Das Student Nonviolent Coordination Committee (SNCC) und das Erwachsen des afro-amerikanischen Widerstands in den sechziger Jahren. Rezension von Alfred Schobert. Erschienen in DISS-Journal 13 (2004)
Jedem renommierten Verlag mit anspruchsvollem historiographischem Problem hätte es gut angestanden, Clayborne Carsons Studie „Zeiten des Kampfes“ über die Geschichte des Student Nonviolent Coordination Committee (SNCC) in deutscher Übersetzung herauszubringen. Doch mit fast einem Jahrzehnt Verspätung erschien das mit dem Frederick Jackson Turner Award der Organization of American Historians ausgezeichnete Werk nun sorgfältig ediert im Verlag Graswurzelrevolution, dem Verlag der libertären Gewaltfreien um die Monatszeitung Graswurzelrevolution.
Inhaltlich passt das Buch zu deren Programm, schildert es doch Entstehung, Kampagnen und die direkten gewaltfreien Massenaktionen des SNCC im Kampf der US-amerikanischen Schwarzen gegen die rassistische Diskriminierung. Mit Sit Ins, Freiheitsfahrten und Kampagnen zur Eintragung in Wahllisten kämpften die Aktivisten des SNCC gegen das Segregationssystem in den Südstaaten und stellten zugleich in basisdemokratischer Organisation die Dominanz Martin Luther Kings in Frage.
Carson, einst Mitglied im SNCC, lehrt heute Geschichte in Stanford und ist Direktor des Martin Luther King, Jr., Papers Project. Sein Buch, das auf Interviews, Insider-Materialien wie Protokollen und unveröffentlichten Diskussionspapieren sowie den erst seit einigen Jahren zugänglichen FBI-Akten basiert, ist ein Muss für antirassistische Akteure. Nicht zuletzt, da es den Militanz- Fetischismus des Kults um Malcolm X und der Gewaltästhetisierung in Teilen des Hiphop zu zersetzen vermag.
Clayborne Carson
Zeiten des Kampfes
Das Student Nonviolent Coordination Committee (SNCC)
und das Erwachsen des afro-amerikanischen Widerstands in den sechziger Jahren
Mit einem Nachwort von Heinrich W. Grosse
Aus dem Amerikanischen von Lou Marin.
2004 Nettersheim: Graswurzelrevolution
ISBN 3-9806353-6-8,
638 Seiten, 28,80 €