Jobst Paul: Nature vs Nurture

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Jobst Paul Nature vs Nurture. Zu den rassistischen Aporien in Tahar Ben Jelloun’s Papa, was ist ein Fremder?(1998) Überlegungen zur Binarismus-Analyse Im Zentrum des preisgekrönten anti-rassistischen Aufklärungsbuchs Papa, was ist ein Fremder? (1998) des Autors Tahar Ben Jelloun steht die Frage Woher weiß ich, wann eine Äußerung rassistisch ist und wann nicht? Es ist Ben Jelloun’s Tochter Mérièm, die diese Frage in einem langen Gespräch über Rassismus und Stigmatisierung an ihren Vater richtet. Oder genau genommen, die mit dieser Frage den Vater an dessen Vorhaben und Versprechen erinnern möchte, auf diese Frage eine klare, verständliche Antwort zu geben. Als das kleine Werk 1998 (auf Deutsch 1999) erschien, waren die Reaktionen von einer tiefen Anerkennung des Engagements Jelloun’s geprägt und selbstverständlich von seiner Kompetenz als Literat und auch als Betroffener, sich zum Thema zu…

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Terrorismus und Gehorsam

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Eine Rezension von Jobst Paul. ((Ich stütze mich auf die H-Net-Rezension von Mohammed M. Hafez (Naval Postgra­duate School) unter https://www.h-net. org/reviews/showrev.php?id=50115.)) Erschienen in DISS-Journal 36 (2018) Bereits im Jahr 2004 legte der Psychiater und frühere CIA-Beamte Marc Sageman – damals zu Al-Qaeda ((Marc Sageman: Understanding Terror Net­works. Philadelphia: University of Pennsylva­nia Press 2004.)) – eine Studie zum Phänomen des Terrorismus vor, wobei er spekulative Erklärungsansätze durch ver­gleichende empirische Analysen größe­rer Fallzahlen ersetzte. In seinem neuen Werk Turning to Political Violence: The Emergence of Terrorism weitet Sageman diese quantitativ-vergleichende Methodik aus, um zwei Fragen im Zusammenhang zu beantworten: Wie entsteht Terroris­mus? Und: Wie entstehen Terroristen? Dazu zieht Sageman einerseits die weit zurückreichende Geschichte und vie­le unterschiedliche geografische Schau­plätze heran, andererseits aber auch Tagebücher, Memoiren und Berichte, um die Perspektive der Täter zu rekonstru­ieren. Damit…

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Moralische Verletzung als moralische Macht

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Eine Rezension von Jobst Paul. ((Ich stütze mich auf die H-Net-Rezension des Werks von Titus Firmin (University of New Orleans) unter https://www.h-net. org/reviews/showrev.php?id=51172.)) Erschienen in DISS_Journal 36 (2018) Mit ihrem Werk Moral „Injury and Nonviolent Resistance: Breaking the Cycle of Violence in the Military and Behind Bars“ legen Alice and Staughton Lynd weniger eine Summe ihres lebenslangen Engagements vor. Eher beschreiben sie eine einzelne Indikation, die ihnen während ihrer Arbeit für soziale und Bürgerrechte, in der Antikriegs- und Verweige­rerbewegung, in der Gefängnisreform- und Arbeiterbewegung immer wieder als zentrales Phänomen begegnet ist. Auch unter Rückgriff auf die klinische, aber auch philosophische und theologische Fachliteratur bezeichnen sie dieses Phänomen als ‚moral injury‘. Gemeint sind die psychischen Folgen, die Menschen erleiden, wenn sie etwas ge­tan, beobachtet oder nicht verhindert ha­ben, was ihre tiefsten Moralvorstellungen verletzte und…

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Der NS – ein Kulturbruch?

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Eine weiterhin bange Frage Eine Rezension von Jobst Paul. ((ch stütze mich auf die Rezension von Jennifer Gramer (University of Wisconsin-Madison), vgl. https://www.h-net.org/reviews/showrev.php?id=51656.)) Erschienen in DISS-Journal 36 (2018) Zwischen 1938 und 1941 wurde die Wanderausstellung Entartete Kunst, die in den ersten sechs Monaten bereits eine Million Besucher auf sich zog, von München aus in 12 anderen Städten gezeigt. Doch muss der NS-Kunst- und Kulturpolitik klar gewesen sein, dass diese Demonstration der Herabsetzung von ‚Nicht-Kunst‘ nicht funktionieren konnte ohne eine gleichzeitige Demonstration dessen, was künftig als hohe NS-Kunst zu gelten habe. Dazu diente eine Parallelausstellung im Haus der Deutschen Kunst, in der 1938 900 von der NS-Kunstpolitik als ‚neue deutsche Kunst‘ apostrophierte Exponate gezeigt wurden. DamErstellenit etablierte die NS-Propaganda eine weitgehend bis heute etablierte Trennung, die es dem deutschen Kulturverständnis nach 1945 ermöglichte, nun…

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Hütchenspiele der AfD im NRW-Landtag

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Eine DISS-Arbeitsgruppe untersucht rhetorische Strategien von AfD-RednerInnen. Von Jobst Paul. Erschienen in DISS-Journal 36 (2018) Schon 2013 beschrieb der Bonner Politikwissenschaftler Frank Decker die Strategie der AfD als Versuch, ihre Politik und ihre Rhetorik der Un­gleichheit in ein bürgerliches Image zu verpacken. Der weitere Erfolg der Par­tei hänge dann, so die These von Jan Ackermann im Anschluss an Decker, davon ab, ob sie weiterhin der Öffent­lichkeit ein bürgerlich-liberales Bild präsentieren könne, „während gleich­zeitig andere Parteimitglieder rechts­populistische Positionen und Rhetori­ken bedienen“. ((Jan Ackermann: Der (Rechts-)Populismus und die AfD. Zum extremismustheoretischen Verständnis des (Rechts-)Populismus bei Franz Decker, in: DISS-Journal 29/2015, 9; Frank Decker: Das Parteiensystem vor und nach der Bundestagswahl 2013, in: Zeit­schrift für Staats- und Europawissenschaften 3, 323-342. )) In einer vorläufigen Sondierung hat nun eine Arbeitsgruppe am DISS (Janina Rott, Jobst Paul) den…

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Christliche Männlichkeit und jüdische Erfahrung

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Von Jobst Paul, erschienen in DISS-Journal 35 (2018) ((Ich stütze mich auf die Rezension von Jennifer Caplan (Towson University) [https://www.h-net.org/reviews/showrev. php?id=50827][accessed 28.05.2018] )) Wie hängen jüdische Identität, Männlichkeit und Amerika zusammen? Sarah Imhoff legt in ihrer mehrdimensionalen und daher komplexen Untersuchung Masculinity and the Making of American Judaism die knappe Periode zwischen 1900 und 1924 zugrunde. Ausgangspunkt Imhoffs ist die von der christlichen Mehrheitsgesellschaft in den USA zu Beginn des 20. Jahrhunderts gesetzte, rassistisch unterlegte Rollenvorstellung des (weißen, christlichen) ‚Mannes‘ als eines einsamen, selbstbeherrschten, in die Wildnis ausschweifenden Wolfs. In welcher Weise haben jüdische Männer, denen zugeschrieben wurde, dieser Rollenerwartung grundsätzlich nicht entsprechen zu können, auf sie reagiert? Im Hauptteil ihrer Arbeit antwortet Imhoff auf diese Frage mit einer Fülle von Fallstudien, die gerade angesichts unterschiedlichster jüdischer Entwürfe von Männlichkeit die Widersprüchlichkeit des…

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Die USA als carcereal state –

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oder: Rassismus als flexible diskursive Ressource Rezension von Jobst Paul, erschienen in DISS-Journal 35 (2018) ((Ich stütze mich auf die Rezension von Brandon T. Jett (Rollins College), http://www.hnet.org/reviews/showrev.php?id=50327 [accessed 29.05.2018]. )) Gibt es einen nachweisbaren Zusammenhang zwischen Rassismus und dem Status der USA als Gefängnisstaat (carcereal state)? Wollte das weiße Amerika mit der Null-Toleranz-Strategie die Errungenschaften der Civil-Rights-Bewegung aushebeln? James Forman Jr., ein früherer Pflichtverteidiger und nun Yale-Rechtsprofessor, nähert sich in Locking Up Our Own: Crime and Punishment in Black America dem Thema der heutigen Masseneinkerkerung vor allem von schwarzen US-Bürgern mit Erfahrungen aus erster Hand und mit Zugang zu authentischen Quellen. Mit Blick auf die Entwicklung vor allem in Washington DC von 1970 bis heute verweist er auf einen komplexen diskursiven Prozess, in dessen Zentrum die umstrittene Tatsache steht, dass viele schwarze…

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Restriktion, Abwehr, Umschreiben: Kohls Angst vor der Geschichte

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Von Jobst Paul, erschienen in DISS-Journal 35 (2018) Jacob S. Eder, Holocaust Angst: The Federal Republic of Germany and American Holocaust Memory since the 1970s. Oxford: Oxford University Press, 2016. 320 pp. $ 35.00. ((Ich stütze mich auf die Rezension von Deborah Barton (Université de Montréal) [https://www.h-net.org/reviews/showrev. php?id=50061]. Vgl. auch Jacob S. Eder, What West Germany Got Wrong About the U.S. Holocaust Memorial Museum. In: TIME. )) Der Jenaer Historiker Jacob S. Eder arbeitet ein in Deutschland eher undeutlich wahrgenommenes Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte auf, nämlich die Reaktion der politischen Eliten Westdeutschlands, und insbesondere der Regierung Kohl, auf die Aufarbeitung des Holocaust und des NS in den USA. Zweifellos wurde Westdeutschland vom wissenschaftlichen, medialen und publizistischen Aufbruch überrascht, der sich zu Beginn der 1970er Jahre in der USA abzeichnete. Überlebende des Holocaust meldeten…

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Stigmatisierung als flexible ökonomische Ressource

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von Jobst Paul, erschienen in DISS-Journal 35 (2018) Flora Cassen Marking the Jews in Renaissance Italy: Politics, Religion, and the Power of Symbols. Cambridge: Cambridge University Press, 2017. 300 pp. $99.99 (cloth), ISBN 978-1-107-17543-3. ((Ich stütze mich auf die Rezension von Cornelia Aust (Leibniz Institute of European History), https://www.h-net.org/reviews/showrev. php?id=51007 [accessed 29.05.2018] )) Was ursprünglich vom römischen Lateralkonzil von 1215 ausging und was das Naziregime 1939 bzw. 1941 mit technokratischem Zynismus aufgriff, breitete sich als Praxis, ob nun über gelbe Hüte oder gelbe Stoffmarken, auch in den italienischen Städten der Renaissance aus  – die öffentliche Markierung von Juden. In ihrer Untersuchung Marking the Jews in Renaissance Italy: Politics, Religion, and the Power of Symbols versucht Flora Cassen, das soziale Geschehen dieser Exklusion in konkreten Kontexten, d.h. anhand von Archiven und Aufzeichnungen zu dokumentieren.…

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