Eine Rezension von Lukasz Kumiega. Erschienen in DISS-Journal 18 (2009)
„Zwischen Faszination und Abwehr“ (9), so beschreiben die Herausgeberinnen die Rezeption der Foucault’schen Diskurstheorie in der Politikwissenschaft und fragen, wie man das Politische (seine Voraussetzungen und Wirkungen) nicht nur mit Habermas oder mit den Erkenntnissen der anglo-amerikanischen discourse analysis, sondern auch mit Foucault analysieren kann.
In fünf thematischen Blöcken (Wissen und Politik, Politik der Moleküle, Politik der Sicherheiten, Politik der Identitäten und Foucault . Warum nicht?) wird versucht:
a) Debatten über Diskursanalysen in anderen Forschungsdisziplinen (besonders in der Geschichte und in der Soziologie) zu reflektieren und auf die Politikwissenschaft zu beziehen,
b) anhand diverser Politikfelder die Foucault’sche Werkzeugkiste zu operationalisieren,
c) Foucault kritisch zu lesen.
Es wird u.a. danach gefragt, inwiefern die „strukturalistische Tätigkeit“ zu operationalisieren ist, ob Profilierung des Diskurses oder Integration anderer Ansätze die politikwissenschaftliche Diskursanalyse prägen soll, welche Rolle das Geschichtliche spielt, worin die Dekonstruktion der Diskursanalyse besteht, wie die Analyse von Macht in die Politikwissenschaft zu integrieren ist und was es bedeutet, das Politische in „kulturtheoretischer“ Perspektive zu betrachten.
Die Stärke des Buches besteht darin, dass man weniger über Erkenntnisgrenzen, sondern vielmehr über das Potenzial der Foucaultschen Diskursanalyse diskutiert (im Sinne einer Forschungsperspektive) und dadurch zur Weiterentwicklung der breitgefassten, empirischen Diskursforschung (hier in der politikwissenschaftlich ausgerichteten Variante) beiträgt.
Brigitte Kerchner / Silke Schneider (Hg.)
Foucault: Diskursanalyse der Politik
Eine Einführung
2006 Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
ISBN 978-3-531-15240-0
363 S., 29,90 €