„Braune Horden unter den Symbolen des Guten“

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Von Alfred Schobert. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004) Martin Hohmann, Bundestagsabgeordneter der CDU, hat sich in den vergangenen Jahren als rechter Ultra bereits einen Namen gemacht. Nun verbreitet Horst Mahler eine Hohmann-Rede in einer Mailingliste. Seit seinem antisemitischen Coming out im Dezember 1997 erreicht Mahler als Antisemit und Holocaust-Leugner immer neue Spitzenwerte auf der nach oben offenen Verrücktheits-Skala. Wenn er nun Hohmann attestiert, dieser habe „Mut“ doch „noch nicht den vollen Durchblck [sic]“, dann muss sich in besagter Rede schon eine gehörige Portion Antisemitismus finden. Da die Rede hält, was Mahler verspricht, kamen bei Beobachtern der Cyber-Nazi-Szene zunächst Zweifel an ihrer Echtheit auf. Vielleicht war es auch die Hoffnung, es könne doch nicht wahr sein, dass ein CDU-Parlamentarier derart auf Nazi-Diktion zurückgreift, so, wenn er den „einzelne(n), den man früher Schmarotzer genannt hätte“,…

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Tradition, Avantgarde, Reaktion.

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Deutsche Kontroversen um die kulturelle Moderne 1880-1945. Eine Rezension von Siegfried Jäger. Erschienen in DISS-Journal 10 (2002). Das Buch stellt eine historische Diskursanalyse des Verhältnisses von Bildungsbürgertum und kultureller Moderne dar, das sich in der Weise entwickelte, daß zunehmend Unverständnis für die modernen Künste entstand und das Bildungsbürgertum damit darauf reagierte, einen radikalen Kunstnationalismus zu verteidigen, an den die Nationalsozialisten bruchlos anschließen konnten. Nachdem die liberale Vorstellung von der Autonomie der Künste über Bord geworfen war, konnten die Nazis sich als Retter 'deutscher Kunst' aufspielen, sie verdammten die Moderne als dekadent und entartet und besetzten die Massenkultur mit ihren politischen Vorstellungen. Das Resultat war eine „reaktionäre Moderne“, eine brisante Mischung, die das Zitat von Thomas Mann trefflich wie folgt beschreiben kann: „Das eben war das Charakteristische und Bedrohliche, die Mischung von robuster Zeitgemäßheit,…

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Über rechten Anti-Intellektualismus

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15 Thesen. Von Kurt Lenk. Erschienen in DISS-Journal 10 (2002). 1 Das Idealbild, die Legende vom modernen Intellektuellen zeigt einen Menschen, der „freischwebend“ und unabhängig von den fixierten Machtpositionen seiner Zeit mit seiner Urteilskraft allein der Wahrheit und seinem Gewissen verpflichtet ist, und, sobald er auch politisch Stellung bezieht, stets der Sache der jeweils Ohnmächtigen und Schwächeren beisteht. Freilich ist dieses Porträt eines kritisch-distanziert über den Dingen stehenden und zugleich engagierten Intellektuellen eine geschönte Utopie. Die Geschichte lehrt, daß auch Intellektuelle sich in der Regel nicht so verhalten können als wären sie zwar in, aber nicht von dieser Welt. Auch sie unterliegen dem ehernen Gesetz des Zwangs zur Selbsterhaltung.  Einer der ersten Kritiker der zeitgenössischen Intellektuellen, Julien Benda, hat 1927 vor dem Hintergrund des aufkommenden gesamteuropäischen Autoritarismus und Faschismus den „Verrat der Intellektuellen“…

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Schlechtes Zeugnis!

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Zur Verfilmung von Viktor Klemperers Tagebüchern 1933 - 1945. Von Margarete und Siegfried Jäger, erschienen in DISS-Journal 5 (2000) Als eine "absolut preisverdächtige Serie mit Kino-Format" charakterisiert Bettina Kutzner in einer Vorankündigung die ARD-Serie „Klemperer – ein Leben in Deutschland" am 12.10.99 in der WAZ. In der Halbzeit, also nach Ausstrahlung der ersten sechs Folgen, kündigt die WAZ am 4.11.99 verhaltene Kritik an, indem sie mit Blick auf das geringe Zuschauerinteresse feststellt, daß aber noch „größere Konzessionen an den Massengeschmack ... bei diesem Stoff kaum [zu] machen" sind. In der Zeit erschien zur gleichen Zeit ein Verriß von Andreas Kilb, der die ersten sechs Folgen unter dem Begriff „Schund", mit dem kein Zeugnis abgelegt würde, charakterisiert. Und in der Tat lassen sich an der Serie eine Fülle von Kritikpunkten festmachen, die insgesamt die…

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„Die Sprache bringt es an den Tag.“

Victor Klemperers Beitrag zum Verständnis des Faschismus und seiner Nachwirkungen in der Gegenwart. Von Siegfried Jäger. Unveröffentlichtes Manuskript des Vortrags vom 4.7.2000 an der Universität Bonn. Die Veranstaltungsreihe, in deren Rahmen ich mich zu Victor Klemperer äußern werde, lautet „Wissenschaft im Nationalsozialismus“. Hierbei handelt es sich um ein riesiges Feld, über das vielfach gearbeitet wurde, das aber  erst in groben Konturen erforscht ist. Viele Aspekte dieses Forschungsfeldes liegen weiterhin im Dunkeln; manche sind eher zufällig an den Tag getreten, wie etwa der Fall Schwerte – Schneider aus Aachen gezeigt hat. Dieser Fall hat gleichzeitig offengelegt, daß es einen riesigen Hof von Mitwissern gegeben haben muß, die die Belastetheit von Kollegen vertuschen halfen. Dazu kam: Nach 1945 wurden an den Universitäten viele Wissenschaftler wieder eingestellt oder alsbald entlastet, die in den Faschismus erheblich oder auch nur…

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„Anti-Antifa“ – einigendes Band von Neonazis bis zur Intellektuellen Rechten

Von Martin Dietzsch und Anton Maegerle. Der Begriff "Anti-Antifa" gewann in den letzten Jahren in der rechten Szene immer mehr an Bedeutung. Dies ist keineswegs nur auf den Bereich der gewalttätigen Neonazis beschränkt, sondern findet in etwas differenzierteren Varianten auch Anhänger im Bereich des intellektuellen Rechtsextremismus und bei Ultrakonservativen. Stand: September 1996 In der Rubrik "'Anti-Antifa'-Kampagne" legt der Bundesverfassungsschutzbericht 1995 (S. 114) dar, daß die von Neonazis betriebenen "Anti-Antifa"-Aktivitäten der Versuch seien, "unter Zurückstellung interner Differenzen im 'nationalen Lager' eine neue, organisationsunabhängige Sammlungsbewegung in Form von Aktionsgemeinschaften zu schaffen, in die möglichst alle Rechtsextremisten eingebunden werden sollen" (der Hamburger Verfassungsschutzbericht 1995, S. 76, spricht gar von einer "Volksfront von Rechts"). Diese Integration, so der Bundesverfassungsschutzbericht, wurde "teilweise erreicht". Hauptziel der "Anti-Antifa"-Aktivitäten sei die "Bekämpfung der politischen Gegner" (Sammlung und Veröffentlichung von Namen, Telefonnummern und…

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