„Recht auf Stadt reloaded“

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Eine Rezension von Maren Wenzel. Erschienen in DISS-Journal 31 (2016) Wie beeinflussen und verändern Menschen, die nach Europa geflohen sind, die Räume, in denen sie ankommen? Die Studie Mobile Commons, Migrant Digitalies and the Right to the City wirft einen Blick auf soziale Bewegungen, die  im Dreieck der Ankunftsstädte Athen, Nikosia und Istanbul entstanden sind. Die Studie verbindet anschaulich das geteilte Gemeinwissen zwischen den Migrant*innen mit den Möglichkeiten der digitalen Medien und schließlich mit Lefebvres Konzept von Recht auf Stadt. Feldstudien, komparative Teile und theoretische Überlegungen wechseln sich ab und legen den Finger auf Potenziale, die laut der Studie die Forderung nach einem Recht auf Stadt, auch in Zeiten der Austeritätspolitik, erneuern und bestärken könnten. Die Studie beginnt mit zwei radikalen und richtigen Absagen an die Konzepte der Staatsbürger*innenschaft und der Integration. Staatsbürger*innenschaft…

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Lexikon der Vergangenheitsbewältigung

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Eine Rezension von Philipp Erdmann. Erschienen in DISS-Journal 31 (2016) Neben Aktualisierungen der bisherigen Einträge ist das Nachschlagewerk um 93 Seiten und 21 neue Artikel ergänzt worden. Beides ist dabei vor allem auf die Verlängerung des zeitlichen Horizonts der berücksichtigten Debatten und Ereignisse vom Jahr 2002 auf 2008 zurückzuführen, mit der die Herausgeber der „Unabgeschlossenheit des dokumentierten Gegenstandes Rechnung tragen“ wollen, wie sie auch schon im weiterhin vorangestellten Vorwort zur Erstauflage betonten. ((Torben Fischer/Matthias Lorenz (Hrsg.), Lexikon der Vergangenheitsbewältigung, Bielefeld 2015, S. 9.)) Darüber hinaus haben Torben Fischer und Matthias Lorenz bestehende Kapitel mit Beiträgen beispielsweise zu „Rostock-Lichtenhagen“ und der „Heidegger-Kontroverse“ oder mit dem Informations-Fenster „§175 und das unbewältigte Erbe der NS-Homosexuellenverfolgung“ ergänzt. Hinzu kommen kleinere Umgruppierungen und Neufassungen einiger Artikel. In der Regel sind die Autoren der einzelnen Einträge dabei dieselben geblieben,…

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Die „analytische Untauglichkeit“ des Extremismusbegriffs

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Eine Rezension von Michael Lausberg, erschienen in DISS-Journal 30 (2015) Das normative Extremismuskonzept wird wegen seiner Eindimensionalität der komplexen gesellschaftlich-politischen Wirklichkeit kaum gerecht. Eine neuere Untersuchung über den Wandel und die Funktion des Begriffes von 1968 bis 2001 zeigt dessen funktionale Unzulänglichkeit. Dieses Buch, das im Rahmen des Forschungsseminars „Repräsentation sozialer Ungleichheit und sozialer Konflikte“ an der TU Dresden entstanden ist, thematisiert die Extremismussemantik in der BRD und will sich „historisch-empirisch mit der konkreten Wechselseitigkeit politischer Umstände, der Funktion und dem Wandel“ des Extremismusbegriffs auseinandersetzen. Es werden seine etymologischen Wurzeln untersucht, die Evolution des Diskurses anhand signifikanter diskursiver Ereignisse zwischen 1968 und 2001 nachgezeichnet und schließlich die „analytische Untauglichkeit des Begriffs“ (14) offengelegt. Methodisch wird auf die Ansätze der kritischen Diskursanalyse Siegfried Jägers und der Normalismustheorie Jürgen Links sowie auf die historisch-semantische Herangehensweise…

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Antiziganismus zwischen Revolution und Völkerkunde

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Eine Rezension von Stefan Vennmann, erschienen in DISS-Journal 30 (2015) Wolfgang Wippermann bietet mit seinem neuen Buch Niemand ist ein Zigeuner. Zur Ächtung eines europäischen Vorurteils eine ausführliche Übersicht zum Themenkomplex des europäischen Antiziganismus an. Er stellt die Geschichte des Antiziganismus vom Mittelalter über die Aufklärungsphilosophie bis hin zur Vernichtung von Sinti_za, Rom_nija und anderen als „Zigeuner“ Stigmatisierten im Nationalsozialismus zusammenfassend dar. Er geht ein auf die verweigerte Wiedergutmachung, die antiziganistische Politik west- und osteuropäischer Staaten sowie auf den Kampf der Selbstorganisationen um Anerkennung und ergänzt seine Darstellung um eine Kritik der historischen Tsiganologie und der gegenwärtigen Antiziganismusforschung. Das Buch ist deshalb besonders interessant, weil es durch eine klar verständliche Sprache, die sich nicht in der Aneinanderreihung wissenschaftlicher Fachbegriffe verliert, auch für solche Personen lesenswert ist, die sich weder mit Antiziganismus noch mit…

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Diskursforschung: Was soll das, soll sie was?

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Von Siegfried Jäger. Erschienen in DISS-Journal 29 (2014) 1. Schritt: Rezension zu Diskursforschung. Ein interdisziplinäres Handbuch ((Der Rezensionsteil dieses Artikels ist auch erschienen in der online-Zeitschrift r:k:m. (http://www.rkm-journal.de/archives/17341, Abruf 22.5.2015) )) Das hier vorgelegte umfängliche Handbuch Diskursforschung stellt die erste Veröffentlichung der Reihe DiskursNetz im transcript Verlag dar, die von Johannes Angermuller, Eva Herschinger, Felicitas Macgilchrist, Martin Nonhoff, Martin Reisigl, Juliette Wedl, Daniel Wrana und Alexander Ziem betreut wird. Diese Autorinnen und Autoren sind Mitglieder eines Gemeinschaftsprojekts von Forschenden aus unterschiedlichen geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen, vornehmlich aus Deutschland, die sich mit dem Thema Diskurs im weitesten Sinne befassen. Und damit deutet sich bereits das Dilemma dieses Projektes an: Die hier vorgelegten rund 60 Artikel operieren mit den unterschiedlichsten Diskursbegriffen und beziehen auch solche Konzepte ein, die mit gängigen Verständnissen von Diskurs in den…

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Diskriminierung in der Fankurve

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Eine Rezension von Mark Haarfelt. Erschienen in DISS-Journal 29 (2015) Mit der Ausstellung „Tatort Stadion“, die zwischen 2001 und 2007 in zahlreichen Städten präsentiert wurde, begann ein Prozess im Fußball, der sich gegen vorherrschende diskriminierende Formen in den Fankurven richtete. Die Bilanz, so die Herausgeber, sei positiv. Seit der ersten Ausstellung wurden Projekte initiiert, die sich gegen Sexismus, Antisemitismus, Homophobie und Rassismus richten. Ignorierten Verbände und Vereine solche Aktivitäten in den 1990er Jahren noch, gab es besonders vor der WM 2006 einen erheblichen Aktionismus, um Diskriminierung aus den Stadien zu verbannen. Seit 2011 tourt „Tatort Stadion“ erneut. Auch wenn die Atmosphäre in den Stadien sich im Vergleich vor 15 Jahren deutlich geändert hat, existieren immer noch Formen von Diskriminierung und körperlicher Konfrontation, die mit der Ausstellung vom Bündnis Aktiver Fußballfans thematisiert werden. Der…

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Diskurstheorie und Kritik

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Von Nietzsches zu Foucaults Genealogie und zu Martin Saars „Genealogie als Kritik“, mit einem Blick auf die Folgen dieser philosophischen Spur für die Kritische Diskursanalyse Von Siegfried Jäger. Erschienen in DISS-Journal 28 (2014) Dass die Wahrheit nur von dieser Welt ist, macht nicht nur Michel Foucault Sorgen. Schließlich handelt es sich um das Problem aller Philosophie und des Glaubens an Gott oder Götter. Foucault zieht angesichts der Vielfalt und Heterogenität der Antworten den Schluss, es gebe nur historisch (und regional) jeweils gültige Wahrheiten, aber eben keine objektiven oder absoluten Wahrheiten. Doch stimmt das wirklich? Meint doch Foucault auch, dass die Wahrheit das wichtigste Thema all seiner Werke sei. Aber welche Wahrheit? Und in welcher Beziehung steht sie zur Macht, zu den Mächten und zum Wissen? Und mehr noch: Gibt es neben den historisch…

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„Metamorphosen des Kapitals“

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Tino Heims grundlegende Arbeit zur Weiterentwicklung kritischer Gesellschaftstheorie. Eine Rezension von Wolfgang Kastrup und Helmut Kellershohn Erschienen in DISS-Journal 27 (2014) Tino Heims Dissertation (2011, TU Dresden) erschien 2013 unter dem Titel „Metamorphosen des Kapitals. Kapitalistische Vergesellschaftung und Perspektiven einer kritischen Sozialwissenschaft nach Marx, Foucault und Bourdieu“ im Transcript-Verlag. Es handelt sich um ein Mammutwerk (674 Seiten), dessen Programm, die Theorieentwürfe dreier Klassiker in Beziehung zu setzen, um die Analyse der Veränderungsprozesse des modernen Kapitalismus zu ermöglichen, hier nur knapp angedeutet werden kann. Es handelt sich mehr um eine Empfehlung an potenzielle LeserInnen, die gewaltige Leistung Tino Heims durch die Lektüre seines Werkes sich zu Nutze zu machen. Ausgehend von einer Kritik des oberflächlichen, zumeist moralisierenden Rekurses auf den Kapitalismusbegriff im Rahmen medialer und wissenschaftlicher Verarbeitungen der jüngsten Finanzkrisen stellt sich Heim die…

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Radikaler Antisemitismus

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Wo Luhmann und Adorno sich gute Nacht sagen. Eine Rezension von Felix Kronau. Erschienen in DISS-Journal 27 (2014) In ihrer Promotionsschrift von 2009 begibt sich Claudia Globisch auf die Suche nach der Semantik des Antisemitismus im radikal linken und rechten Spektrum. Sie eröffnet diese mit einem Zitat aus Elemente des Antisemitismus und dem adornitischen Postulat, das Fortleben des Faschismus in der Demokratie sei weitaus gefährlicher als dessen Wirken gegen die Demokratie. Ausgangspunkt ihrer Analyse ist jedoch nicht die Kritische Theorie der Frankfurter Schule, sondern eine an Klaus Holz anschließende Kritik der aktuellen Antisemitismusforschung. Diese nimmt folgende Defizite in den Blick:  Der Antisemitismusbegriff variiere erheblich, eine spezifische Analyse entlang politischer Spektren sowie des systematischen Selbst- und Fremdbilds abseits von Stereotypkonstruktionen werde vernachlässigt und das Phänomen Antisemitismus werde als eine rassistische Reaktion oder eine Anhäufung…

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Im Dienst der neoliberalistischen Gouvernementalität

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Eine Rezension von Siegfried Jäger, veröffentlicht im DISS-Journal 26 (2013) Dieses Buch, eine Dissertation an der Universität Basel, will viel und erreicht auch viel. Es ist – auf den ersten Blick - eine Wissenschaftskritik, die sich die gesamte Soziologie zum Gegenstand macht und zudem die aktuelle neoliberale Sozialpolitik und ihre politische Rhetorik. Aktuelle Soziologie ist demnach in Wirklichkeit nur para, das heißt: sie liegt völlig daneben, verfehlt ihren Gegenstand: die moderne Gesellschaft. Sie stützt sich dabei auf einige Erzväter, die nichts anderes sind als Gesundbeter des Denksystems des Neoliberalismus und sich vor jeglicher Kritik des Kapitalismus drücken. ((Mayerhauser orientiert sich mit dem Begriff des Liberalistischen an Adorno, Minima Moralia, um das missverständliche „liberal“ zu dekonstruieren.)) Sie sind daher auch Neoliberalisten, die - grob gesagt – nichts anderes im Sinn haben, als den Kapitalismus…

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