Eliten-Antisemitismus in Nazi-Kontinuität Martin Hohmanns Neuhofer Rede im Kontext von Alfred Schobert Da Martin Hohmanns Neuhofer Rede vom 3. Oktober 2003 in der Öffentlichkeit meist nur unter Erwähnung einzelner Details („Tätervolk“) thematisiert wurde und da selbst nach dem Beschluss der CDU-Führung in der Fraktion noch Stimmen laut wurden, denen zufolge die Kritiker Hohmanns Rede missverstanden hätten, lohnt ein genauerer Blick auf den komplette Rede (was aus Platzgründen allerdings nicht heißen kann,sie ganz zu zitieren und Stück für Stück einer Feinnanalyse zu unterziehen). So werden zum einen rhetorische Finten Hohmanns deutlich, zum anderen erlauben Analyse und Kontextualisierung, den in der Rede zum Ausdruck kommenden Antisemitismus präziser zu bestimmen. Ich zitiere nach der Fassung, die Anfang November auf der Homepage der Neuhofer CDU zu finden war. Die Junge Freiheit hat die Rede, um einige sprachliche…
Im rechten Grenzraum des Verfassungsbogens Der Fall Hohmann und die Junge Freiheit von Helmut Kellershohn (Veröffentlicht in veränderter Form unter dem Titel: „Das Doppelspiel der Jungen Freiheit am Beispiel der Hohmann-Affäre“, in: Stephan Braun/Daniel Hörsch (Hg.): Rechte Netzwerke – eine Gefahr, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2004, S. 79-94) 1. Einleitung Die „Junge Freiheit“ (JF) und ihre Macheri bewegen sich im Grenzraum des Verfassungsbogens. Man präsentiert sich einerseits als journalistisches Flagschiff einer – wie es einer der Vordenker der JF, Karlheinz Weißmann, genannt hat – „konstitutionellen Rechten in Deutschland“ (Weißmann 2000: 249) und ist von daher um ein demokratisches Outfit bemüht: „Die Rechte wird [...] demokratisch sein, oder sie wird nicht sein“(ebd.: 251).ii Der Katalog der Positionen, die man zu besetzen gedenkt, erinnert zunächst an die üblichen Verlautbarungspapiere mit einer, insgesamt gesehen, moderat…
AfD-Grundsatzprogramm: Nationaler Wettbewerbsstaat auf völkischer Basis Von Helmut Kellershohn Parteiprogramme sind Momentaufnahmen in der Entwicklung von Parteien. Auch im Falle der AfD könnte das neue Programm durch die weitere Entwicklung der Partei schon bald überholt sein. Die Positionskämpfe in der Partei gehen weiter, so dass das Gesicht der Partei demnächst sehr viel stärker durch den völkischen Flügel geprägt sein könnte, als das Programm mit seiner derzeitigen Kompromissstruktur anzeigt. Allerdings lässt sich das Urteil Oskar Lafontaines, die AfD sei ein Bestandteil des neoliberalen Blocks, auch schon am jetzigen Parteiprogramm nur bedingt verifizieren. Die ideologischen Elemente, die in die Richtung einer deutschnationalen und völkischen Bewegungspartei weisen, sind bereits im Programm enthalten und bräuchten nur weiter ausgebaut werden. Schon jetzt steht das Programm unter einem ‚nationalen Imperativ’, der sich wie ein roter Faden durchzieht. Er verbindet…
Der Begriff, die Ideologie und zur Geschichte der "Bioethik" AutorIn: Paul, Jobst Themenbereiche: Recht, Eugenik Schlagwörter: Begriffe, Bioethik, Geschichte Textsorte: Referat Releaseinfo: Das vorliegende Referat wurde entnommen aus dem Bericht: Bioethik kontra Menschenrechte - Die Bedeutung der Bioethik-Konvention unter besonderer Beachtung von Menschen mit Behinderungen. Enquete, am Dienstag, 18. März 1997 im Parlament, Budgetsaal; Veranstalter: Grüner Parlamentsklub in Wien. Copyright: © Jobst Paul 1997 Inhaltsverzeichnis Begriff und Ideologie der "Bioethik" Geschichte der Konvention Begriff und Ideologie der "Bioethik" Beim Begriff Bioethik könnte man an eine Ethik des Lebens denken, etwa im Sinn Albert Schweitzers. Doch darauf nimmt das vorherrschende internationale Verständnis des Begriffs in Politik, Philosophie, ja in Teilen der Theologie längst keine Rücksicht mehr. Dies markiert das erste schlimme Problem. Denn über zwanzig Jahre ist im deutschsprachigen Raum nicht bemerkt worden, daß es die "philosophische" Grundlegung einer "neuen" Ethik…
Das Höcke-AfD Tagebuch von Jobst Paul. 11. Dezember 2015 bis 17. März 2016 PDF-Datei, 35 Seiten Umfang.
Unser DISS-Mitarbeiter Jobst Paul legt eine ausführliche Analyse der IfS-Rede des Thüringer AfD-Fraktionsvorsitzenden Björn Höcke vom November 2015 vor: Der Niedergang – der Umsturz – das Nichts. Rassistische Demagogie und suizidale Perspektive in Björn Höckes Schnellrodaer IfS-Rede Anlässlich eines 2-tägigen Kongresses des Instituts für Staatspolitik (Schnellroda) am 21./22. November 2015 sprach auch der Thüringer AfD-Fraktionsvorsitzende Björn Höcke zum Thema Asyl – Eine politische Bestandsaufnahme. Erst Wochen später veröffentlichte das Institut den Redemitschnitt und machte dadurch Höckes rassistische Einlassungen zu einem vermeintlich europäischen, bzw. afrikanischen ‚Reproduktionsverhalten‘ bekannt, die an die Rhetorik vor 1945 anknüpfen. Jobst Pauls Analyse der Rede und ihrer rassistischen Thesen versteht sich als Fallstudie zu de-humanisierender und demagogischer Rhetorik. Zugleich erarbeitet sie Grundlagen, wie programmatisch der Vorstoß Höckes zu verstehen ist, der am Rassismus des 18. und 19. Jahrhundert orientiert ist.…
Autoritärer Liberalismus Zum Zusammenhang von Ordoliberalismus und »Konservativer Revolution« Von Helmut Kellershohn Als Herbert Marcuse 1934 in der Zeitschrift für Sozialforschung seinen Artikel »Der Kampf gegen den Liberalismus in der totalitären Staatsauffassung« veröffentlichte, ging er von drei Überlegungen aus. Erstens von einer »Kontinuitätsthese«, wie der Soziologe Heinz Gess schreibt, der zufolge »die Wendung vom liberalistischen zum total-autoritären Staat sich auf dem Boden derselben Gesellschaftsordnung« vollzogen habe, der Faschismus trotz heftigster Kritik am Liberalismus wesentliche Elemente der kapitalistischen Gesellschaftsordnung bejahe. »Der total-autoritäre Staat« verkörpere nur »die dem monopolistischen Stadium des Kapitalismus entsprechende Theorie und Organisation der Gesellschaft«. Zweitens beruhe diese »Theorie« darauf, dass aus dem Weltbild des Liberalismus »entscheidende Momente aufgegriffen und in der von den veränderten ökonomisch-sozialen Verhältnissen geforderten Weise umgedeutet und weiterentwickelt« würden. Ja, der Liberalismus habe, gewissermaßen in einer Phase der…
Leseprobe aus dem Handwörterbuch rechtsextremer Kampfbegriffe: 'Islamisierung' Mit dem Aufkommen neuer rechter Bewegungen wie Pegida oder Hogesa hat der Kampfbegriff 'Islamisierung' eine enorme Verbreitung gefunden. Doch obwohl sich in ihm ein antimuslimisch-rassistischer Diskurs verdichtet, wird er kaum thematisiert und teilweise unhinterfragt übernommen. Im Handwörterbuch hat Benjamin Kerst diesen Kampfbegriff untersucht. Durch die Analyse der darin enthaltenen Kernaussagen, der Verwendung des Begriffs innerhalb unterschiedlicher extrem rechter Strömungen und der Anschlussfähigkeit auch an die gesellschaftliche 'Mitte' leistet er einen wichtigen Beitrag für die inhaltliche Auseinandersetzung. Den Artikel gibt es hier als PDF-Datei: Leseprobe_Virchow_Handwoerterbuch_rechtsextremer_Kampfbegriffe (Die PDF-Datei enthält auch das Inhaltsverzeichnis und das Vorwort)
Einwanderung aus Südosteuropa nach Duisburg in lokalen Medien Medienanalyse im Auftrag der Open Society Foundations (OSF) Download der Studie als PDF-Datei (bitte auf die Abbildung klicken) Seit dem Beitritt Rumäniens und Bulgariens in die EU im Jahre 2007 lassen sich Bürgerinnen und Bürger dieser Länder in Deutschland und somit auch in Duisburg nieder. Dies wurde in den ersten Jahren von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Auch von Seiten der Stadt Duisburg wurden diese neuen BürgerInnen zunächst einmal weitgehend sich selbst überlassen. Erst ab 2011 und dann massiv ab 2012 wurde das Thema Neuzuwanderung aus Rumänien und Bulgarien nach Duisburg zu einem Thema in den Medien und der Zivilgesellschaft. Auch in überregionalen Medien wurde Duisburg und hier insbesondere das Wohngebäude „In den Peschen“ in Duisburg-Rheinhausen zu einem Negativ-Symbol für diese Zuwanderung. Die öffentliche Wahrnehmung der…
Dokumentation des Vortrags von Dr. Jobst Paul (Duisburger Institut für Sprach– und Sozialforschung) auf dem Kongress “Respekt statt Ressentiment” Bei der Vorbereitung ist mir das Dilemma bewusst geworden, in dem vielleicht auch die Veranstalter stecken. Es ist die Frage, ob wir in der aktuellen Situation die üblichen guten Ratschläge, u.a. an die Medien geben sollen, ob wir noch eine Broschüre zu guter journalistischer Praxis schreiben sollen? Oder ob wir uns um eine nachhaltigere Antwort bemühen müssen. Aber wie könnte sie aussehen?Soweit ich sehe, schlagen sich beide Perspektiven im Konferenzprogramm nieder, und ich will kurz herausgreifen, was Grundlage unserer Diskussion sein kann.1) Einigkeit besteht darin, dass die Zuspitzung homophober und transphober Kampagnen Teilaspekt ist der Allianz zwischen rechtspopulistisch und christlich-fundamentalistisch orientierten Gruppierungen.Ich möchte ergänzen: Es handelt sich um eine Allianz, die mit dem Motto „Gott,…