»Offenkundig hilft es sich leichter, wenn es um Nachbarn geht.«

Der Fluchtdiskurs zur Ukraine Von Louis Kalchschmidt, Anna-Maria Mayer, Benno Nothardt, Carmen Perna, Milan Slat, Christian Sydow, Zeynep Topsir und Ebru Tugra Als infolge des Bürgerkrieges in Syrien im Sommer 2015 viele Geflüchtete über die Balkanroute nach Deutschland kamen, begegneten ihnen Bürger*inneninitiativen und Politik mit großer Hilfsbereitschaft und die Medien nahmen überwiegend einen liberalen Standpunkt hinsichtlich der Migrationspolitik ein. Jedoch kippte die Stimmung von Medien und Politik bereits im Herbst 2015 von der Willkommenskultur zunehmend in eine Notstandsstimmung und spätestens nach der Silvesternacht 2015/16 wurden Rufe nach einer restriktiven Migrationspolitik dominant. Die ersten Reaktionen deutscher Politiker*innen und Medien auf die Fluchtbewegungen aus der Ukraine, verursacht durch den Angriff Russlands Ende Februar 2022, erinnerten an die Willkommenskultur im Sommer 2015 und übertrafen diese. Denn anders als damals aktivierte die EU am 8. März 2022…

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Eine Analyse der Beziehungen zwischen Aussagen am Beispiel des Fluchtdiskurses um Carola Rackete und Moria

Von Anna-Maria Mayer, Benno Nothardt, Milan Slat, Judith Friede, Louis Kalchschmidt, Fabian Marx & Christian Sydow In unserer Kritischen Diskursanalyse (KDA) des Fluchtdiskurses um Carola Rackete und Moria haben wir nicht nur die Aussagen, sondern auch das Netz ihrer Beziehungen untersucht. Unsere Erfahrungen damit stellen wir in diesem Artikel dar. Dazu werden wir im ersten Teil den Begriff der Aussage erklären. Im zweiten Teil werden wir das Kippen einer ganzen Kette von Aussagen im Fluchtdiskurs 2015/16 in Erinnerung rufen. Im dritten Teil werden Beziehungen von Aussagen am Beispiel eines kurzen Zeitungskommentars genauer dargestellt und abschließend im vierten Teil die Aussagenbeziehungen im medialen Diskurs um Carola Rackete visualisiert und erläutert. 1. Aussagen vs. Äußerungen Der Aussagenbegriff der KDA ist an Michel Foucaults Begriff orientiert, jedoch nicht mit diesem identisch. Aussagen sind der „inhaltlich gemeinsame…

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Moria. System. Zeugen.

Ein Bildband über das Flüchtlingslager Moria Rezension von Benno Nothardt Martin Gerner: Moria. System. Zeugen. Flüchtlinge, Einheimische und Helfer in Zeitzeugenbegegnungen, Köln: Böhlau, 2021, 168 Seiten, 89 Fotos; 25 Euro. ISBN: 978-3-412-52389-3 Refugees The EU is a virus. It enters the life of a refugee. Scans his future. Transfers him to deportation, which is equal to death. Edits his mind and deletes his smile. So please stay away from the EU. Stay at your own home and accept death. Send me the address of the EU. I am a professional antivirus, full version registered 2016. Shamshaid Jutt, Moria 2016 (Moria. System. Zeugen. S. 57) Wenn Flüchtlinge im hegemonialen Fluchtdiskurs überhaupt zu Wort kommen, dann als Zeug*innen ihres Leids, nicht jedoch als vollwertige Subjekte, deren Kritik und Forderungen Platz eingeräumt wird.1 In seinem Bildband über…

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Carola Rackete und das Leid der Geflüchteten

Der deutsche Mediendiskurs im Juni & Juli 2019 Von Anna-Maria Mayer, Judith Friede, Fabian Marx, Benno Nothardt, Milan Slat, Christian Sydow “Everyone has the right to freedom of movement and residence within the borders of each state.” (United Nations 1948) Plakat auf einer Demonstration am 06.07.2020 in Duisburg Obwohl Freizügigkeit und Niederlassungsfreiheit in der UN-Menschenrechtscharta festgehalten sind, scheint es einstweilen so, als ob dies Staaten nicht immer bewusst sei. Europäische Staaten, darunter auch Deutschland, nehmen häufig eine abwehrende Haltung gegenüber Flucht und Migration ein. Diese gipfelt mitunter in Diskussionen um die Aussetzung des Menschenrechts auf Asyl1 oder um die Frage, ob Seenotrettung stattfinden sollte oder nicht2. Die lebendige Humanität im Sommer 2015 währte nur kurz. Es ließ sich eine Verschiebung von einer „Willkommenskultur zur Notstandsstimmung“ (Jäger & Wamper 2017) feststellen. In dieser rückten…

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Martin Walsers nationalistische Gefühle

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Von Benno Nothardt, erschienen in DISS-Journal 3 (1999) Seit 20 jahren beschäftigt sich der schriftsteller Martin Walser mit einer rekonstruktion der deutschen nation. In essays, interviews und reden unterlaufen ihm dabei immer wieder nationale bis nationalistische töne. Seine jüngste Rede anläßlich der verleihung des friedenspreises des deutschen buchhandels hat anlaß zur kontroversen diskussion gegeben. Im rechtsextremen blätterwald wird sie positiv als richtungsweisend für den umgang mit deutscher geschichte hervorgehoben. Doch auch im politischen raum der ‚mitte' überwiegt die zustimmung zu den äußerungen des rennomierten schriftstellers. Seinen kritikern wird unkenntnis, unverständnis oder fehlinterpretation vorgeworfen. Alles nur ein missverständnis? Martin Walser entdeckt die nation Sein "historisches Bewußtsein" (das er später "Geschichtsgefühl" nennt) entdeckt Martin Walser 1978. In literatur konkret schreibt er: "Sachsen und Thüringen sind für mich weit zurück und tief hinunter hallende Namen, die…

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