[1] Z.B. um 1960: Struktur- und Modernisierungs-Großprojekte; nach 1970: Hilfe zur Selbsthilfe; nach 1980: sozial-kulturell verträgliche Projekte; nach 1990: Projekte zur Förderung von Demokratie und Entwicklung.

[2] Die Kampagne "Ein Tag für Afrika" von 1985 scheint in einer verblüffenden Kontinuität zu dem hier beschriebenen historischen Ereignis zu stehen.

[3] Der Begriff "Schutzgebiet" wurde eigens von Bismarck erfunden, um die neuen überseeischen Interessens-Gebiete noch nicht "Kolonien" zu nennen.

[4] "1884 trafen sie in Berlin zusammen und erklärten: Warum sollten wir einander bekämpfen? Das sind doch bloß Tiere - laßt sie uns aufteilen. Warum sollten wir - als zivilisierte Menschen - wegen dieser unzivilisierten Menschen kämpfen und sterben? Laßt sie uns einfach aufteilen. Da nahmen sie eine Landkarte von Afrika und teilten uns. Sie zogen Linien, wo sie wollten. So wurden wir geteilt."

[5] "Gott will es" und das Nachfolgeblatt "Kreuz und Schwert" (ab 1893), (beide wurden in Münster verlegt) vertraten bis über die Jahrhundertwende hinaus den Gedanken eines Zusammengehens von Politik und Mission zur Erziehung der Neger zum christlichen Untertan ("Labora et ora"). Ab 1897 erschien "Kreuz und Schwert" mit einem neuen Titelblatt: links ein taufender Missionar, rechts ein Soldat der Schutztruppe mit Fahne und Schwert. 1895 hatte "Kreuz und Schwert" 10.000 Abonnenten. Die Bedeutung des Blattes - wie überhaupt der ganzen katholischen Missionspropaganda bei der Durchsetzung blutrünstiger und süßlicher Klischees über Afrikaner, Araber und weiße Missionare ist nicht zu unterschätzen.

[6] Vor allem die katholische Mission der Benediktiner profitierte in Ost-Afrika von den Quasi-Leibeigenen, die sie sich durch Freikauf von ehemaligen Sklaven (vor allem Kinder) erwarb. Lief ein Leibeigener weg - bevor er seine Schuld abgezahlt hatte - und das konnte er lebenslang nicht schaffen - dann half die Schutztruppe, ihn wieder einzufangen.

[7] Das propagandistische Wirken von Fabri und anderen (z.B. Ittameyer in Bayern) führte in der Folgezeit dazu, daß in Deutschland und in den Kolonien Mission und Kolonialpolitik immer enger zu einer Symbiose zusammenwuchsen, so wie es der Nachfolger Bismarcks Caprivi am 12. 5. 1890 im Reichstag formulierte: "Wir müssen zunächst einzelne Stationen im Inneren schaffen, von denen aus der Missionar, so gut wie der Kaufmann wirken kann; und die Flinte und die Bibel müssen hier miteinander wirken ...".

[8] Das Gedicht ist Teil des Bilderbuches mit dem bezeichnenden Titel, Die große Kiste oder "Was uns die Kolonien bringen". von Max Möller mit Bildern von O. H. W. Hadank. Charlottenburg 1910.

[9] Vgl. Sadji 1985. Dies Buch leidet etwas an der Verharmlosung der kolonialen und postkolonialen rassistischen Wahrnehmung in Deutschland (vgl. auch Benninghoff-Lühl 1983; Stein 1972).

[10] Am 5. Dezember 1905 wurde in Dualla (Kamerun) gegen einige Chiefs Urteile von 3-9 Jahren Kettenhaft gefällt. Ihr "Verbrechen": Sie hatten sich in einem Brief, am Gouverneur vorbei, direkt an den deutschen Reichstag gewandt. Dieser hatte natürlich nicht geantwortet. Auch die sozialdemokratische Fraktion hatte sich nicht um eine Antwort bemüht. Nach: Norddeutsches Volksblatt, 13. Januar 1906. Erst Noske bemühte sich um fundierte Kenntnisse über die Kolonialgebiete.

[11] Schon die völlig unreflektierte Übernahme der Sprache der Imperialisten verweist auf die Fremdheit der Sozialdemokratie gegenüber den Emanzipationsinteressen der kolonialisierten Völker.

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