Der Arbeitskreis Gesellschaftstheorie beschäftigt sich zurzeit in gesellschaftskritischer Perspektive mit dem Begriffspaar „Entfremdung“ und „Identität“.

Der Entfremdungsbegriff (bzw. ein verwandter Begriff wie Verdinglichung) hat Konjunktur, die sicherlich zum einen mit dem neu erwachten Interesse an einer intensiven Marx-Lektüre zu tun hat. Zum anderen verweist der Entfremdungsdiskurs auf die vielfältigen Leidenserfahrungen, die den Alltag vieler Menschen bestimmen, und sich in Reaktionen niederschlagen, die sich gegen ‚Feinde‘ aller Art oder gegen sich selbst richten oder zur Flucht in Krankheit, Depression führen.

Korrespondierend zum Entfremdungsbegriff nimmt der Identitätsbegriff einen immer breiteren Raum ein in der Debatte um die Gestaltung von nichtentfremdeten Lebensweisen. ‚Identität‘ ist zum Schlagwort geworden, mit dem das Bekenntnis zu einem ‚So‘-Sein (bezogen zumeist auf Geschlecht, sexuelle Orientierungen oder race) mit dem Verlangen nach Anerkennung in rechtlicher und soziokultureller Hinsicht verbunden und zum Gegenstand identitätspolitischer Bewegungen wird. Andererseits hat in den letzten Jahren der Erfolg rechtspopulistischer Parteien zu einer neuen Aufmerksamkeit für die Klassenfrage geführt. Bestärkt wurde das durch die Diskussion über das Buch „Rückkehr nach Reims“ von Didier Eribon. Für ‚die‘ Linke stellt sich damit die Frage, wie Identitäts- und Klassenpolitik zueinander stehen und miteinander vermittelt werden können.

Der AK versucht die hier nur knapp skizzierten Problematiken abzuarbeiten. Auf längere Sicht wird ein Buchprojekt angestrebt.

Der Arbeitskreis Gesellschaftskritik trifft sich einmal im Monat. Ansprechpartner für Interessierte ist Helmut Kellershohn (helmut.kellershohn [at] diss-duisburg.de).