(Post-)Pandemische Normalitäten
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Eine Anleitung zur Analyse politischer Texte. Mit zwei Musteranalysen.
Von Siegfried Jäger
Erschienen 1994 als DISS-Texte Nr. 16 (5. Auflage)
Vorwort zur 5. Auflage
Diskurs als Fluß von Wissen durch die Zeit
Faßt man Diskurs als Fluß von Wissen durch die Zeit, der sich eindämmen, stauen, umleiten läßt wie jeder andere Fluß oder Bach auch, dann begreift man von Beginn an, daß die Diskurse eine Vergangenheit, eine Gegenwart und eine Zukunft haben. Dieser Grundgedanke ist sehr hilfreich, wenn wir Mengen von Texten als Bestandteile von Diskursen untersuchen wollen, da er sofort darauf verweist, daß zum Verständnis gegenwärtiger Diskurse die Kenntnis vergangener gehört, einerseits, und daß andererseits die Analyse gegenwärtiger Diskurse in gewissen Grenzen Prognosen zukünftiger Entwicklungen erlauben.
Diese Einsichten mögen auch der Grund sein, daß sich Diskurstheorie und Diskursanalyse als neues interdisziplinäres Konzept in den letzten Jahren immer stärker durchsetzen. Ein weiterer Grund scheint mir der zu sein, daß hier ein theoretisch fundiertes Verfahren vorliegt, durch das Text und Rede als Fluß von Wissen durch die Zeit so analysiert werden können, daß ihre jeweilige gesellschaftliche und politische Relevanz sichtbar gemacht werden können.
Diese Einsichten setzen sich zur Zeit stärker bei Politologen, Psychologen, Pädagogen und anderen Sozialwissenschaftlern durch als in der Sprachwissenschaft, die in ihrem Mainstream eher dazu neigt, an den Naturwissenschaften orientierten Theorien und Methoden nacheifern zu wollen. Für die Erhellung der meisten gesellschaftlichen Praxisbereiche ist diese Orientierung jedoch wenig attraktiv. Darauf verweist auch die Tatsache, daß die hier erneut aufgelegte Broschüre zur Text- und Diskursanalyse zunehmend in Schulen und einführenden Seminaren eingesetzt wird und – wie die Rückmeldungen zeigen – sich dort bestens bewährt hat.
In meinem Buch „Kritische Diskursanalyse. Eine Einführung“ (Duisburg 1993) habe ich den Versuch gemacht, den bereits in dieser Broschüre skizzierten Grundansatz weiter zu fundieren und methodologisch erheblich auszuweiten. Daneben geht es dort um die Frage, wie und nach welchen Kriterien empirisch- diskursanalytisch gewonnene Resultate kritisiert werden können, ohne daß man sich dabei auf einen beliebigen Standpunkt beruft. Dieses Buch ersetzt die hier vorliegende Broschüre trotzdem nicht, da sie weiterhin geeignet sein dürfte, als erste Heranführung an Theorie und Praxis der Diskursanalyse zu dienen.
Ich habe daher auch davon abgesehen, diese Ausgabe zu verbessern oder zu er- weitern. Der hier vorliegende Text ist mit dem der 4. Auflage von 1993 identisch.
Siegfried Jäger, Duisburg 1994
0. Einleitung
Text- und Diskursanalysen verfolgen keinen Selbstzweck, und sie sind erst recht nicht erdacht, um Menschen mit Fingerübungen zu beschäftigen. Sie dienen dazu, Texte als als Produkte konkreter geistig-sprachlicher Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit und als Fragmente von übergreifenden Diskursen verstehen zu können, ihre Wirkungsabsichten besser durchschaubar sowie die mit ihnen transportierte Ideologie erkennbar zu machen. Das ist einmal für die eigene politische Bildung und Verbesserung der Kritikfähigkeit wichtig, aber mehr noch für die praktische Umsetzung dieser Fähigkeiten in allen Berufen, die vorwiegend mit Texten zu tun haben; vorrangig aber in jenen, bei denen das Verfassen und Beurteilen von Texten zum Kern der beruflichen Tätigkeit gehört bzw. gehören wird.
Insofern verfolgt diese Anleitung praktische Zwecke, wie sie bei der Beschäftigung mit linguistischen Problemen sonst oft gar nicht erst sichtbar werden.
Das hier vorliegende Arbeitsheft zur Text- und Diskursanalyse will vor allem eine Handreichung zur eigenständigen Erstellung von Analysen für Studentinnen und Schülerinnen der Sekundarstufe II sein. Es bemüht sich darum, die notwendigen theoretischen Grundlagen in aller Kürze zu explizieren (Tätigkeitstheorie, Texttheorie und Diskurstheorie). Auf diese theoretischen Grundüberlegungen ist nicht zu verzichten, wenn man eine im Grunde nutzlose und rein positivistische Textbeschreibung vermeiden will.
Der hier vorliegende Ansatz geht davon aus, daß es eine von Gegenstand und Theorie losgelöste Methode der Text- und Diskursanalyse nicht geben kann. Jede gute Theorie enthält den Begriff einer Sache. Die Sache, der Gegenstand selbst und seine Beschaffenheit, steuern, wie (mit welchen methodischen Instrumentarien) man sich auf den Gegenstand beziehen muß: Ein Text z.B. besteht aus Wörtern etc. Deshalb braucht man u.a. Wissen der Stilistik, der Grammatik etc., wenn man ihn in seinen Inhalten und Formen etc. erfassen will. Man rückt ihm nicht mit einer Feile oder gar einem Vorschlaghammer zu Leibe.
Für jede Methode gilt, daß sie auf einem theoretischen Hintergrund entwickelt ist, auch wenn sie diesen verschweigt. Auch hinter der einfachsten Grammatik verbirgt sich eine Weltsicht; man denke z.B. an die Bezeichnungen Subjekt, Objekt, Prädikat, die letztlich auf einer Art, die Welt zu sehen, basiert, die bei Aristoteles üblich war. Das Heft ist geprägt durch unsere eigenen Arbeiten zur Analyse rechtsextremer (und anderer) schriftlicher Texte. Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, daß sich die hier dargestellte Vorgehensweise bei bestimmten Modifikationen auch auf andere (politische) Texte und auf Texte gesprochener Sprache übertragen läßt. Hinweise dazu finden sich insbesondere in den Fußnoten.
1. Zu welchem Zweck veranstalten wir Text- und Diskursanalysen?
1.1. Über das Anstrengen der Köpfe
Die Linguistik wird von manchen als ungemütliche Wissenschaft empfunden. Irgendwie gilt das zwar für alle Wissenschaften, weil sie Mühe machen, weil sie von uns verlangen, daß wir uns anstrengen, insbesondere unsere Köpfe; ich meine natürlich nicht unsere Köpfe im Sinne von Rübe mit Haaren drauf, sondern das, was sich in diesem materiellen „Ding“ verbirgt: unsere Fähigkeit zu denken und zu sprechen, zu planen und zu antizipieren, und, in Verbindung damit, als ganze Menschen „mit Kopf und Hand“ (vernunftgeleitet) ideell und/oder materiell tätig zu sein. Und das heißt: unsere vorgefundene Wirklichkeit nach Maßgabe unserer Bedürfnisse und Lebensnotwendigkeiten zu verändern.
Diese spezielle Eigenart, die uns von allen anderen Lebewesen unterscheidet, haben die Menschen in dem langwierigen Prozess der „Menschwerdung des Affen“ einmal erworben. Sie haben durch körperliche und geistige Arbeit gelernt und das Gelernte immer wieder in ihre Arbeit eingebracht und an zukünftige Generationen kommunizierend weitergegeben.1
Im Unterschied zu den tätigen Menschen verhalten sich Tiere auf der Grundlage genetischer Programme, die sich im evolutionären Prozess derEntstehung der Arten in unterschiedlicher Weise je nach den Selektions-bedingungen herausgebildet haben. Nur bei den höchstentwickelten Tieren gibt es rudimentärste Formen von Traditionsbildung und antizipierender Tätigkeit (z.B. Werkzeugherstellung). Diese rudimentären Formen sind für die Existenz der Tiere und für ihr Überleben aber relativ unwichtig. Für das menschliche (Über-)Leben dagegen sind Traditionsbildung und vernunftgeleitete Tätigkeiten von zentraler Bedeutung, denn der Mensch verfügt nicht über bestimmte Programme, die sein Leben steuern und bestimmen. Deshalb ist der Mensch auch etwas grundsätzlich anderes als das Tier; deshalb lassen sich auch z.B. die Ergebnisse der Verhaltensforschung an keinem Punkt auf Menschen übertragen.2
Zwar gibt es bei den Menschen rudimentärste Restformen der quasi automatischen Verbindung von Bewußtseinstätigkeit und praktischer Tätigkeit, in Träumen oder, aber auf völlig anderer Grundlage, bei Routinetätigkeiten (Operationen). Bei letzteren handelt es sich um gleichsam „abgestorbene“ ehemalige Handlungen, die zur Routine geworden sind. Ein Beispiel wäre das Gehen, bei dem man in der Regel ja auch nicht jeden Schritt planen muß, oder das Schalten beim Autofahren.
Im Regelfall bezieht sich der Mensch bewußt aktiv auf die Wirklichkeit und aktiv bewußt. Er plant seine Handlungen und Tätigkeiten (seine – ideelle und materielle – Arbeit) und führt sie auf dieser Basis – in der Regel in Kooperation mit anderen Menschen – aus. Und planen heißt denken, strukturieren, antizipieren. Bei der Arbeit selbst verfolgt er diesen Plan unter Zuhilfenahme von Werkzeugen und Stoffen, Materialien oder – bei der primär ideellen Tätigkeit – von Begriffen, Wörtern, Satzstrukturen usw. Der ursprünglich entwickelte Plan modifiziert sich im Arbeitsprozess mehr oder minder stark nach Maßgabe konkreter Bedingungen der praktischen oder gedanklichen Umgebung, über die er verfügt oder auf die er einwirkt bzw. mit der der arbeitende Mensch sich auseinandersetzt. Er betätigt sich bewußtseinsgeleitet und vergegenständlicht seine Gedanken dabei und lernt bzw. eignet sich dabei zugleich etwas Neues an (= Dialektik von Vergegenständlichung und Aneignung).
In der Frühphase der Menschwerdung, genauer gesagt: als Ausgangspunkt der Menschwerdung, begann der Prozess des Auseinanderdriftens von Bewußtseinstätigkeit und praktischem Bezug auf die Wirklichkeit. Der Mensch lernte (= reicherte sein Bewußtsein an), wenn er sich mit der Wirklichkeit beschäftigte (arbeitete), und mit dem so angereicherten Bewußtsein konnte er sich wieder auf die Wirklichkeit, zu der auch die anderen Menschen gehören, beziehen (arbeiten /kooperieren/ kommunizieren). Die Frage, was war zuerst da: das Bewußtsein und die Sprache oder die Arbeit, löst sich so sehr klar auf: Weder das eine noch das andere war zuerst da.3 Das ist genauso wie bei der Frage danach, ob Henne oder Ei zuerst dagewesen wäre. Hier merkt man besonders deutlich, daß die Frage falsch gestellt ist. Und wie soll man auf eine falsch gestellte Frage eine richtige Antwort erhalten? Was zugleich zeigt, wie wichtig es ist, sich die richtigen Fragen zu stellen.
1.2. Wissenschaftliches Denken heißt Nachdenken über Prozesse, die sich wirklich abspielen
Nun haben wir meistens nicht gelernt, in historischen Dimensionen zu denken, uns Prozesse vorzustellen, in denen Dinge in einem Zusammenhang aufeinander wirken, sich gegenseitig bedingen, bei denen der Entwicklungsprozeß des einen Dings die Voraussetzung des Entwicklungsprozesses des anderen ist, ebenso wie umgekehrt. Und dabei passiert in der Regel auch noch folgendes, was uns gar nicht so einfach in den „Kopf gehen will: Das eine Ding, dessen Entwicklung die Voraussetzung der Entwicklung des anderen ist, kann nämlich diese Entwicklung des anderen Dings auch noch behindern, und das auch wieder umgekehrt. Insofern handelt es sich hier auch nicht um irgendwelche schlichten Kreisläufe oder Spiralen.
Ich will das an einem Beispiel zu verdeutlichen versuchen: Der Mensch erfindet z.B. das Auto oder den Computer. Er wendet diese Dinge an. Da kann es passieren, daß er mit dem Auto vor den Baum und sich totfährt oder daß er Aufgaben an den Computer delegiert, die dieser nicht wirklich, sondern nur scheinbar lösen kann.4
Der Erkenntnisfortschritt, den das Auto oder der Computer impliziert, kann so zugleich zum Entwicklungshemmnis werden.5
In welchem Grade solche Technologie, die auf der Grundlage falscher oder verkürzter Begriffe entwickelt worden ist, zum Entwicklungshemmnis werden kann, sei einmal dahingestellt. Es können also durchaus Widersprüche entstehen, die mehr oder minder stark sein können, leichte oder aber auch unversöhnliche, sogenannte antagonistische. Der Fortschritt der Industrie, bedingt durch Fortschritte der menschlichen Erkenntnis und diese weiter vorantreibend, hat z.B. das Problem der Umweltverseuchung mit sich gebracht, die möglicherweise die ganze Menschheit gefährdet. – Die Tatsache, daß man aus Geld mehr Geld machen kann, wenn man Arbeiter gegen Lohn auf Rohstoffe losläßt und ihre Produkte für mehr Geld verkauft, als einen der ganze Prozess selbst gekostet hat, bringt das Problem mit sich, daß die Reichen immer reicher werden und die Armen immer ärmer, daß es immer mehr Luxusgüter gibt und zugleich die Natur immer intensiver ausgebeutet und zerstört wird usw. Daß dabei Klassenwidersprüche und weitere weltweite Probleme entstehen, ist unausweichlich. Diese können zu Konflikten führen, die dazu zwingen, die Ausgangserkenntnis, wie man aus Geld mehr Geld machen kann, so oder so zu revidieren, sie durch eine bessere Erkenntnis und durch eine darauf basierende bessere Praxis zu ersetzen, eben eine, die den gleichen Anspruch aller Menschen auf Glück und Wohlergehen beachtet. Nicht zuletzt können solche Widersprüche auch dazu zwingen, sogenannte naturwissenschaftliche „Wahrheiten“ radikal zu revidieren.
1.3. Was hat das alles mit der Linguistik zu tun?
Was die bisherigen Überlegungen mit der Linguistik zu tun haben, oder noch direkter gefragt: mit Text- und Diskursanalyse? Zunächst ist einmal wichtig zu verstehen, daß auch ein Text Resultat menschlicher Tätigkeit ist, ein Arbeitsprodukt wie jedes andere auch. Texte werden im Prinzip wie jedes andere Produkt produziert. Daß die Linguistik auf viele Leute so ungemütlich wirkt, daß Wissenschaft uns häufig als vertrackt, menschenfeindlich und verquer erscheint, liegt nun mit daran, daß solche eigentlich trivialen Dinge nicht gesehen werden. Wissenschaft, und dem Anspruch nach zumindest ist ja die Linguistik auch eine, hat sich nämlich die Aufgabe gestellt, die Wirklichkeit bzw. einen bestimmten Ausschnitt davon zu begreifen. Und da geht es einem ziemlich schlecht, wenn man nicht weiß, wie sich das denn abspielt: begreifen. Und natürlich steht man erst recht dumm da, wenn man sich mit Ergebnissen von Wissenschaft auseinanderzusetzen hat, die selbst nicht reflektiert hat, was sie tut.
Einer der Hauptgründe dafür ist der, daß die spezielle Bewußtseinstätigkeit von Wissenschaft (=denkendes Erfassen der Wirklichkeit) sich von der Wirklichkeit abgelöst hat, sich ihr gegenüber verselbständigt hat, kleinste Wirklichkeitsausschnitte unter die Lupe nimmt und die Zusammenhänge, in denen diese stehen, unbeachtet läßt. Solche Wissenschaft begreift nicht, daß sie selbst menschliche Tätigkeit ist, die in einer bestimmten historischen Tradition steht, also auf bereits vorhandenem Wissen als vorliegenden Resultaten menschlicher Tätigkeit aufbaut usw. Ihr scheint der Zweck ihres Daseins gründlich verlorengegangen zu sein, der nämlich darin bestünde, sich tätig denkend auf Wirklichkeit zu beziehen; und das nicht allein, um diese zu begreifen, sondern um diese tätig so zu verändern, daß die Menschen besser mit ihr klarkommen.
Ich sehe eine Ursache für diese Verselbständigung der Theorie gegenüber der Praxis auch darin, daß, bedingt durch das Entstehen von Herrschaftsverhältnissen, Kopf- und Handarbeit tendenziell sozial von einander getrennt worden sind. Die einen denken und planen, die anderen führen diese Pläne nur aus. Die Kopfarbeit (als primär ideelle Tätigkeit) hat sich gegenüber der Handarbeit (als primär praktisch-materielle Tätigkeit) weitestgehend verselbständigt. Und beide können, nachdem sie eigene Wege gegangen sind, erst wieder nachträglich künstlich aufeinander bezogen werden. Das produziert natürlich eine Fülle von Problemen und Widersprüchen. Der Kopf weiß sozusagen nicht mehr, was in der Wirklichkeit passiert, und die Hand betätigt sich ziemlich planlos. Die durch den schlechten oder ganz fehlenden Praxisbezug der Wissenschaft verkürzte Erkenntnis und die durch den schlechten Wissensbezug der (Hand-)Arbeit verkürzte Praxis stehen einander unverbunden gegenüber (sind einander entfremdet). Wissenschaft wird im wahrsten Sinne des Wortes nichts-nutzig und Praxis (Arbeit) immer dümmer. Diejenigen, die beide Seiten miteinander vermitteln wollen oder müssen (die Techniker, die Praktiker, die Politiker, die Lehrer), stehen vor einer im Grunde nicht wirklich zu lösenden Aufgabe. Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als zu experimentieren, zu probieren, zu tricksen, sich auf ihre Erfahrung (=nicht wirkliches Wissen) zu verlassen – und ständig mehr oder minder gravierende Fehler zu begehen, die zu mancherlei Unfug und Unrecht, schlimmstenfalls zu Menschheitskatastrophen ausarten können.6
Das alles gilt erst recht für die interessenbezogenen Anwendungen von wissenschaftlichen Teilergebnissen durch die Industrie, deren Folgen sich überhaupt nicht abschätzen lassen, weil kleinste Ausschnitte von Wirklichkeit zwar möglicherweise richtig begriffen sind, aber nicht der Zusammenhang, in dem diese stehen. Setzt man diese Teilergebnisse dann nach den Gesetzmäßigkeiten kapitalistischen Wirtschaftens in die Praxis um, schafft man sich katastrophenträchtige Technologie per excellence. Damit die Anwender solcher Erkenntnisse und ihre wissenschaftlichen Zuarbeiter nicht von denjenigen, die unter diesen Fehlern leiden, in die Wüste geschickt werden, müssen sie mit Autorität und Machtmitteln (Herrschaft) ausgestattet sein, mit denen sie ihre Position halten und weiterwursteln können. Zu diesen Machtmitteln zählen Staat und Polizei, aber auch die Diskurse, besonders die großen und dominierenden Leitdiskurse in dieser Gesellschaft, mit denen Risiken verschleiert, Katastrophen verschwiegen, die Ausnahme als das Normale verkauft, kurz: Ideologien umgesetzt werden, die Bevölkerung eingeschläfert wird, schlimmstenfalls im wahrsten Sinne dieses Wortes.
Rationale Gegendiskurse hätten die Aufgabe, solche Verschleierungen zu entlarven und damit einen Beitrag zur Entwicklung von Gegenmacht zu leisten. Das ist natürlich leichter gesagt als getan, denn Rationalität bricht sich nicht von selber Bahn; sie ist oftmals gar nicht als solche erkennbar, denn sie trifft auf Mißtrauen und nicht zuletzt auf fertige Weltanschauungen, die durchaus teilweise vernünftig sein können, was dann wieder bei der Entwicklung von Gegen-Diskursen zu berücksichtigen ist.7
Auch die Linguistik ist eine solche Wissenschaft, die sich der gesellschaftlichen Praxis gegenüber weitgehend verselbständigt hat. Linguisten sagen, sie befassen sich mit Sprache. Sprache ist aber z.B. für die meisten Resultat rein geistiger Tätigkeit, die mit sonstiger menschlicher Tätigkeit nichts zu tun habe. Schon der Zusammenhang von Sprechen und Denken scheint vielen Sprachwissenschaftlern ein Buch mit sieben Siegeln zu sein. Daß es darüber hinaus einen inneren Zusammenhang von Denken/Sprechen/Tätigkeit gibt, daß gar praktische Arbeit, vermittelt über die dabei vonstatten gehenden Lernprozesse, auch die Quelle für sprachliche Fähigkeiten ist (oder doch sein kann), das ist in Linguistenkreisen weitgehend unbekannt. So hat sie sich denn auch mit den oben angeschnittenen Fragen bisher kaum befaßt. Häufig rätseln Linguisten an der Sprache herum, sie fragen, ob sie ein System von Regeln etc. darstellt, wie dieses System diejenigen, die ihm unterworfen sind, die Welt sehen läßt usw. Hier ist zwar eine Fülle mehr oder minder interessanter Details gefunden worden, ohne daß bisher deren Wichtigkeit für das Leben der Menschen sichtbar geworden wäre. Was die Inhalte von Texten sind, wie Wirklichkeit sich ihn ihnen niederschlägt, wieso dies geschieht, welche Voraussetzungen dazu gegeben sein müssen, wie Texte sich aufeinander beziehen, welche Funktion sie im und für den Alltagsdiskurs haben, welche Folgen Texte haben können, welchem Denken sie entsprechen etc. scheint der Linguistik bzw. den oder doch vielen Linguisten ziemlich gleichgültig zu sein.
Zugegeben! Das gilt nicht für die gesamte Linguistik. Außerhalb des linguistischen mainstreams gibt es einige Vorarbeiten, die näherer Betrachtung wert sind. Eine dieser Vorarbeiten, die aber noch völlig unzureichend ist, aber in die richtige Richtung weist, stellt sich seit einigen Jahren in Form der Textlinguistik dar. Der Blick des Wissenschaftlers hat sich hier immerhin über Wort und Satz hinaus geweitet. Eine weitere, m.E. recht vielversprechende, bietet die Diskurs-Theorie, die den Text prinzipiell als gesellschaftliches Produkt in seinem gesellschaftlichen Kontext betrachtet.
1.4. Der Nutzen der heutigen Text-Linguistik
Zunächst zur Textlinguistik. Das ist ein weites Feld, das ich hier nur grob umreißen kann. Ich muß das aber tun, wenn ich vermitteln will, weshalb die Linguistik – und das gilt leider auch noch für die Textlinguistik – so ungemütlich ist, und erst recht, wenn es mir darum geht, sie zwar nicht gemütlicher zu machen, aber doch als zwar anstrengende, aber lohnende Betätigung zu verteidigen. Der Hauptgrund für ihre „Ungemütlichkeit“ besteht nämlich in ihrem fehlenden oder lächerlich mangelhaften Bezug zur Praxis. Dies wird bereits daran deutlich, dass sie sich für den Inhalt von Texten nicht interessiert, wie Bernhard Sowinski in seiner seinem einführenden Buch „Textlinguistik“ feststellt (Sowinski 1983, S. 17). Diesen Mangel des fehlenden oder verkürzten Praxisbezugs teilt die Textlinguistik mit (fast) aller heutigen Wissenschaft. Da dies so ist, ist die Textlinguistik für denjenigen, der sich mit ihr befassen muß, zwar äußerst ungemütlich, aber trotzdem nicht völlig nutzlos (wenn auch häufig nichtsnutzig, weil sie hochtrabend einherschreitet mit dem Anspruch, die ganze Wahrheit zu sagen (oder doch Teile der Wahrheit – ein besonders nichtsnutziger Trick, denn die Wahrheit kann man nicht teilen)). In Wirklichkeit präsentiert sie aber nur Material, Strukturen oder bestenfalls nicht zu Ende gedachte Gedanken über reduzierte Wirklichkeitszusammenhänge. Insofern sie dies tut, hat sie jedoch wieder einen begrenzten Nutzen für das Auffinden der Wahrheit: Das zusammengetragene Material ist verwendbar (obwohl man es häufig anders ordnen, ergänzen oder auch reduzieren muß); die präsentierten Gedanken lassen sich zu Ende denken, indem man sie daraufhin überprüft, ob sie so weit richtig und widerspruchsfrei sind und einen Wirklichkeitszusammenhang vollständig abgedeckt haben und in übergreifende Praxiszusammenhänge eingebettet haben – eine besonders schwer zu entscheidende Frage.- Widerspruchsfrei ist hier im übrigen nicht im Sinne allein logischer Widerspruchsfreiheit gemeint, sondern im Sinne ihrer gedanklich richtigen Aufnahme von Wirklichkeit(szusammenhängen), deren Feststellung selbstverständlich auch bereits theoretischer Erkenntnisse und praktischer Erfahrung bedarf.8
1.5. Einführungen in die Textlinguistik (Beispiele), und weshalb man sie mit Vorsicht genießen sollte
Aus diesem Grunde sage ich auch, daß die Beschäftigung mit (Einführungen in die) Textlinguistik keineswegs völlig überflüssig ist. Das wird deutlich, wenn man sich die beiden folgenden einführenden Arbeiten zur Textlinguistik einmal etwas genauer ansieht:
Bernhard Sowinski: Textlinguistik, Stuttgart 1983, und Klaus Brinker: Linguistische Textanalyse. Eine Einführung in Grundbegriffe und Methoden, Berlin 1985.
Ich warne aber zugleich davor. Bei Sowinski heißt es etwa: Die Sprachwissenschaft habe sich in den letzten Jahren verstärkt der Untersuchung von Texten zugewandt. Sie interessiere sich vor allem für die regelhaften Vorgänge der Textkonstituierung selbst, für das Zustandekommen, für die zusammenwirkenden Elemente und für die kommunikativen Funktionen und Wirkungen von Texten. Der Inhalt von Texten interessiere die Textlinguistik demgegenüber weniger.(Vgl. ebd. S. 17)
Ganz abgesehen davon, daß diese Aussage selbst ein Beispiel für „Nichtzuendedenken“, für die Reduktion von Wirklichkeitszusammenhängen ist – denn wie will man die kommunikativen Funktionen und die Wirkung von Texten verstehen, wenn man ihre Inhalte nicht beachtet? -, bietet diese Einführung ein Sammelsurium von Einzelaspekten („interessanten Beobachtungen“) und keine geschlossene Texttheorie, die Grundlage dafür abgeben könnte, wie man denn nun einen ganz konkreten Text analysieren, „zum Sprechen bringen“ könnte.
Der ganze Mangel offenbart sich bei den von Sowinski versuchten Textanalysen selbst. Nach der Beschäftigung mit einem Text von Kurt Marti „(Neapel) sehen“ (ebd. S. 137 ff.) schreibt Sowinski denn auch:
„Die textlinguistische Analyse konnte sich hier … nur auf Gegebenheiten der Textkonstitution beschränken; textexterne Auswirkungen auf die Produktion und Rezeption dieser Texte, wie z.B. historische, autobiographische, geistesgeschichtliche, soziologische u.a. Aspekte mußte sie ebenso wie Fragen des Geschmacks, der Ästhetik und der literarischen Wirkung ausklammern“ (ebd. S. 142).
Diese „Konzentration auf linguistische Sachverhalte“ ist in Wirklichkeit eine Reduktion, die die Linguistik zur Dünnbrettbohrerei verkommen läßt.
Einen erheblichen Fortschritt stellt demgegenüber die Arbeit von Klaus Brinker dar, weil sie nicht nur referiert, sondern darum bemüht ist, eine Texttheorie insgesamt zu entwerfen. Brinker sieht immerhin den Zusammenhang von Textstruktur und Textfunktion. Er meint aber:
„Dabei stehen die regulären, vom sprachlichen Handlungssystem bestimmten Beziehungen im Vordergrund, nicht die aktuellen mentalen(!) Verläufe bei der Produktion und Rezeption von Texten; mit ihnen befaßt sich die Psycholinguistik, die Textlinguistik beschreibt (!) aber wichtige systembedingte Voraussetzungen solcher Prozesse.“ (S. 9)
Ich gehe einmal davon aus, daß Brinker mit „mentalen Verläufen“ Denkprozesse meint, nicht nur Gehirnfunktionen. Doch selbst diese Verbesserung kann die Schwächen dieser Bestimmung nicht verdecken. Sie bestehen darin, daß Brinker Textlinguistik als Beschreibungswissenschaft faßt („sie beschreibt“) und daß er unterstellt, es gebe ein „sprachliches Handlungssystem“, das die Beziehungen zwischen Textfunktion und Textstruktur bestimme. Wo soll es denn dieses „Handlungssystem‘ geben? Es kann doch nur eine gedankliche Abstraktion tatsächlicher Textproduktionen sein oder aber ein Gefüge von Normen und Konventionen des Denkens und Sprechens darstellen, die die Menschen in ihrer Sozialisation verinnerlicht haben. Wie soll denn eine solche Abstraktion oder eine Konvention selbst tätig werden oder gar „Beziehungen bestimmen“ (s.o.)? Hier scheint die alte idealistische Sprachauffassung durch, nach der die Sprache sozusagen ein Eigenleben führe, selbst Wirklichkeit und Wirklichkeitsbezüge determinieren könne.9 Meiner Ansicht nach sprechen die Menschen immer noch selbst, denken selbst und delegieren das nicht an irgendwelche metaphysischen Gestalten, die auch noch nichts anderes als ihre eigenen Geisteserfindungen darstellen.
Noch schlimmer aber ist, daß die ‚gedanklichen Verläufe‘ (ich übersetze schon) an die Psycholinguistik delegiert werden. Was ist denn das schon wieder, die Psycholinguistik? Hier liegt zwar auch eine Personifizierung eines gedanklichen Abstraktums „Psycholinguistik“ vor, was nur zeigt, daß sich der Idealismus sogar in der Wortwahl entlarvt. Aber selbst wenn man solches als kleinen rhetorischen Trick akzeptieren könnte – ich spreche ja auch vom Gegenstand der Sprachwissenschaft, was eigentlich etwas unpräzise ist – dann läßt doch staunen, daß Brinker von einer Sprachwissenschaft ausgeht, die offenbar für ihn aus einer Reihe von Bindestrichdisziplinen besteht, die jede für sich ihr Feld beackern und einander allenfalls als Hilfswissenschaften dienen können: die Psycholinguistik der Textlinguistik, der wiederum die Soziolinguistik und die Kommunikationswissenschaft, der wiederum die Pragmalinguistik und umgekehrt. Hier haben wir ein schönes Beispiel für die Zerstückelung heutiger Wissenschaften in Unterdisziplinen, die die Wissenschaft so weit ad absurdum führt, daß sie eines lieben Tages nur noch in der Lage ist, alles über nichts auszusagen!
Brinkers Ausführung verweist auf ein allgemeines Dilemma (nicht nur) der Sprachwissenschaft(lerlnnen), auf das ich eingehen muß, damit wir wenigstens in Ansätzen zu einem vernünftigen Umgang mit Texten vordringen können. Worin dieses Dilemma besteht, habe ich bereits angedeutet. Nämlich nicht allein im mangelnden Praxisbezug, so grundlegend zerstörerisch dieser auch für alle Wissenschaft sein mag. Sondern auch in den Disparatheiten der Disziplinen selbst, die ihren Gegenstand unter den verschiedenen Gesichtswinkeln betrachten, ihn aber damit nicht als ganzen in den Griff – den geistigen (Be-)Griff natürlich – bekommen, sondern immer wieder nur „Aspekte“ des Gegenstandes. Doch was sagt mir ein Blick auf die Treppe der Freiheitsstatue über die Freiheitsstatue und die damit in Verbindung stehende Ideologie? Eben nichts! Der Blick allein auf die Treppe sagt mir nur (wenig) über die Treppe. Aber, um im Bilde zu bleiben, wenn ich die Treppe im Gesamtzusammenhang z.B. der Gesamtarchitektur der Freiheitsstatue betrachte, dann trägt dies durchaus dazu bei, das Gesamtprojekt zu begreifen. So sagt mir ein Blick auf die Form eines Textes auch nur etwas über die Form des Textes, nichts über den Text als ganzen, der ja eine Einheit aus Inhalt und Form darstellt, der eine Entstehungsgeschichte hat, Wissen voraussetzt, gedankliche Verarbeitung dieses Wissens ist, der eine Absicht verfolgt und dessen Verfasserin auf Wirkungen aus ist etc. etc. Die Wirkung eines Textes aber kann ich z.B. nur ermitteln, wenn ich mir vor Augen führe, an welche Menschen sich der Text richtet, welcher Mittel er sich dabei bedient, was die Menschen, an die er sich richtet, bereits wissen, wie stabil oder instabil dieses Wissen aus welchen Gründen ist usw. usw. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit deute ich hier nur an, welche Fragen eine Textlinguistik beachten müßte, um praktisch werden zu können.10 Vollständig, aber noch sehr abstrakt, könnte ich auch sagen: Textanalyse muß die soziale Praxis eines Textes im Auge haben. Diese Abstraktion muß im folgenden konkretisiert werden.
1.6. Tätigkeits- und Sprechtätigkeitstheorie als Grundlage auch der Texttheorie und Textanalyse
Da Textanalyse Teil der Sprachwissenschaft ist, muß ich von ihr als ganzer ausgehen, wenn ich verstehen will, was Textanalyse ist und wie sie vorgehen muß und zu welchem Zweck sie das tun kann.
Ich werde dies anhand eines Modells (siehe Abbildung) versuchen, das in den Grundzügen auf der Tätigkeits- bzw. Sprechtätigkeitstheorie von Vater und Sohn Leontjew basiert, die wiederum auf der von L.S. Wygotzki begründeten „Kulturhistorischen Schule“ basieren.
Es ist davon auszugehen, daß Menschen soziale Wesen sind, die miteinander kooperieren und kommunizieren. Insofern ist das Modell ein sehr vereinfachtes, auf die Kommunikation und die Kooperation von zwei Menschen reduziertes Bild, das keinerlei Anspruch erhebt, Wirklichkeit im Modell abzubilden, sondern nur eine mnemotechnische Hilfe darstellt. Es skizziert, wie Menschen Tätigkeiten (und deren Ergebnisse) austauschen.
Betrachten wir zunächst die Tätigkeit(en) (Rechte Seite des Schaubilds. Hier können wir uns zudem auf den oberen Teil konzentrieren, weil das untere Viertel damit identisch ist, halt für den zweiten Menschen gilt.) Vor aller Tätigkeit hat der Mensch ein Motiv, sich zu betätigen. Dieses wird durch ein bestimmtes Bedürfnis hervorgerufen, etwa Wärme und Schutz vor der Witterung etc. zu erlangen. Um das Bedürfnis zu befriedigen, muß der Mensch sich ein bestimmtes Ziel setzen, etwa ein Haus zu bauen. Um das tun zu können, bedarf es eines Planes, den der Mensch auf der Grundlage bereits erworbenen Wissens und weiteren eigenen Nachdenkens entwirft. Um den Plan in die Tat umzusetzen, zu vergegenständlichen, beschafft sich der Mensch die erforderlichen Werkzeuge, Rohstoffe etc. und wirkt mit den Werkzeugen planmäßig auf die Rohstoffe solange ein, bis das Haus steht (Objekte, gesellschaftliche Gegebenheiten). Das Ziel der Tätigkeit ist erreicht. Die Vergegenständlichung des ehedem immateriellen Plans ist zum Abschluß gekommen. Die Tätigkeit selbst, also der gesamte Arbeitsprozeß, läßt sich nun noch in eine Fülle unterschiedlicher Handlungen zergliedern: Holz schlagen, Holz zersägen, Steine brechen, sie transportieren, eine Grube ausheben usw. usw. Diese Handlungen könnten auch anderen Tätigkeiten zugeordnet werden, z.B. Holzschlagen zur Brennholzbeschaffung, eine Grube graben, um Müll zu beseitigen oder einen Toten zu bestatten usw. Im Falle des Hausbaus sind aber diese Handlungen nach Maßgabe eines bestimmten Planes zu einer Handlungskette zusammengebunden, die insgesamt die Tätigkeit ausmacht.
Die einzelnen Handlungen wiederum sind teilweise routinisiert bzw. bestehen aus routinisiertem Tun (Operationen), die auch in bestimmten Gegenständen {Werkzeugen) manifest geworden sind (die Säge ist ein Werkzeug zum Sägen). So läßt sich in aller Knappheit Tätigkeit fassen.
Entsprechendes gilt auch für primär ideelle bzw. geistige Tätigkeiten, nur daß das Bedürfnis, das Motiv, die Werkzeuge und das zu erarbeitende Objekt (Ziel) in der Regel immateriell sind11, geistig (auch wenn sie sich bestimmter materieller Träger bedienen: bestimmt geformter Schallwellen, Kreidezeichen, Kerben, Stäbchen, Stein, Silber(geld) usw., auf deren bestimmte Form sich die Menschen i.R. „geeinigt“ haben, die also konventionalisiert sind).
Die Werkzeuge, die die Menschen beim Sprechen benutzen, sind die Wörter bzw. Bedeutungen inklusive Wissen über die konventionalisierte Zuordnung der Wörter zu bestimmten äußeren Formen (Lauten etc.) und über die Satzformen inkl. Wissen über die konventionalisierte Zuordnung von Wörtern zu Satzstrukturen und über die konventionalisierte Zuordnung von bestimmten Gedankenelementen zu Sätzen nach Maßgabe bestimmter Situationsbezüge usw. usw., sowie Wissen über die Konventionen der Zusammenfügung von Sätzen zu Texten und der Möglichkeiten der Zuordnung von Gedanken zu Gedankenkomplexen, die dann als Ergebnis, als Resultat eines immateriellen Arbeits- bzw. Tätigkeitsprozesses aufzufassen sind und in Gestalt z.B. von Texten fixiert sein können.-
Zu erwähnen ist auch noch, daß Arbeit, ob primär praktisch oder geistig, immer auch davon begleitet ist, daß sich der Mensch etwas Neues aneignet, daß demnach durch Arbeit gelernt wird, was zu einer Erweiterung des Bewußtseins- bzw. Wissenshorizonts führt.
Zu beachten ist, daß das Schaubild suggerieren könnte, daß hier Gesellschaft im Urzustand gemeint sein könnte, weil es den prinzipiellen Unterschied zwischen tierischem Verhalten und menschlicher Tätigkeit hervorkehrt. Deshalb ist zu ergänzen, daß von Texten und von Textwirkungen erst gesprochen werden kann, wenn sich gesellschaftliche Entwicklung über einen längeren Zeitraum hinweg bereits zugetragen hat. Texte sind, und darauf komme ich später zurück, insofern niemals etwas nur Individuelles, sondern immer auch sozial. Anders ausgedrückt: Sie sind Fragmente eines (überindividuellen) Diskurses.
Damit ist auf der Grundlage der Tätigkeitstheorie eine begriffliche Fassung dessen, was ein Text ist, bereits angedeutet. Klar geworden ist zudem, daß die Arbeitsresultate auch für andere zur Verfügung gestellt werden, „kommuniziert“, mitgeteilt werden unter Zuhilfenahme konventionalisierter sprachlicher Zeichen etc. oder auch als Gegenstände getauscht werden können (linke Seite des Schaubilds). Hier zeigt sich im übrigen auch, daß die Darstellung der Tätigkeitstheorie ein Schaubild wie das hier vorglegte, eigentlich völlig überfordert, da es eine strikte Trennung der Tätigkeiten von Arbeit und Kommunikation bzw. von (sprachlichen) Diskurs und (materieller) Arbeit/Praxis suggerieren könnte. Auch die Ergebnisse primär praktischer Tätigkeit sind meist zugleich für andere da und von anderen i.a. in ihrer Bedeutung erkennbar.12 Zu vergessen ist nicht, und hierbei wäre das Schaubild aber ebenfalls überfordert, daß der Arbeitsprozeß i.d.R. arbeitsteilig und kooperativ zustandekommt oder doch Zustandekommen kann und sich tradierter Werkzeuge, Verfahren und Erfahrungen und tradierten Wissens bedient. Das Haus wird von mehreren Menschen arbeitsteilig gebaut, ein Text käme niemals zustande, wenn sich der einsame Denker nicht auf ihm mitgeteilte Gedanken anderer Menschen in Gegenwart und Vergangenheit beziehen könnte. Eine Diskussion, ein Round Table, ein Seminar, ein Gespräch am Küchentisch kann zudem sehr direkt als arbeitsteilig zustande kommender Text/Gedankenkomplex aufgefaßt werden. Für die hier verfolgten Zwecke ist es nicht erforderlich, auf die vielen damit verbundenen Probleme im einzelnen einzugehen, auf Hierarchien und Enteignungen, auf Herrschaft und Lernprivilegien. In Verbindung mit einer vertieften Erfassung der Tätigkeitstheorie wären sie aber auf jeden Fall zu beachten.13 In erster Linie z.B. die Tatsache, daß die Produkte menschlicher Tätigkeit in Gesellschaften, die sich auf kapitalistische Weise reproduzieren, i.d.R. Warencharakter haben. Diese Tatsache ist keine bloße Begleiterscheinung von Produkten primär geistiger oder praktischer Art, sondern prägt sie durch und durch. An dieser Stelle geht es aber zunächst einmal nur um die Erarbeitung einer Bestimmung dessen, was ein Text ist, also um einen Textbegriff, der wichtiger Bestandteil einer Diskurstheorie ist, die allerdings ihrerseits den Bezug zu den gesellschaftlichen Bedingungen einer bestimmten Formation nicht außer acht lassen darf. Im folgenden versuche ich eine knappe Begriffs-Bestimmung von Text.
1.7. Textdefinition oder: Was ist ein Text? Wie kommt er zustande und was ist zu tun, wenn man ihn verstehen (analysieren) will?
Auf dem Hintergrund der bisherigen Überlegungen läßt sich nun sagen: ein Text ist
In dieser Textdefinition sind alle wesentlichen Bestimmungen der Leontjewschen Sprechtätigkeitstheorie enthalten. Sie enthält alle wichtigen Momente sonstiger Textdefinitionen, geht aber insofern über sie hinaus, als sie den Tätigkeitsaspekt (unter spezifischen gesellschaftlichen Bedingungen) systematisch in sich aufgenommen hat.- Alle genannten Elemente müssen bei der Textanalyse nach Möglichkeit berücksichtigt werden.
Einen Text zu analysieren, zum Zwecke, ihn zu verstehen, seine Wirkung und die damit verbundenen mehr oder minder eigennützigen Interessen einschätzen zu können, ihn als Bestandteil eines gesellschaftlichen und historisch verankerten Gesamt-Diskurses begreifen zu können, eines Diskurses, der selbst Korrelat seines gesamtgesellschaftlichen Hintergrundes ist, erfordert es, ihn als ganzen in diesem vorerst noch grob skizzierten Zusammenhang zu sehen.
Erst dann wird Textanalyse zur Diskursanalyse. Sprachliche Formanalyse (= traditionelle Textanalyse) erweist sich als ihr notwendiger Bestandteil, der, für sich allein betrachtet, kaum mehr als spekulative intellektuelle Spielerei ist.
1.8. Der Begriff des Diskurses
Mit dieser Textbestimmung habe ich mich nun einer Theorie angenähert, die – noch wenig verbreitet – als Diskurstheorie von sich reden gemacht hat und die sich hinsichtlich der hier interessierenden Analyse politischer Texte in der Bundesrepublik insbesondere mit den Namen Utz Maas und Jürgen Link verbindet. Im folgenden möchte ich wenigstens die Grundgedanken dieser Ansätze zu einer Diskurstheorie darstellen und miteinander vergleichen.15
In seinem Buch „Als der Geist der Gemeinschaft eine Sprache fand. Sprache im Nationalsozialismus“, Opladen 1984, hat der Osnabrücker Sprachwissenschaftler Utz Maas eine Diskurstheorie vorgestellt und in Gestalt einer Reihe von Diskursanalysen anzuwenden versucht. Sein Grundgedanke, mit dem er sich von der reinen Formanalyse von Texten abwendet bzw. diese als unzureichend einstuft, ist der folgende:
„Eine strikt formale Analyse betrachtet den Text immanent. Damit wird sie dem Charakter … (z.B., S.J.) politischer Äußerungen nicht gerecht, die ja nicht spontan erfolgen: nicht nur daß ihre professionelle Vorbereitung ein anderes Bezugssystem aufspannt als das der unmittelbaren Redesituation, auch ihre Rezeption ist anders. Sie werden als Exemplare eines bestimmten politischen Diskurses konzipiert und verstanden, dessen Topoi sie variieren, auf dessen andere Realisierungen sie implizit verweisen; d.h. ein solcher Text ist Ausdruck, bzw. Teil einer bestimmten gesellschaftlichen Praxis, die bereits eine bestimmte Menge von möglichen Texten definiert, die die gleiche Praxis ausdrücken bzw. als Repräsentanten der gleichen Praxis akzeptiert werden können.
In diesem Rahmen wird die Textanalyse zur Diskursanalyse, wobei Diskurs für eine sprachliche Formation als Korrelat zu einer ihrerseits sozialgeschichtlich zu definierenden gesellschaftlichen Praxis steht.“ (ebd. S. 18) Und weiter: „In einer Diskursanalyse werden die `Regeln` gefaßt, die einen bestimmten Diskurs konstituieren, die in diesem Fall den Text zu einem faschistischen machen.“ (ebd. S. 18 f.)
Maas will „eine intensionale Bestimmung“ und fragt: „Was macht die untersuchten Texte zu faschistischen oder doch zu spezifischen Reaktionen auf den Faschismus?“
Maas geht es bei seinem Ansatz also nicht darum, beabsichtigte oder gar tatsächliche Wirkungen eines Textes zu bestimmen, sondern er sieht in Texten den Ausdruck bestimmter zeitgeschichtlicher Denkweisen, die mittels der Analyse herauszufiltern, zu rekonstruieren seien. Die Analyse soll also ermitteln, wie sich in den Texten einer Zeit der „Geist dieser Zeit“ geltend macht, z.B. in Gestalt der Bereitschaft vieler Deutscher zum Mitläufertum. Solchen „Geist“ meint Maas selbst in oppositionellen Texten aufspüren zu können. Damit wird bei Maas Diskursanalyse zum Hilfsmittel historischer Rekonstruktion sozialpsychologischer Zeitphänomene, eine Vorgehensweise, die er zudem damit begründet, daß historische Zeit sich nur noch in solchen Texten fassen lasse, denn die direkte sozialpsychologische Erhebung in der Bevölkerung etc. sei ja nicht mehr möglich. Diese Art von Diskursanalyse stellt einen wichtigen Beitrag der Sprachwissenschaft zur Geschichtsforschung dar.Der Bochumer Sprach- und Literaturwissenschaftler Jürgen Link verfolgt mit seiner Diskurstheorie und seinen Diskursanalysen, von denen die die gegenwärtigen Medien und politischen Diskurse betreffenden vor allem in der von Ulla Link-Heer und ihm herausgegebenen Zeitschrift kultuRRevolution (seit 1982) abgedruckt sind, sehr davon unterschiedene Ziele.16 Ihm geht es um die Analyse aktueller Diskurse und ihrer Macht, um das Sichtbarmachen ihrer (sprachlichen und graphischen) Wirkungsmittel, insgesamt also um die Funktion von Diskursen als herrschaftslegitimierenden Techniken in der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft (und um die Entwicklung von Gegen-Diskursen).17 Damit markiert er seinen Unterschied zu Jürgen Habermas‘ Diskursbegriff (Habermas 1971, 1988), der Diskurs als eine möglichst herrschaftsfreie, rational argumentierende, öffentliche Debatte über bestimmte Gegenstände faßt, also einen rationalen und machtneutralen Diskursbegriff propagiert.18
Die knappeste Definition von Diskurs bei Link, der sich – bei gewissen Modifikationen – an Michel Foucault orientiert, lautet: „wir verstehen darunter institutionalisierte, geregelte redeweisen, insofern sie an Handlungen gekoppelt sind und also machtwirkungen ausüben.“ (kRR 11, Feb. 1986, S.71). An anderer Stelle schreibt er: Diskurs ist „eine institutionell verfestigte Redeweise, insofern eine solche Redeweise schon Handeln bestimmt und verfestigt und also auch schon Macht ausübt. “ (Link 1983, S. 60)
Damit ist gesagt, daß Diskurse für Link nicht so sehr als Ausdruck gesellschaftlicher Praxis von Interesse sind, wie dies bei Utz Maas zu beobachten war, sondern weil sie bestimmten Zwecken dienen: Machtwirkungen auszuüben. Dies tun sie, dies ‚passiert‘, nach Link, weil sie institutionalisiert und geregelt sind, weil sie an Handlungen angekoppelt sind. Dies trifft z.B. zu für Reden eines Ministers zur Ausländerpolitik, die in den Medien verbreitet werden und die den Zweck verfolgen, die Ausländerpolitik zu verschärfen bzw. den Umgang mit Ausländern genau zu regeln und andere Formen des Umgangs mit ihnen auszuschließen. So könnte man z.B. auch von der Macht des Diskurses der Psychoanalyse, der Naturwissenschaften, der Sprachwissenschaften etc. sprechen. In diesem Zusammenhang spricht Link dann auch von Diskurstaktik. Gegen die Diskurse können Gegen-Diskurse gestellt werden, ja, herrschende Diskurse können einander auch bekämpfen. Ein Beispiel wäre der Gegen-Diskurs der Kognitiven Psychologie gegen die Psychoanalyse o.ä.
Link erläutert seinen Begriff von Diskurs im einzelnen anhand des folgenden Schemas (s. Abbildung)
Dazu schreibt er:
„der ‚halbe kuchen‘ unten soll in seinen einzelnen fächern die spezialdiskurse … moderner industrialistischer kulturen zeigen. dabei sind drei große teilbereiche unterschieden: (1) naturwissenschaftliche, (2) humanwissenschaftliche und (3) ‚interdiskursiv dominierte spezialdiskurse‘. als beispiele für die dritte kategorie sind theologie und philosophie angegeben: beide besitzen in der tat keine speziellen empirischen gegenstände als korrelat ihres wissens, sondern beschäftigen sich speziell mit integration und totalisierungen der diskurse. man kann grob sagen, daß der anteil interdiskursiver vorgaben bei den humanwissenschaften geringer als bei der theologie, philosophie usw., aber stärker als bei den naturwissenschaften ist. …
aus den verschiedensten spezialdiskursen sammelt sich nun in den redeformen mit totalisierendem und integrierendem charakter (z.b. journalismus, z.b. populärwissenschaft und populärphilosophie …) ein stark selektives kulturelles allgemeinwissen, dessen gesamtheit hier interdiskurs genannt wird. der interdiskurs ist nicht wie die spezialdiskurse explizit geregelt und systematisiert, ihm werden keine definitionen abgefordert, keine widerspruchsfreiheit usw. bildlich haben wir den interdiskurs als ‚fluktuierendes gewimmel‘ zu kennzeichnen gesucht.“ (Link 1986 S. 5 f.)
Der Interdiskurs wird nun nach Link von einem synchronen System kollektiver Symbole zusammengehalten (Sysykoll), deren wichtigste Verkettungsregeln Katachresen (Bildbrüche) sind. In dem folgenden kurzen Text wird deutlich, wie das Autosymbol im Sysykoll funktioniert:
„Die Einradbremse. Der dahineilende Wagen der deutschen Hochkonjunktur wurde nur auf einem Rad, nämlich dem monetären, gebremst. So kann man leicht ins Schleudern kommen. Die übrigen Räder laufen ungehemmt weiter: die öffentlichen Ausgaben, die Ausfuhren und die Löhne.“ (Walter Slotosch, SZ, 18.8.73, zit. nachh Link 1982, S. 10)
Durch Bildbrüche können die verschiedenen Systeme kollektiver Symbole miteinander gekoppelt werden, so daß sich solche Systeme kollektiver Symbole wie ein Netz über die Diskurse ziehen. Jürgen Link spricht von Katachresen-Mäandern, die wie ein mäanderndes Band durch einen Text ‚wandern‘ können, und bringt dafür das folgende Beispiel:
„Die Einsicht bei den Politikern wächst, daß der Zustrom von Ausländern. die in der Bundesrepublik um politisches Asyl nachsuchen …, eingedämmt werden muß. … Aber diejenigen, die dem Bestreben gefolgt seien, besser zu leben als daheim, und wäre es nur durch das Ruhen im hiesigen ’sozialen Netz‘, müßten zurückgeschickt werden. … SPD und FDP haben CDU-Politiker hart getadelt, die das Stichwort ‚Sammellager‘ aufgebracht haben: Wenn aber das Asylverfahren örtlich um die Flughäfen herum lokalisiert werden soll, kann das Wort vom ‚Lager’… nicht tabuiert werden.“ (zit. nach Link 1988, S. 49)
Hier werden mehrere Symbole: Flut, soziales Netz, Sammellager durch Katachresen verkettet. Quintessenz nach Link: „die sog. ‚Asylanten‚… werden als gefährliche ‚Flut‘ symbolisch kodiert, gegen die ‚Deiche‘ aus abschreckenden ‚Lagern‘ errichtet werden sollen…“ (ebd.) Link führt zur Funktion der (Synchronen Systeme von) Kollektivsymbole(n) im einzelnen aus:
„das sysykoll ist … der kitt19 der gesellschaft, es suggeriert eine imaginäre gesellschaftliche und subjektive totalität für die phanatasie. während wir in der realen gesellschaft und bei unserem realen subjekt nur sehr beschränkten durchblick haben, fühlen wir uns dank der symbolischen sinnbildungsgitter in unserer kultur stets zuhause. wir wissen nichts über krebs, aber wir verstehen sofort, inwiefern der terror krebs der gesellschaft ist…“ (Link 1982, S. 11)
Und Link fragt:
„wie also hängen sysykoll und kultur zusammen? das sysykoll ist insofern ein tragendes element der kultur, als es ein tragendes element des interdiskurses ist.“ (ebd.)
In den verschiedenen Spezial-Diskursen (z.B. der Wissenschaft) gibt es nun eine Menge übereinstimmender diskursiver Elemente, Segmente, Parzellen, Teilstrukturen, z.B. insbesondere das Kollektivsymbol. Link nennt die Gesamtheit solcher interdiskursiven Elemente Interdiskurs und führt weiter aus:
„der eindruck kultureller einheit (daß es z.B. ähnlichkeiten zwischen dem sportlichen und dem politischen ’stil‘ einer gesellschaft gibt) ist u.a. ein effekt des interdiskurses.“(ebd.)20
Die damit beschriebene „Macht der Diskurse“ ist nach Link zwar sehr groß, aber keineswegs der alleinige Machtfaktor innerhalb einer Gesellschaft. Link weist auf den „partiellen Charakter“ ihres diesbezüglichen Beitrags hin und schreibt:
„Sicherlich sind ökonomische, im engeren Sinne politische und besonders militärische Faktoren bei der Etablierung und Aufrechterhaltung (z.B., S.J.) totalitärer Formen der Herrschaft mindestens genauso wichtig und häufig wichtiger als diskursive, symbolisch-kulturelle.“ Und er schränkt ein: „Aber treiben wir die Bescheidenheit auch wieder nicht zu weit: Nahezu alle Totalitarismustheorien wie auch die meisten historischen Beschreibungen betonen das emminente Gewicht kultureller Faktoren, die häufig etwas hilflos als ‚psychologisch‘ oder ’sozialpsychologisch‘ gekennzeichnet werden.“ (Link 1988, S. 47)
In unseren eigenen Untersuchungen21 haben wir diesen Aspekt der „anderen Faktoren“ etwas stärker zu betonen versucht. Ausgangspunkt war für uns die Beschäftigung mit einem Spezialdiskurs, nämlich der Presse bzw. Texten aus dem heutigen rechtsextremen Lager. Wir stellten fest, daß diese Texte eine Wirkung(sabsicht) haben und sich an alle Gruppen der Bevölkerung richten. Gleichwohl handelt es sich bei diesen Texten nicht um Bestandteile des (vor-)herrschenden (hegemonialen) Diskurses, sondern um Texte einer ganz bestimmten politischen Richtung, die sich allerdings den herrschenden (Inter-)Diskurs zunutze machen und sich auf diesen beziehen kann. Der Interdiskurs (und seine Macht) ist u.E. aber nicht wirklich zu begreifen, wenn man ihn nicht auf seinem sozialgeschichtlichen und sozioökonomischen Hintergrund sieht, also dem Hintergrund heute real existierender bürgerlicher Gesellschaft. Wir können diesen Diskurs auch als neokonservativ geprägt und durchdrungen bezeichnen, ohne zu vernachlässigen, daß es dazu oppositionelle, also Gegen-Diskurse gibt: bei Teilen der Grünen, Teilen der Sozialdemokratie – und bei den Rechtsextremisten von der anderen Seite her. Der neokonservative Spezialdiskurs, den man auch als Diskurs der herrschenden Elite bezeichnen könnte22, bemüht sich darum, die herrschende neokonservative politische Praxis, die letztlich die herrschende Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung verteidigt, zu legitimieren und im Bewußtsein der Bevölkerung als einzig vernünftige zu verankern. Der rechtsextreme Gegendiskurs heute bezieht sich so durch die Kritik am Diskurs der herrschenden Eliten (insbesondere des des Neo-Konservatismus) hindurch auf die auch ihm zugrundeliegende sozialgeschichtliche Situation der Gegenwart. Er tut dies mit Inhalten und Ideologemen, die dem heutigen Rechtsextremismus eigentümlich sind, wobei er den Interdiskurs (Alltagsdiskurs) durchaus ausnutzt, z.B. indem er an die in der Bevölkerung durchgesetzte Ausländerfeindlichkeit anknüpft und sie extrem rassistisch unterfüttert. Er nutzt den Interdiskurs weiterhin derart, daß er, wieder am Beispiel der Ausländerfeindlichkeit, weitere rechtsextreme Ideologeme damit verkoppelt und im Bewußtsein dafür anfälliger Leute zu verankern versucht.
Insofern halten wir es für erforderlich, nicht nur die (wirkliche oder beabsichtigte) Wirkung von Diskursen zu untersuchen, sondern zugleich auch herauszufinden, woraus sich der entsprechende Diskurs speist, wie sich also, mit Maas zu sprechen, der sozialgeschichtliche Hintergrund, also die wirklichen gesellschaftlichen Verhältnisse, in den Diskursen (wie verzerrt auch immer) niederschlagen. Das erscheint uns deshalb sinnvoll, weil wir so die Möglichkeit haben, die in den Diskursen transportierten Ideologien nicht nur als Ausgeburten von irgendwelchen Verrückten darzustellen, sondern in ihrer Vermitteltheit zu den tatsächlich herrschenden gesellschaftlichen Verhältnissen und den dadurch zugewiesenen unterschiedlichen Lebenspraxen der Menschen zu begreifen.
Möglicherweise gelingt es so, das Problem, ob die Diskurstheorie das Subjekt leugne, (vgl. Link 1986, S. 6f.), etwa weil (mit Foucault) der Diskurs gegenüber den Subjekten sich selbständig und sozusagen relativ unabhängig von ihnen durch die Geschichte voranwälze, genauer zu beachten. Link leugnet zu Recht, daß »es für empirische Subjekte einen subjektivitätsraum gänzlich außerhalb jeglicher diskurse geben kann.« (Link 1986, S. 6) Und er erklärt den (relativen) Erfolg von Massenbewegungen wie der Studentenrevolution von 1968 (entsprechendes würde auch für die „Wende“ in der DDR gelten) dadurch, daß „hegemoniale Diskurse, die das entsprechende terrain ‚halten‘ sollten, völlig ‚überaltert‘ gewesen waren, und daß die neuen diskurse dann als effekt eine neue Subjektivität produzieren.“ (ebd. S. 7)
Aber was heißt „überaltert“? In Bezug worauf ist ein Diskurs überaltert? Hier kann es sich doch nur um die tatsächlichen gesellschaftlichen Verhältnisse in all ihrer Differenziertheit und (zumindest) deren partielle Rezeption durch die Menschen handeln. Und woher sollen die neuen Diskurse kommen, wenn nicht (zumindest partiell) durch die Subjekte hindurch, wie auch immer eingebunden sie in die Diskurse sein mögen. Menschen reagieren eben massenhaft (wenn auch je nach spezifischer Lebenspraxis unterschiedlich) z.B. auf gesellschaftlich-ökonomische Krisen, die sie betreffen. Von daher gesehen ist es m.E. wichtig, die „Lücken“, die die „Macht der Diskurse“ den Menschen lassen, aufzuspüren, und dies scheint mir möglich, indem wir die speziellen Lebenspraxen der Menschen in dieser Gesellschaft berücksichtigen, wozu auch die Tätigkeitstheorie (die ja auch Persönlichkeitstheorie ist) einen Beitrag leisten kann. Denn sie versucht ja zu klären, wie Wissen in die Köpfe der Menschen hineinkommt, nämlich durch Tätigkeit, die allerdings niemals voraussetzungslos ist, sondern immer auf einem soziohistorischen Horizont stattfindet. Sie ist weitestgehend sozial, aber immer auch partiell subjektiv.23
Diese Überlegungen sind von uns bisher noch keineswegs zu Ende gebracht. Wir halten sie darüber hinaus auch nicht für eine mechanische Verschmelzung irgendwelcher bereits vorliegender Theorien; klar ist aber, daß wir diesen Ansätzen eine Menge zu verdanken haben. Wir meinen, daß die Konzentration auf den besonderen Gegenstand „rechtsextreme Texte“ bei uns gewisse Denkanstöße zur Folge hatte, die weiter abgerundet werden sollten. Gegenüber Maas liegt bei uns ein anderes Erkenntnisinteresse vor, gegenüber Link erscheint uns eine stärkere Beachtung der tatsächlich gegebenen konkreten gesellschaftlichen und subjektiven Vermitteltheit der Diskurse von Vorteil.24
Das wirkt sich auch auf die von uns angewandte Analysemethode aus, weniger auf das Instrumentarium der Formanalyse, das wir, hier Maas folgend, behutsam und gezielt auswählend, jeder guten Stilistik etc. entnehmen können. Im folgenden, bei der Darstellung einer groben Anleitung zur Textanalyse als Diskursanalyse, gehen solche Überlegungen mit ein, insbesondere wenn es um die Erfassung gesellschaftlicher Hintergrundzusammenhänge geht, aber auch um Probleme der Analyse von „Kollektivsymbolen“, bei Vorschlägen zur Beachtung der „Fährenfunktion“ solcher Kollektivsymbole usw. (zu diesen Begriffen s. weiter unten), sowie bei der Frage der Beachtung sozial differenzierter Auftreffsbedingungen der Texte und ihrer Wirkungsmittel usw.
2. Anleitung zur Textanalyse als Diskursanalyse
2.1. Das Verfahren der Text- und Diskursanalyse
2.1.1. Vorbemerkung
Der folgende Entwurf einer Anleitung zur Diskursanalyse kann nur erste Hilfestellung geben. Er stellt kein „Rezept“ dar oder eine „Methode“, der jeder Text schlicht unterworfen werden könnte, sondern er ist als Einstiegshilfe für konkrete Analysen gedacht. Hier sind besonders bestimmte Erfahrungen konzentriert, die wir bei vorangegangenen Text-/Diskursanalysen gesammelt haben. Andere Textsorten, insbesondere auch mündlich produzierte Texte, verlangen bestimmte Modifikationen des Verfahrens; und nicht alle Fragen, wie wir sie im folgenden formulieren, lassen sich durch jeden Text „beantworten“. Es ist daher ratsam, den jeweiligen Text zusätzlich daraufhin zu befragen, welche Besonderheiten, die vielleicht durch den folgenden Vorschlag nicht abgedeckt sind, in ihm enthalten sind.25
2.1.2. Analyseschritte einer praktischen Textanalyse als Diskursanalyse
□ Analyse der Makrostruktur des Textes
□ Analyse des sprachlichen Kontextes
□ Der nichtsprachliche Kontext des Artikels
□ Sprachliche Mikro-Analyse des Textes
□ Zusammenfassende Textinterpretation oder Diskursanalyse
Die bisherigen Arbeiten sind ausnahmslos Vorarbeiten für die nun erfolgende eigentliche Diskursanalyse. Das heißt, alle festgestellten Fakten, die sozialen und die sprachlichen Besonderheiten müssen im Zusammenhang interpretiert werden. Dabei könnte man etwa die folgenden Fragen beantworten und im Detail zu begründen versuchen:
Achtung! Das hier ist keine Gliederung, die man so einfach übernehmen sollte. Es handelt sich um bestimmte Fragen, die an das Material herangetragen werden und beantwortet werden sollen. Hier sind natürlich je nach Text etc. manche weiteren Fragen möglich.
Die im zweiten Teil dieser Broschüre dargestellte Musteranalyse macht deutlich, daß die Interpretation eines Textes bzw. Diskursfragmentes ganz anders gegliedert sein kann und muß, als die voranstehenden Fragen angeordnet sind. So steht dort die Schilderung des gesellschaftlichen Kontextes an erster Stelle. Klar ist, daß ich, um diesen darstellen zu können, erst wissen muß, wovon der Text handelt, wo er erschienen ist etc. Eine Interpretation wäre aber schlecht lesbar und im besten Falle langweilig, wenn ich mit der Inhaltsangabe oder der Gliederung eines Textes oder einer Beschreibung der Kollektivsymbole beginnen würde.
Zu beachten ist auch: Dieses Verfahren ist zwar in erster Linie empirisch und um weitestgehende Objektivierung bemüht. Es handelt sich jedoch zugleich um ein interpretatives Verfahren. Es beansprucht aber keines wegs, z.B. auch auf literarische Texte übertragbar zu sein. Literatur ist zwar auch ideologisch, aber im Unterschied zu politischen Texten ist Literatur fiktional. Literarische Texte stellen also einen anderen Gegenstand dar als diejenigen, die nach dem hier vorgelegten Verfahren untersucht werden können.
2.2. Darstellungsprobleme
Wollte man nun nach dieser Vorarbeit einen Artikel, eine Hausarbeit etc. über die Analyse eines Textes schreiben, begänne also jetzt der eigentlich „ästhetische“ Teil, die Darstellung, der man die vorangegangenen Mühen der Ebene nicht ansehen sollte. Hier kann man nun auch Witz, Geist und Ironie (oder auch Polemik?) versprühen, um den Leser zu fesseln und zu überzeugen.
2.3. Der praktische Nutzen von Text- und Diskursanalyse?
Wir erhalten zum einen Aufschluß über die Ideologie einer bestimmten politischen Organisation, Partei, Gruppe und haben ihre Wirkungsabsichten und -mittel entdeckt. Das ist die Grundlage für aufklärende Publizistik und die Grundlage für die Entwicklung von Gegenstrategien (Gegendiskursen). Diese allein stellen noch keine globale und wirkungsvolle Strategie gegen z.B. undemokratische und reaktionäre Strömungen und gegen Vorurteile in der Bevölkerung dar. Hinzuzukommen hätten sozialpolitische Maßnahmen, die dazu beitragen, die Lebenspraxen der Menschen so zu verändern, daß die Menschen gegen die falschen Problemlösungsversprechen z.B. rechtsextremer Propaganda immunisiert würden.30
Nun ließe sich natürlich fragen, ob den in den Texten nachgewiesenen beabsichtigten Wirkungen auch tatsächliche Wirkungen z.B. rechtsextremer Erklärungs- und Orientierungsmuster entsprechen und es könnte gefordert werden, man müsse ja zunächst einmal herauszufinden, bei wem, unter welchen Bedingungen etc. diese warum wirksam werden können. Nun lassen die erkannten Wirkungsabsichten und Wirkungsmittel zum einen aber bereits erkennen, welche Gruppen der Bevölkerung von wem womit angezielt werden, so daß die Text- und Diskursanalysen auch dazu wertvolle Hinweise geben können. Wichtiger ist aber zum anderen, auf der Grundlage der Diskurstheorie, davon auszugehen, daß Diskurse und Diskursfragmente auch immer sozial sind und nicht nur subjektive Besonderheiten darstellen. Zu fragen wäre also, ob es z.B. rechtsextremen Propagandisten und ihren diskursiven Bemühungen gelingt, auf den Interdiskurs einzuwirken, durch den die Bevölkerung, sicherlich sozial differenziert, aber dennoch massenhaft in ihrem Denken geprägt wird. Subjektivitätsräume „gänzlich außerhalb jeglicher Diskurse“ (Link) gibt es nämlich nicht. Oder anders: Das Subjekt ist niemals „diskursfrei“.31
An dieser Stelle kann diese Problematik, die in der Wissenschaft auch noch nicht ausdiskutiert ist, nicht weiter vertieft werden. Die Verweise auf die Arbeiten von Link und van Dijk sollen jedoch zu entsprechender Weiterarbeit anregen.
Literatur
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