FoNA21 – Forschungsnetzwerk Antisemitismus im 21. Jahrhundert

Verbundprojekt 2021 – 2023

Jüdische Reaktionen auf Antisemitismus: die Entgrenzung des Sag- und Machbaren in der jüdischen Ritualpraxis*

Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg / Zentralrat der Juden in Deutschland (Frau Rabbinerin Prof. Dr. Birgit Klein); Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung e. V. (Dr. Jobst Paul)

 

 

 

 

 

 

 

 

Kurzbeschreibung des Verbundprojekts: Das Verbundvorhaben untersucht, inwieweit Jüdinnen und Juden durch antijüdische Darstellung und ablehnende Reaktionen auf jüdische Ritualpraxis in ihrer Religionspraxis beeinflusst werden. Durch Workshops und die Entwicklung von verschiedenen Online-Materialien soll zur vorurteilsfreien Vermittlung jüdischer Ritualpraxis beigetragen werden.

Teilprojekt (DISS): ‚Judentum‘ in der deutschen Alltagspresse. Diskursanalytische Folgerungen für die didaktische Praxis.

‚Judentum‘ in der deutschen Alltagspresse

Gewaltakte und terroristische Anschläge vonseiten des rechtsextremistischen, islamistischen und des israelbezogenen Antisemitismus haben in den vergangenen Jahren ein Bedrohungspotenzial geschaffen, das auf der Seite von Jüdinnen und Juden zu Angst, Vorsicht und zur Selbstbeschränkung geführt hat. Hinzu aber kommen die allgemein aus der Mehrheitsgesellschaft gegen die jüdische Ritualpraxis gerichteten Signale der Fremdheit, des Unverständnisses, des Misstrauens oder der offenen Ablehnung (‚othering‘), die jüdische Betroffene dazu führen, die ‚unnötige Zurschaustellung‘ ihrer Ritualpraxis im öffentlichen Raum und gegenüber NichtjüdInnen zu vermeiden. Daher führt das DISS im Rahmen des angegebenen Gesamtprojekts eine diskursanalytische Medienanalyse zur Thematisierung des Judentums in deutschen Alltagsmedien durch. Ziel ist es, jene Strukturelemente im Diskurs zu ermitteln, die nach wie vor für das ‚othering‘ verantwortlich sind, obwohl der politische und mediale Diskurs in großer Breite nunmehr den ‚Kampf gegen Antisemitismus‘ thematisiert.

Ganz besondere Aufmerksamkeit gilt der Frage, ob und in welcher Form sich das Festjahr „1700 Jahre jüdischen Leben in Deutschland“, das im März 2021 eröffnet wurde und nun verlängert wurde, im aktuellen Mediendiskurs niederschlägt. Die Analyse kann auf Vergleichsdaten aus einer historischen Diskursanalyse zurückgreifen, die das DISS vor einigen Jahren zum deutsch-jüdischen Diskurs im 19. Jahrhundert durchführte, der vom Widerstand gegen Antisemitismus und gesellschaftlicher Marginalisierung geprägt war. Daraus ergaben sich ca. zehn Fragestellungen, die nun erneut und mit noch größerer Dringlichkeit an heutige Diskurse herangetragen werden müssen.