Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung

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Regina Wamper

 

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Ein geplantes Projekt zum aktuellen christlichen Antisemitismus

Statement anlässlich der 20-Jahres-Feier des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung

Von Regina Wamper

 

Im Anschluss an des Projekt „Staat, Nation, Gesellschaft. Das jüdische Projekt der integrativen Gesellschaft im 19. Jahrhundert und seine Bedeutung für die Gegenwart und Zukunft“ ist eine Studie zu dem aktuellen Bild von Juden und Judentum in rechtschristlichen und rechtsextremen Publikationen in Deutschland und in Polen in Planung. Zusammen mit dem Salomon Ludwig Steinheim Institut für deutsch-jüdische Geschichte wurde diesbezüglich ein Forschungsantrag eingereicht.

Die stetige Lektüre rechtsextremer Periodika im DISS-Archiv machte uns auf die Zusammenarbeit von extremen Rechten und rechts-christlichen Kreisen aufmerksam. So wurde unser Blick auf christlichen Fundamentalismus gelenkt, genauer gesagt, auf dessen Bild von Juden und dem Judentum.

Die Forschungsfragen, denen wir in vergleichenden Diskursanalysen nachgehen wollen, lauten:

Inwiefern und in welchen Formen werden christliche antisemitische Stereotype tradiert oder neu belebt? Lebt die lange Tradition des christlichen Antisemitismus heute im Christentum fort? Wie also sieht das Verhältnis von katholischer Kirche und evangelischen Gemeinden zum Judentum aus? Welche Aussagen vermitteln die Publikationen dieser Szenen in Deutschland und in Polen?

Ursprünglich sollten auch französischsprachige Zeitschriften untersucht werden. Aber aufgrund des viel zu frühen Todes von Alfred Schobert, der dieses Projektvorhaben mit uns zusammen entwickele, musste der francophone Bereich gestrichen werden.

Wir beabsichtigen mit der Frage nach aktuellen Formen des Antijudaismus, ein Defizit in der Antisemitismusforschung zu beheben. Aber auch die Rechtsextremismusforschung ist bezüglich des Verhältnisses von extremer Rechter zum Christentum und zum christlichen Antisemitismus defizitär.

Daher ergibt sich für uns als weitere zentrale Frage, die nach der Verbindung der extremen Rechten zu besagten rechtschristlichen Kreisen, zum christlichen Antisemitismus, zur christlichen Religion überhaupt.

Denn so wenig der Nationalsozialismus als eine Angelegenheit von „Gottlosen“ zu betrachten ist, so wenig ist die gegenwärtige extreme Rechte in Europa durchgängig „heidnisch“, un- oder antichristlich.

Neben inhaltlichen und organisatorischen Schnittstellen zwischen extremer Rechter und fundamentalistischen Christen und Christinnen, neben Verbindungslinien zu christlichen hegemonialen Gesellschaftsfeldern erwarten wir diskursive Begegnungen mit wiedergeborenen Deutschen Christen, mit deutschen Ablegern der Christian Identity, einer militanten christlichen Organisation in den Vereinigten Staaten von Amerika, mit antijüdischen Pro-ZionistInnen, mit den im DISS bereits legendären SedisvakantistInnen, also mit KatholikInnen, die den Papststuhl ‚sedis’ für vakant halten und mit apokalyptischen VerschwörungstheoretikerInnen.

Alfred Schobert beschrieb unser politisches Ziel, das wir in dem Versuch, dem Elfenbeinturm immer wieder zu entkommen, durchaus neben unserem wissenschaftlichen Interesse haben, so:

„Die Untersuchung soll als Warn- und Alarmsystem funktionieren: Wie ein Minensuchgerät soll sie mehr oder minder verborgene Sprengkörper aufstöbern, auf dass sie entschärft werden mögen.“

Damit möchte ich hier schließen. Vielen Dank.

 

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