AUF TEUFEL KOMM RAUS

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Die "schwarze Szene" - eine Jugendsubkultur zwischen Medienklischees, neokonservativer 'Wertekulturpolitik' und rechtsextremen Vereinnahmungsversuchen. Von Alfred Schobert, Zuerst erschienen in Deutsche Lehrer-Zeitung. Unabhängige Zeitung für Schule und Gesellschaft 19-20/1997, S. 9. Wenn die Redaktion nicht glaubwürdig versichern würde, daß es sich um eine der Layout-Hektik geschuldeten Panne handelte, böte das DLZ-Special "Jugendkultur" vom Januar 1997 ein treffendes Beispiel, wie eine jugendliche Subkultur im Mediendiskurs als Schreckgespenst aufgebaut wird. Ausgerechnet die Teile eines Textes, die dem interessierten Medienklischee von der "Gruftie-" oder "schwarzen Szene" als Hort gefährlicher satanistischer Umtriebe widersprachen, waren ersatzlos weggefallen. Die DLZ schien in den Chor derer einzustimmen, die Sitte, Anstand und das christliche Abendland bedroht sehen. Derlei Stimmen prägen den Mediendiskurs zum Thema. Außer im Zusammenhang mit Satanismus sind die "Grufties" Medien nicht der Rede wert. In der ersten Jahreshälfte 1996…

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Zur Durchführung von Diskursanalysen

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Von Siegfried Jäger. Vortrag auf der Tagung ">Das große Wuchern des Diskurses.< Der Diskurs als unberechenbares Ereignis" am 3. und 4.7.1997 in der Universität GH Paderborn. ((Dem folgenden Text liegen Handreichungen für ProjektmitarbeiterInnen und Studierende zugrunde. Sie geben Einblick in die "Werkstatt" der Diskursanalyse, wie wir sie in Duisburg praktizieren.)) Vorbemerkungen Um das 'Gewimmel' bzw. 'das große Wuchern des Diskurses' analysierbar zu machen, habe ich - orientiert an Michel Foucault oder doch inspiriert durch ihn und in Auseinandersetzung mit einer Reihe von Rezeptionsbemühungen seiner Theorie - einige analytische Kategorien und insgesamt ein Verfahren zu entwickeln versucht, das wir in Duisburg in einer Reihe von empirischen Projekten ausprobiert haben und zu erweitern bemüht waren. Diese Kategorien vervollständigen die Foucaultschen und sollen dazu dienen, ein insgesamt handhabbares Verfahren von Diskursanalyse zur Verfügung zu stellen. Ich…

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Heidentum, Musik und Terror

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Michael Moynihan versucht, ein internationales braunes Netz zwischen verschiedenen Musikszenen zu spannen. Von Alfred Schobert (mit einem dokumentarischen Anhang: Moynihans Antwortbrief an die junge Welt vom 13.7.1997). Zuerst erschienen unter dem fehlerhaften Titel "Heldentum, Musik und Terror" in der jungen Welt vom 18.4.1997, S. 13. Vor einigen Tagen verhaftete die norwegische Polizei bei Bergen sechs Mitglieder einer neonazistischen Terrorgruppe und stellte ein umfangreiches Waffenarsenal sicher. Beim Kopf der Gruppe, der 49jährigen Lene Bore, fanden sich detaillierte Pläne für Attentate auf norwegische Politiker und Politikerinnen. Die hier deutlich werdende "ungemein dramatische Entwicklung" (so zitiert die taz den Soziologen Henrik Lund) strahlt direkt auf verschiedene internationale Musikszenen aus. Bores Sohn, Varg Vikernes von der Black Metal Band Burzum und selbsternannter "Krieger Odins", wurde 1994 wegen Mordes und mehrfacher Brandstiftung zu langjähriger Haft verurteilt. Das machte…

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Bemerkungen zur Durchführung von Diskursanalysen

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Von Siegfried Jäger. Vortrag auf der Tagung „‚Das große Wuchern des Diskurses’. Der Diskurs als unberechenbares Ereignis“ am 3. und 4.7.1997 in der Universität GH Paderborn Vorbemerkungen ((Dem folgenden Text liegen Handreichungen für Projektmitarbeiter und Studierende zugrunde. Sie geben damit zugleich Einblick in die "Werkstatt" der Diskursanalyse, wie wir sie in Duisburg praktizieren.)) Um das ‚Gewimmel’ bzw. ‚das große Wuchern des Diskurses’ analysierbar zu machen, habe ich  orientiert an Michel Foucault oder doch inspiriert durch ihn und in Auseinandersetzung mit einer Reihe von Rezeptionsbemühungen seiner Theorie  einige analytische Kategorien und insgesamt ein Verfahren zu entwickeln versucht, das wir in Duisburg in einer Reihe von empirischen Projekten ausprobiert haben und zu erweitern bemüht waren. Diese Kategorien vervollständigen die Foucaultschen und sollen dazu dienen, ein insgesamt handhabbares Verfahren von Diskursanalyse zur Verfügung zu…

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Tore, die ’n Hammer haben

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Von Alfred Schobert. Zuerst erschienen in Junge Welt v. 5.2.1997 Soll man es beim Wortspiel belassen, daß die Independent-Bravo das Bekenntnis zum Beklopptsein bereits im Namen trägt: zILLo? Und die Politdelirien Jay Kays damit abtun, der Frontman von Forthcoming Fire sei der Beweis, daß BSE auf Menschen übertragbar sei? Beschwichtigen, daß die Dark Waver, die sich jetzt Thule Uhr und Thor Hammer als modische Accessoires zulegen, harmlos seien und im übrigen zwischen Odin und Onan kaum unterscheiden können? Freudlos, wie Deutschland nun einmal ist, gilt als Mahnung ein verrückter Hegelianismus: Was unvernünftig ist, wird wirklich. So tötete der Neonazi Thomas Lemke aus Gladbeck, "vom Germanengott Odin zur Rache gerufen", mehrere Menschen. Gewiß, das war kein Dark Waver. Doch gerade in Teilen dieser Szene macht sich Germanenglaube breit. Nachweislich führen Wege aus dieser Musikszene…

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Ostbelgien im Visier des deutschen Rechtsextremismus (Teil 3)

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Von Alfred Schobert. Im zweiten Teil unserer Untersuchung wurden Verbindungen zwischen der von deutschen Behörden als rechtsextremistisch eingestuften Deutsch-Europäischen Studiengesellschaft (DESG) und ihrer Publikationsreihe Junges Forum einerseits, ostbelgischen Politikern und früheren Funktionären der Hermann-Niermann-Stiftung (HNS) andererseits dargestellt. Dies geschah vor dem aktuellen Hintergrund immer dreisterer Spekulationen in der rechtsextremen Presse über den "Zerfall Belgiens" und der Zukunft Ostbelgiens. Diese fanden Ende Februar 1997 ihre Fortsetzung in der Deutschen National-Zeitung. Ein nicht namentlich gezeichneter Artikel war überschrieben mit "Sehnsucht nach Deutschland in Ostbelgien"; der Untertitel wußte, "Worauf die deutsche Volksgruppe hofft". Unverfroren setzt Gerhard Freys Postille darauf, daß "schweres Unrecht rückgängig gemacht" werde, "das nach dem Ersten Weltkrieg durch gefälschte Wahlen erpreßt wurde", im Klartext daß Ostbelgien "seinen richtigen Platz in der Bundesrepublik Deutschland' einehmen wird" (DNZ 9/1997, S. 6). Bevor programmatische Äußerungen der…

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Erklärung von Jay Kay (Forthcoming Fire)

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Dokumentation. Die nachfolgende Erklärung ließ Jay Kay, Frontman der Band Forthcoming Fire, im Februar 1997 verbreiten. ((Es handelt sich um eine randvoll beschriebene DIN A 4 Seite ohne Titel und ohne jeglichen Absatz. Sie lag u.a. beim geplatzten Bochumer Auftritt am 28.2.1997 aus. Der Text ist hier originalgetreu wiedergegeben; lediglich der Einsatz der Leertaste nach - und nicht vor - Satzzeichen wurde korrigierend vereinheitlicht.)) Liebe Leute, - die ihr euch Antifaschisten nennt, und die ihr euch womöglich gerade damit beschäftigt wie unserer anlaufenden Tour entgegen gewirkt werden könnte, - wollt ihr oder könnt ihr nicht verstehn, das eure Rechnung einfach nicht aufgehen kann, uns auf das Niveau von Gewaltmenschen, Rassisten oder völlig Verirrten herunter zu reduzieren? Tragt bitte folgenden Tatsachen Rechnung, das nämlich mein Umgang und meine Verbundenheit mit Menschen verschiedenster Hautfarben, Rassen…

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Runen im Zillo

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Von Alfred Schobert. Die neueste Ausgabe der Independent-Bravo enthält wieder einmal eine höchst suspekte kommerzielle Anzeige. Ein bis dato unbekannter Versand namens "Intermedia 2000" bietet über ein Postfach in 55425 Waldalgesheim ein Buch an. Die Anpreisung lautet wie folgt: "RUNEN UND WAS SIE BEDEUTEN Dieses Buch ist eine Einsteigerlektüre für interessierte (sic!) an den geheimnisvollen, altnordischen Alphabeten. Ausführliche Darstellungen der Runen, ihre faszinierende Bedeutung und die Verbindung der Runen zu Edelsteinen werden reich illustriert beschrieben. Leicht nachvollziehbare Beispiele von Runendeutungen helfen, diese Kunst zu erlernen." (Zillo 2/1997, S. 82) Es wird kein Autor angegeben - vermutlich handelt es sich um ein Buch von David V. Barrett. Kenner des Angebots von VAWS (= Verlag und Agentur Werner Symanek) dürften Buchtitel und Werbetext bekannt vorkommen. Im "VAWS-Report" (ich zitiere die Ausgaben vom Mai und Juni…

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In Riefenstahl-Gewittern

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Mit Leni Riefenstahl wird Nazi-Kunst populär gemacht. Das Magazin Zillo und seine Verstrickung in die rechte Szene. Von Alfred Schobert. Ursprüngliche Fassung des Textes, der in der jungen Welt vom 9.12.1996, S. 13 erschien; die publizierte Fassung enthielt einen sinnentstellenden Eingriff, der in der jW vom 2.1.1997, S. 12 richtiggestellt wurde. In diesem Jahr verging kaum ein Monat, in dem Rainer "Easy" Ettler als Herausgeber des Zillo die Independent-Szene nicht weiter in eine fatale Verstrickung mit Rechtsextremisten gebracht hätte. Ob dieser Regelmäßigkeit ist der Nachrichtenwert der jeweiligen Etappem gesunken. Auch die Empörung in der Szene ist kaum mehr öffentlich wahrnehmbar; man gewöhnt sich an manches. Zudem blockiert Ettler erfolgreich eine breiter wirksame Diskussion in der Szene, die über kein debattentaugliches Forum verfügt. So wäre der neueste Braunton im Zillo auch nicht mehr weiter…

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Wirrköpfe und Polit-Banditen

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Die LOKI-Foundation vertreibt Nazistisches auf Tonträgern und vergreift sich an Heiner Müller. Von Alfred Schobert. Zuerst erschienen in junge Welt vom 9.1.1997, S. 11 Am 9.12.1996 berichtete jW über eine Doppel-CD zu Ehren der Nazi-Ikone Leni Riefenstahl. Im Artikel wurde erwähnt, daß an dieser vom Rechtsextremisten Werner Symanek betriebenen Re-Popularisierung von Nazi-Kunst auch das "Projekt Turbund Sturmwerk von der L.O.K.I.-Foundation in Aue" beteiligt ist. Daraufhin fertigte Knut Enderlein für die Plattenfirma L.O.K.I. folgende "Richtigstellung" an: "1. Die L.O.K.I.-Foundation ist mit keiner ihrer Formationen an dem Projekt 'Riefenstahl' beteiligt. 2. Turbund Sturmwerk ist keine Formation der L.O.K.I. Foundation, sondern ein eigenständiges Projekt, das von der L.O.K.I Foundation lediglich bei der Veröffentlichung von Tonträgern unterstützt wurde, zuletzt übrigens im Zusammenhang mit einer Aufnahme, die dem berüchtigten 'Rechtsradikalen' Heiner Müller zum ersten Todestag gewidmet ist. Was…

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