Regierung des Fußballs?

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Ein Interview mit Ulrich Brieler. Erschienen in DISS-Journal 28 (2014) DISS-Journal: Gibt es eine Regierung des Fußballs? Ulrich Brieler: Ohne Frage und dies im traditionell souveränen wie postdemokratischen Sinn. Die globale Souveränität repräsentiert die FIFA, eine Art Weltpolitbüro des Fußballs, deren Entscheidungen, etwa die WM-Vergabe 2022 an Katar, jeder sportlichen Vernunft Hohn sprechen, aber sakrosankt sind. Diese außerstaatliche Souveränität setzt sich in den kontinentalen und nationalen Verbänden fort, zumeist männerbündische und sich selbstrekrutierende Hinterzimmerdespotien. Dieser fußball-politische Komplex reicht bis an die Basis, also die in der Regel als Kapitalgesellschaften organisierten Fußballabteilungen der Großvereine. Demokratie ist hier ausdrücklich nicht erwünscht, da es die Sponsoren vergrätzt und nur Chaos schafft. Wer mit den dicksten Schecks wedelt, wie jüngst beim Hamburger SV, wird prompt durchgewunken. Handfeste Interessensverbünde mit der Wirtschaft, den Medien und der Politik sind…

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Die Bio-Paranoia: Alle machen mit

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Von Rolf van Raden. Erschienen in DISS-Journal 28 (2014) „Eine der größten Gefahren für heimische Tiere“ - unter dieser Überschrift berichtete Die Welt am 15. Oktober 2014 über eine angebliche „Bio-Invasion“: In den Ballasttanks von Frachtschiffen verstecken sich demzufolge regelmäßig „gefährliche Passagiere“ - oder wie es weiter unten im Artikel heißt: „Fremde Einwanderer“. Dabei geht es nicht um Flüchtlinge, die sich auf die lebensgefährliche Reise über das Mittelmeer machen, sondern um „Tierarten, die im Ballastwasser großer Schiffe als blinde Passagiere um die halbe Welt reisen“. Mit dieser anthropomorphen Sprache steht der Welt-Artikel in einer Reihe von Presseberichten, die das Konzept der Biodiversität umdeuten und es rechten Vorstellungen von Ethnopluralismus annähern: Das Fremde ist schon okay, so lange es nicht hier bei uns ist. Diese politisierende Überformung der Berichterstattung über Biologie hat Tradition, obwohl…

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Was ist neu an „neuer Migration“?

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Ein Werkstattbericht von Katharina Schoenes und Hannah Schultes. Erschienen in DISS-Journal 28 (2014) Seit Anfang 2013 wird vermehrt über einen Anstieg der Migration aus von der Krise und der europäischen Austeritätspolitik besonders betroffenen Staaten wie Spanien, Griechenland, Italien oder Portugal diskutiert. So sprach der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) in seinem Jahresgutachten 2013 von einem „krisenbedingten Wanderungseffekt“, der Migrationsforscher Thränhardt (2013) konstatierte für Europa und die Bundesrepublik „eine Re-Europäisierung der Migration“, und das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL widmete den „neuen Migrantinnen“ Anfang 2013 seine Titelgeschichte: „Die neuen Gastarbeiter“ (9/2013). Überlagert wurde der Fokus auf krisenbedingte Migration aus Südeuropa im Laufe des Jahres 2013 durch eine gesteigerte politische und mediale Aufmerksamkeit für die Migration aus Südosteuropa. Dies geschah vor allem im Kontext des Inkrafttretens der vollen Arbeitnehmerfreizügigkeit für Menschen aus Bulgarien und…

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Antiziganismus in der „Mitte“ der Gesellschaft

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Das Beispiel Thilo Sarrazin Von Michael Lausberg. Erschienen in DISS-Journal 28 (2014) Zahlreiche regionale und überregionale Medien sowie Politiker_innen, vor allem aus den Reihen der beiden großen „Volksparteien“, beteiligen an der antiziganistischen Stigmatisierung der Einwander_innen aus Rumänien und Bulgarien. In diesem Chor darf Thilo Sarrazin nicht fehlen. Die in seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ ((Sarrazin, T.: Deutschland schafft sich ab. Wie wir unser Land aufs Spiel setzen, München 2010)) aufgestellten rassistischen, wohlstandschauvinistischen und klassistischen Behauptungen ((Siehe dazu Friedrich, S. (Hg.): Rassismus in der Leistungsgesellschaft: Analysen und kritische Perspektiven zu den rassistischen Normalisierungsprozessen der „Sarrazindebatte“, Münster 2011.)) bilden auch die Grundlage für seine Hetze gegen Einwander_innen aus Bulgarien und Rumänien. In einem Gastbeitrag für das Magazin „Focus“ warnte Sarrazin im Dezember 2013 mit Blick auf die 2014 einsetzende Arbeitnehmer_innenfreizügigkeit vor einer „steigenden Armutseinwanderung“…

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„Migrantenkinder“ und „Wir“

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Der erziehungswissenschaftliche Diskurs über den Nationalsozialismus als Lerngegenstand in der Einwanderungsgesellschaft ((Zusammenfassung aus der im November 2014 erscheinenden Dissertation: Rosa Fava: Die Neuausrichtung der Erziehung nach Auschwitz in der Einwanderungsgesellschaft. Eine rassismuskritische Diskursanalyse, Berlin 2014: Metropol-Verlag. )) Von Rosa Fava. Erschienen in DISS-Journal 28 (2014) „Besonders von Kindern mit Migrationshintergrund hören Lehrer [beim Thema Holocaust; d.Vf.] oft die Frage: „Was habe ich damit zu tun?“ Weil sie oder ihre Familie aus anderen Ländern kommen, fühlen sie sich von diesem Teil der Geschichte noch weniger betroffen als ihre Klassenkameraden.“ (Wiesenhütter/Herzog 2014) Äußerungen wie diese, die Desinteresse von „Kindern mit Migrationshintergrund“ gegenüber dem Holocaust markieren, prägen seit Ende der 1990er Jahre den erziehungswissenschaftlichen Diskurs, der das Verhältnis von Einwandererkindern zum Nationalsozialismus und Holocaust als Lerngegenstand thematisiert. Bevorzugt an Gedenktagen finden sich auch immer wieder Zeitungsartikel…

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Innen und Außen

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Probleme des Münchener NSU-Prozesses im gesellschaftlichen Kontext Von Friedrich Burschel. Erschienen in DISS-Journal 28 (2014) In keinem anderen Verfahren ist die hermetische Abkapselung einer Gerichtsverhandlung so problematisch wie beim NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht in München: denn auch außerhalb des Gerichtssaals spielt der ganze NSU-Komplex eine gesellschaftlich immer noch wichtige Rolle und sorgt mit immer neuen (journalistischen) Enthüllungen und Ermittlungsergebnissen für Verwirrung und Aufsehen, das dann in den Gerichtssaal zurückstrahlt. Trotzdem findet keine direkte Bezugnahme der Richter_innen etwa zu medialen Enthüllungen und aktuellen Fernsehbeiträgen statt, auch wenn diese unmittelbar Auswirkungen auf den je verhandelten Gegenstand haben. Ein Beispiel: der Zeuge Matthias Dienelt wurde vor Gericht vernommen. Gegen ihn wird noch ermittelt, denn er war einer der Quartiergeber für das „NSU-Trio“ in Zwickau; von ihm angemietete Wohnungen dienten den Untergetauchten als Unterschlupf, zuletzt die dann…

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Der NSU-Komplex

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Von Juliane Karakayalı. Erschienen in DISS-Journal 28 (2014) Die wissenschaftliche Beforschung des NSU-Komplexes bleibt auch drei Jahre nach seiner Enttarnung nahezu aus. Notwendig ist eine Analyse der gesellschaftlichen Bedingungen, die den NSU ermöglichten. Der folgende Beitrag folgt dieser Perspektive, indem er die Taten des NSU mit den Debatten und Politiken um Migration in den 2000er Jahren kontextualisiert. Von 1955 bis 1973 war das deutsche Migrationsregime geprägt durch die Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte über das sogenannte Gastarbeiter-Rotationssystem. Diese Strategie einer flexiblen Mobilisierung von Arbeitskräften ging allerdings nicht auf: Nach der Verhängung des Anwerbestopps von 1973 stieg über Jahre hinweg die Zahl der nach Deutschland Einwandernden, weil viele Arbeitsmigranten sich fürs Bleiben entschieden und ihre Familien nachholten. Das änderte nichts am politischen Selbstverständnis Deutschlands, kein Einwanderungsland zu sein. Jahrzehntelang stellte die Staatsangehörigkeit in Deutschland das Kriterium…

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DISS-Journal – Frühe Ausgaben sind jetzt online

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Auch die frühen Ausgaben unserer Instituts-Zeitschrift DISS-Journal sind nun online abrufbar. Es handelt sich um die Nummern 1 bis 7 aus den Jahren 1998 bis 2001. Sie finden alle Ausgaben des DISS-Journals unter dieser Adresse: http://www.diss-duisburg.de/online-bibliothek/alle-ausgaben/ Aus technischen Gründen ist der Text der PDF-Dateien der frühen Ausgaben leider nicht kopier- und durchsuchbar.

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