Das Entwürdigende in Worte fassen

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Zur kulturellen Dimension des Institutionellen Rassismus – am Beispiel des Unworts des Jahres 2011. Von Jobst Paul. Erschienen in DISS-Journal 23 (2012) 54-56 ((Kurzfassung des Beitrags mit gleichem Titel im Band Skandal und doch normal. Impulse für eine antirassistische Praxis, hg. v. Margarete Jäger u. Heiko Kauffmann (Edition DISS Bd. 31, im Erscheinen) )) Wodurch werden sprachliche Aussagen entwürdigend? Der Fall des Unworts des Jahres 2011 Döner-Morde enthüllt, dass sich Medien und Behörden über Jahre um diese Frage nicht kümmerten. Aber auch, dass das Problem des Rassismus über Einzelwörter hinausgeht: Bestimmte Begriffe nicht mehr öffentlich zu benutzen, erhellt noch nicht deren kulturelle Basis. Ist aber dann die Proklamation eines Unworts des Jahres überhaupt sinnvoll? Und warum ist Döner-Morde zu Recht ein Unwort des Jahres? Um die Antworten vorweg zu nehmen: Selbstverständlich kann man…

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Diskurse in Bewegung(en)

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Jens Zimmermann über ein Discussion Paper von Britta Baumgarten und Peter Ullrich. Erschienen in DISS-Journal 23 (2012) 57-58 Vor allem an Michel Foucault orientierte diskurstheoretische Ansätze finden in den letzten Jahren langsam ihren Weg in die Protest- und Bewegungsforschung (vgl. u.a. Haunss 2004, Ullrich 2008). Fast alle soziologischen Theorien der letzten sechzig Jahre haben sich zu Protest und Revolution als sozialen Phänomenen geäußert oder wurden theoretisch integriert in spezifische Fragestellungen und Arbeitsfelder der Bewegungsforschung. Umso erstaunlicher ist es daher, dass der Bezug auf das Foucaultsche Werk bei der Analyse sozialer Bewegungen und Proteste im Vergleich zu anderen Bereichen der Soziologie (u.a. Migrationsforschung etc.) eher lose stattfindet. Mit ihrem paper stellen Britta Baumgarten und Peter Ullrich nun Foucaults Diskurstheorie und gouvernementalitätstheoretische Überlegungen hinsichtlich der Bewegungsforschung auf den Prüfstand. Als äußerst ambitioniert erweist sich dabei…

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Kriegsdenkmäler als Lernorte friedenspädagogischer Arbeit

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Von Martin Dietzsch. Erschienen in DISS-Journal 23 (2012), 63 Heiner Geißler sorgte kürzlich für mediale Aufregung, als er die Siegessäule in Berlin, die die Siege Preußens über Dänemark, Österreich und Frankreich feiert, als „dümmstes Denkmal Deutschlands“ und als „ein Symbol für Nationalismus und Militarismus“ bezeichnete. Er sprach sich für eine Umgestaltung aus und forderte zugleich, endlich des von Rechten ermordeten ersten Finanzministers der Weimarer Republik, Matthias Erzberger, zu gedenken, nach dem in Berlin nicht einmal eine Straße benannt ist. Man kann sicher darüber streiten, ob der Superlativ in Bezug auf die Siegessäule angebracht ist und ob nicht andere pejorative Attribute als „Dummheit“ angebracht wären. Geißler erklärte, er habe eine Diskussion über preußisch-militaristische Denkmäler in Deutschland anstoßen wollen. Die teilweise heftigen, ja sogar entsetzten Reaktionen auf Geißlers Anstoß sind Indiz dafür, dass es sich…

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Wir haben noch viel vor!

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Ein Vierteljahrhundert Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung. Erschienen in DISS-Journal 23 (2012), 64 Seit 25 Jahren forscht und publiziert das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung zu gesellschaftlichen Entwicklungen im In- und Ausland. Es analysiert die Genese von sozialen und kulturellen Ordnungen, um emanzipative Ansätze für eine demokratische Praxis in Politik, Pädagogik und Journalismus zu fördern. Als gut vernetztes, aber uni-unabhängiges Institut wird es von einem gemeinnützigen Trägerverein getragen, hauptsächlich durch Drittmittel finanziert und von einem erstaunlichen ehrenamtlichem Engagement unterstützt. Durch die Reformen im Hochschulbereich ist der Handlungsspielraum des Instituts allerdings spürbar kleiner geworden. Die ökonomische Gängelung der Universitäten hat die Möglichkeiten des DISS, Drittmittel einzuloben, stark eingeschränkt. An den Hochschulen muss die fehlende grundständige Finanzierung immer häufiger durch das Einwerben von Drittmitteln ausgeglichen werden. Schlimmer noch: Die Verteilung der direkt aus…

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Von Anglo-Israelismus zu Christian Identity

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Entwicklungslinien calvinistisch-reformierter und angelsächsischer Judenfeindschaft. Von Jobst Paul. Lutherische und katholische Regionen entwickelten oft militant-abweisende Formen der Judenfeindschaft. Dagegen bildeten die calvinistisch-reformierten Regionen Europas, vor allem England und die Niederlande, in der Folge auch die amerikanischen Staaten und der Staat der Voortrekkers, der burischen Pioniere Südafrikas, paternalistische Formen der Judenfeindschaft aus. Insbesondere das Bewusstsein, die Juden als herrschendes Geschlecht bereits abgelöst und von ihnen die jüdisch-alttestamentarische Identität übernommen zu haben, beherrschte bereits die Millennialisten im Gefolge Cromwells, aber auch die niederländischen Eliten des 17. Jahrhunderts. Hinzu kam der reformierte Glaube an eine Wiederkunft des Messias in Jerusalem, wenn sich dort die inzwischen zerstreuten Juden zur Bekehrung zum Christentum versammelten. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts verbanden sich damit sektiererische Theorien, die sich – meist von Großbritannien ausgehend – in den USA unter kontinental-europäischem Einfluss…

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Eine Stimme von anderswo

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Alfred Schobert (1963-2006) – eingreifender und illegitimer Intellektueller. Maike Weißpflug und Richard Gebhardt rezensieren: Alfred Schobert, Analysen und Essays. Extreme Rechte - Geschichtspolitik - Poststrukturalismus. Rezension erschienen in: DAS ARGUMENT, Ausgabe 294/2011, S. 753-756. Die Frage, wer Intellektueller ist, oder besser: was genau intellektuelle Tätigkeit sei, ist nicht zu trennen von jener anderen: wer über diese Frage mit befinden darf. (Bourdieu 1988, 346) Als Alfred Schobert überraschend im November 2006 gestorben war, schrieb Moshe Zuckermann, dieser sei »einer der luzidesten Intellektuellen der Bundesrepublik, aber auch einer der Unbekanntesten« gewesen (zit.n. Jäger 2007). Siegfried Jäger, Leiter des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung (DISS), widersprach dem zweiten Teil dieser Einschätzung: Schobert hatte seit 1993 für das DISS gearbeitet und dort u.a. das umfangreiche Archiv zum Neofaschismus mitaufgebaut. Er war Ansprechpartner für zahlreiche Medien, seine Expertisen vor allem zur…

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Deutsch-Jüdische Autoren des 19. Jahrhunderts…

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...zu Staat, Nation, Gesellschaft. Von Jobst Paul. Erschienen in DISS-Journal 20 (2010) Für die Edition Deutsch-Jüdische Autoren des 19. Jahrhunderts. Schriften zu Staat, Nation, Gesellschaft (im Böhlau-Verlag, Köln) konnten nun die endgültigen Zusagen wichtiger Herausgeber und Herausgeberinnen gewonnen werden. So wird Frau Uta Lohmann, Hamburg, einige zentrale, bisher aber kaum zugängliche Schriften des Berliner Aufklärers David Friedländer (1750-1834) edieren. Besonders bekannt wurde Friedländer durch sein (zunächst anonymes) Sendschreiben von einigen Hausvätern jüdischer Religion an den protestantischen Theologen Wilhelm Abraham Teller. Darin deutete Friedländer eine Form der „Glaubensvereinigung“ des Protestantismus und des Judentums an, was ihm heftige Kritik einbrachte. Frau Lohmann ist Judaistin und Germanistin und promoviert derzeit über David Friedländer und dessen Konzept von Bildung und bürgerlicher Gesellschaft. PD Dr. Andreas Brämer, stellvertretender Direktor am Institut für die Geschichte der deutschen Juden (IGdJ),…

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Die deutsche (Hoch-)Sprache als Eintrittskarte…

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...in die Chefetagen und die deutsche Nation überhaupt. Einige Bemerkungen zu den Fallstricken des gesunden Menschenverstandes. Von Siegfried Jäger, erschienen in DISS-Journal 22 (2011). Sich verständigen zu können, das ist eine feine Sache. EinwanderInnen die Hochsprache abzuverlangen und diesem Verlangen mit bestimmten Sanktionen Nachdruck zu verleihen, das ist aber eine ganz andere. Dann nämlich findet eine Verkettung von Gründen statt, die auf den ersten Blick nicht erkennen lässt, was mit der Forderung nach der Beherrschung der deutschen Sprache über den Zweck der Verständigung hinaus beabsichtigt ist.  Außer einigen Sprachwissenschaftlerinnen dürfte dies kaum jemandem bewusst sein. Dahinter steckt die immer noch vorherrschende Auffassung in Bildungsinstitutionen, Politik und Medien, dass die Beherrschung der deutschen Hochsprache die Voraussetzung dazu darstelle, Deutsche oder Deutscher zu werden, deutsch zu fühlen und zu denken – mithin erst zu einer…

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Das Stigma „Gutmensch“

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Von Astrid Hanisch und Margarete Jäger, erschienen in DISS-Journal 22 (2011). Der Begriff „Gutmensch“ ist in der politischen Rede mittlerweile zu einem Kampfbegriff geworden, mit dem politische Gegner und Andersdenkende diffamiert und abqualifiziert werden sollen. Allerdings findet diese Diffamierung in der Regel nur von Seiten konservativer bis hin zu extrem rechter Personen statt und richtet sich gegen diejenigen, die sich für ein friedlich-schiedliches Miteinander unterschiedlicher Personengruppen einsetzen. Bei der Zurückweisung der Stigmatisierung als „Gutmensch“ wird von den Betroffenen auch schon einmal darauf hingewiesen, der Begriff sei bereits im Nationalsozialismus verwendet worden. Implizit wird damit angeprangert, dass sich hier eine faschistische Sprech- und Denkweise fortsetze. In diesem Zusammenhang geistert im Internet das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung als eine Quelle dieser Behauptung. ((Bis vor kurzer Zeit wurde dies etwa in der Online-Enzyklopädie Wikipedia…

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Facetten des antimuslimischen Diskurses

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Eine Besprechung von Hannah Schultes, erschienen in DISS-Journal 22 (2011). In sieben Beiträgen und zwei Rezensionen werden in dem 2011 zum zweiten Mal erschienenen „Jahrbuch für Islamophobieforschung“ bedenkenswerte Entwicklungen im extrem rechten und im hegemonialen Diskurs mit Analysen auf der Ebene der Medien und Politik belegt. Darüber hinaus beinhaltet die von Farid Hafez herausgegebene Publikation auch eine theoretische Intervention sowie einen Beitrag aus dem Feld der Cultural Studies. Farid Hafez (Hg.) Jahrbuch für Islamophobieforschung 2011 2011 Innsbruck: StudienVerlag 128 S., 22,90 Eur Eine Nachzeichnung des politischen Diskurses um das durch eine Schweizer Initiative verbreitete Anti-Minarettplakat im Herbst 2009 liefert Doris Angst in ihrem Beitrag. Eher unterbelichtet bleibt in dem Beitrag jedoch leider die grundsätzliche Ambivalenz von Meinungsfreiheit und auch eine kritische Hinterfragung staatlicher Verbote findet nicht statt. Dass die Verbotsdebatten und Verbote die…

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