Der biopolitische Diskurs in deutschen Printmedien.

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Ergebnisse einer diskursanalytischen Untersuchung. Von Siegfried Jäger und Margret Jäger. Vortragsfassung. Der Vortrag wurde am 12.11.1998 auf der Tagung „Konfliktpartnerschaft: Technologie als Herausforderung zu einer neuen Diskussionskultur?“ von Siegfried Jäger in Mannheim gehalten.

Vorbemerkung

Bei der Betrachtung des biopolitischen Diskurses ((In Jäger/Jäger/Ruth/Schulte-Holtey/Wichert 1997 liegt dazu ein ausführlicher Projektbericht vor, in dem neben dem Untersuchungsansatz (Theorie und Methode der Diskursanalyse) umfangreiche Medienanalysen in Gestalt von Überblicks- und Feinanalysen dargestellt sind. Der folgende Beitrag faßt die wesentlichen Ergebnisse dieser Studie zusammen. Dabei werden wir uns bemühen, die theoretischen und methodologischen Rahmenbedingungen unserer Untersuchung ebenfalls knapp zu explizieren. Das gilt insbesondere für unser unser Verständnis von Diskurs. Unser Diskursbegriff orientiert sich an Michel Foucaults Diskurstheorie. Als Diskurs fassen wir „den Fluß von Wissen durch die Zeit“, durch den Macht ausgeübt wird. Das heißt: Wir gehen von einem Diskursverständnis aus, das Diskurs nicht im Sinne von Jürgen Habermas als um Rationalität bemühte Debatte versteht. Aus dem folgenden Grund: Ein solches Verständnis könnte nahelegen, daß es eine Rationalität oder sogar eine (oder mehrere) Wahrheiten gäbe, über die jemand bzw. eine gesellschaftliche Gruppe etc. gleichsam „verfügt“ und denen nur zum Durchbruch verholfen werden müßte. Stattdessen gehen wir von der Vorstellung aus, daß das vorhandene Wissen nur jeweils historisch gültiges Wissen ist, dessen Anspruch auf Allgemeingültigkeit als Resultante der gegebenen Machtverhältnisse aufzufassen ist. Theorie und Methode einer Kritischen Diskursanalyse sind ausführlich dargestellt in S. Jäger 1993, 1999.)) in den deutschen Printmedien geht es uns nicht in erster Linie um eine Kritik an Neuen Technologien wie Gen- und Bio-Technik und ebensowenig allein um eine Kritik daran, daß seit einigen Jahrzehnten soziobiologische Konzepte immer größeren Einfluß auf wissenschaftliche und politische Konzepte nehmen und gleichzeitig sozialwissenschaftliche Perspektiven zurückgedrängt werden. Darum geht es uns zwar auch, doch unserer primäres Anliegen ist es, den Blick für ein Phänomen zu schärfen, das Michel Foucault als Bio-Macht bzw. als Bio-Politik bezeichnet hat und das seit etwa zwei Jahrunderten neben repressive Formen gesellschaftlicher Steuerung getreten ist und diese zum Teil ersetzt hat. Diese neue Form der Politik zielt nicht mehr in erster Linie unmittelbar auf die Körper, sondern auf die „Seele“ der Menschen, die – in Umkehrung gewohnter Denkrichtung – von Foucault als „Gefängnis des Körpers“ angesehen wird.

Dieser andere und unseres Erachtens neue Blick auf die Rolle des Biologischen im Gesellschaftlichen kann dazu dienen, die inzwischen ,ziemlich festgefahrene Diskussion über das Für und Wider neuer Technologien durch Konzepte zu ersetzen, die möglicherweise von universeller gesellschftlicher Bedeutung sind. Wir gehen das Problem in diesem Artikel allerdings eher empirisch an und verweisen für grundlegende theoretische Erwägungen auf die Schriften Michel Foucaults.

Ein ›Puzzle‹, das sich zu einem Gesamtbild zusammensetzen läßt

Für unsere empirische Untersuchung haben wir mehrere tausend Artikel aus acht Zeitungen und Zeitschriften über einen Zeitraum von in der Regel zwölf Monaten des Jahres 1994 unter der Fragestellung betrachtet, wie sich in ihnen das Thema Bio-Macht bzw. wie sich darin Bio-Politik zur Geltung bringt. ((Zum Konzept Biomacht/Biopolitik vgl. Foucault 1983.))  Diese acht Zeitungen (WAZ, BILD, taz, FR, FAZ, Die Zeit, FOCUS, Die Woche) sind von uns so ausgewählt worden, daß sie in ihrer Gesamtheit den überwiegenden Teil der Bevölkerung direkt oder indirekt erreichen; mit anderen Worten: Sie enthalten den hegemonialen Diskurs zumindest in seinen wesentlichen Ausprägungen. Insofern läßt sich auch sagen, daß diese Zeitungen und Zeitschriften den verbal-diskursiven Teil des biopolitischen Dispositivs im Deutschland der Gegenwart repräsentieren. ((Die Print-Medien beteiligen sich an der Produktion und Reproduktion des biopolitischen Dispositivs. (Zum Begriff des Dispositivs vgl. auch Foucault 1978.) Dabei darf nicht übersehen werden, daß sie das nur deshalb können, weil sie sich auf eine Leserschaft beziehen, die in diese Diskurse längst erheblich verstrickt ist und gleichzeitig daran mitstrickt. Vgl. dazu auch Jäger 1996a. –Zur diskurstheoretischen Beantwortung der Frage nach den Medienwirkungen verweisen wir auf die Zeitschrift kultuRRevolution – zeitschrift für angewandte diskurstheorie sowie auf Jäger/Link (Hg.) 1993 und Jäger 1993, 1999. In aller Kürze gesagt, wird Wirkung im Sinne von Bedwußtseinsregulation demnach dadurch erzielt, daß individuelle und kollektive Subjekte in ein komplexes Netz von Lernprozessen integriert sind, zu dem in modernen Gesellschaften die (Massen-)Medien in dominanter Weise beitragen. Wirkung wird also nicht etwa durch einzelne Artikel, eine einzelne Zeitung etc. erzielt, sondern durch „Sozialisation“, verstanden als historisch-biographisch langfristige Vermittlung und Veränderung von Wissenstatbeständen, an der selbstverständlich auch andere Instanzen als die Medien beteiligt sind, die allerdings selbst in aller Regel den dominanten Medienwirkungen ausgesetzt sind. Insofern kommt der Untersuchung der (Massen-)Medien bezüglich gesellschaftlicher Lern- und Wissensvermittlungsprozesse ein absolut dominanter Stellenwert zu.))

Dieses Dispositiv sollte keineswegs so verstanden werden, als stütze es sich allein auf Erkenntnisse moderner Biologie bzw. der Entschlüsselung der molekularen Geheimnisse des Zellkerns oder als bestehe es nur aus Bio-Techniken, Gen-Techniken und genetischen Manipulationen. Seine Bestandteile sind (neben den diskursiven Anteilen) etwa Transplantationszentren, Installationen in Krankenhäusern, Forschungseinrichtungen und universitäre und außeruniversitäre Institutionen bis hin zu Instituten für Ethik in der Medizin, Forschungsabteilungen großer Unternehmen, medizinische Apparate und Expertensysteme, Elemente von benachbarten, etwa medizinischen Spezialdiskursen, Ausbildungsgänge, etc. In seiner Gesamtheit reguliert und formiert das biopolitische Dispositiv das Bewußtsein und daher auch das Leben der Bevölkerung in all ihren Fraktionen, für die es zumindest Applikationsvorgaben und direkte Handlungsanweisungen zur Verfügung stellt.  ((Zu den damit verbundenen Zukunftsperspektiven vgl. Beck 1988, S. 31ff. Kritik äußert sich bzw. wurde bisher untersucht besonders in Verbindung mit Technik allgemein, Gen- oder Biotechnik. Vgl. dazu etwa die Untersuchungen von Kepplinger, der solche Kritiken allerdings scharf zurückweist (Kepplinger 1989).))  Den diskursiven Anteilen des Dispositivs kommt dabei in erster Linie die Funktion zu, die in Institutionen und Apparaten vergegenständlichten ›Gegebenheiten‹ zu erhalten und zu stabilisieren, neue Perspektiven ›ins Gespräch zu bringen‹, aber auch, alte Konzepte mehr oder minder behutsam in Frage zu stellen und zu verändern – bis hin zu ihrer letztendlichen ›Auflösung‹. ((Diese Behauptung klingt nur für diejenigen ungewöhnlich, die den Blick auf eine kurzfristige Gegenwart fixieren. Eine historische Perspektive läßt aber erkennen, daß der Entzug diskursiver Rahmenbedingungen auch Festungen zum Einsturz bringen kann bzw. sie einem radikalen Funktionswandel aussetzt.)) Nach unserer Einschätzung ist der diskursive Anteil des Dispositivs im Konzert seiner weiteren Bestandteile jedoch dominant und von zentraler Bedeutung. Er stützt und hält die nicht-diskursiven Elemente zusammen, indem er dafür sorgt, daß sie allgemein akzeptiert, erhalten bzw. neu etabliert werden.

In das Corpus bzw. ›Dossier‹ ((Vgl. zu diesem Terminus Hermanns, der sich dabei auf Le Goff stützt (Hermanns 1995, S. 90). Dieser Terminus habe gegenüber dem des Corpus den Vorteil, daß er auf Sinn und Zweck der Sammlung von Texten abhebe. Es handelt sich um eine Sammlung von Diskursfragmenten (= Textstellen zu einem Thema).)) unserer Untersuchung wurden daher solche Artikel aufgenommen, in denen Prozesse beschrieben und kommentiert wurden, durch die der Zugriff auf die »Seele« der Menschen (= auf ihr Bewußtsein, ihr Wissen, Fühlen und Denken) in einer Art und Weise erfolgt, durch die diese »zum Gefängnis des Körpers« gemacht wird. ((Wir verweisen hier auf unsere ausführliche Begründung der Artikelauswahl in der Einleitung von Jäger/Jäger/Ruth, Schulte-Holtey/Wichert 1997 und auf die dort angeführten Einschränkungen. Zu betonen ist ferner, daß es uns darum zu tun war, insbesondere die qualitative Bandbreite des Diskursstrangs zu erfassen.)) Dabei haben wir besonders solche Artikel berücksichtigt, bei denen dieser Zugriff im Zusammenhang mit biologischen Vorgängen und Begründungen, mit Medizin und medizinischer Forschung sowie mit der Entwicklung von Gen-Technologie thematisiert wurde. Mit anderen Worten: Wir haben die Artikel aufgenommen, durch die – nach unserer Einschätzung – das Bewußtsein der Lesenden so geprägt wird, daß es die Menschen in ganz bestimmter Weise zum Handeln sich selbst und anderen gegenüber disponiert, nämlich in zugleich regulativer und befriedigender Weise. Diese Regulation von Bewußtsein ((Zum Begriff der Regulation (im Unterschied zu dem der Manipulation) vgl. Link 1992, S. 37-40.)) erübrigt zum Teil, daß Menschen mit repressiven Mitteln zu einem bestimmten Verhalten veranlaßt werden. Sie läßt Subjekte entstehen, die sich auch solchen Strukturen unterwerfen und sie solche Themen akzeptieren läßt, die ihrer eigenen Entfaltung und derjenigen anderer Individuen schaden. Als völlig normal wird akzeptiert, was in den Medien als normal propagiert wird. So werden, um ein Beispiel zu nennen, etwa tausende von Verkehrstoten als normal hingenommen, weil – wenn das überhaupt noch nötig erscheint – diese ›Menschenopfer‹ als Teil des Preises der Freiheit dargestellt werden. ((Zu dieser »Normalisierung des Nichtnormalen« vgl. ebd. Und Link 1996.))

Die unter dieser Fragestellung ermittelten Artikel unserer Untersuchung haben wir folgenden Einzelthemen (Stichworten) zuordnen können:

  • Abtreibung
  • Aids
  • Alte, Altern
  • Alternatives Heilen
  • Apparatemedizin
  • Behinderte
  • Bevölkerungsentwicklung und -kontrolle
  • Bioethik-Debatte (im Ausland)
  • Bioethik-Europa-Konvention
  • Bionik (Technik nach biologischem Vorbild)
  • Blutspenden
  • Chromosomensuche (Definition)
  • Designer-Babies
  • Embryonen
  • Ernähungsprobleme in der ›3. Welt‹
  • Euthanasie
  • Ewiges Leben
  • Freilandversuche (gentechnische)
  • genetischer Fingerabdruck
  • Genforschung
  • Genlebensmittel
  • Genpatente
  • Genpflanzen
  • Gentechnologie (allgemein)
  • gentechnische Organisationen und Institute
  • gentechnische Unfälle
  • Gentherapie (bei Menschen und Tieren)
  • Gentest
  • Gesundheitswesen/Versorgung
  • Hirn- und Herztod
  • Homosexualität
  • In-Vitrio-Fertilisation
  • Keimbahneingriffe
  • Kranke und Krankheiten
  • Krebs
  • Körperkult/Designerkörper
  • künstliche Befruchtung
  • Leihmütter
  • Menschenbild
  • Menschenversuche
  • Menschheit/Ursprung/Geschichte
  • Mißbildungen
  • Nationalsozialismus und Eugenik
  • Organhandel
    Organspende
  • Pränatale Diagnostik
  • Psychiatrie
  • Psychische und soziale Faktoren bei Krankheiten
  • Samenbanken
  • Seuchen
  • Standort Deutschland (und Gentechnologie)
  • Sterbehilfe
  • Sterben
  • transgene Experimente
  • Transplantation (Gesetze und Regelungen)
  • Transsexualität
  • Tier-Mensch-Beziehungen und -Wertigkeiten
  • Tierschutz und Tierrechte
  • Tierversuche
  • Verhütungsmittel
  • Weltbevölkerungsentwicklung/ Welternährung

Mit diesen Unterthemen haben wir den biopolitischen Diskursstrang der Gegenwart der BRD qualitativ vollständig erfaßt. Das zeigt sich auch daran, daß kaum noch neue Stichwörter gegen Ende des Untersuchungszeitraums und auch bis Ende 1995, von Kleinigkeiten abgesehen, auftauchten. ((Die vom 1.1.1994 an durchgeführte Archivierung ist bis Ende 1996 fortgesetzt worden. Verstichwortet wurden die Jahrgänge 1994 und 1995, von denen jedoch nur der Jahrgang 1994 vollständig ausgewertet wurde. Gegenüber 1994 tauchten im Jahrgang 1995 nur einige neue Stichwörter auf. Solche neuen Stichwörter waren: alternative Lebensformen, und Artgrenzenauflösung, Drogen, Ernährung/Lebensmittel (allgemein), Eugenik, Gesundheitstips, Gesundheits- und Sozialpolitik, Tierseuchen, Medikamente, Naturschutz, Retortenorgane. Bei diesen Neuaufnahmen handelt es sich in der Regel um ›randständige‹ Themen, die das Bild zwar abrunden, ihm aber keinerlei neue Substanz zukommen lassen.))

Polyphone Ansprache: Verteilungen und Gewichtungen der Themen

Um herauszufinden, welche (groben) Gewichtungen in der diskursiven Ansprache zu unterscheiden sind, haben wir diese Stichwörter thematisch zu bündeln versucht. Wir fanden auf diese Weise die folgenden Themenkomplexe, denen wir zur besseren Veranschaulichung einige Einzel-Stichwörter zuordnen: ((Hier werden die Verschränkungen und Verknotungen der Diskursfragmente mit anderen Unterthemen sichtbar. In diesen Fällen unterschieden wir zwischen Haupt- und Nebenthemen und berücksichtigten in der Regel für die Zuordnungen zu Grobthemen nur die Hauptthemen. Trotz dieser Einschränkung ist das vorliegende Resultat aber deshalb aufschlußreich, weil es bestimmte Trends sichtbar werden läßt. Die Verdeutlichung solcher Trends bildet zudem auch nur die Grundlage dafür, Ähnlichkeiten und Unterschiede der jeweiligen Organe bezüglich der Art und Weise ihrer Publikumsansprache feststellen zu können.))

  1. Krankheit/Gesundheit: z.B. Kranke, Behinderte, pränatale Diagnostik, Chromosomensuche, AIDS, Transplantion
  2. Ernährung: z.B. (gentechnische) Freilandversuche, Genlebensmittel, Ernährungsprobleme
  3. Geburt/Leben: z.B. Embryonen, künstliche Befruchtung, Samenbanken, Leihmütter, Alte
  4. ndividueller Tod/ individuelles Sterben: z.B. Abtreibung, Organhandel, Hirn- und Herztod, Sterbehilfe
  5. Ökonomie: z.B. Genforschung, Genlebensmittel, Genpatente, Standort Deutschland und Gentechnologie
  6. Bioethik/Menschenbild: z.B. Bioethikkonvention, Homosexualität

Diese Themenkomplexe haben in den Zeitungen unterschiedliches Gewicht. Insgesamt besteht eine thematische Arbeitsteiligkeit. So nimmt zwar die Thematik ›gentechnische Aspekte von Krankheit/Gesundheit‹ in allen Print-Medien eine herausragende Stellung ein. Auch ethische Probleme, die im Zusammenhang von Gentechnik und Medizin auftauchen, interessieren stark, wobei die Frankfurter Rundschau und Die Zeit solche Fragen besonders ausführlich behandeln. Hier haben wir es offenbar mit einer Verschränkung des Moral- und Gesundheitsdiskurses zu tun, die sehr tief im hegemonialen biopolitischen Diskurs verankert ist.

Auch bei den ökonomischen Implikationen der Biopolitik handelt es sich um eine Diskursverschränkung, die allerdings weniger weit verbreitet ist. Dies zeigt sich daran, daß sie in den untersuchten Publikationen unterschiedlich intensiv angesprochen wird: Am ausführlichsten geschieht dies noch in der Frankfurter Rundschau und relativ ausführlich auch in der Zeit und im Focus; schwach und eher am Rande von Waz und Bild. Dabei ist jedoch zu bedenken, daß der Gesichtspunkt der ökonomischen Verwertung und der ökonomischen Kosten in den anderen Zeitungen zwar selten explizit angesprochen wird, aber doch nicht selten angespielt wird, ohne daß er explizit zum Thema gemacht würde. ((In der Zeit wird der ›Standort Deutschland‹ in acht Artikeln, allerdings nur am Rande, angesprochen. Das bisherige Zögern gegenüber der Gentechnologie wird positiv gesehen; jetzt aber sei es Zeit zu handeln, um im Vergleich zu anderen Ländern nicht ins Hintertreffen zu geraten. Focus spielt in fast jedem Artikel, der sich mit Gen- und Biotechnik etc. beschäftigt, auf ökonomische Zusammenhänge an. – In Bild erscheint dagegen 1994 nur ein kleiner Artikel zur Standort-Diskussion unter der Rubrik »Zahl des Tages« am 31.3.1994: Sie ist so kurz, daß sie hier vollständig zitiert werden kann: »Deutschland verpaßt den Anschluß an die Gen-Technik, kritisiert der Chemie-Konzern Bayer. Bei uns würden nur 66 Firmen in dem Bereich arbeiten, in den USA 1272. Schuld seien zu strikte Gesetze und zuviel Bürokratie.« Die affirmative und insbesondere auf Standortsicherung bedachte Position der Bundesregierung findet sich zum Beispiel bei Ziller 1996 oder bei Arnold/Gassen 1996, wo auch Auskünfte über die öffentliche Förderung der Biotechnologie zu finden sind. Hier ist zu entnehmen, daß für 1996 917,2 Millionen Mark für »Gesundheit und Biotechnologie« angesetzt waren (ebd. S. 59). – Zu den übertriebenen Erwartungen, die in Bezug auf Gewinne und Arbeitsplatzschaffung mit der Gentechnik verbunden sind, vgl. Dolata 1996 und auch schon 1994a und b. Dolata arbeitet zudem heraus, daß Verlagerungen von Bio-Engagements der Wirtschaft, sofern sie überhaupt vorkommen, »als Ausdruck eines ohnehin zunehmend international ausgerichteten Innovationsmanagements der weltweit operierenden Konzerne begriffen werden müssen.« (Dolata 1994a, S. 2); siehe auch ders. 1994b) Die teilweise recht unverhüllten Drohungen der Wirtschaftsseite, in andere Länder abzuwandern, entbehren also jeder realistischen Grundlage. Sie haben allerdings den Effekt, öffentliche Gelder insbesondere für die Pharmaindustrie locker zu machen. Vgl. dazu ausführlich bereits Dolata 1994b, S. 79-87.))

Dem gegenüber spielt hinter den Kulissen der Öffentlichkeit, im lobbyistischen Tummelfeld von Politik, Wirtschaft und Großforschung der ökonomische Aspekt eine überragende Rolle. ((Vgl. etwa von Trotha 1996 in einer Schriftenreihe der Konrad-Adenauer-Stiftung, wo auch relativ offen von Genomforschung und implizit von den damit verbundenen Eingriffen auch ins menschliche Genom gesprochen wird. Vgl. ebenfalls die interessanten und aufschlußreichen kritischen Recherchen von Paul 1994 und 1996.))

Bei den anderen Hauptthemen sind unterschiedliche Schwerpunktsetzungen ebenfalls nicht zu übersehen. Das Thema individuellerTod/individuelles Sterben etwa wird in der Faz, der Waz, der taz, der Frankfurter Rundschau, im Focus und in der Zeit relativ schwach, in Bild dagegen außerordentlich intensiv angesprochen. Mit dem Thema Geburt/Leben befaßt sich die taz relativ gründlich, intensiver als etwa Faz und Bild, während die anderen Zeitungen dieses Thema nur am Rande ansprechen.

Das Thema Ernährung in Verbindung mit gentechnischen Veränderungen ist dagegen fast allen Zeitungen nur schwach besetzt. Nur die Frankfurter Rundschau bildet hier eine Ausnahme. Auf der Wissenschafts-Seite nimmt sie zu diesem Thema häufig Stellung. Diese Abstinenz läßt sich erklären, wenn man bedenkt, daß gentechnologisch veränderte Lebensmittel das wohl heikelste biopolitische Thema darstellen. Sie werden von einem Großteil der Bevölkerung (noch) abgelehnt. Als Einfallstor für eine allgemeine Akzeptanzbeschaffung von Gentechnologie ist dieser Bereich deshalb denkbar ungeeignet. Dies mag erklären, warum die meisten Medien auf eine ausführlichere Beschäftigung damit fast völlig verzichten. Gentechnik soll gesund und nicht krank machen. Deshalb nehmen die Print-Medien lieber erhoffte Segnungen dieser Technologie auf, z.B. Gentheraphie gegen AIDS und Krebs; eventuelle Nachteile, die daraus entstehen können, werden eher verschwiegen, weil sie das Bild stören können. ((Vgl. dazu die in Focus vom 31.10.1994 abgedruckte Umfrage. Auch andere Umfragen kommen zu dem Ergebnis, daß gentechnisch veränderte Lebensmittel von mehr als 75% der Bevölkerung abgelehnt werden und ca. 90% eine Kennzeichnung fordern, vgl. dazu GiD (= Gentechnischer Informationsdienst) 116 (1996), S. 14. – Trotz der Wiedergabe solcher Umfragen kann der Focus als Wegbereiter und Normalisierer der Gentechnik und ihrer Anwendung auf Lebensmittel angesehen werden. Charakteristisch hierfür ist der Einsatz des Blattes für die Akzeptanz gentechnisch veränderter Lebensmittel in dem Artikel »Im Schlaraffenland der Gene« vom 31.10.1994. – Die massenhafte klammheimliche Einführung vermutlich gentechnisch veränderten Sojas in die Bundesrepublik Deutschland seit November 1996, das in einem Drittel aller auf dem Markt befindlichen Lebensmittel verwendet wird, hat – vor Erarbeitung gesetzlicher Regelungen – als Überrumpelungsstrategie Fakten geschaffen, die kaum wieder rückgängig zu machen sind; dieser Vorgang hat zwar auch kritische Resonanz erfahren, die aber nach kurzer Zeit wieder abgeebbt zu sein scheint. Dabei handelt es sich um massive faktische Einschränkung des individuellen Rechts, über das eigene Leben entscheiden zu können. Hier kündigt sich an, mit welchen geradezu imperialistischen Mitteln wir zu Objekten ›natürlicher‹ Prozesse gemacht werden sollen. Vgl. zu diesem Vorgang auch die Berichte in GiD 115 und 116 (1996) oder in der Zeitschrift Dr. med. Mabuse. Die Organisation Greenpeace hat bis Ende 1996 300.000 Unterschriften gegen die Einfuhr gentechnisch veränderter Sojabohnen gesammelt; vgl. dazu den Bericht von Karin Mühlenberg in GiD 116 vom Dezember 1996. Aus den Massenmedien ist das Thema aber bereits im Januar 1997 wieder verschwunden.))

Solche thematisch ungleichen Verteilungen verdeutlichen, daß der biopolitische Diskurs in den Print-Medien unterschiedlich gewichtet ist. Die Zeitungen und Magazine betonen verschiedene Aspekte des biopolitischen Dispositivs und nehmen auf diese Weise unterschiedliche Diskurspositionen ein. Diese Diskursposition weisen wiederum gleichzeitig darauf hin, auf welche Zielgruppen sich die jeweiligen Organe orientieren: Die vor allem im überregionalen Teil sehr liberal angelegte Frankfurter Rundschau etwa spricht das unangenehme Thema gentechnologisch manipulierter Ernährung häufiger an und bewirkt damit, daß in ihrem LeserInnen-Kreis eine kritische Haltung gegenüber solchen Produkten aufrechterhalten und stabilisiert wird. Demgegenüber verklärt die Bild-Zeitung den Tod und das Sterben und spricht damit ein Massenpublikum an, das die großen Fragen des Lebens eher sentimental und affektvoll beanwortet. Auch die Thematisierung ethischer Fragen vor allem in der Zeit und in der Frankfurter Rundschau, die in Verbindung mit Medizin und Gen-Technik aufgeworfen werden, weisen deutlich darauf hin, daß hier Diskurspositonen eingenommen werden, die eher für solche LeserInnen von Belang sind, die sich auf eine ›rationale‹ Diskussion einlassen. Dabei sollte jedoch nicht übersehen werden, daß aufgrund intermedialer Beeinflussungen nicht nur die LeserInnen der jeweiligen Zeitungen erreicht werden. Vielmehr verhält es sich so, daß durch Berichte z.B. in der Zeit oder in Bild Schwerpunktverlagerungen stattfinden (können) und Sichtweisen verändert werden, die Einfluß auf andere Medien ausüben. ((Eine wichtige, noch immer gültige, Beobachtung zur Repräsentativität von Bild für den gesamten deutschen Blätterwald steuert Hans-Magnus Enzensberger mit gewohnt spitzer Feder bei, wenn er schreibt: »Die Illusion, als wäre, wenn von der Bild-Zeitung die Rede ist, nur von der Bild-Zeitung die Rede, gehört zu den Lieblingsillusionen ihrer Kritiker. Solche Ausgrenzungsversuche beweisen nur, daß das Pharisäertum und das Behagen an der eigenen Scheiße kein Privileg des einen oder anderen Mediums sind. Insbesondere gehört es zur Lebenslüge der ›besseren‹ Presse und ihres Publikums, auf Bild zu zeigen und zu rufen: Haltet den Dieb! So leichten Kaufes aber kommt niemand davon, der sich in den öffentlichen Medien dieses Landes äußert. Denn Bild ist überhaupt nur deshalb von Interesse, weil es das Projekt des Journalismus schrankenloser, erfolgreicher, radikaler verwirklicht als alle anderen Zeitungen, Zeitschriften und Sender. In diesem Blatt hat sich der Journalismus von seinen älteren Resten, von seinen bürgerlichen Ursprüngen und Maskeraden befreit; er hat Kategorien wie Information, Verantwortung, Gesittung, Kultur abgeworfen und ist zu sich selbst gekommen.« (Enzensberger 1988, S. 86f.) Bild fungiert nicht selten auch als thematisches Leitorgan für andere Zeitschriften, vgl. dazu Huhnke 1993.)) So zeigt z.B. die Analyse der WAZ, daß in Verbindung mit der Organtransplantation auf einen diskursiven Kontext rekurriert wird, der in dieser Zeitung selbst gar nicht entfaltet worden ist.

Es läßt sich somit sagen, daß der hegemoniale Print-Medien-Diskurs in biopolitischen Fragen die Bevölkerung der Bundesrepublik polyphon anspricht, aber so, daß die gesamte Bevölkerung erreicht wird, indem die einzelnen Gruppen differenziert und sozusagen zielgruppenspezifisch angesprochen werden.

Ein aufgesplitteter Zusammenhang

Als ein wichtiges Ergebnis unserer Untersuchung kann somit festgehalten werden, daß das Thema Bio-Politik in den Print-Medien in Gestalt eines vielgestaltigen Fächers von Unterthemen auftaucht, die auch bei nicht unbedingt nur flüchtigem Zusehen in der Regel zunächst nichts miteinander zu tun zu haben scheinen. Die Untersuchung konnte zu Tage fördern, daß hier ein einheitlicher umfangreicher Diskursstrang vorliegt, der gerade durch seine Aufsplitterung erhebliche Effekte erzielen kann. So wird erst gar nicht sichtbar, daß hier ein einheitlicher diskursiver Trend vorliegt: Naturalisierung des Sozialen. Da das ›gemeinsame Band‹ der Themen unsichtbar bleibt, kann über Trends und Themen, die unsere Gesellschaft elementar betreffen, erst gar nicht in der notwendigen Radikalität nachgedacht werden.

Ein zielgruppenspezifischer Akzeptanzdiskurs

Ein weiteres Ergebnis unserer Untersuchung ist, daß die vorgefundene Aufsplitterung zumindest teilweise zielgruppenspezifisch funktioniert. Wenn etwa die mit der Gentechnologie verbundenen Vorteile in einer Art Divide-et-impera-Strategie fein säuberlich von den damit verbundenen Gefahren abgetrennt werden, wenn zudem die Vorteile, – wie dies geschieht – überhöht und die Nachteile in Scheindiskussionen kleingeredet werden, wird aus dem biopolitischen Diskurs leicht ein ›Akzeptanzdiskurs‹. Dies ist nur dann nicht der Fall, wenn verantwortlich und seriös geforscht und ebenso darüber berichtet und diskutiert wird. ((Und Akzeptanz in der Bevölkerung ist eine große Sorge von (nicht nur) konservativer Politik, Forschung und Industrie. Vgl. dazu von Trotha 1996, aber auch die Veröffentlichungen der Stuttgarter Akademie für Technologiefolgenabschätzung, etwa v. Schell/Mohr 1995 und die Publikationsliste der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg von 1995 oder die Wehklagen eines Kongresses von Wissenschaftlern und Journalisten über das Thema Gen- und Biotechnologie, auf dem den Medien massiv der Vorwurf gemacht wurde, die Akzeptanz dieser Technik in der Bevölkerung zu schwächen, wodurch er geradezu zu einem ›Standortfaktor‹ hochstilisiert worden sei. (Vgl. dazu den Bericht von Michael Emmrich in der FR vom 16.10.96). – Zum Verhältnis von Journalisten zum Thema Bio- und Gentechnik generell sollen abschließend noch einige grundsätzliche Überlegungen angestellt werden.))[16] Gerade die Einzelanalysen haben gezeigt, daß hier in der Regel Scheingefechte vorgetragen werden, die Kontroversen vortäuschen, wo in Wirklichkeit Konsens herrscht. Prototypisch zeigte dies etwa die Analyse eines Artikels aus der Waz. Hier wurde eine Kontroverse nur suggeriert – unterstützt durch eine entsprechend suggestive Grafik. ((Siehe dazu die genaue Analyse in Jäger/Jäger/Ruth/Schulte-Holtey/Wichert 1997, S. 30-61.)) Eine genauere Betrachtung zeigte aber dann, daß die Gesprächspartner im Grunde einer Meinung sind, nämlich der, daß man zwar Bedenken gegenüber dem Hirntod als Todesdefinition vortragen kann, diese Todesdefinition aber letztlich ihre Richtigkeit habe.

Über diese Beobachtungen hinaus zeigt sich hier erneut, daß die einzelnen Elemente des gesamtgesellschaftlichen Diskurses keineswegs trennscharf nebeneinanderstehen, wie dies eine Analyse, wie wir sie hier vorzunehmen versuchten, nahelegen könnte. Die Themen sind vielfach miteinander verknotet und verschränkt, wie dies ähnlich für die ›sozialen Gruppen‹ gilt, die ja auch nicht homogen sind und sich nicht nur an den Rändern, sondern vielfältig geschichtet überschneiden. Diskursives und soziales ›Gewimmel‹ korrespondieren miteinander. Wir haben es mit einem fluktuierendem Gewimmel zu tun, das insgesamt ›wirkt‹, wobei seine einzelnen Segmente jeweils zu einem Ganzen an Wirkung beitragen. Freilich spielt die Ebene der Medien hierbei eine herausragende Rolle. ((Zum Problem der Verknotungen und Verschränkungen der Diskursstränge s. weiter unten.))

Strategische Mittel der Akzeptanzgewinnung ((Die untersuchten Medien sind sehr viel detaillerter analysiert worden, als wir dies im Rahmen dieses Artikels deutlich machen können. Wir verweisen dazu auf den Projektbericht.))

Im folgenden sollen nun einige Trends dargestellt werden, die sich aus einer synoptischen Betrachtung der Artikel der verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften ergeben haben. Dabei werden sowohl die Ergebnisse der Gesamtanmalysen der verschiedenen Zeitungen wie auch die der Feinanlysen einzelner exemplarischer Artikel berücksichtigt. Wir wollen deutlich machen, ob und mit welchen unterschiedlichen diskursiven Mitteln sich die Positionen der Zeitungen präsentieren und wie sie den biopolitischen Diskurs insgesamt prägen.

Wer schreibt?

Die Betrachtung der Autorinnen und Autoren der vorgefundenen biopolitischen Artikel zeigt, daß es sich in der Regel um solche Personen handelt, die sich in wissenschaftliche und ethisch-moralische Fragestellungen im weitesten Sinne mehr oder minder gründlich eingearbeitet haben. Insofern haben wir es hier mit ›Experten‹ zu tun, die entweder als freie oder als feste Mitarbeiter der Zeitungen diesen thematischen Komplex abdecken.

Es zeigt sich jedoch bei genauerer Betrachtung der AutorInnen der untersuchten Zeitungen, daß durchaus ein Gefälle der Seriosität existiert, das mit den jeweilig vermuteten Ansprüchen der Leserschaft korrespondiert.

Weshalb wird geschrieben?

Oft wird mit den Artikeln des biopolitischen Diskursstrangs auf ein bestimmtes Ereignis oder eine Ereigniskette reagiert. So bezieht sich der untersuchte taz-Artikel auf einen zu dieser Zeit stattfindenden Aidskongreß; der Artikel aus der FAZ bezieht sich auf die Kairoer Bevölkerungskonferenz; der aus der Zeit reagiert auf ein Transplantationsgesetz, das damals ›voreilig‹ in Rheinland-Pfalz verabschiedet worden war; auch der Artikel aus der WAZ nimmt auf die Diskussion um ein Transplantationsgesetz Bezug. Bild reagiert in sensationsheischender Manier auf den Unfall-Tod einer Sportlerin vom Vortag und antwortet darauf mit einer Serie zum »Schönen Sterben«: Um den Sport nicht als schrecklich und gefährlich erscheinen zu lassen, wird der Tod verharmlost, wobei es durchaus auch ein bißchen gruselig zugehen darf. Die Woche reagiert auf eine Forsa-Umfrage, die sie selbst in Auftrag gegeben hatte und die ermittelte, daß die Deutschen in ihrer Mehrheit Angst vor Gen-Lebensmitteln haben. Hier handelt es sich also in gewisser Weise um einen selbstgeschaffenen Anlaß. Der von uns zur Feinanalyse ausgewählte FR-Artikel stellt eine Rezension Michael Emmrichs über eine Streitschrift dar, die in polemischer Zuspitzung die Biotechnologie als das Mittel feiert, mit dessen Hilfe sich die Menschheit von ihrer Verankerung im Bios verabschieden könne. Allein bei dem untersuchten Focus-Artikel ist auf den ersten Blick kein direkter Anlaß erkennbar; bei dem ausgewählten Artikel handelt es sich um einen allgemein soziobiologisch argumentierenden Essay über Kindererziehung, der allerdings für die soziobiologische Einstellung von Focus typisch ist: Von den antiautoritären Flausen der 68er müsse man sich verabschieden und die Kinder härter rangenommen werden, wie dies jede gute Tiermutter dies schließlich auch tue.

Ein Effekt dieser re-aktiven Präsentation biopolitischer Themen ist, daß hierdurch der Anschein erweckt wird, es handele sich um ad-hoc-Berichte oder Reportagen zu disparatesten Ereignissen. Erst wenn das gemeinsame Band dieser Themen aufgezeigt wird, wird die Bedeutung und das Ausmaß des biopolitischen Diskurses transparent. Das Gesamt-Bild des ›Puzzle‹ wird erst im Zusammenhang und aus einem gewissen Abstand sichtbar und damit auch die möglichen Konsequenzen, die sich für die gesamtgesellschaftliche Entwicklung und damit auch für den Einzelnen daraus ergeben.

Interne Verknotungen und externe Verschränkungen des biopolitischen Diskurses

Auffallend ist, daß fast alle analysierten Artikel, egal welchem Unterthema sie zuzuordnen sind, Verknotungen mit dem Bereich der Medizin (im weitesten Sinne) aufweisen: Ärzte, Krankheit, Operation in Bild; medizinischer Fortschritt hinsichtlich Genmanipulationen, künstlicher Befruchtung bis hin zur Menschenzucht in der FR; Therapiemethoden und ihre Auswirkungen in der taz; Apparatemedizin, medizinische Todesdefinition in der WAZ; Schwangerschaft als mißglückte Organtransplantation im Focus; der Hirntod in der Zeit; Pest, Pilze und Seuchen in der FAZ. Dies bedeutet, daß biopolitische Fragen häufig in enger Verbindung mit medizinischen Fragestellungen aufgeworfen werden.

Neben dieser Verknotung ließen sich nur noch wenige interne Verknotungen auffinden. Bevölkerungskontrolle etwa in Bild und Erkenntnisse der Ernährungswissenschaft (Woche) der Biologie und der Soziobiologie (Focus). Dies bestätigt noch einmal den Eindruck der Getrenntheit eines in Wirklichkeit äußerst dichten Zusammenhangs.

Die Betrachtung der externen Verschränkungen kann einen Eindruck davon vermitteln, welche Diskursstränge durch das biopolitische Dispositiv miteinander gebündelt und verknüpft werden: Hier lassen sich zum einen wissenschaftliche Spezialdiskurse auffinden, wie etwa Religion, Ethik, Geschichte, Recht, Chemie, Soziologie und Psychoanalyse. Zum anderen bündelt das biopolitische Dispositiv in den untersuchten Artikeln Diskursstränge wie Sport, Einwanderung, Ökologie, Ökonomie, Militär. Diese Diskursstränge gehen dabei natürlich keine vollständige Beziehung miteinander ein, sondern es sind immer nur Teile des Diskursstrangs, die sich im biopolitischen Dispositiv zusammenfügen. So wird der ökonomische Diskurs insbesondere in seinem Ausschnitt der Standortsicherung und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands thematisiert und weniger in anderen Bereichen. Es deutet sich an, daß das biopolitische Dispositiv recht unterschiedliche und heterogene Wissensbereiche miteinander in Verbindung bringt, was darauf hinweisen kann, daß es sich umfassend in den gesellschaftliche Diskurs und und damit in die gesamtgesellschaftliche Entwicklung eingräbt.

Die hier nur grob angedeutete thematische Vernetzung verweist auf das fluktuierende Gewimmel der Diskursstränge. Man erhält so einen gewissen Eindruck davon, wie sich der biopolitische Diskurs duch die Zeit wälzt und in wie vielfältiger und vernetzter Form Massenbewußtsein reguliert wird.

Komposition und Argumentation

Biopolitische Themen und Techniken sind in großen Teilen der Bevölkerung umstritten, insbesondere dort, wo Risiken und/oder erhebliche Nachteile erwartet werden. Während dies bei der Gentherapie von Krankheiten, z.B. von Krebs und AIDS, nicht in dem Maße zutrifft, gilt es doch vor allem für ›unnatürliche‹ genetische Eingriffe in die Ernährung oder die menschliche Keimbahn. Hier werden unkalkulierbare Risiken befürchtet. Vor diesem Hintergrund ist zu erwarten, daß biopolitische Themen besonders ausgewogen und sorgfältig dargestellt werden.

Es überrascht daher auch nicht, daß in allen Organen das Bemühen zu beobachten ist, möglichst überzeugend und eindringlich zu argumentieren. Auch wenn die Analyse zeigt, daß die Argumentation vielfach brüchig ist und teilweise sogar in die Nähe von rhetorischem Geklingel gerät, dürfen die Effekte hinsichtlich der Regulierung des Massenbewußtseins nicht übersehen werden: Das ›Geklingel‹ wirkt sich aus: Mit gewissen Einschränkungen bei taz und FR, wird durch Komposition und Argumentation der untersuchten Artikel der hegemoniale Diskurses voll reproduziert und stabilisiert. Bei taz und FR funktioniert dies nicht in dem Maße. Hier stärkt das argumentative Abwägen den biopolitischen Diskurs aber dadurch, daß er als solcher nicht kritisch hinterfragt wird. Ein Bewußtsein über sein Vorhandensein als übergreifender thematischer Zusammenhang scheint gar nicht gegeben zu sein; große Aufmerksamkeit erfährt nur der Ausschnitt Gen- und Bio-Technik und damit gekoppelte Verschränkungen (etwa bei der ›Bioethik‹).

Implikate und Anspielungen

Eine Betrachtung der in den untersuchten Artikeln enthaltenen Anspielungen und Implikate läßt die Denkhorizonte aufscheinen, innerhalb deren ihre ›Botschaften‹ Wirkung erzielen (sollen). Dabei stechen vor allem die Anspielungen auf die christliche Mythologie hervor. Sie erklären sich bereits aus dem thematisierten Gegenstand und zeigen, daß die aufgeworfenen Fragen offenbar als dicht mit christlichen Wertorientierungen verbunden angesehen werden.

Kollektivsymbolik

Da das System kollektiver Symbole die politische Landschaft der Bundesrepublik Deutschland repräsentiert, ,ist ein Blick auf die in den Artikeln verwendete Kollektivsymbolik ((Jürgen Link und seine MitarbeiterInnen haben sechs Kriterien herausgearbeitet, die erfüllt sein müssen, damit ein Symbol als Kollektivsymbol Wirkung entfalten kann: semantische Sekundarität, Ikonität, Motiviertheit, Ambiguität, syntagmatische Expansion und Isormorphie-Beziehungen zwischen Symbolisat und Symbolisant (vgl. u.a.Drews/Gerhard/Link 1985 sowie Link/Link-Heer 1994).))  äußerst aufschlußreich, und zwar in bezug darauf, wie und wo biopolitische Themen in dieser symbolischen Landschaft verortet werden, zur Stärkung welcher Applikationsvorgaben sie beitragen, wo die ›Kampffelder‹ liegen, in denen sich die Akteure eingegraben haben, welche Felder vermint sind und an welchen Stellen eine offene Schlacht stattfindet, auf der Siege errungen und Niederlagen verkraftet werden müssen. Daher erfolgt an dieser Stelle auch eine etwas ausführlichere Betrachtung:

Der analysierte Artikel der FR (Abgesang auf den Menschen, FR vom16.3.1994) arbeitet sich an einem symbolischen Szenario ab und stellt ihm ein eigenes Szenario entgegen: Einem technisierten bio-technisch erzeugten Grauen wird ein natürliches buntes Szenario entgegengesetzt. Beide Szenarien werden vom technischen Symbol des Zuges beherrscht, dessen falsche oder richtige Weichenstellung von allergrößter Bedeutung ist. Die Weichenstellung leitet eine richtige oder eine verheerende Richtung des Fortschritts ein. Denn die FR spricht sich nicht prinzipiell gegen Biotechnologien aus; sondern fordert ihre Kontrolle. Unter den waltenden kapitalistischen Bedingungen ist allerdings eine solche Kontrolle eher unwahrscheinlich, wenn nicht auf lange Sicht wohl gänzlich auszuschließen. Insofern entpuppt sich Michael Emmrichs Traum vom Zug, der in die richtige Richtung fährt, als Wunschtraum, und das Szenario des von ihm kritisierten Autors muß angesichts der historischen Rahmenbedingungen als mindestens zunächst durchaus realistisch eingeschätzt werden. Der Einsatz der Auto- und Zug-Symbolik vernebelt jedoch den Blick und erweckt die Hoffnung, aus dem Gegebenen heraus werde sich schon ein richtiger Weg finden lassen.

Der Einsatz der Kollektivsymbolik im untersuchten taz-Artikel (Aids-Patienten tanken Anti-Körper, vom 21.11.1994) mag durchaus ironisch zu verstehen sein: Hier werden Menschen als industrialistische Vehikel gezeichnet, die man be-tanken muß. Der Sprung zur Vorstellung von Menschen als Maschine, in die man Ersatzteile beliebig ein- und ausbauen und die in einer maschinisierten Welt leben, ist hier nicht weit. Auch durch die Verwendung entsprechend sinnstiftender Bilder kann man sich am Entwurf einer Welt beteiligen, die ihre Probleme nur noch technisch zu lösen imstande ist.

Die WAZ bedient sich einer ausgeprägten Gleichgewichtstopik und markiert damit die beabsichtigte Ausgewogenheit, die sich allerdings als eindeutige Parteinahme für die praktizierte Form der Organtransplantation und für die Akzeptanz des Hirntodkriteriums entpuppt. (Transplantation – wann ist der Mensch tot? Vom 30.8.1994) Güterabwägung und Interessensabwägung sind die Schlüsselbilder, durch die die Zeitung ihre Verankerung in ökonomisch-utilitaristischen Denkweisen unterstreicht.

Die Zeit (Im Sterben den Lebenden helfen? Vom22.7.1994) zieht eine grundsätzliche Trennlinie zwischen vernünftigen und spendewilligen und unvernünftigen, zweifelnden oder mißtrauischen Deutschen, die ihre Organe nicht ›herausrücken‹ wollen. Letztere werden symbolisch ausgegrenzt, indem sie als irrational und auf der symbolischen Vorwärts-Rückwärts-Achse als archaisch-rückwärtsgewandt stigmatisiert werden. Diese Symbolik verbindet sich mit Vorstellungen nationaler Homogenität der ›Vernünftigen‹ gegen die Abweichler, die diese Homogenität gefährden. Was wir brauchen, so wird suggeriert, das ist eine geeinte organspendenwillige Nation, sonst wächst nicht zusammen, was zusammengehört.

In den industriell produzierten Nahrungsmitteln liegt eine tödliche Gefahr. Aus diesem einfachen Antagonismus von Technik/Kultur und Natur entsteht in der wisssenschaftlich-rationalen Perspektive des Woche-Journalismus der Gegensatz normaler, ›guter‹ Technik und Natur gegenüber den denormalisierten und gefährlichen Exzessen von Wissenschaft und Technik und den (noch unbekannten) Gefahren der Natur. (Ausgabe vom 14.4.1994) Für die Woche heißt die Alternative zu den Gefahren und Risiken der biowissenschaftlichen Forschung und Technologie ›Natur‹ und ›Natürlichkeit‹, Konzepten, die hier allerdings nichts anderes benennen als symbolisch vergegenwärtigte Normalität.

Während sich in den anderen Zeitungen/Zeitschriften eine verwendete Kollektivsymbolik findet, die nahezu nahtlos an das System kollektiver Topik anschließt, gilt dies in Bild nur in sehr eingeschränkter Weise. Hier (in Bild vom 31.1.1994) wird symbolisch auf eine ›Landschaft‹ rekurriert, die man nur ironisch als modern bezeichnen kann. Die Artikel-Serie über das »schöne Sterben« (31.1.10.2.1994) läßt zwar einerseits Felder von Diesseits und Jenseits entstehen, die sich an das Innen und Außen der kollektiven Topik anschließen lassen. Zwischen Diesseits und Jenseits existiert auch eine Mauer, die durch den Tod überbrückt wird. Dabei wird dieser Übergang als Röhre, Tunnel oder Spirale gezeichnet. Auch die Symbolik, mit der das Diesseits codiert wird, ist eher technisch ausstaffiert: Operationssaal, Käfig, Aquarium, Zimmer, Stadt etc. – Eine Modifikation erfährt die Kollektivsymbolik in Bild jedoch bei der Codierung des Jenseits, das semantisch an das Außen anschließt. Hier findet keine durchgängige Äquivalenz zwischen Außen/Jenseits und Furcht und Schrecken statt. Vielmehr wird das Jenseits durchaus auch mit einer »Lichtwelt« gleichgesetzt, hinter der, abgetrennt durch einen »grauen Schleier«, eine Schattenwelt existiere, die »Hölle«. Hier wird die Kollektivsymbolik an ein mythisches Weltbild angekoppelt, das seine eigene Logik entfalten kann.

Insgesamt handelt es sich bei der Serie in Bild um ein leicht säkularisiertes oberflächlich-christlich angehauchtes Szenario, das man auch als reaktionär-aufgeklärt oder prall gefüllte Leere bezeichnen könnte. Bild präsentiert und propagiert eine Welt des dumpfen Brütens, der kleinen animalischen Lüste, der großen und kleinen Ängste und der diese wieder relativierenden Freuden und Ermutigungen, in der »Sklaverei und Herrenkosmetik, Kriegshetze und Intimspray, Atombombe und Babywindel, Massenmord und Katzenfutter zu Äquivalenten geworden sind, von denen das eine das andere bedeutet, also alles nichts.« (Enzensberger 1988, S. 88) Kurzum: Es geht um den Alltag einer kapitalistisch formierten und nivellierten Mittelstandsgesellschaft, in der zwar kaum einer hungert, aber auch keiner so richtig lebt.

Individuum und Gesellschaft

Die in den untersuchten Artikeln erkennbaren Vorstellungen darüber, was der Mensch sei und in welcher Gesellschaft er lebt bzw. leben solle, korrespondieren selbstverständlich eng mit den politischen und weltanschaulichen Positionen der betreffenden Zeitungen und Zeitschriften. Es handelt sich um die aus den großen Debatten der letzten Jahrhunderte sattsam bekannten ›modernen‹ Ideen, die eigentlich nicht mehr so recht in die heutige, wenn man so will, ›postmoderne‹ Zeit hineinpassen, in der man auf universalistische Geltungsansprüche, wie sie hier, wenn auch in breiter Pallette postuliert werden, zu verzichten begonnen hat. Mit Ausnahme der taz, die zumindest implizit Kritik an der instrumentellen Vernunft übt, und der Woche, die den Dualismus Mensch – Tier oder die Zweiteilung des Menschen in einen biologisch-gefühlsmäßigen und einen rationalen Teil immerhin pragmatisch reflektiert, kann man sich bei den anderen untersuchten Zeitungen und Zeitschriften des Eindrucks nicht erwehren, daß neue und weitreichende technische, z.B. eben biotechnische Möglichkeiten mit philosophisch-wissenschaftlichen Erklärungsversuchen konfrontiert sind, die ihnen schlicht und ergreifend nicht gewachsen sind. Bedeutsam ist dabei vor allem, daß auf dieser Grundlage völkische und/oder autoritäre Lösungsperspektiven nicht wirkungsvoll zurückgewiesen werden.

Technikverständnis

Die Betrachtung der Technikkonzepte in den untersuchten Artikeln zeigt, daß sie sehr eng mit den Zukunftsperspektiven verbunden werden, die jeweils eingenommen werden. Eine gewisse Ausnahme bildet hier die Bild-Zeitung. Der Umgang mit Technik wird jedoch in den meisten Artikeln als Schlüssel für die Zukunft angesehen. Unterschiedlich wird dabei die Bedeutung der handelnden Menschen verortet. Während im Focus ein aktives Eingreifen in evolutionäre, sozial-darwinistische Prozesse als zweck- bzw. sinnlos angesehen wird, wird in anderen Zeitungen (z.B. der FR) ein Kampf um die Richtung des Fortschritts als notwendig angesehen. Die Träger dieser Auseinandersetzung bleiben dabei eher im Dunkeln. Allenfalls wird auf den wissenschaftlichen Sektor und die Verantwortung der Wissenschaftler verwiesen. Hierdurch wird eine diskursive Konstellation erzeugt und reproduziert, die den Einzelnen als hilf- und machtlos gegenüber sich abspielenden Prozessen erscheinen läßt, die allerdings sein Leben erheblich beeinflussen.

»Die Verstaatlichung des Biologischen«. Die Relevanz des biopolitischen Diskurses. Die Mehrstimmigkeit des biopolitischen Diskurses in den Print-Medien

Wir haben bereits darauf hingewiesen, daß der biopolitische Diskurs in den Print-Medien, bedingt durch die unterschiedlichen Diskurspositionen der Organe, die Bevölkerung mehrstimmig erreicht. Diese Mehrstimmigkeit bildet in seiner Gesamheit ein konsonantes Konzert. Das bedeutet, die unterschiedlichen Positionen, die in den Zeitungen und Zeitschriften artikuliert werden, sind nicht so gravierend, als daß sie dem Vormarsch eines biopolitischen Denkens und Praktizierens in Deutschland Einhalt gebieten könnten. Insofern läßt sich sagen, daß der (Print-)Mediendiskurs derzeit mit dazu beiträgt, die Bahn freizuschaufeln für (gen)technische Manipulationen an Mensch und Natur. Die dabei auftretenden ethischen Probeme werden zwar aufgenommen und z.B. vor allem anhand der Bioethik-Konvention der Europäischen Gemeinschaft diskutiert. Insgesamt stellen sie jedoch eher ein Randthema da. ((Siehe Paul 1994, 1996. – Am 26. September 1996 billigte die parlamentarische Versammlung des Europarates gegen die Stimmen der deutschen Abgeordneten den umstrittenen Entwurf der Bioethik-Konvention. Der Entwurf erlaubt u.a. die fremdnützige Forschung an Menschen ohne deren Einwilligung. Damit ist der Weg frei für eine Verabschiedung dieser Konvention durch das Ministerkomitee. Vgl. dazu auch den Kommentar von Karin Rennenberg in GiD 115 vom Oktober 1996, S. 19f.))

Am ungebrochensten scheint sich dieses Denken in der Zeit eingegraben zu haben. So wird in dem untersuchten Artikel dafür plädiert, die Menschenrechte mit dem Hirntod enden zu lassen. Hier kündigt sich ein kultureller Wandel an, nach dessen Etablierung die breite Durchsetzung bio-politischer Konzepte auf keine nennenswerten Hindernisse mehr stoßen wird.

Dagegen wird der biopolitische Diskurs durch die FR eher ambivalent präsentiert. Die kritische Begleitung der biopolitischen Debatte ist in dieser Zeitung sehr ausgeprägt. Dennoch trägt auch die FR im Resultat dazu bei, daß keine grundsätzliche Kurskorrektur vorgenommen werden kann. Dies macht die vorgenommene Analyse der Buchrezension besonders deutlich: Die von Buch-Autor Koch artikulierte radikal-anarchische Position wird von Michael Emmrich als zu weitgehend kritisiert. (Vgl. auch Beck 1988.) Doch gerade in der Abarbeitung dieser Zuspitzung wird deutlich, daß seine eigene Position sich lediglich dort von der von ihm kritisierten unterscheidet, wo es darum geht, den Zug der Bio- und Gentechnik auf andere Gleise zu leiten. Offenbar geht es nur noch um richtige Weichenstellungen: der Zug der Bio- und Gentechnik selbst und seine hohe Geschwindigkeit, die er inzwischen aufgenommen hat, werden demgegenüber ja nicht mehr zum Problem.

In die gleiche Richtung wirkt auch die Berichterstattung zum biopolitischen Diskurs in der WAZ. Auch hier werden durchaus damit verbundene Probleme artikuliert oder zumindest angespielt. Auf diese Weise wird der Eindruck erweckt, als würde über Biopolitik in der Gesellschaft noch gestritten. Der Blick auf die Bandbreite der vorgetragenen Argumente zeigt jedoch, daß davon nicht die Rede sein kann. Das Spannungsfeld zwischen Risiken und Nutzen z.B. der medizinischen Nutzung von Gentechnologie wird so eingeschränkt, daß unterm Strich nur eine Akzeptanz des Unvermeidbaren herauskommt.

Die Woche engagiert sich mit kritisch akzentuierten Beiträgen und Themenseiten in der Debatte um die Durchsetzung und gesellschaftliche Nutzung biowissenschaftlich-medizinischer Forschung und Technologien. Dabei orientiert sie auf die regulativen Leitkonzepte von ›Natur‹ und ›Natürlichkeit‹ – Leitkonzepten modernen Normalismus. Der Woche-Journalismus belegt damit, daß diese Konzepte in der Debatte um Biopolitik keine Position der Resistenz mehr zu begründen vermögen.

Die Stimme der taz im biopolitischen Konzert ist dagegen schwieriger auszumachen. Als Organ, das sich vor allem an gesellschaftliche Minderheiten richtet, hat sie sich seit Jahren mit den Gefahren von Gentechnik etc. intensiv auseinandergesetzt. Bestimmte Diskussionsprozesse, die derzeit in sogenannten hegemonialen Medien geführt werden, sind in ihrem Umkreis insofern bereits ausgetragen worden. Um so mehr überrascht, daß auch in der taz der bio-medizinisch technische Fortschritt um sich greift und ethische Bedenken dagegen in den Hintergrund geraten: Hirntod wird als endgültiger Tod und Organtransplantation (bei Einverständnis des Spenders) werden wie selbstverständlich akzeptiert.

Die Bild-Zeitung zielt im Unterschied zu den anderen untersuchten Medien auf eine existenziellere und zugleich primitivere Ebene der Wahrnehmung des biopolitischen Diskurses: Hier wird die »Seele« aufbereitet und dafür empfänglich gemacht, sich den Körper untertan zu machen. Ziel ist es, daß die Menschen alles mit ihrem Körper geschehen lassen, da er völlig gleichgültig ist: Apparat, Ersatzteillager, Ärgernis und Ort sexueller (und sonstiger) Stimulation. Eine solche Taktik, mit der die Menschen zwischen Angst und Hoffnung hin und her gejagt werden und nicht zur Ruhe kommen, kann dabei durchaus als Psychotechnik bezeichnet werden.

Eine solche Technik ist beim Focus nicht zu finden. Er ist im Vergleich zu Bild geradezu als naiv offen und direkt zu bezeichnen: Fast gebetsmühlenartig verkündet er sein soziobiologisches Glaubensbekenntnis und trägt dazu bei, daß diese Rationalität akzeptiert wird. Man könnte diese Strategie angesichts der in großen Teilen der Bevölkerung verbreiteten sozial-darwinistischen Ideologie als Opportunismus abtun; andererseits trägt Focus damit zur Befestigung von Mensch- und Gesellschaftsbildern bei, mit denen sich reaktionäre gesellschaftliche Entwicklungen und biologistische Dispositive etablieren lassen. Auf den Punkt gebracht, lautet die Parole von Focus: Von den Tieren lernen! Daß diese Zeitschrift dieses Spruchband gern über jede Kinderzimmertür geheftet sähe, verweist darauf, wie wir uns eine menschliche Zukunft bzw. die Zukunft der Menschen à la Focus vorzustellen haben: als Versammlung dressierter Affen.

Diskursstrategie und Effekte der (print-)medialen Ansprache.Ein Paradigmenwechsel. Von den Sozialwissenschaften zur Soziobiologie als regulative Ideologie der Moderne

Der hohe Stellenwert, den soziobiologische Konzepte in Focus einnehmen, verweist dabei auch auf einen Prozeß, der für eine Stärkung des biopolitischen Diskurses insgesamt von großer Bedeutung ist. Zu beobachten ist ein wissenschaftliche Paradigmenwechsel im Verhältnis von (Human-)Wissenschaft und Staat.

Offensichtlich haben die Sozialwissenschaften als Hort der Erkenntnis gesellschaftlicher Zustände und Perspektiven abgedankt. Als Steuerungsinstrument globaler gesellschaftlicher Prozesse bis vor kurzer Zeit noch unentbehrlich, etabliert sich heute zunehmend – auf dem Umweg über soziobiologisches Denken – ein Konzept bio-technischer Steuerung sozialer Prozesse. Wenn auch noch nicht restlos durchgesetzt, so bietet es sich doch als glaubwürdige Alternative an. Bis dato – grob gesagt bis zum Niedergang sozialistischer Gesellschaftsentwürfe – mußte der Staat »mit zuverlässigem Wissen über die das menschliche Verhalten bestimmenden Gesetze versorgt werden und mit den nötigen wirkungsvollen Fertigkeiten, mit denen ein Verhalten hervorgebracht werden konnte, das den modernen Ambitionen entsprach« (Bauman 1995, S. 139). Demgegenüber stellen sich allmählich andere Steuerungsmöglichkeiten her bzw. drängen sich in den Vordergrund, die nicht so sehr das Eingreifen des Staates erfordern, sondern die sich als eine Art Lebenskonzept darstellen, das verbreitet plausibel erscheint: Biopolitik als Konzept der Stärkung und Nutzung von Biomacht zur Steuerung gesellschaftlicher Prozesse.

Die Rolle der Medien, das Problem der Akzeptanz und sein ökonomischer Hintergrund

Zur Durchsetzung solcher Konzepte trägt der gesamte Blätterwald bei – nicht nur die von uns untersuchten Zeitungen und Zeitschriften. Sie transportieren die Leit-Bilder und –themen, die dann in »Fit for Fun«, »Cosmopolitan« und in Werbespots und sonstigen Zumutungen des Fernsehens ›umgesetzt‹ und/oder ausdifferenziert werden.

Wenn Medienkritiker bekannter Provenienz wie Elisabeth Noelle-Neumann, Hans Mohr oder Ernst-Ludwig Winnacker den Medien und damit allen am Thema arbeitenden JournalistInnen den Vorwurf machen, sie würden die Gentechnik ›kaputtreden‹, dann kann das – auf dem Hintergrund unserer Ermittlungen gesagt – nur darauf beruhen, daß sie das Abwägen von Risiken bereits als Ablehnung interpretieren und die dominante positiv-propagierende Seite biologischer Prozeduren bis in die alternative Presse hinein nicht zur Kenntnis nehmen. ((Vgl. dazu den Artikel »Wer ist Schuld, wenn Gentechnik auf Ablehnung stößt?« von Michael Emmrich in der FR vom 16.10.1996. Eine breite Akzeptanzkampagne durch Schulen und Medien fordern Arnold/Gassen 1996, S. 61f.))

Wir wollen nun nicht umgekehrt den Vorwurf erheben, Journalisten seien als blauäugige Demiurgen und als willige Helfer eines biopolitischen Herrschaftskonzeptes anzusehen, mit dem die Menschen auf eine Weise reguliert werden, die allein den herrschenden Interessen, die ja bekanntlich die Interessen der Herrschenden sind, entgegenkommt. Die Rolle der JournalistInnen ist demgegenüber viel differenzierter und komplizierter. Bei der Analyse der Print-Medien haben wir festgestellt, daß die meisten JournalistInnen, die sich mit biopolitischen Themen befassen, – abgesehen von einigen Überzeugungstätern – redlich bemüht sind, fair und ausgewogen zu schreiben. Dies ist kein Widerspruch zu unserem Befund, daß sie dennoch einen starken ›Akzeptanzdiskurs‹ fördern, sondern verweist nur darauf, daß die Mehrheit der JournalistInnen – wie könnte es anders sein – selbst in den biopolitischen Diskurs verstrickt ist und den inneren Zusammenhang des äußerst vielgestaltig realisierten biopolitischen Dispositivs nicht sieht.

Aber es ist nicht nur dieses Problem, dem Journalisten ausgesetzt sind, sondern noch ein weiteres: Daneben ist zu beachten, daß der hegemoniale biopolitische Diskurs durch die herrschende Klasse mit großer Macht ausstaffiert wird, insbesondere seit Beginn der konservativ-liberalen Regierungsübernahme zu Beginn der 80er Jahre und mit weiterer neuer Schubkraft seit dem Niedergang des Ostblocks. Der theoretische Diskurs der Moderne, der sich auf Gesellschaft als Socius bezog, ist massiv durch einen Diskurs abgelöst worden, der dieses Theorem durch das von Gesellschaft als organisch-naturhaftes Phänomen zu ersetzen begonnen hat.

Dabei ging und geht es massiv um den Abbau des Sozial- und Wohlfahrtstaates und um die Re-Etablierung eines Kapitalismus pur. Im Zusammenhang damit wird der Zwang zur Globalisierung als Argumentationsraster eingeführt, nach dem die Bundesrepublik Deutschland dazu genötigt sei, alles zu tun, um dem ›Standort Deutschland‹ im Feld weltweiter ökonomischer Konkurrenz den Rücken zu stärken. Dieser neo-liberalen ökonomischen Gebetsmühle kann sich seit einiger Zeit kaum jemand entziehen, es sei denn, er versetzt sich in den schon biblisch beschworenen Rat derjenigen, in dem die Gottlosen und die Spötter sitzen. Der ›diskursive‹ Sog der Biopolitik ist offenbar sehr mächtig geworden: sich ihm zu fügen, ist ›normal‹ geworden; sich dem nicht zu fügen, gilt als ›verrückt‹. Bestenfalls wird dieser Sog (oder auch nur Partikelchen dieses Sogs) als Teil eines hinzunehmenden ›Kältestroms‹ verstanden, den Ernst Bloch als Merkmal moderner kapitalistischer Gesellschaft ausgemacht hatte.

Standort Deutschland oder die Gentechnik als »hochtourige Jobmaschine«

Dies wirft die Frage auf, wie man sich diesem Sog entziehen kann, nachdem die westlich-„liberale“ Wirtschaftsordnung ihre Überlegenheit dermaßen ›endgütlig‹ bewiesen hat und ihre Nachteile als Kosten der Freiheit ausgewiesen werden.

Ein Weg, wie sich (nicht nur Journalisten) diesem Druck entziehen können, scheint uns darin zu liegen, die Argumente der Medien-Kritiker hinsichtlich ihrer Tauglichkeit genauer zu beleuchten. Dies bedeutet u.a. die Implikate und Setzungen, die in die biopolitische Argumentation einfließen aufzunehmen und zu hinterfragen.

Hier sticht die ›Standortfrage‹ als wohl wichtigstes Argument ins Auge. Konkret geht es um die Drohung bzw. die Angst, die deutsche Wirtschaft verlagere ihre Schwerpunkte in Sachen Gentechnik und Biotechnologie ins Ausland, wenn die deutsche Bevölkerung diese nicht akzeptiere. Die Folge sei ein ökonomischer Einbruch ersten Ranges, der die deutsche Wirtschaft hoffungslos ins Hintertreffen zu bringen drohe. Doch das ist eine Position, die sachlich nicht zu halten ist, wenn man sie mit konkreten ökonomischen Fakten konfrontiert, wie dies Ulrich Dolata (1996a) getan hat. Dolata betont: »Tatsächlich sind die Einführungsprobleme in erster Linie technischer, ökonomischer und wissenschaftlicher Natur.« (Dolata 1996a)

Dennoch setzt heutige Wirtschaftspolitik auf die Biotechnologie und nimmt solche nüchternen Einschätzungen nicht zur Kenntnis. Michael Emmrich leitete einen Bericht in der FR über eine Studie des Basler Prognos-Instituts, die vom Forschungsministerium in Auftrag gegeben worden war, folgendermaßen ein:

»Die Deutschen spielen in Brüssel Avantgarde, um daheim endlich das Image des Zurückgebliebenen loszuwerden. Die Bundesregierung drängt die EU-Partner mit Macht, die Gen-Gesetze der Gemeinschaft zu entrümpeln, um der modernen Biotechnologie noch die letzten Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Ihre eigenen Hausaufgaben hat sie schon erledigt. Die nationalen Spielregeln wurden wissenschafts- und industriefreundlich umgestaltet, zugleich millionenschwere Förderprogramme aufgelegt. Seitdem läßt Forschungsminister Jürgen Rüttgers keine Gelegenheit aus, Deutschland an die Spitze der Gentochnologie in Europa zu reden – gigantische Umsatzzahlen und reichlich neue Arbeitsplätze vor Augen. Doch mit seiner jüngsten Studie hat das Basler Prognos-Institut den CDU-Politiker jäh auf den steinigen Boden der Gegenwart zurückgeholt. Das nüchterne Fazit: Die Gentechnologie ist alles andere als eine hochtourige Jobmaschine.« (FR 26.10.1996, S. 9) ((Vgl. etwa das Förderprogramm BioRegio, das Anfang 1996 von Bundesforschungsminister Rüttgers verkündet wurde, mit der Absicht, Deutschland bis zum Jahr 2000 an die Spitze der Länder in Europa zu führen. Vgl. dazu den Bericht in GiD 116 (1996), S. 7f.))

Das bedeutet: Um den diskursivem Druck gegenüber der Einführung biotechnologischer Praktiken aufzulösen, sollten die enormen Erwartungen, die hinsichtlich der Gewinnung von Arbeitsplätzen an sie gestellt werden, in Frage gestellt werden. Das gilt ebenso für die Gewinnerwartungen der Unternehmen.

Wohin steuert die Biopolitik?

Nun könnte die ungerechtfertigte Euphorie, die der Gentechnik von den wirtschaftlich und ideologisch zur Zeit herrschenden Schichten entgegengebracht wird, die Hoffnung nähren, daß der gesamte biopolitische Komplex möglicherweise harmloser ist als wir vermuten. Denn die totale »Vereinnahmung des Lebens durch die Macht« und die »Verstaatlichung des Biologischen« (Foucault 1992) findet eine Schranke am Zentrum menschlicher Existenz: sozial zu sein und auf Sozialität existenziell angewiesen zu sein.

Dabei muß aber beachtet werden, daß die Fehlentwicklungen, die mit der Durchsetzung insbesondere ökonomisch verschränkter biopolitischer Vereinseitigungen einhergeht, bis zur Erreichung dieser Schranke bereits enormen Schaden anrichten werden: biopolitische Regulation ist untauglich bzw. wirkt sich zerstörerisch aus, wo es um soziale Wirklichkeiten geht: um uns Menschen als sozio-historische Wesen und um die Gesellschaften als Resultat und Kampfplatz sozio-historischer Prozesse.

Unbeantwortet ist zugleich die Frage, ob und wenn ja, inwieweit die Biopolitik die Gesellschaft dermaßen tiefgreifend verändern könnte, daß sie im Kern gefährdet wäre. Ulrich Beck fragt denn auch: »Erleben wir nicht den Übergang von einer Steinzeitpolitik in die genetisch-präventive Biopolitik der Zukunft, in der gesellschaftliche Zwecke nicht über die Veränderung gesellschaftlicher, sondern biologischer Kernstrukturen in einem Ausmaß vorangetrieben werden können, von dem wir heute noch keine Vorstellung haben?« (Beck 1988, S. 38) Und was wäre das mögliche Resultat? Die endgültige Befreiung von der Natur durch absolute Herrschaft über sie? Oder die endgültige Unterwerfung des Sozialen unter die Natur und damit das Ende der Menschheitsgeschichte?

Beide Alternativen unterstellen, daß es möglich ist, das Menschsein zur einen oder zur anderen Seite hin ›auflösen‹ zu können, entweder zur Seite des Biologischen, so daß der Mensch zum Tier oder gar zu reiner Bio-Masse würde, oder zur Seite des Sozialen, eines Wesens ohne Körper, so daß der Mensch logischerweise zum reinen Geistwesen würde. Es wird keine dieser beiden ›Lösungen‹ geben. Was es geben wird, das sind Entwicklungspfade, die sich an den jeweiligen Zielvorstellungen orientieren. Die Art und Weise der Auseinandersetzung zwischen diesen Optionen wird bestimmen, welche konkrete Gestalt moderne Industriegesellschaften in den nächsten Jahrzehnten annehmen werden: Die derzeit vorherrschenden diskursiven Trends versprechen für die nächste Zeit nichts Gutes. ((Die jüngsten Erfolge beim sogenannten Clonen, aber auch die Existenz sogenannter Todescomputer sollen hier nur als Beispiel genannt werden. Dabei handelt es sich immerhin zum Ereignisse, die medial Aufsehen erregt haben und dabei keineswegs auf Zustimmung in der Bevölkerung gestoßen sind.)) Doch solche Trends müssen nicht, wie alle Diskurse, ewig existieren. Sie sind veränderbar. Die massiven Vorbehalte in der Gesellschaft, die ja der Grund dafür sind, daß hier um Akzeptanz gerungen wird, sollten deshalb nicht übersehen werden.

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