Trauerarbeit im Männerbund

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Von Brigitta Huhnke, erschienen in DISS-Journal 2 (1998) Wie bewußtlos und beflissen völkisch-konservative Vorgaben mittlerweile apportiert werden, zeigten die Nachruforgien für Ernst Jünger im Februar 1998. Die Ikone teutonischer Männlichkeit war kaum verschieden, da kondolierten Kanzler Kohl und Bundespräsident Herzog. Sie regten zur kollektiven Trauerarbeit im Männerbund an. Bereits Anfang der neunziger Jahre war im deutschen Feuilleton die Tendenz zu beobachten, den kriegsgeilen Käfersammler zu rehabilitieren, um ihn auf der Suche nach identitätsstiftenden Vorbildern einzuverleiben. Plötzlich war alles nicht mehr so schlimm mit Jünger. Keinesfalls sei er ein Faschist gewesen, eher ein "Anarch", in jedem Fall eine "Jahrhundert-Gestalt", war nun in fast allen überregionalen Blättern zu lesen. Konkrete Blicke in das Jünger-Werk wurden dabei immer seltener. Lediglich in der Frankfurter Rundschau blieb das Feuilleton zunächst weitgehend tapfer und berichtete noch 1994 beispielsweise über…

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Bei „Rassismus“ kommt Anti-Rassismus

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Von Joannah Caborn, erschienen in DISS-Journal 2 (1998)  Als Beweis, daß das Internet auch deutschsprachige Seiten hat, gebe ich diesmal einen Suchbegriff ein, der nur in Dokumenten in deutscher Sprache auftauchen kann: "Rassismus". Und siehe da, die gefundenen Seiten beschäftigen sich fast ausschließlich mit Anti-Rassismus. So können Suchbegriffe täuschen. Angeführt sind hier die großen Sammelpunkte, an denen es viele weitere Links zu anderen Seiten gegen Rassismus gibt. Eine Warnung vorab: Sollte beim Anti-Rassismus-Surfen der Begriff "Neo-Tech" auftauchen, sofort vermeiden, sonst bildet sich diese üble Sekte ein, sie könnte mit ihrer Verharmlosung von "nicht in Taten umgesetzten Rassismusgefühlen" Anhänger für ihre merkwürdigen Ideen gewinnen. Nun zu den verantwortungsvolleren Seiten. Den LeserInnen in Nordrhein-Westfalen wird ARiC bekannt sein - aber wußten Sie, daß es ARiC auch in Berlin und in den Niederlanden gibt? Hier kann…

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Was wollten die eigentlich?

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Während die Medien den Streik von 1997 der Studierenden auf die Parole "Mehr Bücher bitte" reduzierten, debattierten die Studierenden in Vollsammlungen über sehr viel weiter gehende Forderungen: vom Protest gegen Sparmaßnahmen bis zum Gegen-Modell einer selbstbestimmten "Bildung für alle". Ein dokumentarischer Überblick von Thomas Ernst, erschienen in DISS-Journal 2 (1998)  in ihren resolutionen und forderungskatalogen gingen die studierenden zunächst auf die aktuellen entwicklungen ein. so wandten sie sich gegen die beschlossenen sparmassnahmen und forderten ihre sofortige rücknahme (z.b. sollen an der FU berlin die zahl der professuren von ca. 600 auf 360 gesenkt und ganze fachbereiche geschlossen werden). ausserdem lehnten sie die vorgelegte vierte novelle des HRGs ab. stattdessen forderten die studierenden das verbot sämtlicher formen von studiengebühren sowie von regelstudienzeiten, zwangsberatungen und -exmatrikulationen. ausserdem wandten sie sich gegen die einführung des (wirtschaftlichen)…

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Mit einem Mythos geschlagen

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Der Streik der Studierenden vom Wintersemester 97 wurde in den Medien penetrant und ausdauernd mit "1968" verglichen - ein nostalgisches und politisch prekäres Denkmodell mit geradezu fatalen Folgen. Eine Streik-Analyse von Joannah Caborn und Semra Çelik, erschienen im DISS-Journal 2 (1998) "Die Studierenden wollen ein bißchen komfortabler studieren, aber sonst nichts verändern. Wir wollten die Weltrevolution!" Renate Zimmermann-Eisel, 1968 AStA-Vorsitzende der Uni Bochum, spricht zum AStA-Vorsitzenden der Uni-Essen von 1997. Die WAZ (11.12.97) inszenierte das Streitgespräch und brachte im Titel das Urteil der 68erin auf den Punkt: "Wir waren politischer". Solche Bemerkungen von selbst-stilisierten Alt-68ern kamen im "Heißen Herbst" von 1997 in fast jedem Medienbeitrag zum Studierendenstreik vor. Einige der damaligen Revoluzzer haben beim gegebenen Anlaß die Möglichkeit ergriffen, ihre eigene mythosbehauchte Jugend wieder ins Rampenlicht zu rücken und sich mit Genuß zu…

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Der Euro und die DVU

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Von Helmut Kellershohn, erschienen in DISS-Journal 2 (1998) Das Brüsseler Treffen der EU-Regierungschefs am ersten Maiwochenende brachte zwar nicht den erhofften symbolischen Glanz für Helmut Kohl, dennoch war das Zentralorgan des bundesdeutschen Kapitals, die FAZ, leidlich zufrieden. Ihr Kommentator Peter Hort schrieb mit dem Blick für das Wesentliche: "Schon im Maastrichter Vertrag gelang es Kohl und Waigel, das künftige Geld und die Notenbank nach deutschem Vorbild zu prägen. Alle weiteren Vorbereitungen ließen stärker als erwartet die deutsche Handschrift erkennen: Die Bank wurde in Frankfurt angesiedelt, die neue Währung `Euro' statt `Ecu' getauft, Waigel hat gegen den Widerstand vor allem Frankreichs den Stabilitäts- und Wachstumspakt durchgesetzt. Damit haben die Deutschen den Franzosen die Kontrolle über das Entstehen der neuen Währung mehr und mehr aus der Hand genommen." "Wir" Deutsche dürfen also zufrieden sein, oder?…

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Doppelte Lottchen wie du und ich

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Wie das Klonen von Menschen in den Medien zur Normalität wird. Von Dorothee Obermann, erschienen in DISS-Journal 2 (1998) "Sie würden sie für eineiige Zwillinge halten", fuhr Jeannie fort, "und sie haben ja auch tatsächlich eine identische DNS, aber alle acht wurden von verschiedenen Müttern geboren! Ich beschäftige mich schon seit längerem mit Zwillingsforschung. Als ich bei meiner Arbeit auf Zwillinge stieß, die nicht die gleiche Mutter hatten, konnte ich mir zunächst überhaupt keinen Reim darauf machen. Ich ging der Sache nach und kam dann dieser schändlichen Geschichte auf die Spur." Eine Szene aus Ken Folletts Thriller "Der dritte Zwilling". Jeannie, eine Wissenschaftlerin, entlarvt darin eine Gentechnologiefirma, die Menschen klont. Was Follett noch als Science-fiction präsentiert, rückt näher: In den Medien wird die bisher noch ablehnende Haltung gegen das Klonen langsam aufgeweicht. Klonierte…

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Nie mehr arbeitslos!

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Von Ursula Kreft, erschienen in DISS-Journal 2 (1998) Was kein Politiker mehr zu sagen wagt, das verspricht der neue Bericht an den Club of Rome: Die Arbeitslosigkeit wird abgeschafft, radikal und vollständig, und zwar für alle Menschen von 18 bis - man höre und staune - 78 Jahren.   Unter dem Titel "Wie wir arbeiten werden" ist der Bericht, verfaßt von dem Ex-Manager Giarini und dem Ökonomen Liedtke, nun auf Deutsch erschienen. Club-Mitglied Ernst Ulrich von Weizsäcker lieferte ein begeistertes Vorwort, und die meisten Medien kommentierten positiv: Die Vorschläge seien visionär, aber machbar, eine sozialverträgliche Alternative zum ansonsten unvermeidbaren "amerikanischen Weg" zu Billiglöhnen und wachsender Armut. Vor allem das sogenannte "Drei-Schichten"-Modell, tatsächlich ein zentrales Element des Berichts, hat gute Chancen, sich in der Debatte zu etablieren - als geschickte Lösung, mit der man…

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Der biopolitische Diskurs in deutschen Printmedien.

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Ergebnisse einer diskursanalytischen Untersuchung. Von Siegfried Jäger und Margret Jäger. Vortragsfassung. Der Vortrag wurde am 12.11.1998 auf der Tagung „Konfliktpartnerschaft: Technologie als Herausforderung zu einer neuen Diskussionskultur?“ von Siegfried Jäger in Mannheim gehalten. Vorbemerkung Bei der Betrachtung des biopolitischen Diskurses ((In Jäger/Jäger/Ruth/Schulte-Holtey/Wichert 1997 liegt dazu ein ausführlicher Projektbericht vor, in dem neben dem Untersuchungsansatz (Theorie und Methode der Diskursanalyse) umfangreiche Medienanalysen in Gestalt von Überblicks- und Feinanalysen dargestellt sind. Der folgende Beitrag faßt die wesentlichen Ergebnisse dieser Studie zusammen. Dabei werden wir uns bemühen, die theoretischen und methodologischen Rahmenbedingungen unserer Untersuchung ebenfalls knapp zu explizieren. Das gilt insbesondere für unser unser Verständnis von Diskurs. Unser Diskursbegriff orientiert sich an Michel Foucaults Diskurstheorie. Als Diskurs fassen wir „den Fluß von Wissen durch die Zeit“, durch den Macht ausgeübt wird. Das heißt: Wir gehen von…

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