Eine Rezension von Iris Tonks. Erschienen in DISS-Journal 29 (2015)
Diese Broschüre erschien im Oktober 2014 und wirft thematische Schlaglichter auf besondere Problemfelder, die sich im Rahmen der Arbeit an verschiedenen Projekten ergeben haben. Auf 188 Seiten dargelegt, unterscheidet sich die Darstellungsweise stark von den üblichen Projektberichten und arbeitet sowohl räumlich, als auch inhaltlich übergreifend. Die Broschüre ist sehr übersichtlich aufbereitet, Tabellen und Bilder visualisieren die Aussagen der Texte.
Es werden Arbeiten im Rahmen von vier Projekten berücksichtigt, die zwischen 2001 und 2014 im Bundesprogramm „XENOS – Integration und Vielfalt“ entstanden sind, das durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) und dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) gefördert wurde. Der Schwerpunkt liegt auf dem Themenbereich „Interkulturelle Öffnung von Unternehmen und Verwaltungen“. Die in dem Sammelband beschriebenen Projekte konnten in den Jahren 2012 – 2014 in Kommunen und bei der Polizei Prozesse interkultureller Öffnung in Gang setzen bzw. vorantreiben. Dabei handelt es sich um die Projekte:
- „Option – Kultur“ im Kreis Recklinghausen und in zehn Städten des Kreises
- „Perspektivwechsel“ in den Jobcentern von Hamm, Dortmund und dem Kreis Unna
- „IKIP – Interkulturelle Kompetenz und Inklusion der Personalauswahl“ bei der Polizei in NRW sowie
- „VIP – Vielfalt in der Polizei“ bei der Polizei in Rheinland-Pfalz.
In vier großen Themenbereichen stellen die Autor_innen ihre Erfahrungen und Perspektiven dar. Im ersten Themenkomplex „Interkulturelle Öffnung – Herausforderungen und Innovationen“ finden sich sechs Beiträge, die bewusst aus einem anderen Blickwinkel eingeführt werden, nämlich aus dem Blickwinkel von Bürger_innen mit Migrationshintergrund auf die Kommunalverwaltung.
Drei Artikel beschäftigen sich im Folgenden mit dem Thema „Personalgewinnung und Personalwahl“, wobei die besonderen Herausforderungen an interkulturelle Kompetenz bei der Personalauswahl und der Zusammenarbeit im Vordergrund stehen.
Ein dritter Themenkomplex zeigt „Strategien und Problemfelder der Weiterbildung“. In drei Beiträgen wird die Notwendigkeit von Weiterbildungen als zentrales Element interkultureller Öffnung beschrieben, aber auch die vorhandenen Widerstände dagegen sowie die Möglichkeiten zur Deeskalation kritischer Situation, z.B. in Beratungen von Jobcentern.
„Perspektiven der Nachhaltigkeit“ bilden mit zwei Texten den Abschluss der Broschüre, wobei die Möglichkeiten der dargestellten Projekte kritisch betrachtet und der Status quo der interkulturellen Öffnung deutscher Landkreise dargestellt wird.
„Bedarfe erkannt – Strategien in der Entwicklung“ sind die Stichpunkte, die die heutige Situation in der Verwaltung zusammenfassen lassen. Viele Landkreise in Deutschland hätten die Bedeutung interkultureller Öffnung der Verwaltung erkannt, stünden bei der Umsetzung entsprechender Konzepte und Maßnahmen aber noch am Anfang.
Die Broschüre kann einen wertvollen Beitrag leisten, diese Situation zu stabilisieren und die interkulturelle Öffnung von Verwaltungen in der Praxis zu unterstützen. Sie sollte in alle Bereiche der Verwaltung Eingang finden und bietet außerdem die Grundlagen, Material für Fortbildungen und Schulungen zum Thema zu erstellen. Die ausführlichen Literaturangaben zum Ende eines jeden Beitrags regen zur Weiterbeschäftigung mit dem Thema an. Die Broschüre stellt eine umfassende und auf eine interkulturelle Zukunft gerichtete Publikation dar, die die verschiedenen Facetten des Themas ausgezeichnet beleuchtet.
Hans Uske, Alexander Scheitza, Suse Düring-Hesse, Sabine Fischer (Hg.)
Interkulturelle Öffnung der Verwaltung
Konzepte – Probleme – Beispiele
DIN A4, 188 Seiten
online unter: http://www.risp-duisburg.de/files/broschuere_interkulturelle_oeffnung_internetversion.pdf