Deutsch-Jüdische Autoren des 19. Jahrhunderts…

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…zu Staat, Nation, Gesellschaft. Von Jobst Paul. Erschienen in DISS-Journal 20 (2010)

Für die Edition Deutsch-Jüdische Autoren des 19. Jahrhunderts. Schriften zu Staat, Nation, Gesellschaft (im Böhlau-Verlag, Köln) konnten nun die endgültigen Zusagen wichtiger Herausgeber und Herausgeberinnen gewonnen werden. So wird Frau Uta Lohmann, Hamburg, einige zentrale, bisher aber kaum zugängliche Schriften des Berliner Aufklärers David Friedländer (1750-1834) edieren. Besonders bekannt wurde Friedländer durch sein (zunächst anonymes) Sendschreiben von einigen Hausvätern jüdischer Religion an den protestantischen Theologen Wilhelm Abraham Teller. Darin deutete Friedländer eine Form der „Glaubensvereinigung“ des Protestantismus und des Judentums an, was ihm heftige Kritik einbrachte. Frau Lohmann ist Judaistin und Germanistin und promoviert derzeit über David Friedländer und dessen Konzept von Bildung und bürgerlicher Gesellschaft.

PD Dr. Andreas Brämer, stellvertretender Direktor am Institut für die Geschichte der deutschen Juden (IGdJ), wird darüber hinaus den Band: Ausgewählte Werke von Ludwig Philippson (1811-1889) betreuen. Philippson kann als einer der vielseitigsten deutschjüdischen Autoren und als wichtiger Sprecher des deutschen Judentums des 19. Jahrhunderts gelten. Neben vielem anderen veröffentlichte er theologische Werke, aber auch Sammlungen von politischen Kommentaren. Seine Schrift Die Religion der Gesellschaft und die Entwickelung der Menschheit zu ihr, dargestellt in zehn Vorlesungen (1848) skizziert, wie in einem Sozialwesen das Ethos der Gleichheit realisiert werden kann. Soeben publizierte Dr. Brämer den Band Deutsch-jüdische Geschichte ‚von innen’. Kontinuität und Wandel in den jüdischen Gemeinden und Institutionen (1800–1914).

Derweil ist der erste Band der Anthologie Schriften zur Jüdischen Sozialethik im Druck. Unter dem Titel Gotteserkenntnis und Menschenbild umreißen darin deutsch-jüdische (aber auch zwei amerikanische) Autoren des 19. Jahrhunderts in insgesamt 29 Einzelbeiträgen die Grundlagen der jüdischen Lehre von der menschlichen Gleichheit. Weitere Bänder zur Nächstenliebe, zur sozialen und ökonomischen Gerechtigkeit und zum Verhältnis von Staat und Religion sollen folgen. Den Abschluss bildet ein Band, in dem es um den jüdischen Universalismus und Messianismus gehen soll.

Um die kulturellen Ziele der Edition bekannter zu machen, ist eine wissenschaftliche Präsentation in der Alten Synagoge in Essen geplant, bei der die Herausgeber der Edition, Vertreter des Verlags inhaltliche Aspekte der Edition vortragen werden. Vertreter der Sponsoren sind ebenso geladen wie die Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats. Vor allem aber: Wir haben die Ministerpräsidentin, Frau Hannelore Kraft, zu dieser Präsentation eingeladen und sie gebeten, zur politischen Perspektive auf unser Projekt und seine Ziele zu sprechen.