Arenen der Identität

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Fußballkultur und Rassismus. Von Jens Zimmermann. Erschienen in DISS-Journal 19 (2010) Der 19-jährige Stürmer von Inter Mailand Mario Balotelli ist das größte Talent, das der italienische Fußball in den letzten Jahrzehnten hervorgebracht hat. Doch wenn er den Platz betritt, dann dauert es meist nicht lang, bis rassistische Gesänge und Rufe durch das Stadion hallen – auch von den eigenen Fans. Balotelli ist der Sohn ghanaischer Einwanderer und besitzt mittlerweile die italienische Staatsbürgerschaft. Was die Fans von Juventus Turin davon halten, konnte man beim Gastspiel der Interisti lautstark hören: „Es gibt keine schwarzen Italiener.“ In Italien ist man, was rassistische Fan-Ausfälle angeht, einiges gewohnt. Und auch auf dem Platz liegt die Hemmschwelle nicht gerade hoch. So entbot der Stürmer Paolo di Canio von Lazio Rom nach Toren regelmäßig den faschistischen Gruß und zeigte dabei…

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Volk, Raum und Rasse

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Von Helmut Kellershohn. Erschienen in DISS-Journal 20 (2010) Es gibt zweifellos unterschiedliche Lesarten des Völkischen Nationalismus, mal moderate, mal weniger moderate. Die folgenden Ausführungen sollen zwei Knotenpunkte kenntlich machen, über die ein völkisches Verständnis von „Volk“ und „Nation“ sowohl implementiert als auch radikalisiert werden kann: zum einen über die Kopplung mit geopolitischen (Volk und Raum), zum anderen über die Verbindung mit eugenischen bzw. rassenhygienischen Ideen (Volk und Rasse). Öffentliche Debatten, die diese Knotenpunkte berühren, selbst wenn sie ursprünglich nicht einem explizit völkischen Denkhorizont entstammen sollte, sind daher für eine extreme Rechte, die sich als Gralshüterin in Sachen Ethnopolitik versteht, von besonderer Bedeutung. Gerade die Sarrazin-Debatte hat eindrucksvoll belegt, wie etwa eugenische Gedankengänge – Frank Schirrmacher (FAZ) hat sie schon zu Beginn der Debatte als Kernstück von Sarrazins Brandschrift bezeichnet – in den Medien…

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Integrationsblockade Sarrazin

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Ein Kommentar von Jobst Paul. Erschienen in DISS-Journal 18 (2009) Zugegeben – im DISS hat das wochenlange Blätterrauschen volle Aktenordner, vor allem aber mentale Spuren hinterlassen: Die DISS-Journal-Redaktion bestreikt den Casus Sarrazin! Aber nicht, weil er Teil des biologistischen, rassistischen und sozialdarwinistischen Diskurses ist und Herr Sarrazin, wie andere vor ihm, der gesellschaftlichen Mitte gerade eine neue Dosis an rechtslastiger Ausgrenzungsrhetorik verabreicht hat. Wir möchten stattdessen vor der Inszenierung und ihren Nötigungen einige Fragen und Ansichten in Sicherheit bringen, die zum Gegendiskurs taugen. Was zum Beispiel bedeutet es, dass Sarrazins atemloses Gerede, das an eine Sitzung beim Friseur erinnert, auf über einem Dutzend Seiten in Lettre International abgedruckt wurde und sich dieses Medium der Debatten zum Forum der Geschwätzigkeit entwickelt hat? Was befähigt jemanden, dessen wissenschaftliche Bildung offenbar vom Boulevard der 70er und…

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Nation – Volk – Rasse

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Eine Rezension von Volker Weiß. Erschienen in DISS-Journal 17 (2008) Die nationalistischen Massenorganisationen des Kaiserreichs haben wiederholt das Interesse der Geschichtsforschung auf sich gezogen. ((Vgl. u.a. Rainer Herings Studie Der Alldeutsche Verband 1890-1939 (Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte. Darstellungen; Bd. 40), Hamburg 2003. – Stig Förster, Der doppelte Militarismus. Die deutsche Heeresrüstungspolitik zwischen Status-quo-Sicherung und Aggression, 1890-1913 (Veröffentlichungen des Instituts für europäische Geschichte Mainz, Bd. 118), Stuttgart 1985.Oder zum DNHV: Siegfried Lokatis, Hanseatische Verlagsanstalt’. Politisches Buch-Marketing im ‘Dritten Reich, Frankfurt a.M. 1992.)) Agitationsverbände wie der Alldeutsche Verband, der Kolonialverband oder der Ostmarkverein, die Flotten- und Kriegervereine oder der der christlichen Gewerkschaftsbewegung entsprungene deutschnationale Handlungsgehilfenverband repräsentierten ein Milieu, in dem der völkische Nationalismus eine breite Basis hatte. In ihnen hatte der deutsche Imperialismus bei Expansions- und Rüstungsfragen eine ebenso zuverlässige Lobby wie bei…

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Nationalistische Ausfälle?

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Anmerkungen zu den deutsch-polnischen Beziehungen. Von Wulf Schade. Erschienen in DISS-Journal 16 (2007) In Polen wird zunehmend unverhüllter die „deutsche Karte“ gespielt, so jedenfalls hat es bis zur Parlamentswahl am 21. Oktober immer häufiger in politischen Kommentaren in Deutschland geheißen. Vor allem während der Verhandlungen um die EU-Verfassung in der ersten Hälfte dieses Jahres wurden normale Auseinandersetzungen um Einfluss und Macht von polnischer Seite, die beispielsweise ähnlich von Großbritannien, den Niederlanden, Tschechien oder auch Deutschland für die jeweils eigenen Interessen geführt wurden, als antideutsche Bestrebungen charakterisiert. Während man Polen vorwarf, es würde aus durchsichtigen Motiven überholte Geschichtsbilder wiederbeleben, um die eigenen Interessen auf internationalem Parkett durchzusetzen, traten in unserem Land die versteckten antipolnischen Stimmungen zu Tage. Was sich in den politischen Kommentaren in Forderungen äußerte wie, Polen müsse sich an die demokratischen Spielregeln…

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So mügelt man sich durch

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Oder: Ist Rassismus nur dann Rassismus, wenn Rechtsextreme Rassisten sind? Von Siegfried Jäger. Erschienen in DISS-Journal 16 (2007) Es muss mal wieder gesagt sein: Ob bei der Berichterstattung und Verlautbarungen von Politikern zu den Brandanschlägen, Verfolgungen, Pöbeleien und sonstigen rassistisch motivierten Aggressivitäten gegenüber Einwanderern in Hünxe, Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen, Mölln, Solingen, Mügeln und weiteren tausenden derartiger Verbrechen, die Deutschland in den letzten Jahrzehnten heimgesucht haben, wurde kaum einmal von Rassismus gesprochen, wenn die Täter nicht eindeutig als Rechtsextremisten in Erscheinung traten. Das ist natürlich absoluter Unfug! Rassismus ist zwar auch ein (zentraler) Bestandteil rechtsextremer Ideologie, doch sein Auftreten ist keineswegs nur dann Rassismus, wenn er von Rechtsextremen ausgeübt wird. Rassismus kommt in allen Schichten der Bevölkerung vor, massenhaft! Ist Rostock schon vergessen, als der über Tage anhaltende Brandansturm gegen eine Asylbewerberinnenunterkunft von Tausenden biederer…

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Dynamische Grenzen

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Migrantische Strategien am Rande von Europa. Von Gerda Heck. Erschienen in DISS-Journal 16 (2007) ((Vgl. auch das Buch von Gerda Heck: ‚Illegale Einwanderung‘. Eine umkämpfte Konstruktion in Deutschland und den USA, edition DISS Band 17, Münster: Unrast))  „In Tanger verwandelt sich das Café Hafa im Winter in ein Observatorium der Träume und ihrer Folgen,“ schreibt der marokkanisch-französische Autor Tahar Ben Jelloun zu Beginn seines Romans „Verlassen“. Vom Café Hafa aus kann man mit Einbruch der Dunkelheit die Lichter des auf der anderen Seite der Meerenge liegenden Tarifa in Spanien sehen. Nur einen Katzensprung entfernt scheint an diesem Ort Europa von Afrika zu sein; gleichzeitig unendlich weit. 14 Kilometer trennen Afrika und Europa hier voneinander. Mit seiner besonderen geografischen Lage ist Marokko ein politisches und wirtschaftliches Bindeglied zwischen Afrika und Europa. Das traditionelle Auswanderungsland…

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Das migrationspolitische Laboratorium

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Das Projekt: TRANSIT MIGRATION. Von Serhat Karakayali und Vassilis Tsianos. Erschienen in DISS-Journal 16 (2007) Mit dem Projekt TRANSIT MIGRATION haben wir in zweijähriger Feldforschungsarbeit eine kaum erforschte Migrationslandschaft untersucht: die südöstliche Peripherie, den anderen „Rand“ Europas. Migrantinnen haben dort in den letzten zwei Jahrzehnten neue Migrationsrouten etabliert und dadurch ehemalige Anwerbeländer der Gastarbeitsmigration wie die Türkei, Griechenland und das ehemalige Jugoslawien ins Visier supranationaler Apparate der Migrationskontrolle gerückt. Unsere Forschungen auf EU-Ebene und zur regionalen Praxis haben eine „Kunst, Migration zu regieren“ aufgefunden, einen neuen gouvernementalen Politikstil der Steuerung und Aktivierung. Diese neue Kunst, Migration zu regieren, zeichnet sich unter anderem durch die gestiegene Bedeutung aus, die den medialen Diskursen und der visuellen Kultur als gewichtiges Kampfterrain zukommt. Südosteuropa ist nicht nur Konfliktzone, sondern auch migrationspolitisches Laboratorium. Transnationalismus Theoretischer und forschungspolitischer Ausgangspunkt…

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Ein ganz normaler Tag in Neukölln

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Von Semra Çelik. Erschienen in DISS-Journal 15 (2007) Das Besondere liegt im Detail – wie wahr. Die Besonderheit des jetzigen Moments ergibt sich dann auch für mich aus folgenden kleinen Details: Heute ist ein warmer Oktobertag, morgen ist Samstag, vor mir duftet ein frisch zubereiteter Latte-Macchiato, das Bio-Croissant sieht vorzüglich aus und die Leute um mich herum scheinen gut gelaunt. Wir alle genießen gemeinsam den Spätsommer in meiner französischen Stamm-Bäckerei in Berlin-Neukölln. Der Sommer verlief dieses Jahr in Berlin sehr heiß, aus meteorologischer, sportlicher und politischer Sicht. Letzteres ist heute und hier in dieser Ecke von Neukölln so gar kein Thema, obwohl sich nur 500 Meter südöstlich ein Ort befindet, von dem eine kleine Lawine im medio-politischen Diskurs ins Rollen gebracht wurde. Der Hilferuf aus der Rütli-Schule Anfang des Jahres brachte altbekannte Schlagwörter…

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Der Sicherheitsdiskurs

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Die Innere Sicherheitspolitik und ihre Kritik. Eine Buchbesprechung von Siegfried Jäger. Erschienen in DISS-Journal 15 (2007) Diese akribische und äußerst materialreiche diskursanalytische Untersuchung zum Thema „Innere Sicherheit“, bei der es sich um eine Frankfurter Dissertation handelt, zeigt auf der Grundlage von Fachlexika und verschiedener Spezialdiskurse (Soziologie, Politologie, Kriminalsoziologie, Kriminologie; Kriminalistik und Rechtswissenschaft) auf, wie unterschiedlich das Konzept „Innere Sicherheit“ verstanden wird und welche (politischen) Diskurspositionen sich affirmativ, aber auch kritisch damit verbinden. Richteten sich solche Konzepte seit den 70er Jahren zunächst gegen eine als Bedrohung angesehene Linke, so wandelt sich das Feindbild seit den 90er Jahren in Richtung „Fremde“ und „kriminelle Ausländer“ sowie eines „islamistischen Fundamentalismus“; sie werden also rassistisch fundiert. Überraschend ist das Ergebnis, dass dabei zunehmend auffällige Gemeinsamkeiten bei konservativen Betreibern repressiver Sicherheitspolitik und deren (linken, oftmals paternalistischen) Kritikern zu beobachten…

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