Siegfried Jäger (SS 2000)

Vorgehensweise bei der Analyse eines Diskursstrangs der Print-Medien

Unveröffentlichte Handreichung für Studierende und ProjektmitarbeiterInnen

  1. Bestimmung des Diskursstrangs (= Wahl und Begründung des Themas)
     

  2. Erstellung des Archivs (Sammlung aller Zeitungsartikel zum gewählten Thema)
     

  3. Erstellung einer Datenbank zu den Artikeln

·        Durchnumerierung der Artikel

·        Angabe des Datums

·        Angabe des „Mottos“ (z.B. Bericht und Hintergrund)

·        Titel (z.B. „Die Tragödie“)

·        Untertitel (Z.B. Diplomatie in der Kosovo-Krise am Ende)

·        Textsorte (Z.B. Kommentar, Reportage, Interview, Foto, Karikatur etc.)

·        Inhalt (Z.B. Der Autor (Klaus Kleebaum) kritisiert das späte Eingreifen der Nato.)

·        Verschränkungen von Themen (= es können mehrere Themen in einem Artikel angesprochen sein, mit denen sich das Hauptthema verschränkt, etwa Hauptthema „Krieg“ mit Ökonomie, Faschismus, Andere Kriege, Ökologie, Technik, Ethik/Moral, Einwanderung, Medien, völkisch rassistische Aspekte etc.)

·        Wertung des Artikels (Z.B. Pro oder Contra zum Krieg)

  1. Materialaufbereitung zur Strukturanalyse (= Zuordnung der Artikel zu Unterthemen bzw. Benennung von Verschränkungen mit anderen Themen)

Beispiel: Unterthema ist „Militärstrategie“. Verschränkt kann dieses Unterthema in einem Artikel sein mit dem Thema „Ökologie“: Beispiel: Beim Luftkrieg ist der Einsatz von Waffen mit abgereichertem Uran aus ökologischen Gründen abzulehnen). Das Unterthema zu „Krieg“ ist „Luftkrieg“, die Verschränkung ist Ökologie. In diesem Beispiel ist eine weitere Verschränkung enthalten: Technik (Waffen mit abgereichertem Uran). Hier wird sichtbar, daß ein Artikel mehreren Unterhemen und mehreren Verschränkungen zugeordnet werden kannn.

  1.  Strukturanalyse

Hier werden nun die einzelnen Unterhemen und Verschränkungen in einem Fließtext im Zusammenhang dargestellt. Ein Beispiel für eine Passage aus einem solchen Text wäre: „Auffällig ist die große Anzahl von Artikeln, in denen ökologische Bedenken gegen die besondere Art des Waffeneinsatzes laut werden. Sie sind über die gesamte Kriegsberichterstattung verstreut. (Vgl. etwa Art 1 vom 24.3., Art 6 vom 26.3) Ich zitiere eine typische Passage aus Artikel 25 vom17.5. (hier fiktiv): „Die Folgen des Einsatzes von Waffen mit abgereichertem Uran werden erst nach Beendigung des Krieges sichtbar werden.“)

  1. Fazit der Strukturanalyse

Es wird zusammenfassend dargestellt, wie die Zeitung das Gesamtthema bearbeitet hat. Dabei wir begründet, ob und wieso die Berichterstattung zur Kriegseskalation und zur Legitimation des Krieges beigetragen hat oder nicht.

  1. Auswahl eines für die Zeitung typischen Artikels

auf dem Hintergrund des Fazits und der gesamten Strukturanalyse: Merkmale für Typizität sind: Die Botschaft der gesamten Berichterstattung ist enthalten, der Artikel ist in für die Zeitung typischer Weise bebildert, er hat einen für die Zeitung typischen Umfang, er entspricht dem durchgängigen sprachlichen Stil der Zeitung etc. etc.

  1. Feinanalyse eines oder mehrerer typischer Artikel (nach Maßgabe eines Analyseleitfadens)

-  Materialaufbereitung anhand des Leitfadens

-  Interpretation des oder der Artikel

  1. Zusammenfassende ausführliche Darstellung und Interpretation

des gesamten Diskursstrangs auf der Grundlage von Strukturanalyse und Feinanalalys(n) (= eigentliche Diskursanalyse. Alle bisherigen Analyseschritte stellen nur die Grundlage für diese Diskursanalyse dar. Die entsprechenden Marerialaufbereitungen können der Diskursanalyse als Anhang beigefügt werden, ebenso das gesamte Archiv oder Auszüge daraus.)

 

horizontal rule

Wir weisen an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich darauf hin, daß alle Texte auf unseren Seiten dem Copyright unterliegen. Zur Weiterverbreitung oder kommerziellen Nutzung ist eine ausdrückliche Genehmigung des DISS erforderlich. Wir bitten um Ihr Verständnis.

 

 

(Zurück zum Verzeichnis der Volltexte)  (Zurück zum Inhaltsverzeichnis der Artikel und Aufsätze)

Copyright © 2000 Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung
Stand: 25. September 2006