phantasmen

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Botho Strauß, Deutschlands meistgespielter Theaterautor der Gegenwart. Von Brigitta Huhnke, erschienen in DISS-Journal 1 (1998) In der Kultur kündigen restaurative Tendenzen schon lange vorher an, was viel später erst im politischen Diskurs mündet. Diese These des amerikanischen Politologen Murray Edelman belegt kein anderer so umfassend wie Botho Strauß, Deutschlands meistgespielter Theaterautor. Dieser begann das patriarchale Raunen nicht erst mit seinem Traktat "Anschwellender Bocksgesang". Schon seine frühen ästhetischen Stücke durchziehen misogyne und nationalistische Deutungsmuster. In Paare, Passanten (1981), seiner wohl erfolgreichsten Veröffentlichung, schaut der Strauß'sche Erzähler vom Podest des vereinzelten 'Genies', angewidert von der "plappernden" Masse. Die Feuilletonisten jubelten, die (deutsche) wissenschaftliche Literaturkritik schläft bis heute. In Paare, Passanten, dieser Ansammlung von Alltagsbeobachtungen, stiften immer wieder Frauen Männer zur Sinnlosigkeit an. Gleich am Anfang empört sich das alter ego des Autors über eine (namenlose)…

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Gewalt gegen Frauen – durch Sprache?

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Von Margret Jäger. Unveröffentlichtes Vortragsmanuskript Vorbemerkung „Der Inhaber dieses Passes ist Deutscher.“ Dieser Satz steht in jedem bundesdeutschen Reisepass, egal ob er einer Frau oder einem Mann gehört. Bis vor ein paar Jahren hätte ein Satz wie dieser keine weiteren Diskussionen ausgelöst. Das ist heute anders. Seitdem frauenbewegte Linguistinnen begonnen haben, die deutsche Sprache im Hinblick auf das in Sprache zum Ausdruck kommende Geschlechterverhältnis zu analysieren, ist über den gängigen Sprachgebrauch eine teilweise heftig geführte Diskussion entstanden. Wie kommen Frauen in der deutschen Sprache vor? Wie sprechen Frauen? Wie verhalten sich in Gesprächen Männer Frauen gegenüber? Werden Frauen in der Kommunikation mit Männern untergebuttert und wenn ja, wie geschieht dies? Diesen Fragekomplexen sind Linguistinnen nachgegangen. Sie haben dabei erstaunliche Ergebnisse zutage gefördert, aus denen sie geschlußfolgert haben, Frauen werde auch mit Sprache Gewalt…

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