„Migrantenkinder“ und „Wir“

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Der erziehungswissenschaftliche Diskurs über den Nationalsozialismus als Lerngegenstand in der Einwanderungsgesellschaft ((Zusammenfassung aus der im November 2014 erscheinenden Dissertation: Rosa Fava: Die Neuausrichtung der Erziehung nach Auschwitz in der Einwanderungsgesellschaft. Eine rassismuskritische Diskursanalyse, Berlin 2014: Metropol-Verlag. )) Von Rosa Fava. Erschienen in DISS-Journal 28 (2014) „Besonders von Kindern mit Migrationshintergrund hören Lehrer [beim Thema Holocaust; d.Vf.] oft die Frage: „Was habe ich damit zu tun?“ Weil sie oder ihre Familie aus anderen Ländern kommen, fühlen sie sich von diesem Teil der Geschichte noch weniger betroffen als ihre Klassenkameraden.“ (Wiesenhütter/Herzog 2014) Äußerungen wie diese, die Desinteresse von „Kindern mit Migrationshintergrund“ gegenüber dem Holocaust markieren, prägen seit Ende der 1990er Jahre den erziehungswissenschaftlichen Diskurs, der das Verhältnis von Einwandererkindern zum Nationalsozialismus und Holocaust als Lerngegenstand thematisiert. Bevorzugt an Gedenktagen finden sich auch immer wieder Zeitungsartikel…

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Der NSU-Komplex

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Von Juliane Karakayalı. Erschienen in DISS-Journal 28 (2014) Die wissenschaftliche Beforschung des NSU-Komplexes bleibt auch drei Jahre nach seiner Enttarnung nahezu aus. Notwendig ist eine Analyse der gesellschaftlichen Bedingungen, die den NSU ermöglichten. Der folgende Beitrag folgt dieser Perspektive, indem er die Taten des NSU mit den Debatten und Politiken um Migration in den 2000er Jahren kontextualisiert. Von 1955 bis 1973 war das deutsche Migrationsregime geprägt durch die Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte über das sogenannte Gastarbeiter-Rotationssystem. Diese Strategie einer flexiblen Mobilisierung von Arbeitskräften ging allerdings nicht auf: Nach der Verhängung des Anwerbestopps von 1973 stieg über Jahre hinweg die Zahl der nach Deutschland Einwandernden, weil viele Arbeitsmigranten sich fürs Bleiben entschieden und ihre Familien nachholten. Das änderte nichts am politischen Selbstverständnis Deutschlands, kein Einwanderungsland zu sein. Jahrzehntelang stellte die Staatsangehörigkeit in Deutschland das Kriterium…

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Umkämpfte Räume

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Eine Rezension von Siegfried Jäger. Erschienen in DISS-Journal 24 (2012) Das Doppelheft befasst sich mit Räumen der Dritten Welt und wartet mit einer Fülle von Einzelfallanalysen auf, mit „umkämpften Räumen“ in Afghanistan, Indien, dem Norden Finnlands, Juba (Südsudan), Kolumbien, der Somali- und der Puntlandregion (Äthiopien), den Städten der EU, sowie im transnationalen Raum zwischen Michoacán (Mexiko) und Chicago (USA). Das Thema zwingt gleichsam dazu, sich auf die vielfältigen sog. spatial turns zu beziehen, die, von radikalen Geographen der USA ausgehend, seit den späten 80er Jahren die Kulturwissenschaften bewegen und sich auf Carl Schmitt bis Foucault und besonders Agamben beziehen. Ausgangspunkt des voluminösen Heftes: Alle reden vom Raum, und Räume sind umkämpft. Benedict Korf und Conrad Schetter vergleichen die Konzepte des Raumphilosophen und theologischen Apokalyptikers Carl Schmitt, in dessen Denken ausführlich eingeführt wird, mit…

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Interkultur

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Eine Rezension von Emel Cetin. Erschienen in DISS-Journal 20 (2010) Eine Giraffe lädt einen Elefanten in ihr Haus ein. Natürlich ist dieses Haus perfekt auf die Bedürfnisse der Giraffe zugeschnitten, doch für den Elefanten erweist sich schon der Eintritt als mühseliger Akt. Die Tür ist viel zu schmal für das breite Tier. Einmal im Haus angekommen, halten die Treppen seinem Gewicht nicht stand, auch die Wände reißt er ein. Daraufhin empfiehlt die Giraffe dem Elefanten eine Abmagerungskur. Der Elefant dagegen ist der Ansicht, das Haus müsse umgebaut werden. Liest man diese Geschichte aus integrationspolitischer Perspektive, manifestiert sich hier die Hauptthese von Mark Terkessidis: „Integration“ kann nicht durch individuelle Anpassungsleistungen entstehen, sondern durch einen radikalen „Umbau“ der Institutionen. Dies erfordere eine Anerkennung der Vielfalt und Heterogenität des Zusammenlebens in Deutschland. An dem Konzept und…

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Islambilder zwischen Kulturalismus und Grundlagenkritik

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Rezension von Hannah Schultes. Erschienen in DISS-Journal 20 (2010) Fast 60 Wissenschaftlerinnen haben sich in zwei Sammelbänden mit den Titeln „Islamfeindlichkeit“ und „Islamverherrlichung“ mit antimuslimischem Rassismus, aber auch mit theologischen und alltagspraktischen Fragen muslimischen Lebens in Deutschland auseinandergesetzt. Der erste Band „Islamfeindlichkeit. Wenn die Grenzen der Kritik verschwimmen“ konzentriert sich auf die möglichen Ursprünge gegenwärtiger Vorurteilsstrukturen. Die Autorinnen nehmen zunächst eine Analyse des Feindbildes Islam in Kirche, Literatur, Geschichtsschreibung, Medien und in den internationalen Beziehungen vor und liefern damit einen Überblick über das historische und disziplinäre Spektrum von Islamfeindlichkeit in Europa. Im zweiten Kapitel des Bandes werden antimuslimische Einstellungen in der deutschen Bevölkerung empirisch belegt und aktuelle Fälle wie Islam-Bashing im Internet (Markus Gerhold) oder der Umgang mit orthodoxen Positionen und Alltagskonflikten in Schulen (Yasemin Karakaşoğlu) thematisiert. Dabei wird die Konstruktion von Islambildern…

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Demokratie statt Integration

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Erschienen in DISS-Journal 20 (2010) Die folgende Stellungnahme zur derzeitigen Integrationsdebatte wurde vom Netzwerk Kritische Migrations- und Grenzregimeforschung initiiert. Sie wurde von über 400 Personen erstunterzeichnet und am Freitag, den 1. Oktober 2010 unter dem Titel Nein zur Ausgrenzung in der tageszeitung veröffentlicht. Ende Oktober 2010 hatten sich über 3.000 Personen dieser Stellungnahme angeschlossen. Die Bundesbank ist Thilo Sarrazin los. Damit ist die Geschichte aber längst nicht vorbei. Denn beunruhigend sind nicht allein die populistischen Thesen dieses Bankiers, beunruhigend ist vielmehr die Plausibilität, die seinen Ausführungen zugestanden wird. Eine erstaunliche Anzahl von PolitikerInnen, WissenschaftlerInnen und MeinungsmacherInnen sind sich einig: Der Sarrazin’sche Biologismus hat zwar in Deutschland einen besonderen Hautgout, im Kern aber habe der Mann doch Recht. Nicht wenige feiern den ehemaligen Finanzsenator Berlins als Tabubrecher mit visionärem Blick für Deutschlands Zukunft. Wir…

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Migration und Alter

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Von Eva Kaewnetara und Hans Uske. Erschienen in DISS-Journal 8 (2001). ((Der Artikel ist entstanden im Rahmen des von der EU und dem Land NRW geförderten QUATRO-Projektes „Älter werden in Deutschland“, in dem es um die Entwicklung und Erprobung von interkulturellen Qualifizierungskonzepten für Beschäftigte der Altenpflege geht. Das Projekt ist eine Kooperation zwischen dem Berufsfortbildungswerk des DGB (bfw) Wuppertal und dem Rhein-Ruhr-Institut (RISP) an der Uni Duisburg. Zu den Projektergebnissen siehe auch das gleichnamige Buch, das im DISS erschienen ist. (Kaewnetara / Uske: Migration und Alter. Auf dem Weg zu einer kultur-kompetenten Altenarbeit. Duisburg 2001: DISS)) Seit den 80er Jahren wird in Teilen der Fachöffentlichkeit (vor allem innerhalb der Migrationssozialarbeit) darüber diskutiert, was es für die Gesellschaft und das Altenhilfesystem bedeutet, wenn die Generation der „Gastarbeiter“ ins Rentenalter kommt. In den 90er Jahren…

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Das Boot ist leer

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Konturen einer künftigen Migrationspolitik. Von Hans Uske, erschienen in DISS-Journal 6 (2000) Immer wenn die Union am Boden liegt, greift sie zu ihrer Wunderwaffe, der „Fremdenfurcht“. Mehrere Asylwahlkämpfe der 80er und 90er Jahre haben so funktioniert, und auch die Kampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft endete in einem glänzenden, nicht mehr für möglich gehaltenen Unionssieg. Diesmal sollte „der Inder“ die Dinge richten. Raus aus dem Spendensumpf, rein in den Rassismus: Kinder statt Inder. Heraus kam eine „lahme Kampagne“ (FOCUS), die der Union offenbar mehr geschadet als genutzt hat. Keine vollen Boote auf Titelseiten, keine „Ströme“, die nach Deutschland fließen, keine besorgten Kommentare, die „Dämme“ dagegen errichten wollen, und keine mobilisierten Menschenmassen. Statt dessen Prügel von allen Seiten: Die Aktion sei „unmöglich“ (Industrieverbandschef Henkel), „undurchdacht und erbärmlich populistisch“ (Arbeitgeber-Präsident Hundt), Rüttgers sei „nicht politiktauglich“ (FAZ),…

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Der Diskurs der Elite

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Seine Funktion für die Reproduktion des Rassismus. Von Teun A. van Dijk. Mit einem Vorwort von Siegfried Jäger. Zuerst erschienen als DISS-Text Nr. 14 ((pad - Pädagogische Arbeitsstelle, Dortmund 1991 ISBN 3-88515-123-5)) Nachrichten in der Presse, Politikerreden, wissenschaftliche Texte, Schulbücher und Alltagsgespräche spielen eine wichtige Rolle für die massenhafte Verbreitung und Stabilisierung rassistischen Denkens. Da die Eliten besonders leichten Zugang zu den Medien haben, sind sie auch im Allgemeinen diejenigen, die für die (manchmal subtile und indirekte) »Vorformulierung« von Rassismus verantwortlich sind. Mit Hilfe der Massenmedien verbreitet sich dieser »Rassismus der Eliten« in der Bevölkerung, wird in populärere Formen umformuliert, die dann in ihren besonderen sozialen, ökonomischen und kulturellen Kontexten Wirkung entfalten können. Vorwort Der Diskurs des Rassismus ist für die Bundesrepublik Deutschland bisher nur in gewissen Ausschnitten untersucht worden, ((Vgl. z.B. die…

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