Moscheen in Deutschland. Von Dirk Halm. Erschienen in DISS-Journal 16 (2007) Der Neubau von repräsentativen Moscheen ist immer wieder Anlass für symbolfixierte Auseinandersetzungen um die Integration des Islams in Deutschland, die in der Regel kaum einen Verständigungsbeitrag zu leisten vermögen. Bundesweite Aufmerksamkeit zieht momentan die DITIB-Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld auf sich, aber auch Bürgerproteste gegen Moscheebauten in München- Sendling und Berlin-Heinersdorf sorgten ungefähr zur selben Zeit für überregionale Aufmerksamkeit. Bisher ist aber zu konstatieren, dass in der Vergangenheit das Sichtbarwerden der Muslime im öffentlichen Raum unter vergleichbaren Protesten deutscher Bürger begannen - so etwa in Duisburg-Hochfeld 1997 - man aber in der Zwischenzeit in der Regel zumindest zu einem konfliktfreien, oft auch zu einem fruchtbaren Zusammenleben in gegenseitigem Austausch gefunden hat. Auffällig ist am Fall Köln-Ehrenfeld wie bei der Auseinandersetzung um den Muezzin-Ruf in…
Von Semra Çelik. Erschienen in DISS-Journal 15 (2007) Das Besondere liegt im Detail – wie wahr. Die Besonderheit des jetzigen Moments ergibt sich dann auch für mich aus folgenden kleinen Details: Heute ist ein warmer Oktobertag, morgen ist Samstag, vor mir duftet ein frisch zubereiteter Latte-Macchiato, das Bio-Croissant sieht vorzüglich aus und die Leute um mich herum scheinen gut gelaunt. Wir alle genießen gemeinsam den Spätsommer in meiner französischen Stamm-Bäckerei in Berlin-Neukölln. Der Sommer verlief dieses Jahr in Berlin sehr heiß, aus meteorologischer, sportlicher und politischer Sicht. Letzteres ist heute und hier in dieser Ecke von Neukölln so gar kein Thema, obwohl sich nur 500 Meter südöstlich ein Ort befindet, von dem eine kleine Lawine im medio-politischen Diskurs ins Rollen gebracht wurde. Der Hilferuf aus der Rütli-Schule Anfang des Jahres brachte altbekannte Schlagwörter…
Deutschland als multikulturelle Gesellschaft. Rezension von Thomas Quehl. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004) Wer erinnert sich nicht: Kaum sprachen die einen von vermeintlicher ‘Leitkultur‘, schienen andere sich schon nicht mehr sicher, was sie mit ‘multikultureller Gesellschaft‘ eigentlich gemeint hatten. Birgit Rommelspacher zeichnet die Mechanismen nach, durch die in unserer Gesellschaft Definitionsmacht ausgeübt wird und fest umrissene Bilder des Anderen fortwährend durchgesetzt werden. Von Beginn an geht es ihr dabei um den Zusammenhang zwischen der Konstruktion von „Fremdheit“ und sozialen Hierarchien, und es ist einer der Verdienste des Buches, mit einer Fülle von Material aus unterschiedlichen Disziplinen diese Verknüpfungen symbolischer und materieller Grenzziehungen zu beschreiben und immer im Blick zu behalten. In den drei Teilen ‘Selbst- und Fremdbilder‘, ‘Kulturen im Konflikt‘ und ‘Modelle des Zusammenlebens‘ spannt Rommelspacher einen weiten Bogen, der sowohl die psychischen…