5. Es
ist angesagt, das Selbstverständliche zu bezweifeln!
Zusammenfassung
„Der Kleinbürger ist ein
Mensch, der unfähig ist, sich den Anderen vorzustellen. Wenn der Andere sich
seinen Blicken zeigt, wird der Kleinbürger blind, oder er ignoriert oder er
leugnet ihn, oder aber er verwandelt ihn in sich selbst.“ (Roland Barthes, 1964, S. 141f.)
Wir haben 22 Interviews analysiert. Mit unseren Ergebnissen verbinden wir die Hoffnung, daß sie für konkrete antirassistische Arbeit nützlich sind. Wir hoffen das auch deshalb, weil unsere theoretische Ausgangsdiskussion und das angewandte diskursanalytische Verfahren trotz der scheinbar geringen Zahl der Interviews bereits weitreichende Verallgemeinerungen zuläßt.
Wir sind uns darüber im klaren, daß die Arbeit des Analysierens allein noch wenig nutzt, rassistische Haltungen zurückzudrängen und rassistisch motivierte kriminelle Delikte zu verhindern. Wir meinen aber, daß die Ergebnisse unserer Arbeit zum Weiterdenken und Weitertun anregen müßten:
Nahezu alle Interviewten, die jeweils als Repräsentanten größerer Bevölkerungsgruppen angesehen werden können, sind in rassistische Diskurse verstrickt. Dabei gibt es zwar graduelle Unterschiede. Aber selbst noch solche Menschen, die - aus welchen Gründen auch immer: religiösen und/oder politischen - Menschlichkeit zu ihrem obersten Lebensinhalt gemacht haben, sind nicht dagegen gefeit, Menschen fremder Herkunft mißtrauisch bis ablehnend gegenüberzustehn, ihre Anwesenheit und nicht das Verhalten der „Eingeborenen“ als das Problem anzusehen.
Viele wissen oder ahnen doch, daß ihre Skepsis und ihre Einstellungen gegenüber EinwanderInnen nicht richtig sind, und deshalb verbergen die meisten von ihnen ihre rassistischen Haltungen hinter Relativierungen und zur Schau getragener Wohlanständigkeit. Daneben gibt es auch solche Menschen, die in völliger Selbstgerechtigkeit und daher ganz offen ihren Alltag, ihre Sicht der Dinge zum Maßstab aller Dinge machen. Für alle diese Menschen sind nur sie selbst und allenfalls noch die anderen Deutschen, ihre eigenen Normen und Werte, Sitten und Gebräuche „normal“, während alle diejenigen, die von dieser imaginierten Normalität abweichen, als verrückt und abartig erscheinen.[1] Dazu kommt, daß die so hergestellte, so gesehene und verabsolutierte Normalität als etwas Natürliches und überhistorisch Gültiges angesehen wird, für das man auch deshalb keinerlei Verantwortung trägt. Roland Barthes spricht von seinem „Gefühl der Ungeduld“ angesichts der »Natürlichkeit«, die der Wirklichkeit von der Presse oder der Kunst unaufhörlich verliehen wurde, einer Wirklichkeit, die, wenn sie auch die von uns gelebte ist, doch nicht minder geschichtlich ist. Ich litt also darunter“, schreibt er, „sehen zu müssen, wie »Natur« und »Geschichte« ständig miteinander verwechselt werden.“ (Barthes 1964, S. 7)[2]
Wie erklärt sich diese Mythisierung, diese Konstruktion der Normalität, die ja Konstruktion ist, um nicht zu sagen: Reine Wahnvorstellung?
Dieses Normalitätsdenken entsteht nicht aus dem Nichts heraus, sondern ist Produkt der Erziehung und wird bestärkt durch die Medien etc., also durch die „öffentlichen Erzählungen“. Michel Foucault sprach von Normalitäts-Dispositiven, durch die alle Bereiche der Gesellschaft, der demographische, der ökonomische, ökologische, medizinische, psychiatrische, sexuelle und zunehmend auch politische „gemanaged“ werden.[3]
Der englische Schriftsteller John Berger, der in seinen Romanen und Essays viel über die Folgen von Verarmung, Vertreibung und Entwurzelung und die »verrückten« Reaktionen derjenigen nachgedacht hat, die die Vertriebenen nicht integrieren konnten und wollten[4], bietet hier eine Erklärung an, die ich im folgenden zitieren möchte. Seine Beobachtungen zur Situation in Frankreich dürften auch auf Deutschland zutreffen. Berger schreibt:
„Der leere Raum, die Lücke zwischen der Erfahrung, in diesem Moment auf unserem Planeten ein normales Leben zu führen, und den öffentlichen Erzählungen, die zur Sinngebung für dieses Leben angeboten werden, ist ungeheuer groß. Darin liegt die Trostlosigkeit, nicht in den Tatsachen. Deshalb ist ein Drittel der französischen Bevölkerung bereit, auf Le Pen zu hören. Die Geschichte, die er erzählt - so übel sie ist - , scheint dem Geschehen auf den Straßen näher zu sein. Deshalb auch, wenngleich auf andere Weise, träumen Menschen von einer »virtuellen Realität«. Irgendwas - von Demagogie bis hin zu vorfabrizierten onanistischen Träumen - irgendwas muß her, egal was, nur um die Lücke zu schließen! In solchen Lücken verlieren sich Menschen, und in solchen Lücken werden Menschen verrückt.“ (Berger 1991)
Zwischen der erfahrenen (wie auch immer schlechten) Normalität und den Mythen der öffentlichen Erzählungen, die diesen wirklichen Erfahrungen der Menschen nicht entsprechen, klafft eine Lücke, die unsicher macht.
Der öffentliche Versuch, mit aberwitzigen und phantastisch-brutalen Surrogaten für ein mögliches sinnvolles Dasein den Menschen ihr Leben als sinnvoll erscheinen zu lassen, gelingt zunehmend nicht mehr. Sie können die Kluft zwischen der alltäglichen Erfahrung, dem also, was Berger „normales Leben“ nennt, und der gepredigten Normalität nicht mehr überbrücken. Hier greifen realitätsnahere populistische Angebote, die an den Stammtischen, in Vereinen, Parteien und (in fast allen und nicht nur polit-pornographischen) Medien verhökert werden. Die über uns hereinbrechende »Flut fremder Menschen«, die anders sind als wir, die als »nicht normal« gezeichnet werden, sie ist einer der Mythen, die sich auf konkrete Alltagserfahrungen beziehen lassen, Plausibilität für sich haben und sich so gegen die hergebrachten Mythen wenden.[5] Hier findet der Wunsch nach Erhalt der Alltags-Normalität sein Ventil: Sind die »Ausländer« „hinweggetan“, scheint die Welt zumindest wieder ein bißchen normaler.
Beide Formen des Mythos, die der falschen öffentlichen Normalitäts-Sinngebung und die populistischen der Nicht-Normalität der „Anderen“, beziehen sich auf die Natur. Doch auf die EinwanderInnen und die Flüchtlingsheime kann man - besser als auf die angeblich durchgesetzte Demokratie - zugleich mit dem Finger zeigen, zumal wenn sie in Sammellager gepfercht, zur Ghettobildung gezwungen oder zur Erwerbslosigkeit verdammt werden, zumal sie als nicht normale und deshalb bedrohliche »Fluten« kollektivsymbolisch und auf andere Weise in den Gemütern der Menschen verankert werden.
So sind die in rassistische Diskurse Verstrickten zwar Opfer eines „Geistes geistloser Zeit“.[6] Indem sie in den rassistischen Diskurs verstrickt sind, sind sie aber zugleich potentielle Täter, die eines Tages auch zu wirklichen Tätern werden können, oder zumindest aktive Mitläufer. So gesehen, sind sie „unschuldige Täter“[7], ihre „Unterwerfung unter das Gegebene“, das angeblich „Normale“, korrespondiert mit ihrer Rebellion gegen die mythisch beschworenen, als unnormal gezeichneten Ersatzfeinde.
Das ist das Eine! Näher zu beleuchten sind die Manager dieser Situation und deren Offiziere, Unteroffiziere und Vorarbeiter. Diejenigen, die dafür in erster Linie verantwortlich sind, daß auf diesem Planeten kein gutes Leben gelebt werden kann. Die dafür verantwortlich sind, daß Natur und menschliches Leben verkümmern, die Eroberer, die für Kriege und Ausbeutung stehen. Und auch die, die keine Wohnungen bauen, damit die Preise hochgetrieben werden können.
Die, die Betonstädte planen und sich in den inneren Cities Denkmäler setzen[8], die sich zugleich auf ihren Konten als Zuwächse niederschlagen: Dieses Gewimmel von Herrschaft, Geld und Eitelkeiten.
Entmythisierung - nicht nur der rassistischen Mythen - ist also angesagt. Theodor Adorno nannte das Aufklärung. Der sozialistische Erziehungstheoretiker Heinz-Joachim Heydorn sprach von Bildung, von „systematische(r) Vermittlung von gesellschaftlicher Rationalität durch Bildung, (die) die Möglichkeit aller Rationalität (enthält): Das Selbstverständliche zu bezweifeln.“ (Heydorn 1980, S. 99) Und man möchte fortfahren: Das Öffentlich-Normale als nicht normal zu erkennen und das als nicht normal Dargestellte als völlig normal.
Mit unseren Untersuchungen zum alltäglichen Rassismus hoffen wir zur Möglichkeit einer solchen Bildung einen kleinen Beitrag zu leisten. Er wird insbesondere auch die Herausbildung größerer Sprachbewußtheit betreffen und vielleicht ein wenig dabei helfen können, die herrschende Sprachlosigkeit (im doppelten Sinne des Wortes) aufzuheben, einige Handhaben bereitstellen gegen die „verdorrte Sprache“, gegen die „entfremdete Sprache“ unserer Zeit, „die Mündigkeit zerstört, neue, gesellschaftskonforme Initiation ankündet, den Menschen beraubt, ihn zur selbstfeindlichen Produktion antreibt.“ (ebd.) Denn „Mündigkeit setzt voraus, daß sich der Mensch aussprechen kann, seiner selbst durch Sprache mächtig wird“ (ebd.), einer Sprache, die sich gegen „die Sprache der industriellen Produktion (richtet), der Übersetzung des Menschen in Psychometrie“, gegen „eine Sprache, die den Widerspruch fortzaubert, ihn ins Unbewußte verdrängt, wo er als Neurose zum faschistischen Reservoir wird.“ (ebd.)[9]
6. Handlungsperspektiven und Ausblick!
6.1 Entmythisierung ist angesagt!
Wenn das Nichtnormale als normal unterstellt wird und Normalitäten zu Anomalien, bedrohlichen Fluten und sinkenden Schiffen hypostasiert werden, dann kann die Konsequenz in Gestalt der Entwicklung von Gegenstrategien und Gegendiskursen, erst einmal sehr global definiert, im Grunde nur lauten: Entmythisierung!
Das ist natürlich angesichts des herrschenden Normalitätsdispositivs oder - mit Barthes gesprochen - angesichts des „Befalls der gesamten Gesellschaft durch den Mythos“ eine Aufgabe, die schier unlösbar erscheinen mag, und zudem eine, die den Entmythologisierer in ein Dilemma verstrickt, das Barthes folgendermaßen kennzeichnet:
„Aber wenn der Mythos die ganze Gesellschaft befällt, muß man, wenn man den Mythos freilegen will, sich von der gesamten Gesellschaft entfernen.“ (Barthes 1964, S. 148.f.) Barthes sieht, daß „Jeder etwas allgemeine Mythos ... effektiv zweideutig (ist), weil er die Humanität selbst jener repräsentiert, die ihn, da sie nichts besitzen, entliehen haben.“ Und er unterstreicht dieses Problem mit dem folgenden Beispiel: „Die Tour de France, den guten französischen Wein entziffern, heißt sich von jenen absondern, die sich daran erfreuen.“ (Barthes 1964 ebd.)
Dieses so geschilderte Dilemma enthält aber zugleich den Hinweis darauf, wie man ihm entgehen kann, auf jeden Fall aber die Forderung, daß man sich nicht davon gefangennehmen läßt. Barthes geht davon aus, daß der Mythologe, und damit meint er denjenigen, der die Mythen „knacken“ kann, „sich von allen Verbrauchern von Mythen aus(schließe)“ - und dies sei keine Kleinigkeit.
Damit konstruiert Barthes aber eine eindimensionale Figur des „Nur-Mythenknackers“, die es in der gesellschaftlichen Wirklichkeit so einfach nicht geben kann. Weshalb soll ich nicht den guten französischen Wein genießen können, ohne zugleich den Mythos seiner „Güte“ (seinen „Wert“) zu kritisieren? Zumal Barthes eingesteht, daß der französische Wein objektiv gut ist? Schließen sich denn wissenschaftliche Mythenanalyse und die Entwicklung politisch-pädagogischer Gegendiskurse, die die Humanität derjenigen beachten, die dem Mythos unterliegen, gegenseitig aus? Ich denke: nein!
6.2 BrandSätze löschen! Einige diskurstaktische Konsequenzen
Alle Interviews, die wir durchgeführt und analysiert haben, zeigen, daß die Menschen mehr oder minder in rassistische Diskurse verstrickt sind. Sie zeigen ebenfalls ausnahmslos, daß der Interdiskurs, den die Interviewten reproduzieren, primär durch die Medien gespeist wird, der wiederum durch die verschiedenen Spezialdiskurse der Politik, der Wissenschaften etc. determiniert ist.
Charakteristisch für das „fluktuierende Gewimmel“, das der Interdiskurs darstellt, ist die Tatsache, daß auch die in den Interdiskurs Verstrickten ihre Einstellungen und Haltungen in den verschiedensten alltäglichen Situationen weitergeben und aufnehmen, also auch produktiv an der Existenz und dem Sich-Fort-Schleppen der Diskurse mitwirken. Auch berücksichtigen die Medien den Interdiskurs sozusagen als Resonanzboden und beziehen sich auf diesen, wenn sie ihre Botschaften unter die Menschen bringen wollen. Diese Botschaften könnten nicht empfangen werden, wenn es dafür keine „offenen Ohren“ gäbe.
In diesem diskursiven Gewimmel schleppt sich auch der Diskurs des Rassismus fort, aber in eigentümlicher Weise: Rassismus gilt als unanständig, Rassisten werden außerhalb des demokratischen Spektrums, wie es in dieser Gesellschaft akzeptiert ist, angesiedelt. Das ist der Grund, weshalb sich die am rassistischen Diskurs Beteiligten fast immer zu verkleiden suchen. Diese Tatsache schlägt sich in unseren Interviews in Gestalt von Verharmlosungs-, Leugnungs- und Verschleierungsstrategien nieder, in der Übernahme der Kollektivsymboliken, die - obwohl sie alles enthalten - nichts offen sagen.
Alle bewußten und unbewußten Versuche, die rassistischen Einstellungen und Haltungen zu verbergen, haben unserer Analyse nicht standhalten können. Sie liegen offen zu Tage. Die bevorzugten Themen wurden aufgezeigt, die Argumentationsstrategien, die Mythen der Naturalisierung des Sozialen und der Geschichte und der Orientierung des Selbst im Gegensatz zu den Anderen aus der Perspektive einer Weltsicht, die nur das Eigene als das Normale gelten läßt und das „Andere“ an dieser „Normalität“ mißt und sehr verbreitet als nicht-normal abqualifiziert und ausgrenzt.
Zugleich haben wir hier - in dem einen Ausschnitt, der rassistische Haltungen und Einstellungen betrifft - ein Stück weit ein Psychogramm heutiger Menschen in einer Gesellschaft wie unserer - herausarbeiten können, einen, wie wir meinen, wichtigen Bestandteil ihrer »Identität«.
Doch selbst die besonders stark in den rassistischen Diskurs verstrickten Menschen sind in ihrer Person keineswegs auf diese Haltungen und Einstellungen zu reduzieren. Sie mögen neben ihren rassistischen Haltungen und Einstellungen auch noch von chauvinistischen, sexistischen, masochistischen, sadistischen und sonstigen Haltungen und Einstellungen durchsetzt sein; sie verfügen jedoch auch über andere, vernünftige, „menschliche“, wie verborgen und verstellt, wie entfaltet oder verkümmert diese auch aussehen mögen. Antonio Gramsci spricht vom „gesunden Kern des Alltagsverstandes, der darum bon sens genannt werden könnte und verdiente, weiter entwickelt und einheitlich und kohärent gemacht zu werden.“ (Gramsci 1967, S. 133f.)
Gramsci bezeichnet den Alltagsverstand als zugleich „engherzig, neuerungsfeindlich und konservativ“, als unkritisch und widersprüchlich. In ihm finden sich, wie er meint, „Elemente des Höhlenmenschen“, aber auch „Prinzipien der modernsten und fortgeschrittensten Wissenschaft“, sowohl „lokale Vorurteile aller vergangenen geschichtlichen Phasen“ als auch „Intuitionen einer zukünftigen Philosophie, die dem in der ganzen Welt geeinten Menschengeschlecht eigen sein wird.“ (vgl. ebd. S. 130-133)
Weiterentwicklung des gesunden Kerns des Alltagsverstandes ist Gramscis politisches und pädagogisches Konzept. Möchte man dieser insgesamt optimistischen Einschätzung folgen, so bedeutete dies, daß man davon ausgehen zu können glaubt, daß anti-rassistische Arbeit dazu einen Beitrag leisten könnte. Auf dem Hintergrund unserer Analysen würde dies, zunächst sehr allgemein und in Form eines Zielkatalogs formuliert, bedeuten:
1. Die verschiedenen rassistischen Diskurse,
insbesondere der Massenmedien, analysieren und den Nachweis erbringen, daß sie
Mythen und Normalitäts-Dispositive transportieren und damit das Geschäft der Naturalisierung
und Enthistorisierung des Gesellschaftlichen betreiben. Zeigen, daß dies auch
für „uns“ dramatische Folgen hat: uns trotz frustrierender und unterdrückender
Lebensbedingungen als ohnmächtig und handlungsunfähig zu begreifen, uns in
unser Schicksal halt ergeben zu müssen bzw. uns sozusagen ersatzweise gegen die
als nicht-normal dargestellten „Anderen“ zu wenden und diese auszugrenzen.
2. Dazu gehört, die Wirkungsmechanismen der
De-Normalisierung der Anderen (Mythenbildung, Provokation von
Bedrohungsgefühlen durch naturalisierende Kollektivsymbole etc.) dingfest zu
machen. Ein Gegendiskurs dazu könnte z.B. aufzeigen, daß die Beschwörung einer
uns bedrohenden „Flut“, eines uns verschlingenden „Zustroms“, eines „wilden
Wolfsrudels“ von EinwanderInnen übertrieben ist angst machen soll und angst
macht.
3. Aufzeigen, daß der Interdiskurs, an desssen
Produktion und Reproduktion sie beteiligt sind, solche De-Normalisierungsmechanismen
enthält und somit die Menschen sich selbst solcher Mechanismen bedienen, die
ihnen den Blick für die Wirklichkeit verstellen.
4. Verdeutlichen, daß Diskurse Macht ausüben
und nicht folgenloses Gerede und Geraune sind, sondern Taten zur Folge haben
und die Entwicklung der Zukunft mitbestimmen. Zugleich zeigen, daß wir als
diejenigen, die in die Diskurse verstrickt sind, uns direkt an rassistischen
Tätigkeiten und Tätlichkeiten beteiligen. (Reflektion der eigenen
Mittäterschaft, die nicht mehr erlaubt, „die Hände in Unschuld zu waschen“.)
5. Den wenn auch noch so schlechten wirklichen
Alltag wieder sichtbar machen, ihn zu hinterfragen und zugleich aufzeigen, daß
die uns als normal dargestellte Wirklichkeit in krassem Widerspruch zu unserem
wirklichen Leben und zu unseren unmittelbaren Erfahrungen dieses Lebens steht.
Zugleich ginge es darum, das als Nicht-Normal dargestellte in seiner
Eigenständigkeit, in seiner ganz „normalen“ Andersartigkeit akzeptierbar zu
machen. Das könnte anhand vieler konkreter Erfahrungen aufgezeigt werden. Was
ist denn daran „normal“, wenn in Jugoslawien tausende von Menschen im Krieg
umkommen, und daran nicht normal, daß sie der Todesgefahr zu entkommen
versuchen? Oder: Was ist denn daran normal, daß in den Industrieländern
Lebensmittel bergeweise vernichtet werden, damit die Preise „oben“ bleiben, und
was ist daran nicht normal, daß Menschen aus den Hungergebieten fliehen, in der
Hoffnung, bei „uns“ zu überleben? - Um nur ein paar völlig willkürliche
Beispiele zu nennen!
6. Konzepte von Rasse und Rassentheorien als
Mythen bloßstellen, als „Vorurteile vergangener geschichtlicher Phasen“. Damit
kann der Boden dafür bereitet werden, sozialen Rückhalt für die politische
Gleichstellung von EinwanderInnen zu erhalten und auszubauen etc.
7. Die mit Konzepten von Rasse und
Rassentheorien (und mit Mythen generell) verbundenen konservativen und rechten
Interessen offenlegen und als interessierte Gestrigkeit bloßstellen.
8. Den „gesunden Kern des Alltagsverstandes“ im
Hinblick auf die Vorstellungen von den Anderen ernstnehmen und
weiterentwickeln und auf diese Weise zu einer „Versöhnung der Unterschiede“
(Adorno), die natürlich nicht verschwiegen werden dürfen, beitragen. So könnte
ich mir denken, daß die in allen Interviews vorkommenden positiven Aussagen
über EinwanderInnen, auch wenn diese für die Interviewten die Funktion der
Immunisierung gegen den Vorwurf, als Rassist angesehen zu werden, verwendet
werden, Anknüpfungspunkte antirassistischer Aufklärungsarbeit sein könnten.
9. Sehr allgemein ausgedrückt, bedeutete dies
auch: Die Denk-/ Tätigkeitskompetenz der Menschen, wo immer möglich, zu
stärken und so zur Entwicklung eines begründeten
positiven Selbstbildes beizutragen.
10. In
der weiteren Arbeit ginge es nun darum, diese Vorschläge zu konkretisieren und
in Gestalt von Projekten, Unterrichtsmaterialien und -reihen und auf andere
Weise medial umzusetzen und für antirassistische Arbeit in den Schulen,
Jugendzentren, in Kirchen, Verbänden und demokratischen Parteien nutzbar zu
machen.[10]
Als ich im Herbst 1990 daranging, dieses Projekt zu entwerfen, wußte ich zwar schon, daß „Rassismus“ virulent war und wieder zum Ausbruch drängte. Bereits 1986 hatte ich zusammen mit anderen eine Broschüre erarbeitet mit dem Titel: „Asyl - ein Lehrstück über Rassismus in der Bundesrepublik“.[11] In der Einleitung zu dieser Broschüre hieß es: „Erschreckend zerbrechlich ist das demokratische Bewußtsein vieler Bundesbürger. Hinter der Fassade verborgen liegen Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und sogar die Bereitschaft zur Gewalt, zum Terror gegen fremde Menschen.“ (ebd. S.5)
Diese Fassade ist aufgebrochen. Während der Arbeit an diesem Buch eskalierte in Deutschland der Rassismus[12] - in beiden Teilen des vereinten Deutschland, das im Rassismus schneller zusammenzuwachsen scheint als auf jedem anderen Gebiet. Das BKA zählte für 1991 an die 2000 Überfälle und Angriffe auf Einwanderer und Flüchtlingsunterkünfte. Im Januar 1992 wurden bereits 170 weitere solcher Verbrechen begangen.
Wir hatten somit die traurige Möglichkeit, „die Analyse eines sprachlichen Diskurses (mitten) ... in den ihn bestimmenden historischen Verhältnissen ...“ vorzunehmen (Maas 1984 S. 246) und beobachten zu können, wie dieser Diskurs die Verhältnisse bestimmt. Diese „Möglichkeit“ hat dieses Buch und alle, die daran mitgearbeitet haben, mit geprägt. Dies auch in der Weise, daß wir die Arbeit trotz der schwierigen Rahmenbedingungen voranbringen und (vorläufig) auch beenden konnten. Manches wäre sicher besser und trotz aller Anstrengungen noch gründlicher zu machen gewesen. Aber wir wollen mit diesem Buch auch „eingreifen“, aufmerksam machen, wachrütteln.
Und dies tut not. Der Aufbau einer „Festung Europa“ ist in vollem Gang. Er wird von weiter anwachsendem Rassismus begleitet sein - zumal wenn weiter verantwortungslos in Politik und Medien gegen die Einwanderer gehetzt wird, wenn an Stammtischen, in den Medien und in den Schulen weiterhin „drohende Fluten“ und „Ströme“ von Flüchtlingen beschworen werden, die „uns“, „unseren“ Wohlstand, „unsere“ Werte überrollen werden.[13]
Mit diesem Buch wollen wir dazu beitragen, daß der versteckte Rassismus sichtbarer wird, daß er in seinen Dimensionen besser erkannt werden kann und und somit vielleicht besser zu bearbeiten ist.
Siegfried Jäger Duisburg, im März 1992
8. Literatur
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Fremd und doch vertraut. Skizzen zur politischen Kultur gestern und heute,
Münster 1989.
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erschienen als: Gibt es einen Neo-Rassismus? in: ders. und Immanuel
Wallerstein 1990, S. 23-38 (Balibar 1990a).
ders.: Die Nation-Form: Geschichte und
Ideologie, in: ders. und Immanuel Wallerstein 1990, S. 107-130 (Balibar
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„... da baut sich ja in uns ein Haß auf ...“ Zur subjektiven Funktionalität
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eine empirische Untersuchung, Hamburg/Berlin 1990.
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am rassistischen Terror. Referat auf dem Colloquium des DISS am 12.10.1991
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[1] Vgl. dazu auch den Essay von Nirumand 1992.
[2] In seinen „Mythen des Alltags“ ging es ihm darum, „den
ideologischen Mißbrauch“ aufzuspüren, der sich darin verbirgt. Zur
Naturalisierung des Sozialen und des Historischen vgl. auch aus marxistischer
Sicht Postone 1991. Link bescheinigt Barthes im übrigen eine „meisterhaft
gehandhabte intuitive Methode“, möchte sie aber gerade wegen ihrer
Intuitivität gerne korrigiert sehen und operational fassen. (Link 1978, S. 123 ff.)
[3] Nach Link 1992, S. 12. Foucault sagt: „Wir sind in einen Gesellschaftstyp eingetreten, in dem die Macht des Gesetzes dabei ist, zwar nicht zurückzugehen, aber sich in eine viel allgemeinere Macht zu integrieren, nämlich in die der Norm. (Foucault 1976, S. 84)
[4] Vgl. seine Trilogie „In ihre Arbeit“ („Sau Erde“, „Spiel mir ein Lied. Geschichten von der Liebe“, „Flieder und Flagge“) und seinen Roman „G“.
[5] Hier wird zugleich deutlich, daß Kollektivsymbole mythisch sind.
[6] Die Mythen paralysieren die Menschen. „So wird an jedem Tag und überall der Mensch durch die Mythen angehalten, von ihnen auf den unbeweglichen Prototyp verwiesen, der an seiner Statt lebt und ihn gleich einem ungeheuren inneren Parasiten zum Ersticken bringt, seiner Tätigkeit enge Grenzen vorzeichnet, innerhalb derer es ihm erlaubt ist zu leiden, ohne die Welt zu verändern.“ (Barthes 1964, S. 147)
[7] Der Titel einer Studie zum Anti-Semitismus in Österreich von Ruth Wodak u.a. 1990 lautet: „Wir sind alle unschuldige Täter“.
[8] Vgl. dazu Commers 1991, der dies am Beispiel der Stadt Antwerpen eindrucksvoll aufgezeigt hat.
[9] Sprache wird hier in einem sehr weiten Sinn verstanden, nicht etwa als Kommunikationsmittel, Struktur oder System etc. Roland Barthes Bemerkung: „Man verstehe also hier unter Ausdrucksweise, Sprache, Diskurs, Aussage usw. jede bedeutungsvolle Einheit oder Synthese, sei sie verbaler oder visueller Art.“ (Barthes 1964, S. 87) enthält ebenfalls eine solche „generalisierte Auffassung“ von Sprache. Auf diesem Hintergrund ist sein Satz zu lesen: „der Mythos ist eine Sprache.“ (ebd. S. 7) Das heißt nicht, daß alles Sprachliche notwendigerweise mythisch wäre: Barthes schreibt: Der Mythos ist rechts (Barthes 1964, S. 138) Doch: „Es gibt ... eine Sprache, die nicht mythisch ist. Es ist die Sprache der produzierenden Menschen: überall, wo der Mensch spricht, um das Wirkliche zu verändern und nicht, um es als Bild zu bewahren, überall, wo er seine Sprache mit der Herstellung der Dinge verbindet ..., ist der Mythos unmöglich.“ Das bedeutet auch, „daß eine eigentlich revolutionäre Sprache keine mythische Ausdrucksweise sein kann.“ (Barthes 1964, S. 135)
[10] In manchen Hinsichten überschneiden sich diese Vorschläge und Handlungsperspektiven mit denjenigen, die Rudolf Leiprecht auf der Grundlage seiner empirischen Untersuchung vorgetragen hat. (Vgl. Leiprecht 1990 und 1991). Auch die Überlegungen von Kalpaka/Räthzel 1990 gehen in eine ähnliche Richtung, insbesondere insofern sie einfordern, antirassistische Arbeit in erster Linie als Arbeit mit den „Eingeborenen“ zu begreifen. Dieser Gedanke war mit einer der „Väter“ unseres Projektes. Wir hoffen jedoch, durch das Konzept Diskursanalyse zu einer weiteren Differenzierung solcher Vorschläge beigetragen zu haben.
[11] Vgl. Devantié, Gawel, Jäger u.a. 1987. Der rassistische Diskurs reicht freilich viel weiter zurück. Zu beobachten war jedoch, daß er sich seit der Bonner Wende 1982 in Politik und Medien im Vergleich zu den 70er Jahren erheblich verstärkt hatte. Vgl. dazu auch Uske 1986.
[12] Weshalb dies geschah, das ist nicht zentraler Gegenstand dieser Untersuchung. Zu diesem „Phänomen“ habe ich mich aber ausführlich an anderer Stelle geäußert, vgl. Jäger 1991a, Jäger 1991f., und zusammen mit Margret Jäger in Jäger/Jäger 1991. Vgl. auch das „Memorandum des Instituts für Sozialforschung in Frankfurt/M.“ 1992.
[13] Vgl. hierzu auch Nirumand (Hg.) 1992. Über den scheinheiligen Streit um das Asylrecht berichtet hier Pfaff S. 170-192 (Pfaff 1992).