DISS-Kolloquium 2019 – Entfremdung, Identität und Utopie

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Erschienen in DISS-Journal 37 (2019) Das diesjährige Kolloquium des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung (Akademie Frankenwarte, Würzburg, 22.-24. November 2019) ist der Trias von Entfremdung, Identität und Utopie gewidmet. Damit werden gesellschaftstheoretische und gesellschaftskritische Fragestellungen aufgegriffen, die in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen haben. Das Kolloquium thematisiert die gesellschaftlichen und diskursiven Kontexte, in denen diese Fragestellungen aufgeworfen werden, und will die theoretische und politisch-praktische Relevanz dieser kategorialen Trias überprüfen. 1. Der Entfremdungsbegriff (bzw. ein verwandter Begriff wie Verdinglichung) hat Konjunktur. Die Debatte reflektiert zum einen das neue Interesse an der Marx-Lektüre, das seit der Jahrtausendwende Ausdruck der Krisenprozesse ist, die die kapitalistische „Welt“ durchziehen und nach Erklärungsmustern suchen lassen. In diesem Zusammenhang wird auch das Verhältnis zwischen dem „frühen“ Marx und dem Marx der „Kritik der Politischen Ökonomie“, zwischen Entfremdungskritik und…

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Totgesagte leben länger

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Zum 200. Geburtstag von Karl Marx von Wolfgang Kastrup, erschienen in DISS-Journal 35 (2018) Der tote Hund beißt zurück – auch nach 200 Jahren: Die Wiederentdeckung Marx‘scher Kategorien der Kritik der politischen Ökonomie geht einerseits auf die Unfähigkeit bürgerlicher Wirtschaftswissenschaft zurück, kapitalistische Krisen zu erklären geschweige denn vorherzusagen, siehe die fundamentale Wirtschafts- und Finanzkrise 2007/2008. Andererseits ist sie eine Antwort auf die individuellen Leiderfahrungen vieler Menschen, verursacht durch geringe Einkommen, prekäre Jobs, unsichere Lebensplanung, zunehmende Arbeitshetze und Arbeitsverdichtung, durch den immer stärker werdenden Konkurrenzdruck. Mit der neoliberalen Regulation des Kapitalismus sind diese Leiderfahrungen vieler Menschen intensiver geworden. Die Marx‘sche Ökonomiekritik bietet Erklärungsansätze, die heute wieder von Interesse sind. Der rote Faden, der das Werk von Karl Marx insgesamt bestimmt, ist kritische Theorie, in dreierlei Hinsicht: Erstens richtet sie sich gegen die damaligen ökonomischen…

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Entfremdung: Renaissance eines Begriffes

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Von Wolfgang Kastrup. Erschienen in DISS-Journal 31 (2016) Lange verpönt und kritisiert erlebt der Begriff der Entfremdung in den Sozialwissenschaften und der Philosophie als Schlüsselbegriff eine Wiedergeburt, allerdings mit unterschiedlicher Bedeutung. So will Rahel Jaeggi den „sozialphilosophischen Gehalt des gescholtenen Begriffes für die Gegenwart […] retten“, denn wir kämen kaum umhin „individuelle Formen des Lebens als entfremdet zu beschreiben.“ (Jaeggi, 8) Während Jaeggi das Entfremdungsproblem mehr auf der individuellen Ebene verortet, sieht Christoph Henning in den Entfremdungserfahrungen in der Arbeit eine wachsende Bedeutung und bezieht den Begriff auch auf globale und klassenübergreifende Strukturen (vgl. Henning, 12). Die zunehmende Ökonomisierung des alltäglichen Lebens, verursacht durch den Neoliberalismus als Regulationsform des Kapitalismus, hat m.E. dafür gesorgt, dass der gesellschaftskritische Begriff der Entfremdung eine Wiederbelebung erfahren hat. Zwar gibt es den Entfremdungsbegriff schon bei Rousseau, bei…

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