Von Wolfgang Kastrup „Mein Bauch sagt mir, wir werden im Jahr 2025 kämpfen.“ (US Air Mobility Command General Michael Minihan) Laut einer neuen US-Militärstrategie, die der US-Verteidigungsminister Lloyd Austin offiziell vorgestellt hat, wird Russland als „akute Bedrohung“ eingestuft, China dagegen als zentrale, „das Tempo vorgebende Herausforderung“. Die junge Welt schreibt dazu: „Mit dieser Einschätzung folgt das Dokument der übergeordneten Nationalen Sicherheitsstrategie der USA, die das Weiße Haus bereits am 12. Oktober publiziert hat. Zwar sei ‚die russische Aggression eine direkte und scharfe Bedrohung unserer Interessen und Werte‘, hielt Austin fest. Allerdings sei Russland nicht in der Lage, ‚die USA auf lange Sicht systemisch herauszufordern‘. Die ökonomischen, politischen und militärischen Kapazitäten dazu besitze allein China, das ‚sowohl die internationale Ordnung umbauen‘ wolle ‚als auch zunehmend die Kraft dafür‘ besitze. Beijing gehe es darum, ‚das…
Von Helmut Loeven Die Friedensbewegung, deren jährliches Hochamt der Ostermarsch ist, ist in keiner guten Verfassung. Die Frage scheint berechtigt: Wird es diese Friedensbewegung, die in den 50er Jahren gegen die Wiederbewaffnung kämpfte und in den 80er Jahren gegen Raketenstationierung stritt, in 5 Jahren noch geben? Ihr drohen Gefahren. Schlimme Gefahren sind solche, die man nicht bemerkt. Besonders schlimme Gefahren sind solche, die man nicht bemerken will. Dabei liegt es doch auf der Hand: Die deutsche Friedensbewegung, die traditionell eine Domäne der Linken ist, wird massiv angegriffen von rechts. Namentlich Elsässers Massenmedium „Compact“ propagiert die „Querfront“. In der „Querfront“ sollen Linke und Rechte miteinander gemeinsame Sache machen. Gefolgsleute der Rechten mischen sich unter linke Demonstranten. Wie reagiert die Linke darauf? Sie reagiert darauf so, als wäre sie nicht ganz bei Verstand. Entweder wird…
Wo andere schwer hinkommen... ... für Hilfe von unten spenden... -> Roter Halbmond Kurdistan -> medico international
Der folgende Beitrag ist im Rahmen eines vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW geförderten und in die Wissenschafts- und Praxiscommunity des Netzwerks CoRE-NRW (Connecting Research on Extremism) eingebundenen Projekts entstanden, das im Juni 2022 auslief („Metapolitik und Weltanschauung. Konzepte und Debatten der Neuen Rechten zu Fragen der Wirtschafts- und Sozialpolitik“).1 Helmut Kellershohn Völkisch-autoritärer Liberalismus plus Bonapartismus Anmerkungen zu Karlheinz Weißmanns „Wer ist rechts?“ In einer jüngst erschienenen kleinen Broschüre versucht sich Karlheinz Weißmann (KHW) an einer Typologie der rechten „Denkfamilien“.2 Ein solcher Versuch ist nicht neu. In der von ihm in Eigenverantwortung bearbeiteten 6. Auflage des Mohlerschen Klassikers „Die Konservative Revolution Deutschland 1918-1932“3 hielt er sich an Mohlers Unterscheidung in fünf Gruppen (Völkische, Jungkonservative, Nationalrevolutionäre, Bündische, Landvolk) und klammerte die Nationalsozialisten aus diesem Panorama aus. Während der Zeit, in der er…
Der folgende Beitrag ist im Rahmen eines vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW geförderten und in die Wissenschafts- und Praxiscommunity des Netzwerks CoRE-NRW (Connecting Research on Extremism) eingebundenen Projekts entstanden, das im Juni 2022 auslief („Metapolitik und Weltanschauung. Konzepte und Debatten der Neuen Rechten zu Fragen der Wirtschafts- und Sozialpolitik“).1 Helmut Kellershohn Es gibt „keine Alternative zur Industriegesellschaft“ Die ökologische Frage aus der Sicht des völkischen Neoliberalismus Wer die beiden Texte von Thorsten Mense und Tom Thümmler2 liest, könnte den Eindruck gewinnen, dass sich „die Deutschen“ und speziell die deutsche Rechte nichts sehnlicher wünschen als ein Plätzchen Erde (vulgo: Eigentum) a uf dem Lande. Von Immobilienpreisen ist in diesem Zusammenhang nicht die Rede, wohl aber von einer Idealisierung und Romantisierung des Landlebens, von einer als Regression gedeuteten „Sehnsucht nach dem ‚Ursprung‘“…
(Post-)Pandemische Normalitäten Edition DISS Bd. 50 »Nicht die Viren sind ungerecht, sondern die Strukturen, auf die sie treffen« (Christa Wichterich) -> Weiterlesen im DISSkursiv-Blog...
Rezension von Dirk Dieluweit Stephan Trüby: Rechte Räume. Politische Essays und Gespräche (Bauwelt Fundamente 169) Basel/ Berlin: Birkhäuser 2020 288 Seiten, 135 Abb., 29,95 Euro ISBN: 978-3-0356-2240-9 Die Debatten um den Wiederaufbau der Frankfurter Altstadt oder der Potsdamer Garnisonskirche zeigen, wie Akteure der Neuen Rechten versuchen, ihr Weltbild über Architekturkritik und Städtebauprojekte zu verbreiten. Dies ist der Hintergrund, vor dem der an der TU-Stuttgart lehrende Architekturprofessor Stefan Trüby den Sammelband „Rechte Räume“ herausgegeben hat. In einer Reihe von Essays und einem Anhang mit Gesprächen untersucht Trüby, welche architekturpolitische Agenda Akteure der Neuen Rechten verfolgen und wie sich die Mitte der Gesellschaft dabei zur unfreiwilligen Helferin macht (vgl. S. 8). Da Trüby die meisten von ihm besprochenen Entwicklungen als rechtsextrem bezeichnet, erläutert er zunächst seine Definition von Rechtsextremismus. „Unter Rechtsextremismus werden Bestrebungen verstanden, die…
Rezension von Stefan Vennmann Friedländer, Saul/ Frei, Norbert/ Steinbacher, Sybille/ Diner, Dan, 2022: Ein Verbrechen ohne Namen. Anmerkungen zum neuen Streit über den Holocaust. München: C. H. Beck. 90 Seiten, 12, 00 Euro. ISBN: 978-3-406-78449-1 Das schlanke Bändchen ist eine wissenschaftlich-politische Intervention in die gegenwärtige Debatte um die Singularität der Shoah und die Frage nach der Zulässigkeit des Vergleichs der deutschen Massenverbrechen mit anderen historischen Verbrechen, besonders dem Kolonialismus. Bei den im Band versammelten Texten handelt es sich – mit Ausnahme des Textes von Sybille Steinbacher – um Artikel, die von den Autoren als Diskursinterventionen im Feuilleton großer deutscher Zeitungen publiziert worden sind. Die These, die der Band aufstellt, ist dabei keineswegs eine neue, sondern eine, die ähnlich auch im Historikerstreit 1986 vertreten wurde, nun aber unter aktuellen Konstellationen verhandelt wird. Die postkoloniale…
Rezension von Stefan Vennmann Sznaider, Natan, 2022: Fluchtpunkte der Erinnerung. Über die Gegenwart von Holocaust und Kolonialismus München: Hanser 256 Seiten, 24,00 Euro. ISBN: 978-3-446-27296-5 Natan Sznaiders Buch tastet sich primär fragend vor, ob und wenn ja in welchem Verhältnis sich Holocaust und Kolonialismus sowie die Erinnerung an diese historischen Verbrechen zusammendenken lassen können und sollten, aber auch wo theoretischen Grenzen der Überschneidung liegen. Was vor dem Hintergrund der Grabenkämpfe zwischen antisemitismuskritischer Holocaustforschung und postkolonialer Theorie im Zuge der ‚Mbembe-Debatte‘ und des sogenannten ‚Historikerstreit 2.0‘ zunächst wie ein zahnloser Vermittlungsversuch wirkt, an dessen Ende die Erkenntnis steht, man müsse historische Gewaltverbrechen in ihrer eigenen Logik begreifen, ohne sie gegeneinander auszuspielen, ist bei genauerem Hinsehen tiefgründiger. Zwar wohlwollend formuliert, ist das von Sznaider entwickelte Konzept der Fluchtpunkte der Erinnerung vor allem eine Kritik der…
Der Diskurs um die belarussische Außengrenze 2021 im Kontext des Ukrainekriegs Von Constantin Walkerling Im August 2021 initiierte Alexander Lukaschenko als faktischer Machthaber von Belarus die Aussetzung mehrerer Tausend Flüchtender aus dem Nahen Osten an den Grenzen zu Polen, Lettland und Litauen. Die betroffenen Grenzländer der EU reagierten mit Abschottung und Grenzsicherung, woraufhin Flüchtende in den angrenzenden Wäldern unter freiem Himmel überleben mussten. Die Situation zog sich bis in den Winter, den offiziellen Zahlen nach verstarben bis Dezember 2021 mindestens 17 Menschen an Kälte und Hungersnot (vgl. Der Spiegel 2021). In meiner Bachelorarbeit1 führte ich eine Kritische Diskursanalyse eines linksliberalen Diskurses durch, um herauszuarbeiten, wie sich eigens als linksliberale bezeichnende Stimmen die Diskrepanz zwischen einem offenen, freien, europäischen Selbstverständnis gegenüber der beobachtbaren, weitgehend brutalen Grenzsicherung an den EU-Außengrenzen erklären könnten. Exemplarisch für einen…