Von Guido Arnold
Obwohl die Folgen des Klimawandels für den Menschen in vielen anderen Teilen der Welt gravierender sind als in Europa, ist der Klimawandel auch hier mittlerweile omnipräsent. Der „European State of the Climate“-Bericht des EU-Klimawandeldienstes Copernicus (vom Frühjahr 2023) spricht eine deutliche Sprache: Die Erde hat sich seit Beginn der Industrialisierung um 1,2 Grad erhitzt – in Europa sind es sogar 2,2 Grad.
Für Europa war 2022 der heißeste Sommer und das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen – es war fast überall in Europa wärmer als im Mittel der Jahre 1991 bis 2020. So auch in Deutschland: 2022 war es in der Bundesrepublik 1,2 Grad wärmer als im langjährigen Mittel, gemeinsam mit 2018 das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Weite Teile Europas litten unter einer schweren Dürre, die Alpengletscher verloren so viel Eis wie nie zuvor. In Westeuropa lagen die Maximalwerte während des Sommers um rund zehn Grad über dem langjährigen Durchschnitt. Im Juli durchbrachen die Temperaturen in Großbritannien zum ersten Mal überhaupt die 40-Grad-Marke.
Die Hitze in Kombination mit ausbleibenden Niederschlägen verschärfte vielerorts das Risiko für Waldbrände. In Frankreich, Spanien, Deutschland und Slowenien wurden die höchsten Treibhausgas-Emissionen aus Waldbränden der letzten 20 Jahre gemessen. Verschlimmert wurde die Hitze dadurch, dass über das Jahr betrachtet zehn Prozent weniger Niederschlag fiel als gewöhnlich. Am größten war das Regendefizit in Deutschland, Spanien und Großbritannien. Die meisten Flüsse führten deutlich zu wenig Wasser – darunter auch Rhein und Donau. Der Wassermangel wird ganz unmittelbare Folgen haben: „Wahrscheinlich werden die Ernten aufgrund des trockenen Winters und Frühlings geringer ausfallen.“ (Samantha Burgess, Co-Chefin des Klimawandeldienstes Copernicus)
Klimaoptimismus vs. ökologischer Kollaps
Selten fiel die wissenschaftlich-ökologische Bestandsaufnahme so einhellig aus und wurde so weitläufig akzeptiert: Die Erde erträgt die Logik des Wirtschaftswachstums nicht länger. Die Regenerationskraft der Natur kollabiert unter den Kollateralschäden der technologischen ‚Erfolgs‘-Geschichte des Anthropozäns.
Der schleichende Zusammenbruch eines massiv geschädigten Ökosystems ist dabei vielschichtig: Es ist nicht nur der (höchstwahrscheinlich nicht mehr aufzuhaltende) Klimawandel sondern auch die Ressourcen-Erschöpfung und der Verlust von Biodiversität – eng verknüpft mit einer globalen ökonomischen Krise, die zu mehr kapitalistischem Raubbau und weiteren Emissionen führen wird. Da macht es durchaus Sinn, die multidisziplinären Abhängigkeiten in einer Theorie des Zusammenbruchs, der sogenannten Kollapsologie zu untersuchen.
Den ökologischen Kollaps als unausweichlich anzunehmen hat vielleicht den etwas unseriös verschwörerischen Touch eines Mahners des kommenden Untergangs. Doch es ist durchaus seriös, sich mit den Konsequenzen eines mittlerweile unausweichlichen Scheiterns des 1,5-Grad-Ziels zu beschäftigen. Damit ist nicht gleich alles vorbei – das ist richtig. Mehrere Jahrzehnte der versuchten Schadensbegrenzung werden folgen. Aber es ist mittlerweile (klima-)politisch sagbar geworden, dass die eingeleitete ‚Klimaapokalypse‘ als langfristiger Prozess vermutlich nicht mehr verhindert werden kann. Das zuzugeben (ganz ohne Weltuntergangspathos) öffnet den Blick für die Frage, wie ein (Über-)Leben im schleichenden Zusammenbruch aussehen könnte. Und da können einige Zwischenergebnisse dieser multi-perspektivischen Forschung hilfreich sein: Menschliches Leben wird vor allem für diejenigen möglich sein, die solidarisch miteinander kooperieren (kollektive Resilienz) und nicht im Sinne rechter Prepper-Mentalitäten ein Alle-gegen-Alle praktizieren.
Tatsächlich sind die vermeintlich ‚zu pessimistischen‘ Positionen der Mahner:innen von vor vierzig Jahren mittlerweile klimaaktivistischer und klimawissenschaftlicher Mainstream. Es ist also falsch zu sagen: „Ohne einen Klimaoptimismus macht jegliches Handeln keinen Sinn!“ oder „dann ist doch eh alles egal“. Wenn kollektives Handeln auch nur ein Jahrzehnt relativer Klimastabilität bringen würde, wäre das ein lohnenswertes Ziel. Ich halte es für angebracht, im wissenschaftlich begründeten Klimapessimismus zu verbleiben und aus ihm notwendiges, radikales Handeln abzuleiten – die Zukunft ist niemals festgeschrieben!
Technokratie und Geoengineering
Es ist eine alte Herrschaftstechnik zur Durchsetzung neuer Technologien, deren Nutzung absehbar risikoträchtig für Mensch und Natur sein wird, auf eine Zukunft zu wetten, in der aktuell noch nicht verfügbare Technologien hoffentlich die Folgeprobleme lösen werden. Diese Art der Fortschrittsgläubigkeit hat uns u.a. die weiterhin ungelöste Endlagerproblematik hochradioaktiven Atommülls als Folge der Kernenergienutzung beschert.
Bis vor einem halben Jahr galt hierzulande das Verpressen von (zuvor aus der Luft gefiltertem) CO2 in tiefe Gesteinsschichten als unverantwortbare Hochrisikotechnologie. Die CO2-‚Endlagerung‘ wurde wegen ihrer unwägbaren Auswirkungen auf die Umwelt untersagt. Seit kurzem ist einer ihrer vormals entschiedensten Gegner, Wirtschaftsminister Habeck, davon überzeugt, dass das Klimaproblem ohne diese Technologie kaum zu lösen sei. Daher soll sie schnellst möglich als risikoarm eingestuft werden.
Derzeit sind weitere Technologien in Erprobung, die als Geoengineering bezeichnet werden, mit denen die Klimaerwärmung reduziert werden soll. Beim ‚Sonnenstrahlungsmanagement‘ sollen Teilchen (in der Stratosphäre ausgesetzt) Teile des Sonnenlichts zurück ins All reflektieren. Die wissenschaftlichen Warnungen vor unvorhergesehenen, klimarelevanten Wechselwirkungen sollen der Dringlichkeit schnell benötigter Ad-hoc-Lösungen weichen. Die Technokratie nutzt diese Technologien um eine lösungsorientierte Handlungsfähigkeit ‚in Aussicht zu stellen‘ und konsequente Energieeinsparung über ein komplett anderes Wirtschaften zu umgehen.
Auch energetisch ist die Bilanz der derzeitigen Zukunftstechnologien alles andere als überzeugend. Sie decken über ihr Energieeinsparpotenzial nicht einmal den zusätzlichen Energiebedarf einer wachsenden Weltwirtschaft. Damit verschärfen sie das Energieproblem nachweisbar. Grund dafür ist der Rebound-Effekt, durch den die steigende Energieeffizienz neuer Technologien eben nicht dazu führt, dass effektiv weniger Energie verbraucht wird. Ganz im Gegenteil: Bei dem mit Nachdruck durchgesetzten Vernetzungsprojekt der 5G-Technologie zum Beispiel, bei dem alles mit allem ‚intelligent‘ kommunizieren soll, steigt über mehr Kommunikationsinstanzen und mehr übertragenes Datenvolumen der Gesamtverbrauch an Energie, Ressourcen und Hardwaremüll massiv an, obwohl die Technik einer einzelnen Übertragung deutlich effektiver ist. Diesen Effekt verzeichnet der Kapitalismus seit über 150 Jahren: Die Dampfmaschine verbrannte Kohle zwar effizienter als zuvor, doch mit ihr nahm die Industrialisierung erst richtig Fahrt auf. Und so wurde – trotz sparsamerer Technik – insgesamt deutlich mehr Energie verbraucht.
Es ist bestenfalls naiv, vielfach eine herrschaftlich-strategische Fake-Erzählung, dass zukünftige Technologien das Klimaproblem lösen werden. Die kürzlich erzielten Fortschritte bei der Erforschung der Kernfusion wurden von US-amerikanischer und europäischer Politik wie eine Heilsversprechung gefeiert. Sichern sie doch (entgegen aller Warnungen der beteiligten Forscher:innen, dass deren Nutzung für die Lösung des weltweiten Energieproblems um Jahrzehnte zu spät kommen wird) das fortschrittsgläubige Narrativ des Weiter-wie-bisher einer zentralisierten Energiegewinnung ab.
Ähnlich gestrig wirkt die unsinnige Forderung nach ‚Technologieoffenheit‘ der Klimabremser mit ihrem Festhalten an der Option E-Fuels in der Automobilität: Sie soll das Zeitalter der Verbrennertechnologie gegen alle Argumente von Energieeffizienz und -kosten künstlich verlängern. Die Hoffnung der deutschen Regierung auf solaren Wasserstoff (z.B. als simplen Ersatz für Erdgas zur Wärmeerzeugung) muss sich den gleichen Vorwurf machen lassen. Zwei Drittel der ursprünglich eingesetzten Energie gehen bei der Herstellung von Wasserstoff als Energieträger verloren – eine bescheidene Bilanz, weswegen die meisten europäischen Länder auf Abstand zu dieser Technologie gehen.
Reichtum und Klimaverantwortung
Egal welche Begrifflichkeiten wir dafür verwenden mögen, wir können uns den Reichtum im engsten Wortsinn nicht mehr leisten. Der Kampf gegen die Klimazerstörung ist unweigerlich ein Kampf entlang von ‚Klassenfragen‘. Der Grund liegt in der extremen Ungleichverteilung der Emission von Klimagasen: Das reichste 1% der Bevölkerung in Deutschland stößt deutlich mehr CO2 aus als die ärmeren 50% der Gesellschaft. Hier ist ein weit reichendes Umdenken notwendig: Das Gemeinwohl der Umweltverträglichkeit muss höher bewertet werden als die individualistische ‚Freiheit des Eigentums‘.
Den CO2-Ausstoß lediglich höher zu besteuern, löst das Problem nachweislich nicht. Eine Kompensation durch gekaufte CO2-Zertifkate bleibt Greenwashing. Da keine Reformpolitik ein gerecht verteiltes CO2-Budget auch nur anstrebt, geschweige denn durchsetzen wird, bleibt es die Aufgabe für den ‚klimabewussten‘ Teil der Bevölkerung, das ökologische Gemeinwohl selbsttätig gegen das zerstörerische Eigentum durchzusetzen. Wer jetzt anmerkt, das komme aber letztendlich einer Enteignung gleich, trifft den Nagel auf den Kopf und hat die systemkritische Dimension des Klimaproblems erfasst.
Die Klimalast alleinig auf das gleichermaßen ignorante wie unsoziale Privatjetten der Luxus-Schickeria, auf energieintensive Produktionsbereiche, die Bauindustrie, das Militär, usw. abzuwälzen wäre jedoch eine starke Vereinfachung. Die individuellen Verantwortlichkeiten bleiben zwar unterschiedlich hoch, stellen aber unweigerlich auch unsere eigenen Lebensgewohnheiten in Frage: Automobiler Individualverkehr (egal ob fossil oder elektrisch), Flugverkehr, der viel zu hohe Konsum energie- und ressourcen-intensiver Produkte, die quer durch die Welt geschifft werden und der wachsende Energiehunger einer immer umfangreicheren Datenhaltung der globalen Netzwerkinfrastruktur (insbesondere durch datenintensives Streaming und zentrale Datenverfügbarkeit in der cloud) gehören dazu.
Der dringend notwendige systemische Bruch mit einer unverminderten Ressourcenverschwendung wird unser Leben radikal verändern. Ein mit den Anforderungen einer realistischen Klimaperspektive konsistentes Alltagsleben (natürlich niemals frei von Widersprüchen) erfordert auch für uns eine unbequeme Neuausrichtung. Netflix und Vielfliegerei haben da sicher keine Zukunft – so selbstehrlich müssten wir sein.
Radikalisierung und soziale Kipppunkte
In Reaktion auf eine unübersehbar wachsende Klimagerechtigkeitsbewegung radikalisieren sich insbesondere die politischen Verantwortungsträger der FDP – immer kompromissloser wird ihre Blockadehaltung gegenüber jeglichen Versuchen zur Einhaltung der Klimaziele. Sie kleben an fossilen Energien und sogar am Dinosaurier der Atomenergie.
Je radikaler Politik und Wirtschaft das von ihnen ausgehende Unrecht normalisieren, desto unmissverständlicher muss die Zivilgesellschaft reagieren. Dabei ist es nicht einmal besonders radikal, die wissenschaftlich attestierte Zukunft eines ökologischen Kollapses weiter Teile der Erde beim derzeitigen Kurs der Politik ernst zu nehmen. Im Gegenteil: Gesicherte Erkenntnisse zu leugnen bzw. beiseite zu schieben und auf die ökologischen Konsequenzen der politischen Verfehlungen nicht vorbereitet zu sein, müssten als systematischer Angriff gegen die Zivilbevölkerung und damit nicht weniger als ein Verbrechen gegen die Menschheit bewertet werden.
Die Grünen fabulieren, der Ersatz von russischem Gas werde eine Revolution der Erneuerbaren zur Folge haben. Tatsächlich werden jedoch andere Autokraten zu fossilen Handelspartnern – ein ‚Kompromiss‘ wie uns Habeck wissen lässt. Der ‚Kompromiss‘ wird mehr und mehr als Rechtfertigung für eine verfehlte Politik missbraucht. Es ist kein Kompromiss, klimapolitische Notwendigkeiten, die bereits 2015 bei der UN-Klimakonferenz in Paris als unabdingbare Ziele gesteckt wurden, wissentlich zu verfehlen. In der öffentlichen Debatte geißeln nun jedoch auch die Grünen die Aktivist:innen der Klimagerechtigkeitsbewegung: Sie hätten mit ihren kompromisslosen Forderungen das Wesen der Demokratie nicht verstanden.
Angesichts dieser politisch-strategischen Verkehrungen in der Stigmatisierung von Radikalisierung und Kompromisslosigkeit müssen wir leider konstatieren: so radikal wie der kapitalismusgemachte Klimawandel es erfordert, lässt sich der zerstörerische Normalzustand kaum blockieren und sabotieren. Das Festhalten an einer ökologisch verheerenden, kapitalistischen Wirtschaftsweise kommt einer ignoranten Beschleunigung in Richtung Kollaps gleich. Ein unzivilisierter Gehorsam verschärft daher das Klimaproblem zusehends. Was also tun?
Es gibt nicht nur ökologische Kipppunkte, an denen sich ein Klimasystem unumkehrbar umorganisiert – es gibt auch soziale Kipppunkte. Und in deren Richtung muss sich der Widerstand einer Klimagerechtigkeitsbewegung weiterentwickeln (entlang ökologisch-sozialer Fragen) – mit dem Ziel einer tiefgreifenden Neuorganisation der Gesellschaft. Die Initiative dazu muss notwendigerweise von ‚unten‘ kommen. Denn der Staat fühlt sich bis auf kosmetische Korrekturen einem dystopischen ‚Weiter-so‘ für das Wirtschaftssystem verpflichtet. Wenn nun folgerichtig die Landesinnenminister analysieren, hier radikalisiert sich der Klimaprotest und stellt das politisch-ökonomische System als Ganzes in Frage, dann muss die klimapolitisch sinnvolle Entgegnung lauten: Ja, notwendiger Weise – alles andere wäre für den Planeten ein unverzeihlich sinnloser Kompromiss.
Die Betrachtungsweise muss hierbei unbedingt auf internationalem Niveau verbleiben. Für die Kämpfe um Klimagerechtigkeit ist eine solidarisch-antikoloniale Perspektive allein deshalb notwendig, weil der Green New Deal eine Externalisierung der Umweltzerstörung in die Peripherien vorsieht – sowohl bei der Energie- und Rohstoffgewinnung als auch bei der Problemmüllentsorgung. Zur Verlagerung nach ‚außen‘ gehört auch eine sich autoritär formierende Abschottung (u.a. an den EU-Außengrenzen) zur ökonomischen ‚Stabilisierung‘ gegen vor Umweltzerstörung Flüchtende.
Technozän statt Anthropozän?
Technokrat:innen und Solutionist:innen sehen in der (derzeitigen) politischen Unfähigkeit, einen klimagerechten Richtungswechsel auch nur einzuleiten, die Bestätigung dafür, dass ‚der Mensch‘ nicht in der Lage sei, a) über seine eigenen Bedürfnisse hinaus und b) über das unmittelbare Hier und Jetzt hinaus rationale Entscheidungen im Sinne eines (globalen) Gemeinwohls zu treffen. Als quasi naturgesetzlich soll diese Einsicht in die ‚menschliche Unfähigkeit‘ den Weg für eine Künstliche Intelligenz ebnen. Sie könne die Klimakrise weit besser als der Mensch lösen, weil sie viel besser Daten prozessieren und komplexe, klimarelevante Zusammenhänge detektieren kann.
Mensch könnte zynisch anmerken, eine KI (ausgestattet mit weitgehender Entscheidungsbefugnis) könne kaum eine noch schlechtere Klimapolitik machen als die derzeitige Politik. Doch anders als es James Lovelock, eine der intellektuellen Referenzen von Teilen der Ökologiebewegung in seinem Buch Novozän – Das kommende Zeitalter der Hyperintelligenz analysiert, stehen wir schon lange nicht mehr vor einem Wissens- sondern vor einem Willensproblem. Der politische Wechsel vom Fokus des Individuums in seiner Jetzt-Zeitigkeit hin zu einer Gesellschaft, welche die zukunftsfähige Gemeinschaft radikal in den Mittelpunkt stellt, lässt sich nicht per Entscheidungs-Überantwortung an eine künstliche Intelligenz abkürzen. Der Grund dafür liegt weniger im technischen Problem einer niemals ausgewogenen Datenbasis, die zum Training selbstlernender Algorithmen der KI herangezogen wird, und damit zu einer unbrauchbaren Verstärkung dieser Datenvorurteile durch die KI führt. Der Grund liegt vielmehr in der konzeptionellen Unzulänglichkeit des Maschinenlernens, eine brauchbare Notion von Gemeinwohl abzubilden.
Eine semantisch ahnungslose KI, die lediglich Mustererkennung und -optimierung statistischer Gewichte betreibt, hat keine Idee von dem was ein Gemeinwohl sein könnte und wie es sich sinnvoll dynamisch weiterentwickeln lässt, egal wie beeindruckend ‚menschenähnlich‘ selbstlernende Sprachmodelle à la ChatGPT Problemlösungsstrategien bereits jetzt imitieren.
Schlimmer noch – das Konzept der Optimierung auf der Basis bestehender Daten schreibt unweigerlich Vergangenes (herrschaftsstabilisierend) in die Zukunft fort. Damit entpuppt sich eine entmündigende KI als Empfehlungs- und Entscheidungsassistent zur Lösung der ökologischen Krise als sozio-technologische Sackgasse – sie ist als (techno-)revolutionäres Hilfsinstrument untauglich.
Guido Arnold ist Physiker und arbeitet am DISS zum Thema
Digitalisierte Biopolitik.
Dieser Beitrag stammt aus dem DISS-Journal#45 (Juni 2023). Die vollständige Ausgabe als PDF finden Sie hier.