Globalization, Discourse, Media

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Eine Rezension von Siegfried Jäger. Erschienen in DISS-Journal 19 (2010) Varianten Kritischer Diskursanalyse bestimmen zunehmend auch die kulturwissenschaftliche Diskussion in Polen. ((Vgl. dazu auch den Überblick von Lukasz Kumiega in DISS-Journal 18 (2010), 30f. (http://www.diss-duisburg.de/2009/12/zwischen-linguistik-und-soziologie/) )) In dem vorliegenden Band werden dazu 23 Texte, teils in englischer, teils in deutscher Sprache versammelt, die 2008 auf einer internationalen Konferenz in Warschau referiert worden sind. Die Beiträgerinnen stammen überwiegend aus Polen, aber auch aus Deutschland, Österreich, Italien, Griechenland, Spanien, Australien und Kanada. Das knapp 1 Kilogramm schwere und 610 Seiten lange Buch eignet sich nicht für die Lektüre im Liegen, sondern zwingt die Leserin, sich an den Schreibtisch zu setzen und Seite um Seite sorgfältig und behutsam umzuwenden. Der Rezensent, dem nur begrenzter Platz zur Verfügung steht, sieht sich darüber hinaus genötigt, eine gedankliche Auswahl…

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Diskurs und Kriminalität

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Außergesetzliche Anwendungsregeln als diskursive Praktiken im Wechselverhältnis zwischen Kriminalisierungsdiskursen und Strafrechtsanwendung. Eine Rezension von Rolf van Raden. Erschienen in DISS-Journal 19 (2010) Wer über Kriminalität spricht, sollte über Prozesse der Kriminalisierung sprechen – diese konstruktivistische Perspektive machen kritische Kriminologinnen seit dem Ende der 1960er Jahre stark. Dabei stoßen sie nicht immer auf Gegenliebe. Gleichwohl ist die Vorstellung, dass Kriminalität nicht etwa per se existiert, sondern durch ein komplexes Netz von gesellschaftlichen Zuschreibungs- und Aushandlungsprozessen erst entsteht, heute in weiten Teilen der Kriminologie akzeptiert. In Folge dessen sind Forschungsprogramme entstanden, die nicht primär den kriminellen Täter, sondern die Institutionen der Justiz und Strafverfolgungsbehörden im Blick haben. Die Methoden sind dabei vielfältig, mitunter wird der Kriminologie gar theoretischer Eklektizismus vorgeworfen. In seiner Dissertation „Diskurs und Kriminalität“ schickt sich Tobias Singelnstein nun an, den Methodenkanon der…

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Parallelgesellschaften

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Diskursanalysen zur Dramatisierung von Migration. Eine Rezension von Siegfried Jäger. Erschienen in DISS-Journal 19 (2010) Auch Studierende können forschen! Wenn man sie lässt und wenn sie gut beraten und gefordert werden. Dies war der Fall in einem von Werner Köster geleiteten Kompaktseminar an der Universität Duisburg/Essen, dessen Ergebnisse, angereichert durch einige Gastvorträge, in dem hier anzuzeigenden Buch vorgelegt worden sind. Peter Fuchs unterzieht den Begriff „Integration“ einer systemtheoretischen Reflexion und zeigt, dass das Begriffspaar „Integration“ vs. „Parallelgesellschaft“ der Logik asymmetrischer Gegenbegriffe (im Sinne R. Kosellecks) gehorcht. „Integration“ ist demnach alles andere als eine Pottersche Zauberformel. Jana Gantenberg u.a. untersuchen die Verwendung von „Parallelgesellschaft“ in ausgewählten Printmedien nach den methodischen Regeln der Kritischen Diskursanalyse. Sie weisen nach, dass der Begriff „Parallelgesellschaft“ zum Schlagwort verkommt und absolut nicht dazu geeignet ist, den Dialog mit Muslimen…

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„Exit(us)-Strategie“ in Afghanistan?

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Unser Appell wird täglich aktueller! ((Gemeint ist der Appell: Heraus aus der Sackgasse in Afghanistan. http://www.diss-duisburg.de/2010/12/heraus-aus-der-sackgasse-in-afghanistan/)) Von Jürgen Link. Erschienen in DISS-Journal 19 (2010) Nicht bloß Merkel und Guttenberg, auch Gabriel und Trittin (sowie ihre willigen Abstimmer) hatten es sich so schön gedacht: Wir erzählen was von „Ausbildung“ und „Exit-Strategie“, und das „Thema“ kommt dann wieder aus den Schlagzeilen, so dass „unsere Soldatinnen und Soldaten“ ihren schmutzigen Krieg wieder „normal“ abgeschottet von der Öffentlichkeit weiterführen können. Aber „das Thema“ tut ihnen den Gefallen nicht: Es geht einfach nicht raus aus den Schlagzeilen. Und dabei bestätigen sich einer nach dem anderen jene Punkte, die den Appell „Heraus aus der Sackgasse in Afghanistan“ spezifisch von anderen Appellen unterscheiden. Was sind diese spezifischen Punkte? Zuerst einmal beschränkt sich der Appell nicht einfach auf Forderungen wie „Kein…

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Einer der letzten NS-Verbrecher-Prozesse in Deutschland

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 Von Regina Wamper. Erschienen in DISS-Journal 19 (2010) Mit einem Schuldspruch ging Ende März 2010 einer der letzten NS-Verbrecherprozesse in Deutschland vor dem Landgericht Aachen zu Ende. Wegen Mordes in drei Fällen wurde der ehemalige Waffen-SSler Heinrich Boere, der Mitglied im Sonderkommando Feldmeijer war, zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Kommando Feldmeijer tötete unter dem Codenamen Silbertanne mehr als 50 vermeintliche Sympathisantinnen der Widerstandsbewegung in den Niederlanden. Für jeden getöteten Nazi wurden drei „antideutsch eingestellte oder aber als mit Widerstandskreisen zusammenarbeitend bekannte Niederländer“ ermordet, so auch Fritz Hubert, Ernst Bicknese, Frans Willem Kusters und Teunis de Groot. So sollte Widerstand unterbunden werden. Juristische Vorgeschichte In den Niederlanden verurteilte ein Sondergericht Heinrich Boere bereits 1949 zum Tode. Das Urteil wurde später in lebenslange Haft umgewandelt. Boere konnte jedoch noch vor der Urteilsverkündung fliehen und lebte…

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Die „Irrungen“ eines „Fehlgeleiteten“

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Der Historiker Theodor Schieder und der Nationalsozialismus. Von Michael Lausberg. Erschienen in DISS-Journal 19 (2010) Nachdem Quellen über seine Tätigkeit in der NS-Zeit veröffentlicht worden waren, fand in den 1990er Jahren eine intensive Auseinandersetzung innerhalb der Geschichtswissenschaften über das Wirken des Historikers Theodor Schieder statt. In den letzten Jahren mehren sich die Tendenzen, Schieders Tätigkeit im „Dritten Reich“ zu entdämonisieren und damit zu relativieren. So bemerkte Hans-Ulrich Wehler: „Ich gebe mich nicht damit zufrieden die Sache (Schieders Wirken in der NS-Zeit, M.L) so wie Aly und Schöttler zu betrachten und die Untersuchung 1945 abzubrechen. Das ist unbefriedigend. (…) Der Dreh- und Angelpunkt meines Argumentes ist, daß Conze und Schieder reflexiv gelernt, wobei dieses Urteil für viele strittig bleibt.“ (Wehler 2000a, 256) Michael Stürmer sagte: „Die Generation (…) also Conze, Schieder u.a. (…) kam…

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Arenen der Identität

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Fußballkultur und Rassismus. Von Jens Zimmermann. Erschienen in DISS-Journal 19 (2010) Der 19-jährige Stürmer von Inter Mailand Mario Balotelli ist das größte Talent, das der italienische Fußball in den letzten Jahrzehnten hervorgebracht hat. Doch wenn er den Platz betritt, dann dauert es meist nicht lang, bis rassistische Gesänge und Rufe durch das Stadion hallen – auch von den eigenen Fans. Balotelli ist der Sohn ghanaischer Einwanderer und besitzt mittlerweile die italienische Staatsbürgerschaft. Was die Fans von Juventus Turin davon halten, konnte man beim Gastspiel der Interisti lautstark hören: „Es gibt keine schwarzen Italiener.“ In Italien ist man, was rassistische Fan-Ausfälle angeht, einiges gewohnt. Und auch auf dem Platz liegt die Hemmschwelle nicht gerade hoch. So entbot der Stürmer Paolo di Canio von Lazio Rom nach Toren regelmäßig den faschistischen Gruß und zeigte dabei…

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Das Wahrheitsregime prekärer Verhältnisse

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Von Niels Spilker. Erschienen in DISS-Journal 19 (2010) Ein viel diskutierter und aus meiner Sicht sinnvoller theoretischer Anknüpfungspunkt für die Analyse und die Kritik der gegenwärtigen Gesellschaft ist der Begriff der Gouvernementalität, wie ihn Foucault in seinen Arbeiten Ende der 1970er Jahre skizziert. (Vgl. Foucault 2004a+b) Foucault untersucht hier Machtbeziehungen unter dem Blickwinkel der Führung, als eine Art und Weise, das Handlungsfeld von Subjekten zu strukturieren und zu beeinflussen. Der Begriff der Regierung ist ein umfassender, er bezieht sich auf Institutionen und Praktiken, mittels derer Menschen ‚gelenkt‘ werden. Eine Regierungsweise umfasst als diskursives Feld, auf dem die Ausübung von Macht „rationalisiert wird“ (Thomas Lemke), Wissensformen, Machttechnologien und Subjektivierungsmodi gleichermaßen. Die Machtanalyse von Foucault in Überwachen und Strafen befasste sich mit Institutionen des Zwangs, mit Diskursen und Apparaten, die auf die Unterwerfung des Subjekts…

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Vielstimmige Konsensrhetorik, börsenreife Unis

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Zwei sehr lesenswerte Bücher zum Macht-Wissen-Komplex  und zur Rationalität im neoliberalen Bildungssystem. Eine Sammelrezension von Niels Spilker. Erschienen in DISS-Journal 20 (2010) Im Rahmen einer studentischen Aktionswoche am Otto-Suhr-Institut der FU Berlin waren im Sommer die Professorin Tanja Börzel und der Emeriti Elmar Altvater zum Streitgespräch geladen: „Graduiertenschulen, Exzellenzinis und neue Wege in der Bildung. Cui bono?“ Ein Streit hätte dieser Veranstaltung sicher gut getan, wollte aber nicht entstehen. Tanja Börzel betonte vielmehr Gemeinsamkeiten, indem sie bspw. – für einige nicht unüberraschend – die marxistische Gesellschaftskritik lobte. Die strukturelle Abhängigkeit von WissenschaftlerInnen gegenüber ihren Geldgebern schien kurzzeitig eine Kontroverse zu eröffnen. Eine Brotgelehrte zu sein, deren geistiger Horizont kein Quäntchen weiter reiche als derjenige der Geldgeber, ((Vgl. die Abschiedsvorlesung von Elmar Altvater am Otto-Suhr-Institut auf http://www.osi-club.de.)) wies Tanja Börzel empört von sich. Schließlich…

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Die Erfindung des jüdischen Volkes.

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 Israels Gründungsmythos auf dem Prüfstand  Eine Rezension von Jens Zimmermann. Erschienen in DISS-Journal 20 (2010) Manchmal tut es gut, ein Buch, das hohe Wellen geschlagen hat, ein wenig ruhen zu lassen und erst später zur Hand zu nehmen. Shlomo Sands Buch Die Erfindung des jüdischen Volkes ist so ein Fall. Lange rangierte es in der israelischen Bestsellerliste weit vorne – in Frankreich löste es direkt eine Debatte unter Intellektuellen aus. Kurzum: an diesem Buch kann man sich reiben. Denn die Hauptthese des Autors mag provozieren. Sein Anliegen ist es, das Metanarrativ einer jüdischen Nationalmythologie zu dekonstruieren, welches das jüdische Volk als eine ethnisch-kohärente Gemeinschaft durch die Jahrhunderte definiert (51). In der historischen Nationalismusforschung ist die Dekonstruktion von „ethnischer Homogenität“ als Legitimation der Nation spätestens seit Benedict Andersons Die Erfindung der Nation und der…

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