Die „Irrungen“ eines „Fehlgeleiteten“

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Der Historiker Theodor Schieder und der Nationalsozialismus. Von Michael Lausberg. Erschienen in DISS-Journal 19 (2010) Nachdem Quellen über seine Tätigkeit in der NS-Zeit veröffentlicht worden waren, fand in den 1990er Jahren eine intensive Auseinandersetzung innerhalb der Geschichtswissenschaften über das Wirken des Historikers Theodor Schieder statt. In den letzten Jahren mehren sich die Tendenzen, Schieders Tätigkeit im „Dritten Reich“ zu entdämonisieren und damit zu relativieren. So bemerkte Hans-Ulrich Wehler: „Ich gebe mich nicht damit zufrieden die Sache (Schieders Wirken in der NS-Zeit, M.L) so wie Aly und Schöttler zu betrachten und die Untersuchung 1945 abzubrechen. Das ist unbefriedigend. (…) Der Dreh- und Angelpunkt meines Argumentes ist, daß Conze und Schieder reflexiv gelernt, wobei dieses Urteil für viele strittig bleibt.“ (Wehler 2000a, 256) Michael Stürmer sagte: „Die Generation (…) also Conze, Schieder u.a. (…) kam…

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Die Erfindung des jüdischen Volkes.

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 Israels Gründungsmythos auf dem Prüfstand  Eine Rezension von Jens Zimmermann. Erschienen in DISS-Journal 20 (2010) Manchmal tut es gut, ein Buch, das hohe Wellen geschlagen hat, ein wenig ruhen zu lassen und erst später zur Hand zu nehmen. Shlomo Sands Buch Die Erfindung des jüdischen Volkes ist so ein Fall. Lange rangierte es in der israelischen Bestsellerliste weit vorne – in Frankreich löste es direkt eine Debatte unter Intellektuellen aus. Kurzum: an diesem Buch kann man sich reiben. Denn die Hauptthese des Autors mag provozieren. Sein Anliegen ist es, das Metanarrativ einer jüdischen Nationalmythologie zu dekonstruieren, welches das jüdische Volk als eine ethnisch-kohärente Gemeinschaft durch die Jahrhunderte definiert (51). In der historischen Nationalismusforschung ist die Dekonstruktion von „ethnischer Homogenität“ als Legitimation der Nation spätestens seit Benedict Andersons Die Erfindung der Nation und der…

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Radikale Rechte in Europa

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Ein subjektiver Tagungsbericht von Martin Dietzsch. Erschienen in DISS-Journal 18 (2009) Vom 8. bis 10. Juli 2009 fand in Greifswald eine interdisziplinäre Fachtagung statt zum Thema „Europas radikale Rechte und der Zweite Weltkrieg“. Als Referenten konnten von der Tagungsleitung wichtige Vertreter der Faschismusforschung gewonnen werden, unter ihnen Zeev Sternhell aus Jerusalem und Roger Griffin aus Oxford. ((Ich möchte hier nur einige subjektive Eindrücke wiedergeben. Für eine inhaltliche Zusammenfassung verweise ich auf die Rezensionen von Stefan Vogt auf H-Soz-u-Kult (http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/ id=2727&count=399&recno=12&sort=datum&order=down&geschichte=108) und von Frank Schubert in der jungle world 31- 2009 (http://jungle-world.com/artikel/2009/31/36481.html).)) Die Referate wissenschaftlicher Tagungen kann man in der Regel auch später nachlesen. Die Strapazen der Anreise und der Teilnahme lohnen sich aber dennoch, wenn man einen unmittelbaren Eindruck von den Referenten, vom Publikum und von der Stimmung gewinnen will. Das könnte auch…

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Nation – Volk – Rasse

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Eine Rezension von Volker Weiß. Erschienen in DISS-Journal 17 (2008) Die nationalistischen Massenorganisationen des Kaiserreichs haben wiederholt das Interesse der Geschichtsforschung auf sich gezogen. ((Vgl. u.a. Rainer Herings Studie Der Alldeutsche Verband 1890-1939 (Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte. Darstellungen; Bd. 40), Hamburg 2003. – Stig Förster, Der doppelte Militarismus. Die deutsche Heeresrüstungspolitik zwischen Status-quo-Sicherung und Aggression, 1890-1913 (Veröffentlichungen des Instituts für europäische Geschichte Mainz, Bd. 118), Stuttgart 1985.Oder zum DNHV: Siegfried Lokatis, Hanseatische Verlagsanstalt’. Politisches Buch-Marketing im ‘Dritten Reich, Frankfurt a.M. 1992.)) Agitationsverbände wie der Alldeutsche Verband, der Kolonialverband oder der Ostmarkverein, die Flotten- und Kriegervereine oder der der christlichen Gewerkschaftsbewegung entsprungene deutschnationale Handlungsgehilfenverband repräsentierten ein Milieu, in dem der völkische Nationalismus eine breite Basis hatte. In ihnen hatte der deutsche Imperialismus bei Expansions- und Rüstungsfragen eine ebenso zuverlässige Lobby wie bei…

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Nationalistische Ausfälle?

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Anmerkungen zu den deutsch-polnischen Beziehungen. Von Wulf Schade. Erschienen in DISS-Journal 16 (2007) In Polen wird zunehmend unverhüllter die „deutsche Karte“ gespielt, so jedenfalls hat es bis zur Parlamentswahl am 21. Oktober immer häufiger in politischen Kommentaren in Deutschland geheißen. Vor allem während der Verhandlungen um die EU-Verfassung in der ersten Hälfte dieses Jahres wurden normale Auseinandersetzungen um Einfluss und Macht von polnischer Seite, die beispielsweise ähnlich von Großbritannien, den Niederlanden, Tschechien oder auch Deutschland für die jeweils eigenen Interessen geführt wurden, als antideutsche Bestrebungen charakterisiert. Während man Polen vorwarf, es würde aus durchsichtigen Motiven überholte Geschichtsbilder wiederbeleben, um die eigenen Interessen auf internationalem Parkett durchzusetzen, traten in unserem Land die versteckten antipolnischen Stimmungen zu Tage. Was sich in den politischen Kommentaren in Forderungen äußerte wie, Polen müsse sich an die demokratischen Spielregeln…

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Nation und Symbol

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Der Prozess der Nationalisierung am Beispiel Türkei. Buchbesprechung von Dirk Halm. Erschienen in DISS-Journal 17 (2008) Der Band von Mehmet Miri Özdogan, entstanden auf der Grundlage seiner Dissertation 2005, ist gerade angesichts der aktuellen Renaissance nationalistischer Positionen in der Türkei von großer Relevanz. In Umfragen ist der wachsende Zuspruch der türkischen Bevölkerung zu nationalistischen Positionen seit Jahren ablesbar. Nicht zuletzt ist vielen Türken das Wiedererstarken der PKK im Nordirak Beleg dafür, dass sie nicht auf die internationale Gemeinschaft setzen sollten, wenn es um die Wahrung ihrer Interessen geht. In der Folge ist die eventuelle Aufgabe von Souveränitätsrechten etwa zugunsten einer europäischen Integration politisch kaum noch konsensfähig. Der Mord an dem armenischstämmigen Publizisten Hrant Dink 2007 lenkte den Blick der Weltöffentlichkeit auf das Nationalismusproblem der Türkei. Der Band von Özdogan leistet einen Beitrag dazu…

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„Unverkrampft“ – die globalisierte Fußballnation

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Von Clemens Knobloch. Erschienen in DISS-Journal 15 (2007) „Wer mitbekommt, was sich im Fußball wann und wie verschiebt, ist über andere Gesellschaftsbereiche osmotisch informiert“, schreibt Klaus Theweleit in seinem jüngsten Buch, das den schönen Titel trägt: „Tor zur Welt. Fußball als Realitätsmodell“. „Osmotisch“ – das bedeutet: Zwischen der Welt des Fußballs und der Gesellschaft, in der er „spielt“, herrscht wesentlich mehr Durchlässigkeit als gewöhnlich zwischen einem „Spezialgebiet“ und der allgemeinen öffentlichen Selbstverständigung. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Rhetorik und Didaktik der Macht, die sich nur zu gerne im Medium des Fußballs artikuliert. Für sie empfiehlt sich der Fußball nicht allein darum als Träger und Vehikel ganz anderer Kommunikationen, weil er als „Volkssport“ und Aufmerksamkeitsmagnet Mehrheiten erreicht und beschäftigt, von denen andere – die Politik eingeschlossen – nur träumen können. Es gilt…

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Der umstrittene Begriff des Faschismus

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Interview mit Roger Griffin. Erschienen in DISS-Journal 13 (2004) Roger Griffin ist einer der international bekanntesten Faschismusforscher und Professor für Zeitgeschichte am Department of History an der Oxford Brookes University, England. Er ist Verfasser des Buches „The Nature of Fascism“ (1991) sowie Herausgeber der 5-bändigen Aufsatzsammlung „Fascism. Major Work“ (Routledge 2003) Er wurde von der Zeitschrift EWE (Erwägen – Wissen – Ethik), herausgegeben von Frank Benseler, Bettina Blanck, Reinhard Keil-Slawik und Werner Loh, zu einem „Hauptartikel“ zum Begriff des Faschismus eingeladen, der in diesem Herbst/Winter erscheinen wird und der unter den Autorinnen, die dazu vor seiner Veröffentlichung zu Stellungnahmen eingeladen wurden, eine ziemlich kontroverse Diskussion auslöste, auf die Griffin wiederum antwortete. Im Mittelpunkt der Kontroverse steht der Begriff eines „generischen Faschismus“, durch den in idealtypischer Weise (Max Weber) trotz aller realen Varianten das…

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Sozialstaat – Ja bitte, nein danke!

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Rechte Gedanken zum Abbau des Sozialstaats. Von Helmut Kellershohn. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004) Die so genannte Neue Rechte (NR) hat ein Problem: die wichtigsten Prozesse in diesem Lande laufen weitgehend ohne sie ab. Sie muss sich mit der undankbaren Rolle desjenigen begnügen, der die Vorgänge interpretiert und je nach Sichtweise kritisiert oder absegnet. Das gilt speziell in Hinblick auf die derzeitige „Reform“ des Sozialstaates - nicht gerade ein Lieblingsthema der NR. In der Ausgabe vom 26. September 2003 der „Jungen Freiheit“ (JF) erhalten Gastautor Eberhard Straub (den man im eigentlichen Sinne nicht als der NR zugehörig betrachten kann) und die JF-Redakteurin Angelika Willig Gelegenheit, ihre Positionen zum Sozialstaatsproblem zu umreißen. Die Debatte hat exemplarischen Charakter. „Sozialstaat retten“ Der Historiker Straub (Jg. 1940) war bis 1986 Feuilletonredakteur der FAZ und bis 1997 Pressereferent…

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„Braune Horden unter den Symbolen des Guten“

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Von Alfred Schobert. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004) Martin Hohmann, Bundestagsabgeordneter der CDU, hat sich in den vergangenen Jahren als rechter Ultra bereits einen Namen gemacht. Nun verbreitet Horst Mahler eine Hohmann-Rede in einer Mailingliste. Seit seinem antisemitischen Coming out im Dezember 1997 erreicht Mahler als Antisemit und Holocaust-Leugner immer neue Spitzenwerte auf der nach oben offenen Verrücktheits-Skala. Wenn er nun Hohmann attestiert, dieser habe „Mut“ doch „noch nicht den vollen Durchblck [sic]“, dann muss sich in besagter Rede schon eine gehörige Portion Antisemitismus finden. Da die Rede hält, was Mahler verspricht, kamen bei Beobachtern der Cyber-Nazi-Szene zunächst Zweifel an ihrer Echtheit auf. Vielleicht war es auch die Hoffnung, es könne doch nicht wahr sein, dass ein CDU-Parlamentarier derart auf Nazi-Diktion zurückgreift, so, wenn er den „einzelne(n), den man früher Schmarotzer genannt hätte“,…

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