Bericht über einen Workshop im DISS
Von Margarete Jäger & Iris Tonks
Populistische Politikansätze sind nicht nur in Europa, sondern weltweit auf dem Vormarsch. Vor diesem Hintergrund fand Anfang November in Kooperation mit der Radboud Universiteit Nijmegen in unserem Institut ein Workshop unter dem Titel Populismus und seine ausgrenzenden Effekte als gesellschaftliche Entwicklung statt.1
Populistische Ansätze zeichnen sich dadurch aus, dass sie scheinbar einfache Lösungen für komplizierte Sachverhalte bieten. Doch ziehen sie zumeist neue gesellschaftliche Probleme wie etwa Ausgrenzungen bestimmter Personengruppen nach sich. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Niederlanden – das hat die jüngste Parlamentswahl in den Niederlanden unmissverständlich deutlich gemacht – rückt das Thema Populismus immer mehr in den Vordergrund und wird die politische Zukunft unserer Länder mitbestimmen. Erwartbar wird Populismus auch bei den bei den Europawahlen 2024 eine Rolle spielen.
Im Workshop wurde ein Bogen gespannt von der Theorie und Anwendung der Kritischen Diskursanalyse auf populistische Fragestellungen (Dr. Margarete Jäger; Iris Tonks), über grundlegende Konzepte populistischer Bewegungen (Helmut Kellershohn) sowie über den Populismus niederländischer Politiker und Parteien angesichts der Wahlen zur 2. Kammer im November 2023 (Dr. Koen Vossen) bis zu den Ausprägungen des Populismus in den politischen Systemen Lateinamerikas und in Europa (Dr. Saskia Lovell-Ruth).
Im Anschluss daran fand eine Diskussion über mögliche grenzüberschreitende Forschungs- und Kooperationsmöglichkeiten statt. Dabei wurden der Bedarf an wissenschaftlicher Analyse über Populismus, die Aufklärung der Bevölkerung über seine Gefahren und die politische Bildung, vor allem der Jugend, im Hinblick auf Demokratiebildung herausgestellt und als ein wichtiges Ziel von Politik, Medien und Zivilgesellschaft in der Europäischen Union beschrieben.
Vor allem Im Hinblick auf die politische Bildung fand ein Projekt Beachtung, das von Dr. Saskia Lovell-Ruth in den letzten vier Jahren durchgeführt wurde: Das Erasmus+-Projekt DEMOGAMES zur Demokratiebildung. Dabei wurden wissenschaftlich basierte Spiele für die Jugendarbeit entwickelt, die sich mit dem Thema Demokratie auseinandersetzen. Diese Spiele eignen sich aber auch für den Einsatz in der Lehre (vgl. https://saskiaruth.com/gamification/). Die Entwickler*innen gehen davon aus, dass sich Spiele besser eignen, um demokratische Werte und Kenntnisse über demokratische Institutionen zu vermitteln, als das Lesen wissenschaftlicher Texte. Spiele sind narrativbasiert; es geht um Reden über Demokratie in Fokusgruppen, um Interviews und Analysen sowie um die Anwendung in der Gesellschaft.
Insgesamt machte die Diskussion im Workshop deutlich, dass ein großes Interesse an einer grenzübergreifenden Zusammenarbeit mit Partner*innen in Deutschland besteht. Im Hinblick darauf soll im nächsten Jahr erneut ein Projekt bei der Euregio Rhein-Waal beantragt werden, in dem vor allem das Thema der Demokratiebildung im Mittelpunkt steht.
1 Der Workshop wurde unterstützt und ermöglicht durch den EUREGIO-Kleinprojektfond, Interreg Deutschland-Nederland.