Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung

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Gegen den Strich

 

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Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung

20 Jahre Wissenschaft gegen den Strich

 

Von Jens Zimmermann

 

 

Wissenschaft gegen den Strich!

Das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung, kurz DISS, widmet sich seit nunmehr 20 Jahren der diskursanalytischen Aufarbeitung gesellschaftspolitisch relevanter Themen und der Weiterentwicklung der Kritischen Diskursanalyse im Anschluss an Michel Foucault. Im Folgenden werden die Methodik dieses Ansatzes, seine Entwicklung sowie wichtige - abgeschlossene wie aktuelle - Projekte skizziert. Zuvor soll jedoch ein Einblick in den Entstehungskontext sowie die Institutsgeschichte des DISS gegeben werden.

 

Geschichte des DISS

Mitte der 1980er „verpflichteten“ Studierende der Gerhard Mercator Universität Duisburg den Germanisten und Sprachwissenschaftler Siegfried Jäger in einem Germanistik-Seminar zur Analyse von Texten aus der „braunen Zeit“ und auch dazu, aktuelle Postwurfsendungen und periodisch erscheinende Publikationen aus dem rechtsextremen Spektrum zu analysieren. Im Verlauf der ersten Materialsichtung wurde dann das ganze Ausmaß der Verbreitung solcher Schriften deutlich: fast vierzig regelmäßig erscheinende Druckerzeugnisse konnten zum damaligen Zeitpunkt binnen kurzer Zeit aufgespürt werden. Aus diesem Arbeitszusammenhang entwickelte sich zusammen mit weiteren universitären und zivilgesellschaftlichen Arbeitskreisen die personelle und strukturelle Grundlage des DISS, in dem Studierende, junge Akademikerinnen, Lehrerinnen und Assistentinnen zukünftig ihre diskursanalytischen Studien verfolgten.

Seit 1987 bildet das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS) als außeruniversitäres Institut eine lokale und materielle Basis für Wissenschaftlerinnen aus den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften.

In der Gründungsphase entstanden mehrere Arbeitskreise, die sich aus gesellschaftskritischer Perspektive mit Themen wie z.B. Pädagogik und neue Technologien, aber auch Geschlechterrollen beschäftigten. Die erste größere Studie und Publikation jedoch, die aus der kollektiven Arbeit hervorging, war der Titel „Rechtsdruck. Die Presse der neuen Rechten“ (Jäger (Hg.) 1988), in deren Gefolge die heute als Grundlagenwerk geltende Kritische Diskursanalyse (KDA) (Jäger 2004) entwickelt wurde.

Das Projekt „Rechtsdruck“ legte gleichzeitig den Grundstein für das umfangreiche DISS-Archiv, in dem bis heute zahlreiche Publikationen der extremen Rechten ab den 1960ern archiviert und erfasst sind. Unter Einbeziehung einer umfangreichen Schenkung des Frankfurter Instituts für Sozialforschung umfasst das Archiv eine in der deutschen Wissenschaftslandschaft sicher einmalige Dokumentation der rechtsextremen deutschen Publizistik.

Die zentralen Diskussionsforen der DISS-Mitarbeiterinnen, in denen die Planung und Durchführung von Projekten besprochen wird, sind vor allem der AK RECHTS und die DISKURSWERKSTATT. Diese dienen gleichzeitig auf methodischer Ebene der Weiterführung und Entwicklung einer Kritischen Diskursanalyse und ihrer Anwendungsgebiete.

In der DISKURSWERKSTATT werden aktuelle, philosophisch und gesellschaftstheoretisch relevante Fragen diskutiert und für die weitere theoretische und praktische Institutsarbeit anschließbar gemacht.

Im AK RECHTS werden vor allem Analysen der rechts-konservativen und extrem rechten Presse- und Publikationslandschaft sowie deren organisatorischen Verbindungslinien vorbereitet und durchgeführt. Eines der prominentesten neueren Arbeitsergebnisse ist die Langzeitstudie „Nation statt Demokratie. Sein und Design der ,Jungen Freiheit'“ (Dietzsch, Jäger, Kellershohn & Schobert 2004), die sich mit der völkisch-nationalen Ausrichtung und Denkweise dieser Wochenzeitung auseinandersetzt.

Seit seiner Gründung veranstaltet das DISS, u.a. in Verbindung mit anderen Institutionen wie etwa der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Diskurswerkstatt Bochum, jährlich ein wissenschaftliches Colloquium unter Beteiligung auswärtiger Wissenschaftlerinnen sowie einen oder mehrere Workshops. Diese Veranstaltungen zeichnen sich vor allem durch ihre interdisziplinäre Ausrichtung aus: Politologinnen diskutieren beispielsweise mit Sprachwissenschaftlerinnen und Soziologinnen mit Religionswissenschaftlerinnen. Auf institutioneller Ebene wirkt das Institut im Wissenschaftsforum Ruhr, einem Zusammenschluss von vorwiegend außeruniversitären Instituten in NRW, mit. Diese Vielfalt spiegelt sich in der Interdisziplinarität der Mitarbeiterinnen wider, was einer der wichtigsten Faktoren für die methodische und theoretische Weiterentwicklung ist.

Die Projektberichte und Bücher von DISS-Mitarbeiterinnen und mit dem DISS kooperierenden Wissenschaftlerinnen erscheinen in der EDITION DISS, die im Münsteraner Unrast-Verlag verlegt wird. Das DISS finanziert sich ausschließlich über Drittmittel, einen Förderkreis und private Spenden.

 

Die „Werkzeugkiste“ des DISS - Theoretische und methodische Grundlagen

Im Jahr 1993 erschien die erste Auflage der „Kritischen Diskursanalyse“ (Jäger 20044), welche eine Grundlage für systematisch-kritische Analysen von Diskursen im Anschluss an Michel Foucault schaffte. „Kritische Diskursanalyse“ (KDA) ist zugleich die Grundlage der diskursanalytischen Studien des DISS. Bis zur aktuellen Auflage (20044) war es allerdings ein langer Weg. Auf der Suche nach einer systematisch-kritischen Methode der Analyse von Texten und deren gesellschaftlicher Wirkungsweise stieß das Forschungsteam um Siegfried Jäger Mitte der 1980er Jahre auf die Zeitschrift für angewandte Diskurstheorie kultuRRevolution des Dortmunder Diskursforschers Jürgen Link. Zu diesem Zeitpunkt waren die Wissenschaftlerinnen um Siegfried Jäger in Sachen Diskurs allerdings kein unbeschriebenes Blatt mehr. Die ersten Schritte in Richtung einer Analysemethode war die Grundlegung „Text und Diskursanalyse. Eine Anleitung zur Analyse politischer Texte“ aus dem Jahre 1989 (Jäger 1996b5). Die Lektüre der Link'schen Publikationen, insbesondere der Zeitschrift kultuRRevolution sowie die fortlaufende weitere Foucault-Rezeption erwiesen sich als äußerst fruchtbar für die spätere Formulierung des Theoriegebäudes und beschleunigten diesen Prozess maßgeblich. Durch konsequente Exegese relevanter Texte und daran anschließende Diskussionen entstand die Ausarbeitung Foucault'scher Gedanken und die Umsetzung und Konturierung der aktuellen KDA.

Ihren kritischen Impuls bekommt die Diskurstheorie Duisburger Prägung, vielfach auch als „Duisburger Ansatz“ bezeichnet, vor allem durch die Auseinandersetzung mit gesellschaftstheoretischen Ansätzen und ihrer Verortung innerhalb der KDA. Dabei bemüht sich die KDA um die Begründung und die Präzisierung des Aufweises der Wirkmächtigkeit von Diskursen. Mit Jürgen Link und im Anschluss an Foucault wird dabei gefolgert: „Diskurse sind [...] vollgültige Materialitäten ersten Grades unter den anderen“ (Link 1992: 40). Sie „bilden den Fluss von Wissen bzw. sozialen Wissensvorräten durch die Zeit“ (Jäger & Jäger 2007: 23) und sind an Macht gekoppelt, weil dieses Wissen die Vorgabe für individuelles und kollektives Handeln und Gestalten bereitstellt.

Zur gesellschaftstheoretischen Anbindung treten weitere Elemente der Text-, Psycho- und Soziolinguistik hinzu, so dass das Konzept KDA einen Brückenschlag zwischen sprachwissenschaftlicher Fundierung und gesellschaftstheoretischer Erweiterung unternimmt und damit aus den disziplinären Schranken eines orthodoxen Methodenverständnisses ausbricht. Dies äußert sich auch im Kritikverständnis und einem erweiterten Diskursbegriff, der sich an Foucault anlehnt und diesen zu plausibilisieren sucht. Das Abstecken von Sagbarkeitsfeldern und Benennen von Macht-Wissens-Komplexen in Alltags- sowie Spezialdiskursen und den sich daran anschließenden Ausschließungs- und Diskriminierungspraxen impliziert einen Standpunkt, von dem aus - in Anlehnung an Foucault - aus dem Diskurs Kritik am Diskurs geübt wird: also ein dezidiert normativer Ansatz, der sich einem emanzipativen Begriff von Wissenschaft verpflichtet sieht. Dies beinhaltet auch die Annahme, dass Diskurse auf individuelle und kollektive Subjekte „wirken“, in dem sie Menschen „Wahrheiten“ auferlegen, welche die „Individualität“ und Subjektformierung wesentlich beeinflussen. Das Aufdecken jener „Wahrheiten“ sowie die Anbindung an Machtmechanismen und Institutionen, welche die „Wahrheiten“ produzieren und reproduzieren, ist eines der wesentlichen Elemente der KDA. Damit ermöglicht die Diskursanalyse Duisburger

Prägung das Aufzeichnen von Macht-Wissens-Komplexen und deren Anbindung an gesellschaftliche Praxen. Die KDA will jene Transformationen von Macht-Wissens-Komplexen und „Wahrheiten“ beschreiben und in ihrer Wirkung erfassen.

Ganz im Sinne Foucaults verstehen die Duisburger Diskursforscherinnen die KDA auch als „Werkzeugkiste“, die ein Instrumentarium für systematisch-kritische Analysen bereithält und die so ständig neu bestückt werden muss. Dies zeigt sich auch in der Forschungspraxis und anhand der theoretischen Probleme, die aus der Arbeit am Forschungsgegenstand resultieren. Im Rahmen eines Projektes zur jüdischen Publizistik des 19. Jahrhunderts wagten sich die Wissenschaftlerinnen zum ersten Mal an eine historische Diskursanalyse, was eine erneute theoretische Reflexion auf das analytische Instrumentarium nötig machte. Neben der Erschließung spezifisch historischer Kontexte wurde versucht, auch den religionswissenschaftlichen Spezialdiskurs analytisch zu erfassen.

Den letzten Stand des Duisburger Analysekonzeptes bietet die Publikation „Deutungskämpfe. Theorie und Praxis Kritischer Diskursanalyse“ (M. Jäger & S. Jäger 2007), die auch Einblick in das „Handwerkszeug“ der Diskurswissenschaft gibt.

 

Arbeitsgebiete

Nach der Untersuchung der Presse der extremen Rechten widmete sich eine zweite größere Studie dem Diskurs der Einwanderung, der seitdem in den Untersuchungen des DISS immer wieder Berücksichtigung findet. Motiviert waren die Studien durch den verstärkt fremdenfeindlich konnotierten Alltagsdiskurs, der seine Auswirkungen bis in die Mitte der Gesellschaft zeigte und dort auch zunehmend Ressentiments produzierte und aktivierte. Unter Mitarbeit von Studentinnen wurden in dieser Studie Tiefen-Interviews mit deutschen Bürgerinnen erhoben und analysiert. Daraus resultierte das Buch „BrandSätze. Rassismus im Alltag“, das Anfang 1992 erschien (Jäger 1996a).

Die darauf folgenden vor allem diskursanalytisch und ideologiekritisch angelegten Studien beschäftigen sich mit gesellschaftlichen Ausschließungspraktiken. Wie frühere und aktuelle Arbeitsthemen zeigen, konzentrieren sich die Analysen auf antisemitische und rassistische Tendenzen sowie deren gesellschaftliche Produktion und Reproduktion. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der kontinuierlichen Durchsicht und Analyse von Publikationen, die den Alltagsdiskurs bestimmen (Tages- und Wochenzeitungen). Allerdings bleibt es nicht immer bei der Schreibtischarbeit. Auch im sogenannten „Feld“ forschen die Mitarbeiterinnen des DISS, wie das Projekt zur Sicht auf Einwanderung und Flucht im Alltagsdiskurs zeigt.

Wir beziehen uns also vorwiegend, aber nicht nur, auf aktuelle politische Themen“, berichtet Siegfried Jäger aus dem Institutsleben und umreißt die Komplexe Einwanderung/Flucht/Asyl, Krieg und Frieden, Biopolitik, Macht-Religion-Politik und Rechtsextremismus als weitere Forschungsgebiete (Diaz-Bone 2006).

Die Arbeit des Instituts dreht sich nicht allein um die Analyse des völkisch-nationalistischen Gedankenguts, sondern auch um die Ausarbeitung von Präventivkonzepten, so z.B. in der Studie „Rechtsextreme Verhaltensmuster. Erarbeitung von Argumentationsweisen als Grundlage für die Entwicklung von Gegenstrategien in Jugendbildungsarbeit und Politik.“ Diese und ähnliche Handreichungen sollen politisch aktiven Gruppen helfen, gut gegen das Einsickern völkischer Ideologeme in die Mitte der Gesellschaft anzugehen.

Wie sehr rassistische und antisemitische Stereotype verbreitet sind, haben zahlreiche Studien des DISS empirisch zeigen können. Verbreitung und Produktion solcher Stereotype erweisen sich allerdings nicht nur als Phänomen der extremen Rechten, sondern scheinen oftmals von einem breiten Konsens der Gesellschaft mitgetragen, wobei der medialen Berichterstattung eine tragende Rolle zukommt. So konnte das DISS-Projekt „Medienbild Israel. Zwischen Solidarität und Antisemitismus“ (S. Jäger & M. Jäger 2003) nachweisen, in welchem Maß die Berichterstattung über die zweite Intifada von antisemitischen und rassistischen Ressentiments geprägt war.

Dem Selbstverständnis nach geht es also um eine Wissenschaft, die sich als emanzipativ und aufklärend definiert, wie zum Beispiel die Studien zum Alltagsrassismus („Brandsätze“) oder die Analysen zur Wochenzeitung „Junge Freiheit“ zeigen.

Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte konnte seit 2005 eine weitere Perspektive der Diskursforschung erprobt werden. So unternahmen beide Institute eine größere historisch orientierte Diskursanalyse. Unter dem Titel „Staat, Nation, Gesellschaft. Das jüdische Projekt der integrativen Gesellschaft im 19. Jahrhundert und seine Bedeutung für die Gegenwart und Zukunft“ wurden über dreihundert, teils sehr umfangreiche Publikationen deutsch-jüdischer Autorinnen aus dem Zeitraum zwischen 1848 bis 1871 analysiert. Ziel war es, ihre gesellschaftspolitischen und sozialethischen Konzepte und Anschauungen empirisch aufzuarbeiten. Mit diesen wollten die jüdischen Gelehrten der Emanzipation der Gesamtgesellschaft aus obrigkeitlicher und klerikaler Knebelung zuarbeiten. Ihre Beiträge wurden aber gleichwohl von der Mehrheitsgesellschaft zumeist ignoriert oder sogar erbittert bekämpft.

Als Kern des rekonstruierten Diskurses kann das Bestreben genannt werden, eine ausdifferenzierte Sozialethik innerhalb der Grundwerte von Gleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit zu entwerfen, die sich zugleich in demokratischen Strukturen und in einem kulturell breit verankerten Rechtsethos des Staates niederschlagen müssen (Paul 2006: 8). Aus allen Druckschriften wählte das Projekt-Team nach dem Konzept qualitativer inhaltlicher Vollständigkeit schließlich 55 Titel, aus denen eine detaillierte Aussagenanalyse zur Thematik Staat, Gesellschaft, Nation erarbeitet wurde. Viele dieser Quellen waren aufgrund ihrer Seltenheit, ihres Alters und der Schriftart (Fraktur) schwer zugänglich, so dass ihre Volltext-Übertragung im OCR-Verfahren (Optical Character Recognition) eine Bewahrung eines nahezu vergessenen politischen und kulturellen Erbes darstellt. Diese schwer zu beschaffenden, raren und wertvollen Beiträge konnten von den Instituten im Volltext online zugänglich gemacht werden. Die Online-Versionen der Texte sind unter http://www.steinheim-institut.de/quellen_online/integrative_gesellschaft/textcorpus2.xml einsehbar.

An das Projekt zur jüdischen Publizistik schließt gegenwärtig ein weiteres Projekt an: Auf der Basis der entstandenen Projekt-Bibliografie wird eine Edition wichtiger Schriften jüdischer Autorinnen aus dem 19. Jahrhundert als kritische Leseausgabe vorbereitet, die gebunden oder in einer Online-Fassung verfügbar sein wird.

In Planung ist zudem eine Studie zum „Judenbild“ in den Publikationen rechts-christlicher Organisationen und Publikationen und der extremen Rechten in Deutschland und Polen. Dabei soll herausgearbeitet werden, inwieweit Schnittstellen zwischen diesen Gruppen bestehen. Der Fokus liegt auf den verwendeten Motiven unter Berücksichtung der analytischen Aufteilung in religiösen Antijudaismus und sogenannten modernen Antisemitismus sowie auf den organisatorischen Verflechtungen des protestantischen Fundamentalismus, des rechts-christlichen Katholizismus und der extremen Rechten. Diese Diskursanalyse betritt ebenfalls wissenschaftliches Neuland, da eine solche komparativ-diskursanalytische umfassende Studie zu diesem Thema bisher fehlt. Wie erste Sichtungen allerdings zeigen, ist sie dringend notwendig, da auf diesem Gebiet ein erheblicher ideologischer Austausch und zahlreiche Vernetzungsaktivitäten stattfinden.

Seit den 1990er Jahren hat das DISS in regelmäßigen Abständen Erhebungen durchgeführt und diskursanalytisch ausgewertet, mit denen die Entwicklung des Einwanderungsdiskurses im Alltag transparent gemacht werden konnte. Zutage gefördert wurden dabei rassistische Argumentationsweisen und Elemente, die tief in der „Mitte der Gesellschaft“ verankert waren und dort tradiert und produziert wurden. Angesichts der steigenden Zahl von Gewalttaten mit rechtsextremem Hintergrund gewinnt die laufende Studie „Einwanderung im deutschen Alltagsdiskurs - eine diskursanalytische Untersuchung“ traurige Aktualität. An die älteren Untersuchungen schließt die Analyse der aktuellen Situation an. Zu klären ist, welche Kontinuitäten und Veränderungen sich im Alltagsdiskurs feststellen lassen und inwieweit diskursive Ereignisse wie die Debatten um das Holocaust-Mahnmahl, die Zwangsarbeiterinnenentschädigung und der Nahost-Konflikt dort ihren Widerhall finden.

Fortlaufend werden am DISS Medienanalysen zu aktuellen Themen durchgeführt, wie zum Beispiel die Medienberichterstattung zum „Karikaturenstreit“ des vergangenen Jahres. (vgl. Jäger & Halm 2007) Auf diese Weise soll der Anspruch des DISS, die hegemoniale Wissenschaft gegen den Strich zu bürsten und herrschende Politiken in Frage zu stellen, geltend gemacht werden.


 

Literatur

Diaz-Bone, Rainer (2006). Kritische Diskursanalyse: Zur Ausarbeitung einer problembezogenen Diskursanalyse im Anschluss an Foucault. Siegfried Jäger im Gespräch mit Rainer Diaz-Bone. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 7(3), Art. 21, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/3-06/06-3-21-d.htm [Zugriff: 2. April 2007].

Dietzsch, Martin; Jäger, Siegfried; Kellershohn, Helmut & Schobert, Alfred (2004). Nation statt Demokratie. Sein und Design der „Jungen Freiheit“. Münster: Unrast.

Jäger, Margarete (2007). „Wir hatten einen Schwarzen ...“. Konstanz und Konjunkturen des alltäglichen Rassismus seit Beginn der 90er Jahre, in: M. Jäger & S. Jäger (2007), S.161-182.

Jäger, Margarete & Jäger, Siegfried (2007). Deutungskämpfe. Theorie und Praxis Kritischer Diskursanalyse. Wiesbaden: VS.

Jäger, Siegfried (Hg.) (1988). Rechtsdruck. Die Presse der Neuen Rechten. Bonn: Dietz.

Jäger, Siegfried (1996a). BrandSätze. Rassismus im Alltag (4. Aufl.). Duisburg: DISS [1. Aufl. 1992], http://www.diss-duisburg.de/Internetbibliothek/Buecher/Brandsaetze/Brandsaetze_web.pdf [Zugriff: 12. Mai 2007].

Jäger, Siegfried (1996b). Text- und Diskursanalyse. Eine Einleitung zur Analyse politischer Texte (5. Aufl.). Duisburg: DISS. [1. Aufl. 1989].

Jäger, Siegfried (2004). Kritische Diskursanalyse. Eine Einführung (4.Aufl.). Münster: Unrast. [1. Aufl. 1993].

Jäger, Siegfried & Jäger, Margarete (2003). Medienbild Israel. Zwischen Solidarität und Antisemitismus. Münster: Lit.

Jäger, Siegfried & Halm, Dirk (Hg.) (2007). Mediale Barrieren. Rassismus als Integrationshindernis. Münster: Unrast.

Kellershohn, Helmut (Hg.) (1994). Das Plagiat. Der völkische Nationalismus der Jungen Freiheit. Duisburg: DISS.

Link, Jürgen (1992). Die Analyse der symbolischen Komponenten realer Ereignisse. Ein Beitrag der Diskurstheorie zur Analyse neorassistischer Äußerungen, in: Jäger, Siegfried & Franz Januschek (Hg.): Der Diskurs des Rassismus (OBST Nr.46), S.37-54.

Paul, Jobst (2006). Diskurs der Gegensätze. Erfolg dank Zusammenarbeit. Kalonymos. Beiträge zur deutsch-jüdischen Geschichte aus dem Salomon Ludwig Steinheim-Institut, 9(4), S.7-8.


 

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