Benno Nothardt
Filmisches Erzählen von (A-) Normalitäten
Die deutsche Synchronfassung der Fernsehserie „Ally McBeal“
Staatsarbeit 2003

Die Protagonistin Ally McBeal wird oft als etwas verrückt dargestellt und das Spiel mit Überschreitung von Normalitätsgrenzen gehört zu den Konstruktionsprinzipien der Fernsehserie.

Am Beispiel einer ausgewählten Folge wird das Zusammenspiel von lustbesetzter flexibel-normalistischer Grenzüberschreitung und protonomormalistischer Abgrenzungen herausgearbeitet: Um den sexuellen Avancen ihrer Kollegin Ling nachgeben zu können, etabliert Ally diskursiv eine Grenze zwischen akzeptablen homosexuellen Experimenten und abstoßender dauerhafter Homosexualität. So kann sie Ling küssen und anschließend um eine schöne Erfahrung reicher in ihre heterosexuelle Normalität zurückkehren.

Anschließend wird die Darstellung aller nicht (ausschließlich) heterosexueller Figuren in der Serie untersucht. Deren Lebensläufe können symbolisch als wiederholte Durchläufe verschiedener Kügelchen durch ein normalistisches Galtonsieb verstanden werden. Dabei zeigt sich, dass nicht heterosexuelle Figuren zwar grundsätzlich die Chance zu einem Aufstieg haben, wie die transsexuelle Cindy McCauliff, die den Sprung in eine glückliche Ehe schafft. Meist aber gehen ihre Lebensläufe mit massiven Denormalisierungen bis hin zum Tode einher. Dabei stehen alle Denormalisierungen in kausalem Zusammenhang mit Nicht-Heterosexualität, während die Normalisierungsbewegungen  durch kompensatorische Anstrengungen der Figuren selbst oder durch Hilfe von außen bewirkt werden. Die Zuschauer/in lernt so, dass Nicht-Heterosexualität eine denormalisierende Kraft ist.

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