„Rasse“ und aktuelle Ersatzbegriffe in der deutschen Gegenwarts-Gesellschaft

Von Siegfried Jäger. Vortrag auf dem Workshop „Rasse“. Historische und diskursive Perspektiven im Zentrum für Literaturforschung der HU vom 4.-6.-11.2005. Das Wort „Rasse“ taucht in deutschen Diskursen zur Charakterisierung von Menschengruppen in der Gegenwart nicht mehr oder nur noch sehr selten auf. In einer Fülle von Projekten, die wir seit Mitte der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts durchgeführt haben, haben wir dieses Wort kaum einmal gefunden. Das gilt sowohl für den Politikerdiskurs wie für den Diskurs der Medien und des Alltags. Die französische Rassismusforscherin Collette Guillaumin konstatierte denn in ihrem Vortrag auf dem Hamburger Kongress „Rassismus und Migration in Europa“ im Jahre 1990 auch lakonisch: Rasse ist „ein Wort ..., mit dem es ganz offensichtlich zu Ende geht.“ (Guillaumin, S. 77) Dazu gibt es allerdings mindesten zwei hochinteressante Ausnahmen. Die erste ist der juristische Diskurs,…

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Afrika und die deutsche Sprache

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Ein kritisches Nachschlagewerk. Rezension von Siegfried Jäger. Erschienen in DISS-Journal 13 (2004) Ein Streit um Wörter und ihre Bedeutungen - auch wenn es in diesem Buch um viel mehr geht - ist immer gut, und ich will mich gerne darin einmischen. Das macht besonders Spaß, wenn er - auch graphisch - so schön eingebettet ist, wie in diesem Band, publiziert im Unrast-Verlag. Das fängt mit Begriffen wie „Rassismus“ an. Die Definition, die hier verwendet wird (vgl. S. 11ff), ist mir, offen gesagt, zu schmal. Sie orientiert sich zu sehr am alten Rassismus-Verständnis, indem sie sich insbesondere auf körperliche Merkmale konzentriert, kulturellen (Neo-)Rassismus, bei dem Ausgrenzung durch Zuschreibung negativer kultureller Werte stattfindet, zwar nicht restlos, aber weitestgehend außen vor lässt. ((Von Kulturellem Rassismus zu sprechen, sei „irreführend“, weil Rassismus von Anfang an eine Ideologie…

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Zeiten des Kampfes

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Das Student Nonviolent Coordination Committee (SNCC) und das Erwachsen des afro-amerikanischen Widerstands in den sechziger Jahren. Rezension von Alfred Schobert. Erschienen in DISS-Journal 13 (2004) Jedem renommierten Verlag mit anspruchsvollem historiographischem Problem hätte es gut angestanden, Clayborne Carsons Studie „Zeiten des Kampfes“ über die Geschichte des Student Nonviolent Coordination Committee (SNCC) in deutscher Übersetzung herauszubringen. Doch mit fast einem Jahrzehnt Verspätung erschien das mit dem Frederick Jackson Turner Award der Organization of American Historians ausgezeichnete Werk nun sorgfältig ediert im Verlag Graswurzelrevolution, dem Verlag der libertären Gewaltfreien um die Monatszeitung Graswurzelrevolution. Inhaltlich passt das Buch zu deren Programm, schildert es doch Entstehung, Kampagnen und die direkten gewaltfreien Massenaktionen des SNCC im Kampf der US-amerikanischen Schwarzen gegen die rassistische Diskriminierung. Mit Sit Ins, Freiheitsfahrten und Kampagnen zur Eintragung in Wahllisten kämpften die Aktivisten des…

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Ein Protokoll der Verdrängung

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Zur Berliner OSZE-Antisemitismus-Konferenz. Von Jobst Paul. Erschienen in DISS-Journal 13 (2004) Am 29. April 2004 ging die OSZE-Antisemitismus-Konferenz in Berlin mit einer Berliner Deklaration zu Ende. Darin stellten die 55 Vertragsstaaten fest, dass der Antisemitismus heute einen neuen Ausdruck und neue Formen angenommen habe und - zusammen mit anderen Formen der Intoleranz - eine Bedrohung der Demokratie, der Werte der Zivilisation und der gemeinsamen Sicherheit in den OSZE-Mitgliedsstaaten darstelle. Die Feindschaft gegen Juden - sei es gegen Einzelne oder gegen ein Kollektiv, sei es mit rassistischen, sozialen und/oder religiösen Begründungen - zeige sich neuerdings in verbalen und körperlichen Angriffen und in der Schändung von Synagogen und jüdischen Friedhöfen. Die Vertragsstaaten wollen künftig eng mit den entsprechenden UN- und EU-Gremien und mit Nichtregierungsorganisationen kooperieren und alle antisemitischen Vorfälle dokumentieren. Sie verpflichten sich zu gesetzlichen…

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Anerkennung und Ausgrenzung

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Deutschland als multikulturelle Gesellschaft. Rezension von Thomas Quehl. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004) Wer erinnert sich nicht: Kaum sprachen die einen von vermeintlicher ‘Leitkultur‘, schienen andere sich schon nicht mehr sicher, was sie mit ‘multikultureller Gesellschaft‘ eigentlich gemeint hatten. Birgit Rommelspacher zeichnet die Mechanismen nach, durch die in unserer Gesellschaft Definitionsmacht ausgeübt wird und fest umrissene Bilder des Anderen fortwährend durchgesetzt werden. Von Beginn an geht es ihr dabei um den Zusammenhang zwischen der Konstruktion von „Fremdheit“ und sozialen Hierarchien, und es ist einer der Verdienste des Buches, mit einer Fülle von Material aus unterschiedlichen Disziplinen diese Verknüpfungen symbolischer und materieller Grenzziehungen zu beschreiben und immer im Blick zu behalten. In den drei Teilen ‘Selbst- und Fremdbilder‘, ‘Kulturen im Konflikt‘ und ‘Modelle des Zusammenlebens‘ spannt Rommelspacher einen weiten Bogen, der sowohl die psychischen…

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Ohne Lobby.

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Ein Antidiskriminierungsgesetz für Deutschland. Von Hartmut Reiners. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004) Rechtliche Gleichbehandlung und Schutz vor Diskriminierung sind Menschenrechte und damit Voraussetzung für eine demokratische Gesellschaft. In diesem Sinne hat die Europäische Union ein deutliches Signal zur Verbesserung des Rechtschutzes der von Diskriminierung Betroffenen gesetzt. Dies geschah auf der Grundlage des Artikels 13 des EG-Vertrages in der Fassung des Amsterdamer Vertrages mit den EU-Richtlinien zur Gleichbehandlung „ohne Unterschiede der Rasse ((Der Begriff „Rasse“ ist insbesondere in einem Antidiskriminierungsgesetz fehl am Platz und sogar Teil des Problems, zumindest im deutschen Sprachraum. Im internationalen, besonders im englischsprachigen Sprachgebrauch wird „Rasse“ als politische Kategorie verwendet und bezeichnet die Zielgruppe von Rassismus und fand deshalb Eingang in den Richtlinientext. Im deutschsprachigen Raum hingegen wird Rasse ausschließlich als biologisches Konzept verwendet. Die Verwendung des Begriffes stellt somit…

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„Zuflucht gesucht – den Tod gefunden“.

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Zum Gedenken an Cemal Kemal Altun. Von Heiko Kauffmann. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004). Anlässlich des 20. Todestages von Cemal Kemal Altun am 30. April 2003 fand am Mahnmal in der Berliner Hardenbergstraße eine Gedenkveranstaltung des Flüchtlingsrates, der Internationalen Liga für Menschenrechte, Pro Asyl und „Asyl in der Kirche“ statt. Das DISS-Journal dokumentiert die Ansprache von Heiko Kauffmann, Pro Asyl, am Mahnmal von Cemal Kemal Altun. Cemal Altun war der erste politische Flüchtling in der Bundesrepublik, der sich aus Angst und Verzweifelung vor Abschiebung und Auslieferung in einen Folterstaat das Leben nahm. Sein Tod 1983 war ein Fanal, ein die Republik und die Öffentlichkeit bewegendes und erschütterndes Ereignis, das aber in der Politik weder zum Umdenken noch zu einer Humanisierung der Asylpolitik führte. 1993 folgten die schwersten Eingriffe in das Asylrecht mit den…

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Nahost in der Zeitung

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Zum Anteil der Medien am neuen Feindbild »Israel«. Von Andreas Disselnkötter. Erschienen in DISS-Journal 10 (2002) ((Der vollständige Artikel ist abgedruckt in der Zeitschrift Tribüne, 41. Jahrgang, Heft 163, S. 10-16. Siehe auch www. .tribueneverlag. de. Wir danken der Redaktion für die Abdruckgenehmigung. )) Im Juli verabschiedete die Parlamentarische Kommission der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) bei ihrer Zusammenkunft in Berlin eine Resolution, in der die Zunahme antisemitischer Gewalttaten in Europa als »alarmierend « bezeichnet wird. (( Zu der Frage, ob es einen neuen Antisemitismus in Europa gibt, vgl.: Schoenfeld, Gabriele: Israel and the Anti-Semites. In: Commentary, June 2002, Vol. 113, No.6.)) Insbesondere in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien ist die Zahl der Angriffe auf jüdische Einrichtungen und Personen massiv angestiegen. Global gesehen, so der stellvertretende israelische Außenminister Rabbiner Michael…

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Die Zweite Intifada im deutschen Printmedien-Diskurs

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Die wichtigsten Ergebnisse einer DISS-Studie im Überblick. Erschienen in DISS-Journal 10 (2002). Das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS) hat unter Leitung von Prof. Dr. Siegfried Jäger und Dr. Margarete Jäger und im Auftrag des Berlin Office des American Jewish Committee eine Untersuchung der Berichterstattung zur Zweiten Intifada im deutschen Printmedien-Diskurs in der Zeit vom September 2000 bis August 2001 vorgenommen, bei der dem Israel-Bild besondere Aufmerksamkeit zuteil wurde. Die Untersuchung führte zu den folgenden Ergebnissen: Die Analyse der Zuschreibungen zu Israel und den Israelis zeigte, dass Anspielungen auf biblische Ereignisse oder Sentenzen und andere antijudaistische Stereotypen (wie etwa Kindermord, Auge um Auge, alttestamentarische Rache etc.) antisemitische Diskurselemente in den deutschen Diskurs einfließen lassen. Solche antisemitischen Diskurselemente rufen häufig die deutsche Vergangenheit auf. Dies geschieht in Gestalt von Projektionen, durch die Kritik…

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Netze, Viren, Ströme

Von Alfred Schobert. Wurzeln und das Reich oder: Wie Alain de Benoist mit Carl Schmitt der „Dampfwalze der Globalisierung“ trotzen will. Im Apparat geringfügig erweiterte Fassung des Aufsatzes in kultuRRevolution – Zeitschrift für angewandte Diskurstheorie H. 44, S. 23-33. Ein ganzes Bündel von Gründen legt die Beschäftigung mit Alain de Benoist in der kultuRRevolution nahe, wenn man sich die Dauerbrenner der Zeitschrift vor Augen hält. Und ihren Titel, denn „Kulturrevolution von rechts“ heißt eine Aufsatzsammlung de Benoists. Die allgemeine „Lage“ (wie man in diesen von Carl Schmitt bezauberten Kreisen gerne sagt) hat de Benoist, Benjamin Barber folgend, auf die Formel „Konfrontation zwischen 'Djihas' [sic] und 'McWorld'“ gebracht, was auf den von der kRR mehrfach angekündigten Themenschwerpunkt „McWorld“ verweist sowie auf das Dauerthema Neorassismus. Bei der Herausbildung der neorassistischen Diskursposition und der wissenschaftsförmigen Fundierung von Rassismus hat…

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