Das Wahrheitsregime prekärer Verhältnisse

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Von Niels Spilker. Erschienen in DISS-Journal 19 (2010) Ein viel diskutierter und aus meiner Sicht sinnvoller theoretischer Anknüpfungspunkt für die Analyse und die Kritik der gegenwärtigen Gesellschaft ist der Begriff der Gouvernementalität, wie ihn Foucault in seinen Arbeiten Ende der 1970er Jahre skizziert. (Vgl. Foucault 2004a+b) Foucault untersucht hier Machtbeziehungen unter dem Blickwinkel der Führung, als eine Art und Weise, das Handlungsfeld von Subjekten zu strukturieren und zu beeinflussen. Der Begriff der Regierung ist ein umfassender, er bezieht sich auf Institutionen und Praktiken, mittels derer Menschen ‚gelenkt‘ werden. Eine Regierungsweise umfasst als diskursives Feld, auf dem die Ausübung von Macht „rationalisiert wird“ (Thomas Lemke), Wissensformen, Machttechnologien und Subjektivierungsmodi gleichermaßen. Die Machtanalyse von Foucault in Überwachen und Strafen befasste sich mit Institutionen des Zwangs, mit Diskursen und Apparaten, die auf die Unterwerfung des Subjekts…

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Das Wissen der Leute

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Bioethik, Alltag und Macht im Internet. Rezension von Dorothee Obermann-Jeschke. Erschienen in DISS-Journal 18 (2009) Wie denken die Leute auf der Straße u. a. über Klone, Gentests und Behinderung? Diesem „Alltagswissen“ in der bioethischen Diskussion eine Öffentlichkeit zu geben, ist das Ziel des von der „Aktion Mensch“ koordinierten Internetforums „1000 Fragen zur Bioethik“. In der vorliegenden Studie „Das Wissen der Leute“ werten Anne Waldschmidt, Anne Klein und Miguel Tamayo Korte die Beiträge dieses Internetforums quantitativ und qualitativ aus. Dabei berücksichtigen sie besonders partizipationstheoretische und wissenssoziologische Aspekte. Um das umfangreiche Corpus auswerten zu können, entwickelt das Forschungsteam einen innovativen Methoden-Mix aus Qualitativer Inhaltsanalyse, grounded theory und der Interdiskurstheorie Jürgen Links. In der Vielfalt von Beiträgen expliziert es eine spezifische Diskursordnung: Im Forum haben die Beteiligten im Gegensatz zu den Spezialdiskursen der Fachwissenschaften die Möglichkeit,…

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Gesellschaftstheorie nach Marx und Foucault

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Rezension von Emel Çetin. Erschienen in DISS-Journal 18 (2009) „Das Verhältnis von Marx und Foucault wird trotz einer großen Schnittmenge an theoretischen Interessen, zahlreichen Übereinstimmungen in den analytischen Aussagen und Gemeinsamkeiten in den emanzipatorischen Zielen kaum thematisiert“, so die Redaktion der Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft. Um so wichtiger ist es zu prüfen, was Foucault zur Kritik der gegenwärtigen kapitalistischen Gesellschaft beitragen kann und wie sich mit ihm Gesellschaftstheorie, die Begriffe von Marx und die der ihm folgenden Tradition weiterentwickeln lassen, aber auch wie sich seine eigenen Analysen mit den Begriffen von Marx weiter entfalten lassen. Neben Überlegungen grundlegender Art, die das Verhältnis beider Wissenschaftler zueinander betreffen und die sich insbesondere auf Foucaults explizite Bezugnahmen auf Marx und/oder Marxismus beziehen, geht es vor allem um die Macht- und Ökonomie begriffe beider Autoren. Ist eine…

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Widerstand denken

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Michel Foucault und die Grenzen der Macht. Rezension von Regina Wamper. Erschienen in DISS-Journal 18 (2009) Vielseitig, in sich stimmig und kritisch werden Foucault’sche Widerstandskonzeptionen in dem von Daniel Hechler und Axel Philipps herausgegeben Sammelband „Widerstand denken“ diskutiert. Auf der Folie der Machtkonzeption Foucaults wird in den Beiträgen der Frage nachgegangen, wie Widerstand denkbar ist, wo er anfängt und wo er seine Grenzen findet. Ergänzt wird die gelungene, theoretische Ausarbeitung durch „Analysen von Widerständigkeiten“. Alt ist inzwischen der Anwurf gegen Foucault und andere poststrukturalistische Intellektuelle, ihre Subjekttheorien böten keinen Ort für Widerstände, keine Ausgangspunkte, keine Möglichkeiten. Ebenso alt ist die Foucaultrezeption, die seine Machttheorie übersieht und so der Diskurstheorie ihre politische und kritische Einbettung nimmt. Gegen beide Rezeptionsansätze wendet sich dieses Buch: Es wird nicht nur herausgearbeitet, dass Widerstand möglich sein kann, sondern…

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Empire. Die neue Weltordnung

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Eine Rezension von Jonas Grauel. Erschienen in DISS-Journal 10 (2002). Es gibt nur wenige Theoriewerke, die in den letzten Jahren ein so immenses Interesse hervorgerufen haben, wie “Empire” von Antonio Negri und Michael Hardt. Die Autoren verfolgen mit der universal angelegten Studie zwei Ziele: Einerseits die kritische Analyse der aktuellen Weltordnung, die als Machtnetzwerk beschrieben und “Empire” genannt wird. Andererseits sollen Widerstandsmöglichkeiten gegen das Empire ausgelotet werden – dies macht das Buch für die Linke so interessant, da es den neueren sozialen Bewegungen von Seattle bis Genua einen theoretischen Hintergrund liefert und neue Perspektiven bietet. Dabei nehmen Negri und Hardt eine Position ein, die auf den ersten Blick verwundern mag: Die neue, durch und durch kapitalistische Weltordnung wird nicht verteufelt, sondern geradezu gefeiert, da sich in ihr völlig neue Möglichkeiten für Widerstand böten.…

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Genomprojekt und Moderne

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Soziologische Analyse eines bioethischen Diskurses. Eine Rezension von Dorothee Obermann. Erschienen in DISS-Journal 10 (2002). Eineinhalb Jahre nach der Ankündigung Craig Venters, das menschliche Genom nahezu vollständig entschlüsselt zu haben, diskutieren viele Bücher die unterschiedlichen Anwendungsmöglichkeiten der Gendiagnostik. Diese soziologische Studie fragt nicht nach den Chancen und Risiken bzw. Möglichkeiten und Grenzen der Gendiagnostik. Sie untersucht die Redeweise über die Chancen und Risiken. Andreas Lösch analysiert in Anlehnung an die Machttheorie Michel Foucaults welche Wissensstrukturen diesen Redeweisen zugrunde liegen und in welche Machtstrukturen sie eingebettet sind. Aus dieser diskursanalytischen Perspektive heraus konfrontiert er seine Leserschaft mit innovativen Fragestellungen: Warum wird zwischen einer molekularbiologischen Grundlagenforschung im Labor und einer humangenetisch- medizinischen Anwendung des Laborwissens in der Gendiagnostik und -therapie unterschieden? Wie ist es möglich, vom Genomprojekt als Erkenntnis der menschlichen Natur zu sprechen und…

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Berliner Architekturen

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Von der Geschichte befreite Lust. Von Joannah Caborn, erschienen in DISS-Journal 7 (2000) Berlin hat eine neue Staatsarchitektur. Stein wird kombiniert mit Glas, die Bonner ‘Pavillons’, als Symbol der Vorläufigkeit der westdeutschen Hauptstadt sind verschwunden. Es wird nicht nur allgemein größer, höher und massiver gebaut, sondern ein Novum für die BRD ist eingetreten: Gebäude aus verschiedenen Geschichtsepochen im totalitären Baustil werden von der jetzigen Regierung benutzt. Das Wiederaufgreifen von monumentalen Elementen, die aus dem Repertoire der bescheidenen demokratischen Bonner Architektur verbannt wurden, hat heftige diskursive Kämpfe provoziert, die zur Legitimierung des neuen Baustils beitragen. Die Strategien, die dazu angewandt werden, liegen dabei in gefährlicher Nachbarschaft zu revisionistischen Argumentationen der neuen Rechten, die eine neue Geschichtsschreibung oder besser eine Geschichtstilgung propagieren. Einige Strategien dazu lassen sich ausmachen, von denen jetzt vier mediale Erzeugnisse behandelt…

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Kriminaltango

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Von Hans Uske, erschienen in DISS-Journal 1 (1998). "Nachts auf Deutschlands Straßen. Es vergeht keine Minute ohne Einbruch, Diebstahl, Vergewaltigung. Nachts auf Deutschlands Straßen. Die Täter haben nichts zu befürchten. Sie betrinken sich in ihren Kneipen, laufen offen durch die Nacht, urinieren gegen Hauswände. Nachts auf Deutschlands Straßen. Alle schweigen, doch die Wahrheit ist lange bekannt. Die Statistiken beweisen es: 85% aller Verbrechen werden von Männern begangen. Die Gefängnisse sind voll von Männern. Deutschland hat ein Männerproblem, aber niemand wagt das Tabu der Männerkriminalität anzusprechen!" Die meisten Menschen werden solche Sätze als absurd empfinden, und kaum jemand wird aus den Zahlen einen "Handlungsbedarf" herauslesen. Wenn wir aber "Männer" durch "Ausländer" oder "Jugendliche" ersetzen, verwandelt sich die Absurdität in Evidenz, und es entstehen Artikel zu "Jugendkriminalität", "Ausländerkriminalität" und, als Gipfel der Bedrohung, "Kriminalität ausländischer…

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