Andreas Foitzik, Rudolf Leiprecht, Athanasios Marvakis, Uwe Seid (Hrsg.):

"Ein Herrenvolk von Untertanen"

Rassismus - Nationalismus - Sexismus

 

 

 

 

Andreas Foitzik, Rudolf Leiprecht, Athanasios Marvakis, Uwe Seid (Hrsg.):

"Ein Herrenvolk von Untertanen"
Einleitende Bemerkungen der Herausgeber

 

Seit einiger Zeit organisieren Gruppen und Initiativen "von unten" auch in Tübingen Vortragsreihen, die die Diskussionen zum großen Themenkreis Rassismus in der Bundesrepublik verbreitern, vertiefen und gleichzeitig vorantreiben sollen. Aus diesen Bemühungen sind bereits zwei Buchveröffentlichungen, die solchen Vortragsreihen folgten, hervorgegangen. 1989 erschien zunächst der Sammel-Band "Theorien über Rassismus" (hrsg. von Autrata, Kaschuba, Leiprecht, Wolf), 1991 dann der Reader "Gen-Ideologie", in dem Beiträge zu "Biologie und Biologismus in den Sozialwissenschaften" versammelt sind (hrsg. von Heilmeier, Mangold, Marvakis, Pfister). Wir verstehen das vorliegende Buch sowohl in seiner teilweise personellen (bezüglich der Herausgeber und der beteiligten Initiativen) als auch in seiner thematisch-inhaltlichen Kontinuität als eine Fortsetzung dieser beiden Bände.

Die Initiative zu solchen Reihen und Inhalten muß an der Universität in aller Regel von den Studierenden selbst, von den Fachschaften und politisch-gesellschaftlichen Gruppierungen ausgehen, da all diese Themen - und dies scheint uns keineswegs rein zufällig so - im gesamten universitären Bereich erheblich unterbelichtet, wenn nicht gar in weiten Teilen völlig unauffindbar sind. Das Interesse an der Durchführung der Reihe zu "Rassismus-Nationalismus-Sexismus" begründete sich für uns auch aus dem grundlegenden Anspruch, emanzipative Bemühungen in den eigenen unterschiedlichsten Erfahrungszusammenhängen und Praxisfeldern (dem Tübinger Zentral-Amerika-Komitee, den Gewerkschaften, der Sozial- und Jugendarbeit, dem Tübinger Plenum Kritische Psychologie) mit theoretischen Reflexionen und emanzipativer Wissenschaft zu verbinden. Ohne die Unterstützung vieler lokaler Gruppen und Initiativen, die als Mitveranstalter auftraten und denen wir zu Dank verpflichtet sind, wäre die Reihe wohl kaum durchführbar gewesen. An dieser Stelle ist es angebracht, sich auch bei den Gruppen und Institutionen zu bedanken, die durch ihre finanzielle Unterstützung die Durchführung der Vortragsreihe und / oder die Herausgabe dieses Buches erst ermöglicht haben. Zu nennen wären: die Gesellschaft für politische Ökologie (Stuttgart), der Kulturausschuß der Fachschaftsräte-Vollversammlung in Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen Studentenausschuß / Arbeitsbereich Kultur, die GEW-Hochschulgruppe (Tübingen), die AL-Tübingen, die GRÜNEN-Tübingen und die Stipendiatengruppe der Hans-Böckler Stiftung Tübingen-Reutlingen.

Dieses Buch geht über die Flüchtigkeit der gehörten Vorträge hinaus, schafft so eine Grundlage für eine konzentrierte Weiterarbeit am Thema, erreicht überdies ein neues Publikum und möglicherweise auch neue Arbeitsgruppen.

Alle Beiträge wurden von den ReferentInnen überarbeitet und verbessert. Einige wichtige Texte, die speziell für den vorliegenden Sammelband nachgefragt und angefertigt wurden, sind zusätzlich aufgenommen worden (Tsiakalos, Mamozai, Moßmann).

"Ein Herrenvolk von Untertanen" nannte der Schriftsteller Heinrich Mann die Deutschen im Kaiserreich: nach oben hin buckeln und nach unten hin treten, Kadavergehorsam und Herrenmenschentum. Der deutsche Kolonialismus und seine rassistische Ideologie gab noch dem kleinsten Kleinbürger die Möglichkeit, sich selbst als mächtig, großartig und überlegen zu fühlen und sich als 'Herr über andere' zu erleben. Indem er dies tat, vergaß er freilich allzuleicht seine tatsächliche Position als Untertan und Befehlsempfänger.

Wir sehen mit der Rede eines "Herrenvolk(es) von Untertanen" bestimmte Funktionen und Mechanismen angesprochen, die auf den vielschichtigen Komplex der Selbstunterwerfung hinweisen: die Konstruktionen und Vorstellungen von "Herrenvölkern" dienen nicht nur dazu, andere Länder, Kontinente und Menschen draußen in der weiten Welt zu unterwerfen und auszubeuten. Nach "innen" - auf die eigene Gesellschaft gerichtet - produzieren sie gleichzeitig wohlwollende und mehr oder weniger gefügige "Untertanen", die sich selbst in der Hoffnung auf eine Teilhabe an der kolonisierenden Macht als "Herren", als "Herrschaften" entwerfen.[1]

"Eroberung, Machtergreifung, Militär, diplomatisches Parkett und kolonialwirtschaftliche Arena waren die Domäne der Männer" (Mamozai 1989, S. 38). Dies gilt auch dann, ja wird gewissermaßen sogar noch bestätigt, wenn davon auszugehen ist, daß sich - wie Martha Mamozai eindrucksvoll in ihrem Beitrag zeigt - an der brutalen Unterdrückung und Ausbeutung der Kolonialvölker durchaus auch weiße Frauen als "Herrinnen" (Mamozai) beteiligt haben. Sie taten dies häufig in der Hoffnung auf einen Machtzuwachs, auf mehr Privilegien und eine größere Handlungsfähigkeit gerade auch als unterworfene Frauen in einer Männergesellschaft. Sie identifizierten sich auf diese Weise mit den Zielen und Werten ihrer Herren, verdrängten dabei ihre eigene Unterdrückung und wurden so zu (Mit-)Täterinnen.

Wir denken, daß ähnliche Mechanismen auch heute noch überaus wirksam sind. In Heinrich Manns griffiger Kurzformel des "Herrenvolkes von Untertanen" können wir wichtige Themen und Zusammenhänge entdecken, wenn wir uns mit aktuellen Rassismen und Nationalismen beschäftigen. Wir haben deshalb gerade dieses Zitat für unseren Buchtitel ausgewählt. Die Frauen- und Rechtsextremismusforscherin Birgit Rommelspacher aktualisiert die Kurzformel Heinrich Manns folgendermaßen: "Wer sich unterwirft, der ist auch dominant. Und wer herrscht, ist auch den Herrschenden gegenüber unterwürfig." (Rommelspacher 1991)

Neben dem wichtigen Verweis auf die historische Kontinuität einer "Ausbreitungsgeschichte ... auf die übrige Welt" (Mergner), die von Europa ausging und immer noch ausgeht, wollen wir mit den hier versammelten Beiträgen auch auf die gegenwärtigen Formierungsprozesse einer "Nation Europa" hinweisen.

Während des Golf-Krieges konnten wir beispielsweise beobachten, wie in der Öffentlichkeit vehement an der gesellschaftlichen Herstellung (und Re-Aktualisierung) eines bestimmten Bildes von den "Arabern" und dem Islam "gearbeitet" wurde: das "christliche Abendland" befindet sich im Rahmen dieser Konstruktionen meist auf einem modernen Kreuzzug gegen das "islamitische Morgenland", um den Menschen dort Demokratie und Zivilisation beizubringen. Die "christlich abendländische" Kultur wird als vernünftig, rational, gerecht, zivilisiert, demokratisch, fortschrittlich, emanzipiert - gerade auch was das weibliche Geschlecht betrifft (vgl. hierzu insbesondere Helma Lutz in diesem Band) -, und als rücksichtsvoll gegenüber dem Individuum konstruiert. Der "islamitischen morgenländischen" Kultur wird demgegenüber Barbarei, Kollektivismus, Fanatismus, Irrsinn, Massenwahn, Rückständigkeit, Frauenunterdrückung und so weiter zugeschrieben.

Der so konstruierte Gegensatz der Kulturen - rational die westliche Zivilisation, intolerant und mythisch das Morgenland - wird schließlich als eine verselbständigte Triebkraft des geschichtlichen Prozesses dargestellt: "Die Umdeutung des Nord-Süd-Konflikts zum unvermeidlichen kulturellen Gegensatz erheischt die politische Zustimmung zur weiteren Aufrüstung des Westens. Kriege wie der am Golf erscheinen legitim. Die Festung Europa wird psychologisch vorbereitet." (Auernheimer 1991, S. 192)

Wir denken, daß solche Konstruktionen - trotz der immanenten Widersprüche - zur Formierung einer "Nation Europa" in dem Sinne beitragen, als sie gewissermaßen das Gedankenmaterial dazu liefern, über die einzelnen europäischen Nationalstaaten hinweg eine gemeinsame "europäische Identität" herzustellen (Klaus F.Geiger wird sich in seinem Beitrag diesem Thema noch in besonderer Weise zuwenden). Ein solches "Gemeinschaftsgefühl von Europäern" scheint eine wichtige ideologische Begleitmusik zu sein, wenn über den vor der Tür stehenden EG-Binnenmarkt eine politische und ökonomische Zentralmacht Europa entstehen wird, die gewissermaßen mit "einer Stimme" sprechen und im Nord-Süd-Konflikt eine noch dominantere Rolle, auch gegenüber der Konkurrenz aus Japan, Kanada und den USA, spielen soll. Der Weg hin zu dieser "Einheit" und ihre Vollendung, von ökonomischen und politischen Macht- und Herrschaftsinteressen stimuliert und forciert, wird eine verschärfte Abschottung "nach außen" mit sich bringen, die vor allem MigrantInnen und Flüchtlinge aus der sog. "Dritten Welt" betreffen wird. Die "Festung Europa" kann dabei leider auf die Zustimmung auch vieler BundesbürgerInnen rechnen, welche angesichts des Nord-Süd-Konfliktes mit einer Art Abwehrhaltung reagieren, die sich als "Wohlstandschauvinismus" äußert (vgl. Leiprecht 1991).

Lokale Ereignisse standen am Anfang

Obwohl die kleine Universitätsstadt Tübingen (ca. 70 000 EinwohnerInnen) von einigen Herren der Stadt häufig als ein Ort äußerster Liberalität, Gelehrsamkeit, Toleranz und Aufgeschlossenheit beschrieben, von anderen zur idyllischen kleinstädtischen Provinz, wo "jeder jeden kennt", verzeichnet wird und in der Tat kaum ein "großstädtischer sozialer Brennpunkt" genannt werden kann, ist es auffällig, daß es neben den großen Ereignissen unserer Zeit - vom Golfkrieg über den EG-Binnenmarkt bis hin zur neuen deutschen Staatlichkeit - vor allem immer wieder lokale Ereignisse sind, die unsere Aufmerksamkeit stets von Neuem auf Zusammenhänge um das Problemfeld Rassismus lenken. Nur drei dieser Ereignisse, die mit am Anfang unserer Vortragsreihe zu "Rassismus-Nationalismus-Sexismus" standen, aus der dieses Buch hervorgegangen ist, seien hier erwähnt und festgehalten:

a) So suchten über Weihnachten 1990 über 200 Roma in der Stiftskirche von Tübingen Schutz vor einer drohenden Abschiebung, die für viele von ihnen zu einer Unterbringung in Lagern wie in Skopje führen würde (vgl. hierzu den Text der Roma-UnterstützerInnen in diesem Band). Eines dieser Lager namens "Skutka" wurde unlängst von einer Delegation um den Landeskirchenrat Jörn-Erik Gutheil als "Ort der Hoffnungslosigkeit" charakterisiert. Die Berichte der Roma beschreiben erniedrigende und diskriminierende Verhältnisse, die kaum in Worte zu fassen sind. Besonders die Roma-Frauen werden zu Opfern mehrfacher Gewalt: häufig werden grausamste Vergewaltigungen geschildert, mit denen Ordnungshüter in Makedonien versuchen, in männlicher Machtpose die Roma insgesamt zu erniedrigen. Das bundesrepublikanische Asylrecht schließt sexistische Unterdrückung und Gewalt als anerkennungswürdigen Fluchtgrund freilich aus: nur der Nachweis einer im Zuge der herrschenden Asylrechtsprechung immer enger gefaßten 'politischen Verfolgung' hätte Aussicht auf Erfolg vor den deutschen Asylrichtern.

Die Obrigkeiten unseres Landes ignorieren die Tatsache der realen Verfolgung und Unterdrückung von Roma u.a. mit dem Hinweis auf solche formal-juristischen Argumente. Die gewaltsame Abschiebung dieser Menschen ist inzwischen nahezu vollzogen. Sie erfolgte u.a. nach Jugoslawien und damit in ein Land, welches sich bereits lange vor der realisierten Massenabschiebung im März 1991 als ein Krisengebiet abzeichnete und in dem die Roma als Gruppe 'zwischen alle Stühle fallen': sie gehören keiner der Konfliktparteien als 'Nationalitäten' an; sie können sich nicht wie etwa Serben oder Kroaten jeweils auf einen eigenen Teilstaat berufen und auf "schützende" Institutionen - so widersprüchlich diese auch sein mögen - beziehen; sie werden in den politischen und wirtschaftlichen Krisengebieten der jeweils anderen Konfliktpartei regelrecht zugeschoben.

b) Jüdische Friedhöfe in Wankheim, einem kleinen (Vor-)Ort bei Tübingen, Hechingen und Stuttgart-Bad Cannstatt und das Gräberfeld X des Tübinger Stadtfriedhofes wurden unlängst in einer regelrechten Serie geschändet und zerstört. Mehrere Jugendliche aus der Region Reutlingen / Tübingen / Stuttgart müssen sich mittlerweile - ein fast als selten zu bezeichnender Fall eines Erfolges polizeilicher Aufklärungsbemühungen in jenem Ressort - für diese Taten vor dem Jugendgericht verantworten (Schwäbisches Tagblatt vom 2. August 1991).

Kurz vor den Zerstörungen auf dem Gräberfeld X hatte die Tübinger Universität umstrittene Präparate aus dem Anatomischen Institut endlich beigesetzt. Von einer StudentInnen-Gruppe war aufgedeckt worden, daß viele Präparate der medizinischen Fakultät noch aus Überresten von Opfern des Nationalsozialismus gefertigt worden waren. Zudem konnte gezeigt werden, daß auch an der Universität Tübingen sogenannte "rassenhygienische" Forschungen betrieben wurden, in deren Rahmen Roma, Sinti und Juden "ausgemessen" und - "wissenschaftlich" abgesichert - zu minderwertigen "Rassen" abgestempelt wurden. Solche Forschungen legitimierten von der Wissenschaftsseite her die Vernichtung dieser Menschen in den Konzentrationslagern und gaben wiederum besonderen Sammlungen der Überreste der Opfer einen grausamen und makabren "wissenschaftlichen" Sinn.

Die Geschichte einer äußerst zögerlichen und widerwilligen Zur-Kenntnisnahme der nationalsozialistischen Vergangenheit - sie kam erst auf den Druck der genannten studentischen Initiative in Gang - durch die Institution Universität überkreuzte sich im Falle der Schändung des Gräberfeldes X mit einer jugendlichen Aktion von "rechtsaußen", die eine eigene Geschichtsauffassung - geprägt ebenfalls von Verleugnung und Nicht-zur-Kenntnisnahme - zum Ausdruck bringen wollte. Die Jugendlichen hatten ganz offensichtlich auf die lokale Berichterstattung über die Beisetzung und deren Bedeutung reagiert, zerstörten die frisch aufgestellten Gedenktafeln und sprühten Hakenkreuze (für Walter Moßmann war die Schändung jüdischer Friedhöfe in seiner Heimatregion ein Anlaß, gewissermaßen der "Heimatgeschichte" des Antisemitismus nachzugehen, siehe hierzu seinen Beitrag in diesem Band).

c) So wurde im Dezember 1990 in Pliezhausen, einer kleinen Nachbargemeinde Tübingens, ganz im Stile des Klu-Klux-Klan ein brennendes Holzkreuz vor einer Unterkunft von asylsuchenden Flüchtlingen aufgestellt. Die Drohgebärde war eindeutig. Der Bürgermeister Brucker hatte freilich nichts Besseres zu tun, als sich mit großer Gebärde vor seine Gemeinde zu stellen: "die Pliezhäuser" seien "nicht rassistisch". Dabei wurde er selbst bezeichnenderweise genau in dem Moment drohend, als Klagen von den Betroffenen geäußert wurden: "Wenn die Herrschaften" - und damit meinte Brucker die Flüchtlinge in Pliezhausen, die sich über rassistische Äußerungen und Drohgebärden in der Gemeinde beschwerten - "allerdings der Meinung sind, sie seien in Pliezhausen in Gefahr, stellt sich die Frage, weshalb sie herkamen." Aus den Unterworfenen machte Brucker kurzerhand "Herrschaften". Die alltäglichen Erfahrungen der Flüchtlinge werden von ihm völlig ignoriert.

Solche und ähnliche Ereignisse - mitsamt den oft darauffolgenden abwehrenden Reaktionen von NachbarInnen, BürgerInnen und politisch Verantwortlichen - zeigen sich seit geraumer Zeit überall in der Bundesrepublik, nicht nur in den großen Städten, nicht nur an "sozialen Brennpunkten" und nicht erst seit den schrecklichen Ereignissen in Hoyerswerda. Themen und Geschehnisse, die einen Zusammenhang zum Problemfeld Rassismus aufweisen - wenn auch häufig in weniger deutlicher und offener Form -, sind in der Bundesrepublik, ja in Europa überhaupt[2], leider alltäglich und überaus weit verbreitet. Seit den gewalttätigen Übergriffen in Hoyerswerda (September 1991) haben sie für die Bundesrepublik allerdings eine neue, erschreckende Qualität bekommen. Offene Gewaltakte und Übergriffe gegen Flüchtlinge, EinwanderInnen und AussiedlerInnen im Osten und Westen der Republik, häufig durch den offenen Beifall der sogenannten "Normalbürger" unterstützt, werden heute fast täglich in den Medien gemeldet.

Es scheint uns jedoch unverzichtbar, gerade angesichts dieser offenen Gewalt nicht nur die spektakulären Ereignisse zur Kenntnis zu nehmen, sondern auch auf die allgemeineren gesellschaftlichen "Vorgeschichten" von solchen Rassismen zu achten. Die bewußte und aktive Wahrnehmung hierüber kann in dem Maße steigen, in dem eine Sensibilität für das Problemfeld auch in seinen latenteren und versteckteren Formen hergestellt wird. Wir hoffen, daß wir mit unserem Buch einen kleinen Beitrag für diese notwendige und längst überfällige Sensibilisierung leisten können.

Alltäglicher Rassismus auch in der alten Bundesrepublik

Bedauerlicherweise könnten wir die Liste solcher Geschehnisse nahezu endlos fortführen, auch mit Ereignissen und Gewaltverhältnissen, die - da scheinbar weniger spektakulär - kaum einen öffentlichen Ausdruck finden, sich gewissermaßen noch "unauffälliger" in unserer Gesellschaft ereignen und von denen Flüchtlinge, EinwanderInnen und AussiedlerInnen nahezu alltäglich betroffen sind.

Meist zeigt sich eben Rassismus keineswegs so offen, wie die oben genannten Ereignisse vermuten lassen. Vieles wirkt häufig eher im Verborgenen, im "Privaten", äußert sich unterschwellig, ist in Gesetzesformulierungen, Gerichtsurteilen und Strukturen in institutionalisierter Form verankert und in dieser Form nahezu "selbstverständlich" und "normal". Diese "Normalität" ist soweit fortgeschritten, daß viele "Eingeborene"[3] weite Bereiche der alltäglichen Lebensbedingungen von EinwanderInnen und Flüchtlingen hierzulande nicht als "feindlich", nicht als ausgrenzend, nicht als eine Folge von Rassismus wahrnehmen (wollen). Dieser Alltag von Flüchtlingen und EinwanderInnen ist nicht selten durch erniedrigende und entwürdigende Situationen bei so manchen Gängen zu den Behörden gekennzeichnet; von nahezu hoffnungslosen und langjährigen Versuchen, eine angemessene Wohnung zu finden, einer Suche, gespickt mit vielen diskriminierenden und abweisenden Erlebnissen; ist oft geprägt von den miserablen, ungesunden, unsicheren und schlecht bezahlten Arbeitsverhältnissen, die für viele ArbeitsmigrantInnen vorgesehen sind; bestimmt von einem Aufenthaltsrecht, welches undurchschaubar scheint und für die persönliche Perspektive kaum eine wirkliche Aufenthaltssicherheit in der Bundesrepublik vermittelt und so weiter.

Es ist uns wichtig, auf diese Tatsachen nachdrücklich hinzuweisen, gerade wenn wir fast jeden Tag in den Zeitungen Schlagzeilen[4] über massive Über- und Angriffe gegen "AusländerInnen" in den sogenannten neuen Bundesländern finden. Es ist heutzutage sehr verführerisch, in der Bundesrepublik gerade unter der Themenstellung "Rassismus" diese manifesten Formen in Ostdeutschland zum zentralen Punkt einer Analyse zu machen. Auch wir halten eine Auseinandersetzung mit diesen schrecklichen Erscheinungen in der Tat für zwingend geboten. Sie wird uns vermutlich auf institutionalisierte Rassismen in der DDR - etwa in Bezug auf das Bild von den Polen und der propagierten Überlegenheit eines "deutschen" DDR-Sozialismus, in Bezug auf die offizielle Behandlung der ArbeitsmigrantInnen aus Vietnam und Mozambique - hinweisen und den offiziell propagierten DDR-Antifaschismus in der Erziehung als zunehmend inhaltsleere Pflichtübung zeigen, die der staatlichen Förderung einer Blockwart- und Spießermentalität nichts entgegenzusetzen wußte. Solche Untersuchungen werden uns über den DDR-Fahnenkult, den autoritären Staat, die Jugendweihe und vieles mehr diskutieren lassen müssen als auch auf Kontinuitäten in der Form aufmerksam machen, daß jene Rassismen, die sich heute offen zeigen, so neu gar nicht sind: "Diese Ablehnung und Aggressivität ist nicht völlig aus dem Nichts entstanden", schreibt Edith Broszinsky-Schwabe von der Ost-Berliner Humboldt-Universität, "sie war auch in der bisherigen DDR-Geschichte latent vorhanden, wurde aber durch die Presse und die öffentliche Propaganda verschwiegen, weil sie nicht in das DDR-Bild paßte. Fälle von Tätlichkeiten gegenüber Ausländern wurden zudem von der Volkspolizei fast nie verfolgt." (Broszinsky-Schwabe 1990, S. 35).

Diese notwendige Auseinandersetzung darf jedoch nicht zu einem Ablenkungsmanöver von den hiesigen Verhältnissen verkommen. Die alte BRD-Realität könnte auf eine solche Weise als angeblich 'ausländerfreundliche Idylle' verzeichnet werden, vielleicht verbunden noch mit einem Appell an die alten BRD-BürgerInnen, diese müßten nun den neuen BRD-BürgerInnen beibringen, was 'Toleranz und Offenheit' heißt. Ein Hinweis sollte uns gerade in diesem Zusammenhang nachdenklich machen: betrachtet man nach den Angaben des Bundeskriminalamtes allein die Anzahl der Brandanschläge gegen Arbeitsmigranten- und Flüchtlingswohnheime, so zeigt sich, daß von den 58 Anschlägen, die in den ersten acht Monaten des Jahres 1991 verübt worden sind, sich 42 in Westdeutschland ereigneten (Bundeskriminalamt in Wiesbaden, zitiert nach TAZ vom 26.9.1991). Ein Drittel aller Brandanschläge nach August 1991 - insgesamt über 300 von August bis November - wurden allein in Nordrhein-Westfalen begangen, so der BKA-Präsident Hans-Ludwig Zachert (Frankfurter Rundschau vom 25.11.1991; vgl. auch die letzten drei Ausgaben des Jahres 1991 der Zeitschrift "Konkret".)!

Uns geht es im folgenden darum, Strukturen, Verhältnisse und Kontinuitäten im Zusammenhang mit Rassismen deutlich zu machen und zur Diskussion zu stellen, die zentrale Kräfte und Mechanismen bereits in unserer "alten BRD-Gesellschaft" berührt haben und die auch in den sogenannten neuen Bundesländern bestimmend werden und sich mit spezifischen Konstellationen dort - die gesondert untersucht werden müssen - verknüpfen und überlagern. Auch in der alten Bundesrepublik gingen Rassismen und Nationalismen nicht von den Rändern der Gesellschaft aus, sondern sind "in der Mitte der Gesellschaft" (Jäger / Jäger (Hg.) 1991) entstanden (vgl. hierzu auch Held, Horn, Leiprecht, Marvakis 1991).

Mit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten BRD und DDR - von vielen auch als Übernahme durch die BRD bezeichnet - hat sich Deutschland verändert. Die Gefahr neuer Nationalismen angesichts neuer geographischer und bevölkerungsmäßiger Größe und anhaltender ökonomischer Potenz wird diskutiert (vgl. etwa Engelstädter / Seiffert, 1990). Vielleicht zeigt sich, daß ausgrenzende Ideologien, Denk- und Handlungsweisen in Ost und West sehr unterschiedliche Grundlagen haben. Während für Westdeutschland über Wohlstandschauvinismus und Dominanzkultur debattiert wird und nationalistische und rassistische Haltungen in einer wichtigen - wenn auch nicht der einzigen - Form als ein Ausdruck der "Verteidigung von Privilegien" (Rommelspacher 1990) analysiert werden können, lassen sich ähnliche Erscheinungsformen in Ostdeutschland möglicherweise vor dem Hintergrund der relativen Benachteiligung im "vereinten Deutschland" verstehen. Viele hoffen hier auf eine angemessene Teilhabe am vorgeführten westlichen Wohlstand, den sie für sich angesichts einer vorgestellten (Welt-)Konkurrenz zu "Anderen" in der Selbst-Stilisierung als richtige Deutsche einzuklagen versuchen.

"Rassismus-Nationalismus-Sexismus" zusammendenken

Im selben Moment, in dem wir eine politische Praxis gegen Rassismus und Nationalismus zu entwickeln versuchen und vielleicht gar unsere eigene Verwicklung hierin selbstkritisch zu prüfen beginnen, stellen wir z.B. fest, daß wir in unseren Gruppen, Initiativen und Organisationen sexistischen Denk- und Handlungsweisen unterliegen und hier große "blinde Flecke" haben. Ähnlich werden innerhalb der Frauenbewegung zunehmend ethnozentrische und rassistische Muster auf der Seite von "weißen" Feministinnen "entdeckt" und thematisiert (vgl. hierzu auch Helma Lutz in diesem Band).

Wir müssen feststellen, daß wir in gesellschaftlichen Strukturen leben, aus denen wir nicht ohne weiteres in Form einer individuellen "Verhaltensoptimierung" ausbrechen können. Wir bleiben im Weltmaßstab auch als erklärte "Antirassisten" Nutznießer des Ausbeutungsverhältnisses zwischen Nord und Süd, wir sind auch als Männer, die etwas gegen Sexismus unternehmen wollen, noch Profiteure einer sexistischen Struktur.

Der Zusammenhang dieser drei -Ismen scheint unsere verändernde Praxis gerade dann in sehr schädlicher und letztlich behindernder Weise zu treffen, wenn wir versuchen, ein einzelnes Phänomen völlig isoliert herauszunehmen und den Zusammenhang aus unserer Wahrnehmung "auszublenden". Auch in unserer eigenen Praxis entdecken wir also wichtige Gründe, sich intensiver mit dem Themenbereich "Rassismus / Nationalismus / Sexismus" zu befassen und diese -Ismen gerade nicht getrennt, sondern so weit wie möglich in ihrem Zusammenhang zu denken.

... Ähnlichkeiten und Unterschiede ...

Wenn wir versuchen, "Rassismus / Nationalismus / Sexismus" in seinen Auswirkungen und Ursachen zu "begreifen", dann stellen wir fest, daß es wichtige Verbindungen zwischen diesen -Ismen gibt. So zeigen sich durchaus Ähnlichkeiten in der Struktur, Wirkung und Funktion. In allen drei Fällen werden in einem gesellschaftlich-historischen Prozeß bestimmte feste und festlegende Bilder und Vorstellungen über jeweils "Andere" produziert. Häufig "materialisieren" sich diese Bilder und Vorstellungen in bestimmten Praxisformen und Institutionen. Jedesmal werden mit diesen Bildern und Vorstellungen Menschengruppen in höher- oder minderwertige, bessere und schlechtere, dazugehörige und nicht-dazugehörige aufgeteilt. Stets hat die gesellschaftliche Durchsetzung und Dominanz solcher Bilder, Vorstellungen und Praxen etwas mit Gewalt- und Herrschaftsverhältnissen, mit mächtigen Interessen zu tun.

Mit ihrem inhaltlichen Gehalt bezeichnen "Rassismus / Nationalismus / Sexismus" natürlich jeweils bestimmte und unterschiedliche "Phänomenbereiche": Während mit Rassismus etwa die gesellschaftlichen Konstruktionen von "Rasse" angesprochen werden, ist Sexismus mit dem sozial konstruierten Bild von Geschlecht und Nationalismus mit den überhöhten und in besonderer Weise bedeutungsschwangeren Vorstellungen von Nation verbunden.

Wir wollen durch die Zusammenstellung der Einzelbeiträge sowohl auf den Zusammenhang zwischen "Rassismus / Nationalismus / Sexismus" achten, als auch die jeweiligen Unterschiede und Besonderheiten herausarbeiten. Es ist uns wichtig, ein besonderes Augenmerk auf die möglichen Schnittstellen und zu erwartenden Verstärkungseffekte zwischen "Rassismus / Nationalismus / Sexismus" zu legen. Fest steht freilich, daß die Diskussion in der Bundesrepublik hierüber erst am Anfang steht. Während wissenschaftliche Forschungen und erst recht aktuelle empirische Untersuchungen bereits zum Thema Rassismus recht dünn gesäht sind und erst in jüngster Zeit hier einige Bewegung zu beobachten ist[5], finden sich beim Problemfeld "Rassismus / Nationalismus / Sexismus" - in seinen Zusammenhängen, Verbindungen, Überlagerungen, Verstärkungen und Widersprüchen analysiert - noch sehr viel weniger nennenswerte Versuche[6]. Helma Lutz, Birgit Rommelspacher, Farideh Akashe-Böhme und Martha Mamozai werden im folgenden auf jeweils unterschiedliche Weise und in unterschiedlicher Gewichtung diesen Problemkomplex in seinen Zusammenhängen aufgreifen. Es dürfte wohl kein Zufall sein, daß es sich hier um Autorinnen handelt, die sich in der Tradition der Frauenbewegung begreifen. Ähnliche Arbeiten von Männern sind nahezu unauffindbar.[7]

Theorie und Praxis

Die in unserer Gesellschaft auch institutionell angelegte Trennung zwischen wissenschaftsförmiger Theorie und beruflicher und / oder politischer Praxis läßt sich selbstverständlich weder in unserer Vortragsreihe noch mit diesem Sammelband aufbrechen. Theorie ist immer dann nützlich, wenn sie uns hilft, in der Praxis bessere und genauere Fragen zu stellen. Sie macht deshalb unsere Praxis nicht sofort einfacher, sondern oft ist zunächst eher das Gegenteil der Fall. Besonders dann, wenn uns diese Fragen in unseren eingeschliffenen Selbstverständlichkeiten, liebgewonnenen Gewohnheiten, nichthinterfragten Erfahrungsbeständen und alltäglichen Routinen erschüttern - eben "in Frage stellen". Zudem ist deutlich, daß wir nicht darauf hoffen sollten, daß uns Antworten von der "hohen Wissenschaft" her vorgegeben werden. Wir haben sie in unserer Praxis selbst zu finden. In diesem Sinne sollten wir uns vielleicht als theoretisch reflektierende PraktikerInnen und als praktisch arbeitende TheoretikerInnen mit unterschiedlichen Schwerpunkten und in unterschiedlichen Arbeitsfeldern begreifen. Ein Problem ist in diesem Zusammenhang sicher die in unserer Gesellschaft übliche Hierarchisierung: Theorie (auch politische Theorie) wird als erhaben, edel, irgendwie besser angesehen und ist in vielen Berufsfeldern - etwa in der Sozialarbeit, aber auch im Maschinenbau - besser bezahlt; Praxis (auch politische Praxis) wird häufig als etwas Niederes, Einfacheres, lediglich Ausführendes und so weiter betrachtet. Eine solche Hierarchisierung und Gegenüberstellung behindert unsere Arbeit und ist in ihrem Gehalt überaus unsinnig.

Leider führen jedoch nicht selten gerade die Erfahrungen mit solchen dominanten und sehr real durchschlagenden Sichtweisen bei vielen PraktikerInnen zu einer regelrechten Theoriefeindlichkeit. Und in der Tat kennen wir sehr wenig wirklich selbstbewußt auftretende (theoretisch-reflektierende) PraktikerInnen - und leider überaus viele sich hochgradig arrogant und überheblich gebende WissenschaftlerInnen.

Wir haben zwar die positive Erfahrung gemacht, daß unsere AutorInnen keineswegs zum letztgenannten Typus gerechnet werden können. Und sie begreifen sich alle durchaus in ihren wissenschaflichen Reflexionen als auf eine verändernde gesellschaftliche Praxis bezogen. Aber natürlich: gerade angesichts der vielen Hilflosigkeiten in Bezug auf die Möglichkeiten, Formen, Strategien und Perspektiven einer antirassistischen Praxis wird überdeutlich, daß die Entwicklung wirksamer Handlungsstrategien eine wissenschaftliche Frage für sich selbst ist, die man / frau - wie der Rechtsextremismus- und Rassismusforscher Siegfried Jäger schreibt - "nicht als quasi automatischen Ausfluß theoretischer Analysen der unterschiedlichsten Art erwarten darf" (Jäger / Jäger (Hg.) 1991, S. 7). Hier werden in Zukunft erhebliche Anstrengungen nötig sein.

Die Vortragenden der Reihe und weshalb wir denken, daß sie uns mit ihren Beiträgen etwas zu sagen haben

Wir verstehen unseren Band als einen Impuls, die Diskussionen über "Rassismus / Nationalismus / Sexismus" voranzutreiben. Die nicht zu vermeidende Unvollständigkeit angesichts des großen Themenfeldes schreit geradezu nach einer Fortsetzung und Vertiefung (etwa in Bezug auf das Thema "Antisemitismus"). Auch liegen die einzelnen Texte keineswegs auf 'einer einheitlichen Linie'. Die auftauchenden Widersprüche fordern uns zur kontinuierlichen Weiterarbeit heraus.

Im folgenden werden wir nicht nur versuchen, zu zeigen, weshalb uns die einzelnen Beiträge wichtig waren. Wir werden auch Hinweise auf zentrale Diskussionsstränge und auf wesentliche Verbindungen zwischen den einzelnen Texten geben. Zudem werden wir jeweils die AutorInnen kurz vorstellen.

Georgios Tsiakalos

ist Anthropologe und Sozialwissenschaftler. Er ist heute an der Universität Thessaloniki in Griechenland beschäftigt. Sein Forschungsschwerpunkt - im Ansatz sehr stark sowohl von der Handlungsforschung als auch von den Überlegungen Paolo Freires geprägt - liegt gegenwärtig in einem regionalen "Projekt über Armut". Georgios Tsiakalos hat lange Zeit in der Bundesrepublik u.a. zum Themenbereich "Migration" gearbeitet und wurde vor allem durch sein Buch "Ausländerfeindlichkeit - Tatsachen und Erklärungsversuche" bekannt (München 1983). Darin versuchte er u.a. den Begriff des Kulturrassismus in die bundesrepublikanische Diskussion einzuführen.

Georgios Tsiakalos konnte zu unserer Reihe als Vortragender leider nicht anreisen. Seine Ausführungen sind jedoch für die Konzeption unseres Sammelbandes in Bezug auf die Rassismus-Diskussion grundlegend, so daß wir auf seinen Text nicht verzichten wollen.

In der neueren Rassismusforschung wird davon ausgegangen, daß Rassismen soziale Konstruktionen von "Rassen", biologische Determinismen und Negativbewertungen der konstruierten "Gegen-Rassen" zugrundeliegen (vgl. für die BRD etwa Kalpaka / Räthzel, Hrsg., 1990, Leiprecht 1990, Jäger / Jäger, Hrsg., 1991; für Großbritannien etwa Hall 1989, Cohen 1990, Miles 1991[8]; für Frankreich Balibar 1990). Vorstellungen über die Existenz von "Rassen" und deren Bedeutung sind jedenfalls in einem geschichtlichen und gesellschaftlichen Prozeß - vermittelt mit hegemonialen Interessen - produziert, gemacht, hergestellt worden. "Rassen" sind also keineswegs biologische Realitäten, sondern sozial imaginierte.

Mit dem Begriff des Kulturrassismus[9] wird versucht, einen nahezu analogen Vorgang zu fassen, der anstatt negativ wertender Vorstellungen über Gegen-"Rassen" solche über Gegen-"Kulturen" produziert. Es wird hierbei mit einem Kulturbegriff "gearbeitet", der Kulturen als statisch, unveränderbar, starr und festgelegt begreift. Sie erscheinen als homogen, eindeutig, einheitlich, für ganze Gesellschaftsformationen oder Nationen widerspruchsfrei gültig und verbindlich zu sein. Das Denken und Handeln von Menschen wird auf solchermaßen konstruierte kulturelle Ursprünge reduziert und festgelegt. "Kulturvermischungen" werden - wie früher "Rassenmischungen" - als eine Art geistiger Tod der Menschheit - Untergang und Degeneration nach sich ziehend - vorgestellt.

Der französische Rassismusforscher Etienne Balibar macht uns heute erneut sehr nachdringlich auf einen "Neo-Rassismus" aufmerksam, dessen Grundzüge denen sehr ähnlich sind, die bereits Tsiakalos mit dem Begriff Kulturrassismus zu analysieren suchte. Es handelt sich dabei um einen Rassismus, "dessen vorherrschendes Thema nicht mehr die biologische Vererbung, sondern die Unaufhebbarkeit der kulturellen Differenzen ist" (Balibar 1990, S. 28). Zudem steht beim Neo-Rassismus nicht die ""rassische" Zugehörigkeit" im Vordergrund, "sondern das rassistische Verhalten (selbst wird) zu einem natürlichen Faktor erklärt" (Balibar 1990, S. 30).

Ohne Frage spielt heute in den öffentlichen und medienwirksamen Diskursen ein "kultureller Rassismus" (Balibar) die entscheidendere Rolle. In der Bundesrepublik liegt dies teilweise schon daran, daß der Begriff "Rasse" aufgrund der nationalsozialistischen Geschichte, die eine 'Rasse von Herrenmenschen' den minderwertigen 'Rassen von Untermenschen' gegenüberstellte, in der Öffentlichkeit einem gewissen Tabu unterliegt. Und auch organisierte Rassisten lehnen in der Bundesrepublik heutzutage in aller Regel ab, als solche bezeichnet zu werden. Allenfalls reden sie noch davon, daß sie "überzeugte Nationalisten" seien. Während der Begriff "Rasse" zumindest als offener Ausdruck einen eher schlechten Klang hat, gehört der positive und bedingungslose Bezug auf die 'eigene Nation' fast schon zum 'guten Ton'.

Wer sich freilich auf alltägliche Diskussionen einläßt, wird nicht nur am Stammtisch und im Bierzelt seine Überraschungen erleben. Auch in der Auseinandersetzung mit sich als "fortschrittlich" verstehenden DiskussionspartnerInnen erleben wir es immer wieder, daß relativ unvermittelt plötzlich Fragen nach der letzten Ursache für eine behauptete grundsätzliche Verschiedenheit zwischen Menschengruppen formuliert werden, denn - so die dahinterliegende Begründung - auch bei den Hunden gebe es ja vom Schäferhund bis hin zum Zwergpinscher sehr unterschiedliche "Rassen", die zu grundsätzlich unterschiedlichem Verhalten und unterschiedlichen Eigenschaften dieser Hunde führten. Nicht selten wird dann zugleich das Argument nachgeschoben, daß auch Ratten sehr aggressiv auf neu hinzukommende Artgenossen reagieren würden, wenn ihr Lebensraum beschränkt sei. Solche Denkmuster sind im Alltag leider überaus weit verbreitet. Sie bekommen sowohl von seiten als auch über entsprechende "Niederschläge" in den Medien stets neue Nahrung. Ergebnisse etwa einer bestimmten Form von Wissenschaft, die z.B. mit den Namen des Vergleichenden Verhaltensforschers Lorenz und seines Schülers Eibl-Eibesfeld verbunden sind, werden dort immer wieder in sensationsheischenden Schlagzeilen dargeboten. In der Südwestpresse konnten wir Ende Februar 1990 beispielsweise lesen: "Psychologe: Schicksal liegt in den Genen - Ergebnisse umfangreicher Tests in den USA vorgestellt" (Südwestpresse vom 27.2.1990). Dem Thema "Biologie und Biologismus in den Sozialwissenschaften" widmete sich auch eine Vortragsreihe in Tübingen im Wintersemester 1989 / 90. (vgl. auch das daraus entstandene Buch mit diesem (Unter)Titel: Heilmeier u.a. 1991).

Tsiakalos wird als Anthropologe und Sozialwissenschaftler sowohl zu den Fragen nach den "Menschenrassen" und ihrem wissenschaftlichen Wert - auch aus der Perspektive der neueren Biologie - Stellung nehmen als auch solchen Argumentationen entgegentreten, die den Rassismus als eine gewissermaßen nahezu unausweichliche, in der biologischen Ausstattung des Menschen ursächlich festgelegte "Naturtatsache" behaupten.

Helma Lutz

hat Sozialpädagogik und Soziologie studiert. Sie wohnt und arbeitet in den Niederlanden. Bis vor kurzem war sie noch Mitarbeiterin am "Centre for Race and Ethnic Studies" in Amsterdam. Gegenwärtig ist sie an der Universität Utrecht im Arbeitsbereich "Kulturen und Minderheiten" teilzeitangestellt. Bei ihrer vor kurzem abgeschlossenen Promotionsarbeit mit dem Titel "Welten verbinden - türkische Mittlerinnen ..." handelt es sich um eine Untersuchung zu türkischen Sozialarbeiterinnen in den Niederlanden und der Bundesrepublik - eine Forschungsarbeit, bei der sich ihre guten türkischen Sprachkenntnisse als überaus nützlich erwiesen. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in einer Verbindung von Migrations-, Rassismus- und Frauenforschung.

Der Beitrag von Helma Lutz zentriert sich um die Zusammenhänge zwischen Sexismus und Rassismus. Eine Grundlage ihrer Analysen ist die Feststellung, daß Rassismus und Sexismus auf sozialen Konstruktionen von "Rasse" / Kultur beziehungsweise Geschlecht aufbauen. Ähnlich wie Tsiakalos und Balibar geht auch sie davon aus, daß ein sich zunehmend durchsetzender "neuer" Rassismus im wesentlichen nicht mehr die biologistische Determination von Menschen als "Rassen" in den Vordergrund stellt, sondern die Unaufhebbarkeit von kulturellen Differenzen behauptet. Ein deterministischer Kulturbegriff hat hier den Rassebegriff ersetzt. Es werden bestimmte Bilder und Vorstellungen über "Kulturen" produziert.

Auch das Geschlecht (gender) ist nicht auf eine bloße Natur zu reduzieren, sondern in Gestalt, Ausformung und Inhalt abhängig vom geographischen und sozialen Ort, vom geschichtlichen Zeitpunkt und anderen relevanten Kontexten (wirtschaftlichen Interessen, Familienpolitik, Geburtenkontrolle etc.). Nicht zu allen Zeiten und in allen historischen Situationen hat Männlichkeit oder Weiblichkeit die gleiche Bedeutung (gehabt). Auch das Geschlecht ist eine soziale Konstruktion.

Diese Konstruktionen dienen dazu, die strukturell ungleiche Verteilung von Macht und Möglichkeiten zwischen Menschen zu regulieren, zu legitimieren, als naturgegeben, 'vernünftig', 'richtig' und 'immer schon so gewesen' zu behaupten. Sie erlauben der einen Seite, positiv privilegierte Positionen mehr oder weniger zu monopolisieren, indem sie die andere Seite davon mehr oder weniger ausschließen. Diese Prozesse von Ein- und Ausschließung finden gleichzeitig statt. Sie überlagern sich in Bezug auf die dominanten Geschlechts- und Kultur- / "Rassen"-Konstruktionen. Bei Aus- und Einschließung sind die Unterschiedlichkeiten und das Zusammenspiel von sexistischen und (neo)rassistischen Konstruktionen auseinanderzuhalten. Genau um diese Differenzen und Ähnlichkeiten geht es in ihrem Text, um die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen (Neo-)Rassismus und Sexismus.

Den Ausgangs- und Schlußpunkt ihrer Analyse setzt Helma Lutz jedoch gewissermaßen "umgekehrt" an: sie geht davon aus, daß in rassistischen und sexistischen Gesellschaften, die zudem noch durch soziale Klassen gespalten sind, bestimmte "Angriffe" auf die einzelnen unterdrückten Gruppen stattfinden. Von diesen "Angriffspunkten" und Zuschreibungen aus werden häufig positive Identitäten formuliert, die eine Einheit des Widerstandes - als Frauen, als "Schwarze", als Arbeiterinnen, als Kolonisierte - herstellen sollen. Helma Lutz stellt fest, daß diese konstruierten Einheiten häufig analytisch fragwürdig und in der politischen Praxis oft wenig tragfähig sind, weil sie die Unterschiede zwischen den Individuen, die als unterdrückte Frauen eben gleichzeitig auch "Schwarze", Arbeiterinnen, Dorfbewohnerinnen, Angehörige einer Kolonialelite usw. sein können, verwischen und künstlich zudecken.

Ein solches Zudecken verhindert jedoch auch Erkenntnisse über rassistische und ethnozentrische Befangenheiten, die im eigenen und kollektiven Selbstbild stecken können. Am Beispiel der bundesdeutschen Frauenbewegung und -forschung und verschiedener Mediendiskurse zeigt sie, wie das konstruierte Bild über die türkische Weiblichkeit - ganz in der Tradition des Orientalismusparadigmas des 19. Jahrhunderts stehend - zum Aufbau eines positiven Bildes von der westlichen Weiblichkeit benutzt wird, einem Bild, welches letztlich auch der positiven Konstruktion westlicher Männlichkeit als angeblich weniger 'grausam', 'vergewaltigend', 'patriarchalisch' und so weiter zugute kommt.

Es war für uns überraschend, zu sehen, wie diese Konstruktionen über westliche und orientalische Männlichkeiten und Weiblichkeiten mit den im Rahmen des Golfkrieges produzierten Feindbildern über die "Islamiten" zusammenfallen, aufeinander aufbauen und sich ergänzen. Der oben angesprochenen ideologischen Formierung einer abendländischen und kulturell-hochstehenden "Nation Europa" wird auch von dieser Seite aus zusätzliches "Gedankenmaterial" geliefert.

Birgit Rommelspacher

forscht und lehrt im Bereich "Theorie und Praxis von Mädchen- und Frauenarbeit" an der Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik in Berlin. Sie ist Psychologin und arbeitet zur Psychologie der Frau, zu Rassismus und Antisemitismus, zu Frauen und Rechtsextremismus. Ihre Arbeiten wurden uns überaus wichtig, als wir uns auf die Suche nach kritischen Arbeiten zu den gängigen Erklärungsmustern von Rechtsextremismus in der Bundesrepublik begaben (siehe Held, Horn, Leiprecht, Marvakis 1991). Birgit Rommelspacher greift in der Auseinandersetzung mit diesen verbreiteten Denkweisen (etwa bei Wilhelm Heitmeyer, Hajo Funke, Klaus Leggewie) ihre Erfahrungen aus der Frauenforschung auf. So erinnern Rommelspacher jene Analysen, die in aller Regel zur "Täterentlastung" führen, an "Kernstück(e) patriarchaler Argumentationskunst", bei denen am Ende häufig die Männer und nicht die unterdrückten Frauen als "die eigentlichen Opfer" dastehen.

Bezeichnend für den Ansatz von Birgit Rommelspacher sind der Begriff der "Dominanzkultur" und die zentralen Mechanismen, diese Kultur zu leben und zu "verteidigen". Mit dem Begriff der "Dominanzkultur" ist die dominierende Lebensweise des materiellen Überflusses in der westdeutschen "Wohlstandsgesellschaft" gemeint. Die Identifikation mit dieser vorherrschenden Lebensweise - wir könnten angeregt durch Gramsci auch sagen, die Selbst-Unterstellung unter die "kulturelle Hegemonie" - vermeidet die Auseinandersetzung und mögliche Verunsicherung durch alles, was sie in Frage stellen könnte. Die Haltung zu EinwanderInnen und Flüchtlingen ist in diesem Fall solange durch Gleichgültigkeit geprägt, wie man die eigene Lebensweise / Kultur nicht angegriffen sieht. Die Identifikation mit der herrschenden Lebensweise / Kultur ist hier ein Kernbereich politisch rechter Orientierung.

Rassismus, Ab- und Ausgrenzung gegenüber Flüchtlingen und EinwanderInnen wurzeln Birgit Rommelspacher zufolge im Versuch einer "Absicherung von bereits vorhandenen Privilegien" und in einer "befürchteten Behinderung der Bereicherung": "Besitz weckt immer neue Begehrlichkeiten; Macht gebiert immer weitere Machtansprüche. Wenn ich dieses Denken, diese Dominanzkultur verinnerlicht habe, dann werde ich jede Verunsicherung, die mir durch Fremdes begegnet, mit den Mitteln dieser Dominanzkultur zu bewältigen versuchen" (Rommelspacher 1990).

Rommelspacher versucht von hier aus gängige Erklärungsmuster zum Rechtsextremismus zu kritisieren und deckt verbreitete Abwehr- und Entlastungsmanöver auf: "Außer Verarmungs- und Deklassierungsängsten werden (hier) in der Regel noch Probleme wie Bindungslosigkeit, Orientierungslosigkeit und Zukunftsangst angeführt. Die Popularität dieser Defizitthese hat zwei Gründe: Wir können auf diese Weise das Phänomen dingfest machen anhand zweier Figuren: der des von Deklassierung bedrohten Arbeiters oder des männlichen arbeitslosen Jugendlichen. Auf den kann man das ganze Problem projizieren, um es dann mit Hilfe von Wohnungsbau, Sozialarbeit oder Polizei 'in den Griff zu bekommen'. Diese These hat für alle Etablierten eine Entlastungsfunktion. Und zum anderen entlastet sie die nun identifizierten 'Täter', deren rechtsradikales Verhalten man zwar kritisiert, aber gleichzeitig versteht, weil es ihnen ja so schlecht geht." (Rommelspacher 1990)

Walter Moßmann

ist Künstler. Bekannt geworden als unbequemer Liedermacher der Protestbewegungen der sechziger und siebziger Jahre, hat er längst die Gitarre an den Nagel gehängt, um sich all zu einfacher Einordnungen zu entziehen. Mehr noch als früher sucht er nach anderen Ausdrucksformen für seine Themen, die er sich in mühevoller Wühlarbeit "erforscht".

Für unsere Vortragsreihe gastierte er im Landestheater Tübingen mit dem Stück "Die Störung". Diese Collage aus Ton, Text und Musik über den alltäglichen Rassismus in der deutschen Naturtümelei war eine provozierende Ergänzung zu dem Beitrag von Farideh Akashe-Böhme über Exotismus und Naturschwärmerei. Leider läßt sich dieses Tonstück für Stimme und Ghetto-Blaster nicht in Buchform pressen.

Walter Moßmann gab uns am Tag nach seinem Gastspiel auch einen Einblick in seine neue Arbeit über Antisemitismus, die er als thematische Fortsetzung der "Störung" sieht. Ausgelöst durch die Verwüstung des jüdischen Friedhofes in Ihringen, in der Nähe seines Wohnortes Freiburg, und bestärkt durch die zum Teil unsägliche Antisemitismusdiskussionen während des Golfkrieges, begab er sich auf die Suche nach antisemitischen Spuren in der Heimatgeschichte des Kaiserstuhls. Er sieht seine Aufgabe als Nestbeschmutzer, der uns aus der Gewohnheit aufschrecken will, "die ordinären Antisemiten mit den Augen von Insektenforschern zu betrachten. Als ob diese Typen aus dem Gulli gekrochen wären und nicht aus dem Schoß der abendländischen Zivilisation".

Wie B. Rommelspacher stellt Moßmann sich damit entschieden gegen die AnhängerInnen der sich selbst und die TäterInnen entlastende Defizitthese. Er sucht die "Friedhofsschänder" dort, wo mit stereotypen Fremd- und Feindbildern kollektive Identitäten konstruiert und überliefert werden

("... und das für europäische Bedürfnisse komplette Bild heißt "Jude"").

In dörflich-kirchlicher Tradition, in Heimat- und Brauchtumspflege und an Stammtischrunden findet er den "Antisemitismus als Grundmuster deutscher Volkskultur".

Aber nicht nur in der Provinz werden die Bilder von dem Juden als Kindsmörder, Brunnenvergifter, Blutsauger und Wucherer über die Jahrhunderte lebendig gehalten. Auch in "Des Knaben Wunderhorn" von Achim von Arnim und Clemens Brentano, in Bachschen Passionen und in Texten von Luther wird der "abendländische Judenhaß" überliefert. Moßmanns Nestbeschmutzung - in Auszügen in der Badischen Zeitung veröffentlicht - hat dort ihre Wirkung nicht verfehlt und heftige Debatten ausgelöst. Wir denken, daß sie auch über die Freiburger Gegend hinaus beschmutzend und verunsichernd wirken kann.

Farideh Akashe-Böhme

ist Kultur- und Frauensoziologin. Sie kommt aus dem Iran und lebt seit 1967 in der Bundesrepublik. Ihre Arbeitsgebiete umfassen kritische Analysen von historischen und zeitgenössischen Exotismen und vom herrschenden Bild westlicher Gesellschaften von der "fremden Frau". Sie geht aus dieser Perspektive auch der Frage nach dem Verhältnis zwischen Frauen aus den sogenannten "Metropolen" und "Peripherien" nach.

Farideh Akashe-Böhme versucht, die Situation einer Emigrantin, die "keineswegs mit der Situation einer deutschen Frau vergleichbar" ist und wohl auch ihre eigene Situation als ausgegrenzte Wissenschaftlerin in der Bundesrepublik mit ausmacht, einem breiteren Publikum vor Augen zu führen:

"Wir betroffenen Frauen leben in einem unabgesicherten rechtlichen und sozialen Status. Hinzu kommen die Ausgrenzung durch die gegenwärtige Form des Ausländergesetzes und die Marginalisierung einerseits sowie die alltäglichen rassistischen Angriffe (auch die verbalen Angriffe beim Einkaufen, im Bus und in der Straßenbahn etc.) andererseits. Die Erfahrung der Fremdenfeindlichkeit und des alltäglichen Rassismus können fremde Frauen mit den deutschen Frauen nicht teilen, sie können allenfalls versuchen, sie anderen zu vermitteln. Es ist schon ein Unterschied, ob eine deutsche Frau aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert wird oder eine fremde Frau zusätzlich noch aufgrund ihres Andersseins (andere Hautfarbe, andere Kultur etc.) rassistischen Vorurteilen unterworfen ist. Es geht nicht darum, Unterdrückung gegen Unterdrückung zu stellen, sondern darum, daß die fremden Frauen situativ und graduell andere Probleme haben." (Akashe-Böhme 1991, S. 161ff.)

Farideh Akashe-Böhme geht davon aus, daß es gerade auch angesichts des Golfkrieges notwendig ist, "über eine feministische Wissenschaft nachzudenken, die sich grundsätzlich von der bisherigen, männlich dominierten Wissenschaft unterscheidet, von einem Wissenschaftsdenken, das auf Fortschritt um jeden Preis setzt, auf Konkurrenz und das vom Anspruch auf eine okzidentale Weltdeutung und Weltbeherrschung geleitet wird" (Akashe-Böhme 1991, S. 161).

In diesem Sinne verstehen wir ihren vorliegenden Aufsatz ebenfalls als eine Kritik am Primat eines experimentell-naturwissenschaftlichen Denkens, welches weit in die Sozial- und Kulturwissenschaften hineinreicht und unsere spezifischen Vorstellungen von Rationalität geprägt hat.

In Teilaspekten kann ihr Beitrag gewissermaßen auch als eine materialreiche Ergänzung des Textes von Helma Lutz gelesen werden. Wir bekommen auf diese Weise eine ungefähre Ahnung davon, weshalb die Konstruktionen über die "abendländischen" Menschen als grundsätzlich anders, rational, überlegen usw. im Vergleich zu den "Islamiten" und "Orientalen" in der Geschichte und auch in unserer zeitgenössischen Gesellschaft so durchschlagend sein konnten und können. Anders als Helma Lutz, die herrschende Negativ-Bilder über "Schwarze" und "Orientalen" im Kontext der Herausbildung und Stabilisierung von positiven Selbstbildern auf Seiten der "weißen" EuropäerInnen analysiert, hebt Farideh Akashe-Böhme hervor, daß die Betrachtung der "Anderen" als zu zivilisierende und zu beherrschende oder auch zu begehrende und nachzuahmende ursprüngliche "Naturwesen" im Zusammenhang mit der Entwicklung einer neuzeitlichen - von den Paradigmen einer experimentellen Naturwissenschaft geprägten - Rationalitätsform zu sehen ist. Wir denken, daß sich beide Analysen hier auf sehr unterschiedlichen Ebenen bewegen und sich daher eher ergänzen als ausschließen und widersprechen.

Akashe-Böhme geht es um den historischen Nachvollzug der Herausbildung einer bestimmten Rationalitätsform ("okzidentale Rationalität") und nicht um das Merkmal rational überhaupt, welches lediglich "vernünftig, aus der Vernunft stammend" (Fremdwörterbuch des Dudens 1982, S. 650) meint. Den Menschen des Orients grundsätzlich Irrationalität zuzuschreiben, heißt nichts anderes, als sie zu vernunftwidrigen Wesen zu erklären, deren Handeln mit dem Verstand nicht faßbar ist. Die Bilder, die während des Golfkrieges über die "Islamiten" aktualisiert und neugeprägt wurden, waren zu weiten Teilen in der Tat davon bestimmt, die "Anderen" als irrational, als unvernünftig und das "christliche Abendland" gewissermaßen als einen Hort der 'reinen Vernunft' darzustellen.

Das Paradoxe an diesen Konstruktionen wird auch deutlich, wenn wir uns vor Augen halten, daß auf beiden Seiten mit Waffen und Technologien gekämpft wurde, die auf Grundlage derselben Wissenschaftsauffassungen zur Entwicklung gebracht werden konnten. Und wer es wider Erwarten noch nicht wissen sollte: an den Universitäten im Irak, im Iran, in Syrien und anderen Ländern dieser Region wird nach einer im Prinzip identischen Auffassung von der Naturwissenschaft geforscht und gelehrt.

Akashe-Böhme arbeitet die Grundzüge der neuzeitlichen Naturbeherrschung und "abendländischen Rationalität" heraus, um die Geschichte und Ambivalenz der Zuschreibungsprozesse über eine angeblich genuine "Naturhaftigkeit der Frau" begreifbar zu machen. Auf diese Weise werden auch die historischen Grundlagen der "Ideologie(n) von der fremden Frau" nachvollziehbar. Der Analyseweg führt über die Entdeckungsreisen des 18. Jahrhunderts und die imaginierten "Südsee-Idyllen" bis hin zur Zivilisationsflucht im 19. Jahrhundert und die produzierten Bilder von der Orientalin im Zuge des europäischen Orientalismus, um schließlich die Betrachtung der "fremden Frau als Tauschwert" und den heutigen Sextourismus als eine "Konsequenz (aus) dieser historischen Entwicklung" aufzuzeigen.

Auch Farideh Akashe-Böhme kommt - ganz ähnlich wie Helma Lutz, die sich als "weiße Frau" als Bündnispartnerin mit einem eigenen Aufgabenbereich versteht - zu dem Schluß, daß die wissenschaftliche Beschäftigung mit "fremden Kulturen" auch eine "inhaltliche methodische Neubestimmung" und eine Anerkennung von sogenannten "Dritte-Welt-Frauen" und Angehörigen eingewanderter Minderheitengruppen als KollegInnen erfordert, nämlich als "Spezialistinnen in eigener Sache", die - wie sie es an anderer Stelle treffend formuliert hat - "in einem symmetrischen Dialog über ... Gemeinsamkeiten und Differenzen diskutieren und forschen" wollen (Akashe-Böhme 1991, S. 162).

Martha Mamozai

ist Volkswirtin und Soziologin und war in Frauengruppen in Hamburg und Berlin aktiv. Sie ging zunächst für den Deutschen Entwicklungsdienst als Entwicklungshelferin nach Kabul / Afghanistan, beriet später in Djibouti die Nationale Frauenunion (UNFD) und arbeitete dort in einer Dokumentarfilm-Gruppe mit.

Martha Mamozai ist eine der wenigen Wissenschaftlerinnen, die sich mit Frauen in den Kolonien beschäftigt. Als wir sie um einen Beitrag für unsere Vortragsreihe ansprachen, machte sie ihre Überraschung darüber deutlich, daß an diesen Arbeiten plötzlich solch ein Interesse gezeigt würde, während beim Erscheinen ihres ersten Buches "Schwarze Frau, weiße Herrin - Frauenleben in den deutschen Kolonien" (1982) vor fast einem Jahrzehnt die Resonanz doch eher ausgesprochen gering gewesen sei.

Leider mußte sie ein Referat im Rahmen unserer Reihe ablehnen, da ein längerer Auslandsaufenthalt, der sie nach Nepal führte, unmittelbar bevorstand. Sie schickte uns freilich einen speziell für den vorliegenden Sammelband produzierten und zusammengefaßten Text zu, den wir überaus interessant fanden.

In ihrem Text versucht Martha Mamozai - anhand historischen Materials zur Rolle der Frauen beim Kolonialismus - an einer "Desillusionierung" zu arbeiten, die "das ungetrübte Bild (von) 'der guten Frau'" stören soll, um auf diese Weise dazu beizutragen, daß Frauen "die Opferrolle zur Erhaltung eines ewig guten Gewissens" aufgeben, sich "der (Mit-)Verantwortung in Geschichte und Gegenwart" stellen und nicht den "euphorischen Selbstbeschwörungsformeln ... (vom) "von Natur aus friedliebenden Geschlecht" erliegen (Mamozai 1990).

Wir denken, es ist gerade im Zusammenhang mit einer Diskussion zum Thema Rassismus überdeutlich: Argumente, die Soziales in Natürliches (Stuart Hall) übersetzen, konstruieren biologische Determinismen und begeben sich damit auf die Ebene eines rassistischen Diskurses. Es ist an dieser Stelle unabdingbar, wie Helma Lutz hervorhebt, auch beim Geschlecht von einer sozialen Konstruktion auszugehen.

Wir greifen hier in eine feministische Diskussion ein. Dies ist unter Umständen heikel: unsere Gruppe der Herausgeber besteht ausnahmslos aus Männern. Und wir können nur hoffen, daß ein solcher Beitrag nicht zur Häme bei Männern in dem Sinne beiträgt, daß hier 'endlich auch Frauen' als Täterinnen, Schuldige, Unterdrückerinnen und so weiter gebrandmarkt würden. Wir vertrauen darauf, daß die Naivität und Blindheit einer solchen Diskussionsebene, gerade auch als Ausdruck des relativen Erfolgs der Frauenbewegung, inzwischen überschritten worden ist.

Zudem berichtet Martha Mamozai von Frauen, die - indem sie sich "auf die Seite von Unrecht und Gewalt gestellt haben" - schließlich "zu Komplizinnen HERRschender Männerideologien" (Mamozai 1990; Hervorhebung von den Hrsg.) wurden. Die europäischen Projekte der Kolonialisierung wären ohne diese Männerideologien, aus denen in erster Linie europäische Männer ihren Nutzen zogen, kaum denkbar gewesen.

Gottfried Mergner

ist Pädagoge. Er lehrt und forscht im Bereich interkulturelle Pädagogik an der Universität Oldenburg. Ein besonderer Schwerpunkt seiner Arbeiten liegt auf dem Gebiet der inneren und äußeren Folgen der Ausbreitungsgeschichte Europas auf die übrige Welt. Wir haben Gottfried Mergner kennengelernt auf dem 14. Bundeskongreß entwicklungspolitischer Aktionsgruppen, wo er ein Referat mit dem Titel "Erzwungene Normalität und Ausgrenzung - Zur Geschichte der europäischen Fremdenfeindlichkeit" vortrug (Mergner 1991).

In seinem Beitrag legt Gottfried Mergner punktuell die bis "heute andauernden Innen- und Außenwirkungen" des "kolonialistischen Diskurses" dar. Er legt bestimmte Inhalte des kollektiven Gedächtnisses unserer zeitgenössischen Gesellschaft offen, so etwa die "kulturell erworbene Fähigkeit", das Fremde als anormal zu sehen und verfolgt hierzu "die Geschichte der Stereotypisierung des "Neger"-Bildes". Gerade die Zurkenntnisnahme dieser Bedeutungen, die als Spuren in unseren heutigen Welt- und Menschenbildern tief eingeschrieben sind, können den Erklärungsansatz von Birgit Rommelspacher unseres Erachtens sinnvoll ergänzen. Sie sind in diesem Sinne ein Bestandteil der Dominanzkultur. Derartige Gehalte dürften leicht aktualisierbar sein, wenn es darum geht, der Verteidigung der eigenen Privilegien zusätzliche ideologische Unterstützung zukommen zu lassen.

Einen Schwerpunkt der Analyse setzt Mergner auf die "innenpolitische Komponente der Kolonialpolitik". Das staatlich-kirchliche Projekt der Anti-Sklavereibewegung von 1888 entlarvt er als groß angelegtes Experiment, welches initiiert wurde, um auf der Basis eines moralischen Überlegenheits- und Mitleidgefühls mit den "Negern" und der Schaffung eines Feindbildes von den grausamen Arabern einen widerspruchbefreiten nationalen Konsens zur Notwendigkeit deutscher Kolonien herzustellen und zur Vertuschung der schrecklichen Barbareien deutscher Kolonialpioniere beizutragen. Sehr materialreich beschreibt Mergner überdies die Männergeschichte deutscher Kolonialdebatten, in denen sich auch die Reichstagsfraktion der Sozialdemokraten keineswegs auf die Seite der Kolonisierten stellen wollte, sondern den rücksichtslosen Prozeß der "Zivilisierung" sogar noch als notwendig ansah.

Uns sind diese Texte von Mamozai und Mergner auch deshalb so wichtig, weil sie uns nachdrücklich auf zweierlei hinweisen:

Erstens gab es eine deutsche Kolonialgeschichte, die in ihren überaus zerstörerischen und mörderischen Dimensionen kaum öffentlich zur Kenntnis genommen wird. Nennenswerte Ansätze zu einer "Entkolonisierung des Bewußtseins" (Melber) finden sich in der Bundesrepublik nicht.

Zweitens zeigen Mamozai und Mergner gerade angesichts des negativen "Jubiläums" einer 500-jährigen europäischen Kolonialgeschichte, daß jene Geschichte nicht einfach vergangen ist. Sie ist überaus gegenwärtig in dem Sinne, daß wir immer noch vom "geraubten Reichtum" (Mergner) profitieren. Tatsächlich lieferte die koloniale Expansion Europas und die damit einhergehende Plünderung und Ausbeutung der außereuropäischen Ressourcen in Amerika, Ostindien und Afrika einen Gutteil der "Reichtümer", die die weitere Entwicklung in Europa beförderten und mit möglich machten. Marx zufolge lagen hier "die Hauptmomente der ursprünglichen Akkumulation" (Kapital Bd. 1). Die von Rommelspacher beschriebene bundesrepublikanische Dominanzkultur hat in dieser Geschichte eine ihrer Wurzeln.

Die Kolonialgeschichte ist gegenwärtig auch in dem Sinn, daß sie heute im Reichtums- und Machtgefälle zwischen dem euroamerikanischen Block und den Ländern des Trikonts seine permanente Fortsetzung findet. Und auch der aktuelle islamische Fundamentalismus - auf den sich westliche Berichterstatter so gern beziehen, wenn sie uns das Bild von der angeblich drohenden 'islamischen Gefahr' eindrucksvoll ausmalen wollen - ist eine Reaktion auf die verheerenden Folgen des Kolonialismus und auf die andauernde dominante Politik und Ökonomie, die in räuberischer Weise vom westlich-kapitalistischen Europa und dem Norden des amerikanischen Kontinents ausgeht.

Klaus F. Geiger

ist Pädagoge und empirischer Kulturwissenschaftler. Er arbeitet gegenwärtig an der Gesamthochschule Kassel im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften. Dort ist er im Schwerpunkt Migrationssoziologie / Interkulturelles Lernen in Forschung und Lehre tätig.

Klaus F.Geiger fiel uns durch seine weitsichtigen Feststellungen auf, die er bereits einige Monate vor Ausbruch des Golf-Krieges formulierte: "Wir beobachten", so Klaus F. Geiger im September 1990, "vielfältige Bemühungen, die territoriale und historische Einheit Europa zu "ethnisieren". Es mehren sich Kongresse, in denen der politische Zusammenschluß begründet und legitimiert wird durch gemeinsame Werte, durch eine rekonstruierte gemeinsame Herkunft und Geschichte. Auch die Kehrseite des Prozesses einer ethnischen Selbstdefinition ist zu beobachten: Die Definition des Fremden und Feindes. Dabei wird dieser Feind selbst wieder ethnisch-kulturell definiert. Die Rede ist von dem gesamteuropäischen Diskurs über die 'Bedrohung durch den Islam'. In historisch zweifelhafter Weise werden Einheiten und Gegensätze konstruiert zwischen Europa und 'islamischer Welt', welche einen erhöhten Assimilierungs- oder aber Ausschließungsdruck gegenüber EinwanderInnengruppen ebenso wie eine aggressive Position im globalen Verteilungskampf begründen könnten. Ergebnis solcher Diskurse und ihrer institutionellen Verankerung wäre eine "Nation Europa"."

Klaus F. Geiger knüpft in seinem Beitrag gewissermaßen am oben erwähnten späten kolonialen Erbe (Mergner) und seinen andauernden Auswirkungen im Nord-Süd-Konflikt an. In einem eher theoretisch-begrifflich angelegten Abschnitt weist er zunächst auf die Verbindungen und Widersprüche zwischen Rassismus und Nationalismus hin[10].

In einer Analyse von zentralen Mediendiskursen in der Bundesrepublik geht er schließlich u.a. der (Re-)Konstruktion von aktuellen Feindbildern über den Islam nach und ergänzt in diesem Punkt die Texte von Helma Lutz und Farideh Akashe-Böhme. Mit Hilfe solcher Feindbilder gerinnen - so Geiger - die "Staatschefs arabischer Staaten und MaghrebinerInnen in Frankreich oder TürkInnen in der Bundesrepublik ... zu einer Figur". Geiger sieht solche Konstruktionen und Geschichten in einem engen Ergänzungsverhältnis stehen mit der nicht minder 'klischeehaften Zeichnung' der sogenannten "Wir-Seite": "Deutschland, Europa, die westliche Welt, immer mehr auch wieder: das Abendland, selbst das christliche Abendland".

UnterstützerInnengruppe "Bleiberecht für alle Roma" Tübingen / Reutlingen

Der letzte Text[11] fällt etwas aus dem Rahmen. Er ist nicht am Schreibtisch des / der WissenschaftlerIn entstanden, sondern aus dem Diskussionsprozeß einer Gruppe. Er ist nicht das Ergebnis rein theoretischer Anstrengungen, sondern das Resultat reflektierter Erfahrungen einer anti-rassistischen Praxis. Als AutorIn zeichnet eine UnterstützerInnengruppe, die sich spontan gebildet hat, als Weihnachten 1990 ca. 200 Roma in der Tübinger Stiftskirche Zuflucht suchten (s.o.), und bis heute weiterarbeitet.

Mit Interesse haben wir die Arbeit und die Diskussionen der UnterstützerInnengruppe während und nach der Aktion verfolgt, zumal einer von uns in dieser Gruppe kontinuierlich mitarbeitet. Die Gruppe wurde im Umgang mit den Roma, aber auch in den Auseinandersetzungen mit Kirche, Parteien und Behörden mit Problemen konfrontiert, wie sie in jeder antirassistischen Arbeit vorkommen. Nicht jede Gruppe aber ist so sensibel, diese Probleme wahrzunehmen und die eigene Praxis so schonungslos zu reflektieren.

Man merkt beim Lesen des Textes, daß zumindest einige UnterstützerInnen theoretisch - antirassistisch "vorbelastet" sind. Es wird dabei deutlich, daß diese theoretischen Auseinandersetzungen nicht davor schützen, immer wieder von den eigenen Rassismen (Vereinnahmung, Paternalismus, Instrumentalisierung, etc.) eingeholt zu werden. Deutlich wird aber eben auch, daß Theorie hilfreich (oder sogar notwendig?) ist, sich eigene Verhaltensweisen bewußt zu machen, um an ihnen zu arbeiten.

Noch aus einem weiteren Grund paßt dieser Erfahrungsbericht so gut in dieses Buch, wird hier doch anschaulich, wie eng Rassismus, Nationalismus und Sexismus in der konkreten Praxis miteinander verwoben sind. So leitet die Gruppe aus der schrecklichen Kontinuität der deutschen Geschichte von Romaausgrenzung und -vernichtung "eine historische Verpflichtung dem Volk der Roma gegenüber" ab, die Motivation für ihre Arbeit ist. So zeigt sie, wie problematisch der Umgang mit den patriarchal-hierarchischen Strukturen der Roma für die UnterstützerInnen ist. So deutet sie an, wie viele von uns an ihren >weißen< und deutschen Privilegien hängen, wie wir in

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Copyright © 2000 Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung
Stand: 25. September 2006