Gegen den Strich

Der Duisburger Diskursanalytiker Siegfried Jäger ist im Alter von 83 Jahren gestorben Von Regina Wamper, Sebastian Friedrich, Sara Madjlessi-Roudi und Jens Zimmermann Eigentlich wird im Besprechungsraum des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung nicht geraucht. Doch das scherte Siegfried Jäger, den wir alle nur Sigi nannten, wenig. Auch ohne die Autorität des Institutsgründers hätte er sich während der Diskussion genüsslich eine Zigarette angezündet. Als er mal aufgefordert wurde, doch bitte die Kippe auszumachen, fluchte er, argumentierte eloquent mit Foucaults Bio-Politik und zog ein weiteres Mal demonstrativ an seiner Zigarette. Vom französischen Philosophen Michel Foucault, der Sigi wie kein zweiter geprägt hatte, gibt es eine interessante Passage zur Herrschaft im Kapitalismus: »Die Bourgeoisie ist intelligent, scharfsichtig und berechnend. Keine Herrschaftsform war jemals so fruchtbar und damit so gefährlich, so tief eingewurzelt wie die ihrige.…

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Öffentliche Debatten um Meinungsfreiheit und Medien in Deutschland

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Anmerkungen zum kommenden DISS-Colloquium (23.-25.11.2018) von Regina Wamper, erschienen in DISS-Journal 35 (2018) Die politische Kultur in Deutschland ist in einen Kampf um mediale Wahrheit verwickelt. Was gilt als „Real News“ und was als „Fake News“? Oftmals findet die Auseinandersetzung darüber im Rahmen einer binären Inszenierung statt, in der tatsächliche Probleme der gegenwärtigen Medienproduktion unter den Tisch fallen. Gleichzeitig bilden diese Probleme allerdings auch ein Substrat, auf dem politische Akteur*innen versuchen, unter dem Schlachtruf der Meinungsfreiheit reaktionäre politische Ideen durchzusetzen. Mit diesem Spannungsfeld wird sich vom 23. bis 25. November 2018 das Kooperationscolloquium des DISS in der Würzburger Akademie Frankenwarte beschäftigen. Ausgerechnet der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer SE, Mathias Döpfner kritisierte jüngst in einem Gastbeitrag für das Deutschlandradio-Programmheft ((Mathias Döpfner: „Die Lüge ist Alltag geworden“, in: Deutschlandradio-Programmheft, Juni 2018, S. 14. )) die…

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Schnittstellen und Abgrenzungen

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Zum Umgang der FAZ mit der populistischen extremen Rechten Von Roisin Ludwig und Regina Wamper. Erschienen in DISS-Journal 33 (2017) Während vor 2015 auf die Wortergreifungsstrategien der extremen und populistischen Rechten mit einem weitgehenden Entzug der ‚politischen Bühne‘ geantwortet wurde, scheint sich dies in der aktuellen Debatte um Pegida und AfD zu ändern. In der bundesdeutschen Presse sowie in staatlichen wie zivilgesellschaftlichen Institutionen wird ein Dialog in Erwägung gezogen oder zumindest über die Frage eines Dialogs debattiert. Für den mediopolitischen Diskurs scheint dies in Bezug auf die AfD anders zu sein. Hier kommen gerade die Führungspersonen in Talkshows, Politikerrunden und Medien zu Wort, wobei die Einladenden oftmals hoffen, die AfD möge sich in den Diskussionen selbst diskreditieren. Die Dialogangebote beziehen sich dabei vor allem auf migrations- und europapolitische Themen. Der Frage, ob mit…

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Pegida und der Mainstream

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Von Regina Wamper. Erschienen in DISS-Journal 32 (2016) Seit sich im Oktober 2014 die „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) in Dresden versammelten, wird ihre politische Einordnung im mediopolitischen Diskurs kontrovers diskutiert. In Hinblick auf die gesellschaftliche Herausforderung, in kurzer Zeit mehrere hunderttausend geflüchtete Menschen in Deutschland aufzunehmen, vertrat neben der AfD vor allem Pegida die Position einer strikten Reglementierung von Einwanderung. Pegida offenbarte damit eine politische Sichtweise, die gesellschaftliche Prozesse mit kulturalistischen und rassistischen Inhalten unterfütterte. Mit diesen Positionen konnte Pegida durchaus aber auch an den politischen Mainstream anschließen. Die Rezeption von Pegida im politischen Mainstream warf vor allem die Fragen auf, wie Pegida in die politische Landschaft einzuordnen sei und wie die Gesellschaft mit Pegida umgehen solle. ((Die folgenden Ergebnisse gehen auf eine Studie des DISS zurück, die die…

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Verengungen, Verschiebungen und Auslassungen

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Vorläufige Anmerkungen zum Fluchtdiskurs 2015/2016 in den Medien Von Margarete Jäger, Regina Wamper und Isolde Aigner. Erschienen in DISS-Journal 31 (2016) Seit dem Sommer 2015 untersucht die Diskurswerkstatt im DISS den medialen Fluchtdiskurs. Dabei werden vor allem die Kommentare der Frankfurter Allgemeine Zeitung, der tageszeitung, der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in die Betrachtung aufgenommen. Auch wenn damit nicht die gesamte Breite der Debatte erfasst wird, so kann der Blick auf die thematischen Schwerpunkte, die innerhalb der Kommentare vorgenommen werden, die grundsätzliche Perspektive des medialen Diskurses verdeutlichen. Im Folgenden sollen einige wenige Aspekte dieses medialen Diskurses dargestellt werden. ((Es handelt sich um Zwischenergebnisse der angesprochenen Untersuchung, die in der Diskurswerkstatt diskutiert wurden.))  Festzustellen ist, dass sich die Debatte um Migration und Flucht innerhalb weniger Monate entscheidend verengt hat. Dass es Verschiebungen…

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„Das hat doch nichts mit uns zu tun!“

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Die Anschläge in Norwegen in deutschsprachigen Medien. Von Ekaterina Jadtschenko, Marc Jacobsen und Regina Wamper. Erschienen in DISS-Journal 22 (2011). Zweifellos war die Berichterstattung über die Anschläge in Norwegen für die journalistische Zunft eine große Herausforderung. Der Druck, Nachrichten zu produzieren, wissen zu müssen, was warum passiert und das am besten, bevor es jemand anders weiß, hat hier sicherlich großen Einfluss auf die anfänglichen Deutungen der Tat als „islamistische Terroranschläge“ gehabt. Und so schnell ein Ereignis bewertet werden muss, so schnell ist es auch wieder vergessen – nur Wochen nach den verheerenden Anschlägen. Regina Wamper / Ekaterina  Jadtschenko / Marc Jacobsen (Hg.) „Das hat doch nichts mit uns zu tun!“ Die Anschläge in Norwegen in deutschsprachigen Medien edition DISS Band 30 Münster: Unrast ISBN 978-3-89771-759-6 178 S., 18 Euro erscheint im November 2011im…

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Die Darstellung von Juden und Judentum in deutschen fundamentalistisch christlichen Publikationen

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Zu einem geplanten Forschungsprojekt. Von Martin Dietzsch und Regina Wamper, erschienen in DISS-Journal 22 (2011). Einer der ältesten Ausgrenzungs- und Herrschaftsdiskurse Europas ist der Antisemitismus. In Deutschland tritt er heute vorwiegend als sekundärer Antisemitismus auf, bei dem sich Judenfeindschaft nicht trotz, sondern wegen der Shoah artikuliert. Die Frage, wie ein christlicher Antisemitismus weiter wirkt und wie er sich mit heutigem Antisemitismus verbindet, ist in der derzeitigen Antisemitismusforschung weitgehend ungeklärt. Wie relevant und wirkmächtig sind heute christliche antisemitische Kreise? Gibt es Kontakte zwischen solchen Gruppierungen und der politischen extremen Rechten? Diesen Fragen will ein Forschungsprojekt zur Darstellung von Juden und Judentum in deutschen fundamentalistischen christlichen Publikationen nachgehen, das vom DISS und vom Salomon Ludwig Steinheim-Institut konzipiert wurde. Es fragt nach aktuellen antijüdischen Aussagen in rechten christlichen Diskursen. Im Folgenden sollen einige der im Planungsprozess…

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Einer der letzten NS-Verbrecher-Prozesse in Deutschland

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 Von Regina Wamper. Erschienen in DISS-Journal 19 (2010) Mit einem Schuldspruch ging Ende März 2010 einer der letzten NS-Verbrecherprozesse in Deutschland vor dem Landgericht Aachen zu Ende. Wegen Mordes in drei Fällen wurde der ehemalige Waffen-SSler Heinrich Boere, der Mitglied im Sonderkommando Feldmeijer war, zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Kommando Feldmeijer tötete unter dem Codenamen Silbertanne mehr als 50 vermeintliche Sympathisantinnen der Widerstandsbewegung in den Niederlanden. Für jeden getöteten Nazi wurden drei „antideutsch eingestellte oder aber als mit Widerstandskreisen zusammenarbeitend bekannte Niederländer“ ermordet, so auch Fritz Hubert, Ernst Bicknese, Frans Willem Kusters und Teunis de Groot. So sollte Widerstand unterbunden werden. Juristische Vorgeschichte In den Niederlanden verurteilte ein Sondergericht Heinrich Boere bereits 1949 zum Tode. Das Urteil wurde später in lebenslange Haft umgewandelt. Boere konnte jedoch noch vor der Urteilsverkündung fliehen und lebte…

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Widerstand denken

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Michel Foucault und die Grenzen der Macht. Rezension von Regina Wamper. Erschienen in DISS-Journal 18 (2009) Vielseitig, in sich stimmig und kritisch werden Foucault’sche Widerstandskonzeptionen in dem von Daniel Hechler und Axel Philipps herausgegeben Sammelband „Widerstand denken“ diskutiert. Auf der Folie der Machtkonzeption Foucaults wird in den Beiträgen der Frage nachgegangen, wie Widerstand denkbar ist, wo er anfängt und wo er seine Grenzen findet. Ergänzt wird die gelungene, theoretische Ausarbeitung durch „Analysen von Widerständigkeiten“. Alt ist inzwischen der Anwurf gegen Foucault und andere poststrukturalistische Intellektuelle, ihre Subjekttheorien böten keinen Ort für Widerstände, keine Ausgangspunkte, keine Möglichkeiten. Ebenso alt ist die Foucaultrezeption, die seine Machttheorie übersieht und so der Diskurstheorie ihre politische und kritische Einbettung nimmt. Gegen beide Rezeptionsansätze wendet sich dieses Buch: Es wird nicht nur herausgearbeitet, dass Widerstand möglich sein kann, sondern…

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Brüche und Kontinuitäten von Antisemitismus

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Eine diskursanalytische Perspektive. Von Regina Wamper und Jens Zimmermann. Erschienen in DISS-Journal 17 (2008) Auch innerhalb der historischen und aktuellen Antisemitismusforschung wird in jüngerer Zeit zunehmend diskursanalytisch gearbeitet. Dies ist auch deshalb begrüßenswert, weil eine diskurstheoretische Perspektive einen Beitrag dazu leisten kann, offene Forschungsfragen der Antisemitismusforschung anzugehen. Diskursanalyse arbeitet auf der Ebene der Erfassung soziokultureller Wissensbestände. In Bezug auf „Judenbilder“ ist so möglich, die spezifischen Strukturen und heterogenen kognitiven Muster in ihrer historischen und gesellschaftlichen Genese nachzuzeichnen und sie in ihrem Kontext zu erfassen, der ihre Bedeutung wesentlich konstituiert. Im Folgenden soll daher skizzenhaft eine solche Perspektive in Bezug auf die innerhalb der Forschung diskutierten (Dis-)Kontinuitäten des Antisemitismus eingebracht werden. Diese Frage hängt eng mit der Debatte um einen „Neuen Antisemitismus“ zusammen. So wie aktuell über eine grundlegende Veränderung antisemitischer Diskurse debattiertt wird,…

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