Von Jobst Paul. Erschienen in DISS-Journal 34 (2017)
Die baden-württembergischen Pädagogen im Fach Englisch erhalten neuerdings Nachhilfe in sprachlicher Sensibilität. So unterrichtet sie das Landesinstitut für Schulentwicklung in Stuttgart ((http://www.schule-bw.de/faecher-und-schularten/sprachen-und-literatur/englisch/unterrichtsmaterialien-nach-kompetenzen/sprachmittlung/icc-medt/index.html . Den Hinweis verdanke ich Estrid Stoll.)) in seinen Online-Materialien z.B. über eine neue Umsetzungsmöglichkeit des Lernziels ‚Interkulturelles Lernen und Sprachmittlung‘. Wie z.B. können SchülerInnen lernen, Angehörigen eines anderen „Kulturkreises“ gegenüber harte, kritische Urteile (über diese Kultur) abzuschwächen, um nicht beleidigend zu wirken?
Als Beispiel eines solchen „Kulturkreises“ haben sich die Unterrichtsplaner die USA herausgesucht, und als Thema, bei dem scharfe Urteile die Angehörigen dieses anderen Kulturkreises verletzen könnten, die internationale Abhörtätigkeit der NSA. Zur Übung in ‚softening‘ sollen die SchülerInnen insbesondere einen engagierten Kommentar von Jakob Augstein ((Besuch des Allmächtigen. Spiegel-Online vom 17.06.2013)) in der folgenden Weise weichspülen:
„a regime“ — „an administration“
„… acts criminally…“ — „does not act in accordance with the law“
„global bully“ — „a feeling that …. is acting far too dominantly in the world“
“The NSA violates human rights.” — “The author claims that the NSA seems to have a problem with human rights.”
Wo Augstein die NSA-Praxis als “verbrecherisch” und “totalitär” bezeichnet, schlagen die Autoren die Fassung vor, „the distinction between good and evil seems to have become blurred“. Das Totalitäre dagegen könne man als „dangerous side-effect“ weichspülen. Eine Illustration zeigt übrigens, wo die baden-württembergische Pädagogik mit ‚softening‘ hinkommen wird.: