Rezension von Siegfried Jäger. Erschienen im DISS-Journal 24 (2012)
Eine Arbeitsgruppe aus griechischen und deutschen Sprachwissenschaftlerinnen der Aristoteles-Universität Thessaloniki und der Leibniz-Universität Hannover hat mit Methoden der Kritischen Diskursanalyse die Medienberichterstattung zur griechischen Finanz- und Wirtschaftskrise in deutschen und griechischen Medien seit dem Frühjahr 2010 untersucht und auf einem Kongress in Thessaloniki vorgestellt. Der hier anzuzeigende Band enthält das kollektive Arbeitsergebnis und gibt somit vergleichende Einblicke in den medialen Diskurs zur Krise Griechenlands. Die untersuchten Printmedien waren BILD und BILD.de, Der Spiegel, Die Zeit, Focus, taz und taz.de sowie entsprechende griechische Medien.
Hervorzuheben ist die enorme Arbeitsleistung dieser ad hoc-Gruppe, die in kürzester Zeit diese wissenschaftlich fundierte Analyse erarbeitet hat, wobei sie sich auf unterschiedliche Ansätze Kritischer Diskursanalyse stützen konnte und zumindest in Ansätzen zeigt, wie aggressiv und hetzerisch die Medien in beiden Ländern auf die jeweils andere Seite einprügelten. Auch wenn die Diskurse jeweils nur anhand einzelner Artikel analysiert werden konnten, zeichnen die Analysen ein erschreckendes Bild neo-liberal orientierter feindseliger und verantwortungsloser Berichterstattung, die das hohe Gut von Presse- und Meinungsfreiheit mit Füßen tritt. Es ist zu wünschen, dass die griechisch-deutsche Arbeitsgruppe den weiteren Prozess der Finanz- und Wirtschaftskrise und deren (un)demokratische mediale-politische Fundierung weiterhin verfolgen kann.
Hans Bickes/Eleni Butulussi/Tina Otten/Janina Schendel/Amalia Sdroulia/Alexander Steinhof
Die Dynamik der Konstruktion von Differenz und Feindseligkeit am Beispiel der Finanzkrise Griechenland: Beim Geld hört die Freundschaft auf?
Kritisch-diskursanalytische Untersuchungen der Berichterstattung deutscher und griechischer Medien
2012 München: Iudicium-Verlag
237 S., 25 €